| Titel: | Ueber die Fuchs'sche Eisenprobe. Von Dr. Julius Löwe in Frankfurt a. M. und Chr. R. König, Assistent am I. Univ.-Laboratorium zu Leipzig. | 
| Fundstelle: | Band 147, Jahrgang 1858, Nr. XXXIII., S. 114 | 
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                        XXXIII.
                        Ueber die Fuchs'sche
                           Eisenprobe. Von Dr. Julius Löwe in Frankfurt a. M. und Chr.
                           R. König, Assistent am I. Univ.-Laboratorium zu
                           Leipzig.
                        Aus dem Journal für praktische Chemie, Bd. LXXII
                              S. 28 u. 36.
                        Ueber die Fuchs'sche Eisenprobe.
                        
                     
                        
                           I. Versuche von Jul. Löwe.
                           Hr. Dr. J. Löwe nimmt in unserer Quelle die Fuchs'sche Eisenprobe gegenüber den Resultaten in Schuh,
                              welche Hr. Dr. Ed. Ebermayer
                              in der letzten Zeit veröffentlicht hat; durch fünf sorgfältig durchgeführte
                              Versuchsreihen weist er nach, daß bei getreuer Erfüllung aller der von Fuchs seiner
                              Zeit angegebenen BedingungenPolytechn. Journal Bd. LXXIII S. 36 und Bd. LXXV S. 311. – Gesammelte
                                    Schriften des Joh. Nep. v. Fuchs (München 1856)
                                    S. 221 und 229., ein vollkommen genügender Erfolg stets zu erwarten steht, und daß diese
                              Eisenprobe eine Genauigkeit gewährt, wie sie für die Praxis selten verlangt wird.
                              Wir lassen nun die von Löwe gegebene genaue Beschreibung
                              des Verfahrens folgen, bei welcher als Substanz, worin das Eisen bestimmt werden
                              soll, beispielsweise ein Eisenstein vorausgesetzt ist.
                           Ausführung der Methode. – Das fein gepulverte,
                              getrocknete oder geglühte und abgewogene Eisenerz schüttet man in ein Kölbchen mit
                              langem Halse, welches einen Rauminhalt von
                              450–500 Kubikcentimetern hat. Je nach dem äußeren Ansehen, dem Gewicht u.s.w.
                              des zu prüfenden Eisensteines kann man die zur Analyse anzuwendende Gewichtsmenge
                              bald kleiner, bald größer nehmen; die Uebung in dieser Beziehung trifft leicht die
                              Entscheidung. Von besseren Sorten nimmt man 1–1,5 Grm., von schlechteren
                              2–3 Grm. Man übergießt die genommene Probe mit starker Salzsäure und spült
                              mit dieser die vielleicht an dem Halse des Kölbchens beim Einschütten hängen
                              gebliebenen Theilchen herunter. Auf dem Sandbade oder Drahtnetze erhitzt man nun mittelst der
                              Spiritus- oder Gaslampe den Inhalt des Kölbchens bis nahe zum Siedepunkt der
                              Säure, und trägt darauf in kleinen Antheilen reines chlorsaures Kali ein, bis keine
                              Farbenveränderung der Flüssigkeit mehr eintritt und sie deutlich nach Chlor riecht.
                              Bei Ausführung dieser Operation gibt man dem Kölbchen eine schiefe Lage, damit die
                              durch das Aufschäumen der Flüssigkeit emporgerissenen Theilchen derselben an den
                              Bauch und nicht an den Hals des Gefäßes spritzen. Körnchen von chlorsaurem Kali,
                              welche an dem Halse des Kölbchens haften, spült man mit etwas Salzsäure ab. Mit
                              kleiner Flamme erwärmt man die Lösung nun so lange, bis kein Geruch nach Chlorgas
                              mehr zu bemerken ist und die Probe sich, bis auf einen weißen Rückstand von
                              Kieselsäure, vollständig gelöst hat (durch Salzsäure nicht zersetzbare Eisensteine
                              müssen natürlich erst durch Aufschließung in den durch Säuren zersetzbaren Zustand
                              übergeführt werden). Man verdünnt darauf die saure Lösung mit destillirtem Wasser,
                              so daß das Kölbchen bis nahe zur Hälfte damit gefüllt ist, und schließt letzteres
                              mit einem gut passenden fehlerfreien Korke, durch dessen Mitte eine 10 Zoll lange,
                              oben und unten offene, nicht zu enge Glasröhre fest eingesteckt ist. Man gibt dem
                              Kölbchen eine schiefe Lage und erhitzt es so lange, daß dessen Flüssigkeit mindestens 1/4 Stunde lang in nicht zu heftigem Kochen
                              gewesen ist, um so Gewißheit zu erlangen, daß jede Spur von Chlorgas oder Luft, die
                              in dem nachgefüllten Wasser, wie in dem Räume des halbgefüllten Kölbchens enthalten
                              war, vollständig durch die entweichenden Wasserdämpfe ausgetrieben ist. Um zu
                              verhüten, daß die Eisenauflösung mit dem Korke des Kölbchens in Berührung kommt,
                              wählt man ein Kölbchen mit langem Halse und gibt ihm während des Kochens der Lösung
                              eine schiefe Stellung, damit die aufspritzenden Theilchen der Flüssigkeit an dessen
                              Bauch und nicht in den Hals spritzen. Während die Lösung kocht, öffnet man den Kork des Kölbchens nach genannter abgelaufener Zeit
                              und senkt einen Streifen blanken reinen Kupferblechs, welcher an einem dünnen
                              Platindraht befestigt ist, in die Lösung langsam ein. Mit dem zum Verschlusse
                              dienenden Korke hängt man ihn erst im Halse des Kölchens auf, damit er sich
                              vorwärmt, weil sonst leicht die Flüssigkeit emporspritzt. Dann erst öffnet man den
                              Kork wieder und läßt den Streifen von metallischem Kupfer bis auf den Boden des
                              Kölbchens horizontal nieder, so daß ihn die ganze Flüssigkeit bedeckt, dreht den
                              Kork fest ein, stellt das Kölbchen wieder schief und trägt Sorge, daß die das
                              Kupferblech überlagernde Eisenlösung nie bei dieser
                              Manipulation aus dem Sieden kommt. Das Kochen muß langsam und nicht zu heftig seyn;
                              kommt die Flüssigkeit nur kurze Zeit aus dem Sieden und wehren die entweichenden
                              Wasserdämpfe der Luft nicht mehr den Zutritt zu der schon theilweise reducirten Eisenlösung, so oxydirt
                              sich dieselbe ungemein schnell und die Bestimmung fällt, je nach der Dauer des
                              Luftzutrittes, um eine größere oder kleinere Zahl zu hoch aus. Zu den Analysen des
                              Verfassers wog der zur Reduction dienende Kupferstreifen 5–6 Grm. Der
                              Verfasser nimmt dazu galvanisch ausgefälltes Kupferblech und schneidet es so zu, daß
                              es als schmaler Streifen gerade in den Hals des Kölbchens paßt und seine Länge den
                              Durchmesser des Bodens vom Gefäße hat. Mit Sandpapier wird es ganz blank gescheuert
                              und dann erst gewogen und mit dem Platindrahte verbunden. Dieses galvanisch
                              ausgefällte Kupfer ist durch Einführung der Galvanoplastik leicht in der hierzu
                              nöthigen Menge zu bekommen; es hat den großen Vortheil, daß es unter der sauren
                              Lösung, selbst wenn das Kochen beendigt und die Eisenflüssigkeit vollständig
                              reducirt ist, seine schöne hellrothe Farbe behält. Der anfängliche Glanz, welchen
                              der Kupferstreifen durch das Scheuern erhielt, weicht einem matten Aeußeren, ohne
                              daß hier der schwarze matte Ueberzug je bemerkt wurde, welcher sich bei gegossenem
                              Kupfer dem Verf. stets zeigte. Gerade diese Eigenschaft macht das galvanische Kupfer
                              für diese Methode besonders schätzbar, indem, wie sich später ergeben wird, sich der
                              nach der Operation des Kochens aus der Lösung genommene und abgewaschene
                              Kupferstreifen zwischen Fließpapier ohne besondere Sorgfalt abtrocknen läßt. Zwei
                              solche für mehrere Reductionen gedient habende Kupferbleche zeigten, nur leicht in
                              Fließpapier eingeschlagen, nach 24 Stunden nicht die geringste Gewichtszunahme.
                           Als der Verfasser sich galvanisch ausgefälltes Kupfer umschmolz und den erhaltenen
                              Kupferregulus zu dünnem Blech auswalzen ließ, bekamen die zu den Versuchen dienenden
                              Streifen auf ihrer Oberfläche wieder den bekannten schwarzen Anflug; also scheint
                              die Bildung des letzteren an eine größere Dichtigkeit des metallischen Kupfers
                              geknüpft zu seyn.Sollte nicht vielmehr dieser Anflug auf Rechnung einer Verunreinigung des
                                    Kupfers durch Blei oder ein anderes in Salzsäure nicht lösliches Metall
                                    kommen?Die Red. des Journals für prakt. Chemie. Die im steten Kochen mit dem metallischen Kupferblech in Contact befindliche
                              Eisenlösung ist vollständig reducirt und der Proceß somit als beendet zu betrachten,
                              sobald sie ganz farblos oder wenigstens so unbedeutend
                              grünlich gefärbt ist, daß eine Bestimmung ihres Farbetones unsicher wird. Bei 2 Grm.
                              zur Bestimmung genommenen reinen Eisenoxydes war die Auflösung nach zweistündigem unausgesetzten Kochen vollständig entfärbt
                              und der gefundene Kupferverlust dem Eisengehalte proportional. Ein anhaltendes
                              Kochen von 3–4 Stunden ist ohne allen
                              nachtheiligen Einfluß
                              auf die Richtigkeit des Resultates, so daß also ein Ueberschreiten der angenommenen
                              Zeit der Sicherheit wegen immer geschehen kann. Ist also dieser Punkt eingetreten,
                              so öffnet man den Kork, hebt aus der noch immer kochenden Lösung den Kupferstreifen
                              mittelst des Platindrahtes schnell heraus und senkt ihn in ein mit destillirtem
                              Wasser gefülltes Becherglas, spült ihn mit der Spritzflasche darauf nochmals ab und
                              trocknet ihn vollständig zwischen zusammengelegtem Fließpapier. Vom Platindrahte
                              abgelöst, kann er nun gewogen werden. Dieses Aufhängen des Kupferstreifens hat den
                              großen Vortheil, daß man ihn durch diese Vorrichtung schnell und leicht aus der
                              Flüssigkeit heben kann, und er durch die während des Kochens vom Boden ansteigenden
                              Dampfblasen nicht immer emporgestoßen wird, durch welche anhaltende Bewegung leicht
                              kleine Theile vom Kupfer, welches ja etwas spröde ist, abspringen, wodurch das
                              Resultat etwas zu hoch ausfällt; denn als der Verfasser diese genannte Vorsicht noch
                              nicht getroffen und die Kupferstreifen, wie bis jetzt üblich, nur in die Flüssigkeit
                              legte, was mit viel größerer Vorsicht, um einen Verlust durch Herausspritzen der
                              Lösung zu vermeiden, als dort geschehen muß, konnte er öfters bemerken, daß ganz
                              fein zertheilte rothe Kupferflitterchen in der reducirten Flüssigkeit suspendirt
                              waren, welche der Lösung dadurch einen deutlich röthlichen Strich ertheilten. Die
                              ihres Kupferblechs beraubte noch kochende Eisen-Kupferoxydullösung gibt mit
                              Rhodankalium einen rein weißen Niederschlag von Kupferrhodanür; ist sie jedoch nur
                              ganz kurze Zeit aus dem Sieden gekommen, so erscheint der Niederschlag erst röthlich
                              gefärbt, was man besonders deutlich wahrnimmt, wenn der einfallende Tropfen der
                              Rhodankaliumlösung die Wandungen des Kölbchens berührt. Aus diesem mag zur Genüge
                              hervorgehen, wie sehr man Sorge tragen muß, während der Ausführung dieser Methode
                              die mit dem Kupferstreifen in Contact befindliche Eisenlösung nie aus dem Kochen
                              kommen zu lassen. Welche Abänderungen man zu treffen hat, wenn Arseniksäure in der
                              zu prüfenden Verbindung vorhanden, darf als bekannt vorausgesetzt werden.
                           
                        
                           II. Versuche von Chr. R.
                                 König.
                           Hr. König gelangte bei seinen Versuchen über die Fuchs'sche Eisenprobe ebenfalls zu dem Ergebniß, daß
                              dieselbe, mit gehöriger Vorsicht ausgeführt, sehr genaue Resultate gibt. Bei vier
                              Bestimmungen nach dieser Methode fand er 99,6, 100,5 100,1 und 99,5 Eisen, wenn man
                              den wirklichen Eisengehalt der Probe jedesmal = 100 setzt. Er bemerkt, daß man den
                              Versuch erst dann beendigen muß, wenn die Flüssigkeit, im Falle sie nur Eisen und
                              Kupfer enthält, völlig farblos geworden ist; bei
                              Gegenwart anderer Körper, welche gefärbte Lösungen geben, sey das Ende des Versuchs an der
                              Unveränderlichkeit in der Farbe der längere Zeit gekochten Flüssigkeit sicher zu
                              erkennen. Eine reine Eisenoxydlösung, welche schon so weit reducirt ist, daß sie nur
                              noch eine ganz schwache grünliche Farbe zeigt, enthalte immer noch 4–5 Proc.
                              Eisenoxyd.
                           v. Fuchs hat bei Untersuchung eines titanhaltigen
                              Eisenerzes gefunden, daß seine Methode bei Gegenwart von Titansäure nicht angewendet
                              werden kann. Er hat dieselbe für diesen Fall mit dem günstigsten Erfolge dahin
                              abgeändert, daß er die Eisenoxydlösung bei gewöhnlicher Temperatur mit dem Kupfer
                              zusammenbrachte und statt der Salzsäure als Lösungsmittel für das Chlorür
                              Chlornatrium anwendete. Um nun die Probe auch in kurzer Zeit vollenden zu können,
                              wandte er ein kleines galvanisches Clement an, indem er das Kupferblech in der
                              Flüssigkeit mit Platindraht in Berührung brachte. Fuchs
                              empfiehlt, den Versuch bei Gegenwart von Titansäure dann zu beendigen, wenn die
                              Flüssigkeit farblos geworden ist, da bei längerer Dauer eine weitere Abnahme im
                              Gewichte des Kupferblechs sich zeigt, welche den Gehalt der Flüssigkeit an Eisenoxyd
                              überschreitet. Es wäre jedenfalls interessant, zu untersuchen, ob bei
                              Eisenerzproben, welche ungenügende Resultate ergaben, nicht eine Fehlerquelle mit
                              darin lag, daß man das Vorhandenseyn von Titansäure im Erze übersehen hat. Es ist
                              bekannt, daß die meisten Eisenerze Titan enthalten, wenn auch nur in so geringer
                              Menge, daß dasselbe erst in der Schlacke leicht nachweisbar wird. Dieses abgeänderte
                              Verfahren eignet sich nach Fuchs für jede eisenhaltige
                              Flüssigkeit, und er sagt selbst, er müsse im Allgemeinen dieser kalten Probe den
                              Vorzug geben vor der heißen, da dadurch an Zeit erspart wird und eine Oxydation der
                              Flüssigkeit während des Versuchs durch luftdichtes Verschließen des Gefäßes
                              vollkommen vermieden werden kann.
                           Versuche, welche Hr. König nach diesem abgeänderten
                              Verfahren machte, gaben ihm die besten Resultate, und er macht deßhalb auf diese Methode der Bestimmung des Eisens auf kaltem Wege
                              aufmerksam. Er führt sie auf die Weise aus, daß er in ein weithalsiges Glas mit
                              eingeschliffenem Stöpsel die von der Oxydation her noch ziemlich warme Lösung
                              bringt, mit heißer, verdünnter Kochsalzlösung nachfüllt, nun das mit Platindraht
                              umwickelte Kupferblech so einsenkt, daß es fast bis aus Niveau der Flüssigkeit
                              reicht und darauf den eingetalgten Stöpsel aufsetzt. Selbst bei reinen Eisenlösungen
                              beobachtete er, daß eine zu große Abnahme des Kupferblechs stattfindet, wenn man
                              dasselbe über die Zeit in der Flüssigkeit läßt, wo Farblosigkeit eingetreten ist.
                              Worin diese Erscheinung ihren Grund hat, kann er durch Thatsachen bis jetzt noch
                              nicht erklären, er vermuthet aber, daß die einzige Ursache ein Zutreten von
                              Sauerstoff zu der reducirten Flüssigkeit ist, das auch in den vermeintlich luftdicht verschlossenen
                              Gefäßen mit der Zeit stattzufinden scheint. Aus diesem Grunde ist vielleicht die
                              Probe auf heißem Wege doch der kalten Probe vorzuziehen, da bei ersterer jedenfalls
                              durch den entweichenden Wasserdampf leicht und vollkommener die Luft abgehalten
                              wird.
                           Zu den Proben eignet sich nur auf galvanoplastischem Wege dargestelltes Kupfer, da
                              alles gegossene oder gewalzte käufliche Kupfer mehr oder weniger verunreinigt ist
                              mit fremden Metallen, öfters auch Schwefel, Phosphor, Arsen, Kohle etc. enthält, vor
                              Allem aber wegen seines oft nicht unwesentlichen Gehaltes an Kupferoxydul ganz
                              unbrauchbar wird.