| Titel: | Ueber das Silicium und seine Verbindungen mit den Metallen; von den HHrn. H. Sainte-Claire Deville und H. Caron. | 
| Fundstelle: | Band 147, Jahrgang 1858, Nr. XXXIV., S. 119 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXXIV.
                        Ueber das Silicium und seine Verbindungen mit den
                           Metallen; von den HHrn. H. Sainte-Claire Deville und
                           H. Caron.
                        Aus den Comptes
                                 rendus, 1857, t. XLV p. 163.
                        Deville, über das Silicium und seine Verbindungen mit den
                           Metallen.
                        
                     
                        
                           Das Silicium krystallisirt bekanntlich aus seiner geschmolzenen Legirung mit
                              Aluminium. Wir haben gefunden, daß auch das Zink das
                              Silicium auflöst, und daß letzteres sich aus dieser geschmolzenen Legirung ebenfalls
                              krystallinisch abscheidet.
                           Die Darstellung des Siliciums vermittelst Zink ist eine
                              sehr leicht auszuführende Operation, welche Silicium in beträchtlicher Menge mit
                              einem unbedeutenden Kostenaufwand liefert. Man erhitzt einen irdenen Tiegel zum
                              Rothglühen und bringt in ihn ein sorgfältig bereitetes Gemenge von 3 Thln.
                              Fluorsiliciumkalium, 1 Thl. in kleine Stücke zerschnittenem Natrium und 1 Thl.
                              gekörntem Zink. Die Reduction des Siliciums erfolgt mit einer schwachen
                              Wärmeentbindung, welche nicht hinreichend ist, um die angewandten Substanzen
                              vollständig in Fluß zu bringen. Man muß deßhalb den Tiegel zum Rothglühen erhitzen
                              und ihn einige Zeit lang auf dieser Temperatur erhalten, bis die Schlacke
                              vollständig geschmolzen ist. Man darf aber die Temperatur nicht so weit steigern,
                              daß das Zink verdampft. Man läßt dann den Tiegel langsam erkalten, und zerschlägt
                              ihn, wenn sein Inhalt vollständig fest geworden ist. Man findet in demselben einen
                              Zinkregulus, welcher in seiner ganzen Masse, und besonders am oberen Theile, von
                              langen Nadeln von Silicium durchdrungen ist. Diese Nadeln sind Aggregate von
                              Octaëdern, welche in der Richtung einer octaëdrischen Achse an
                              einander gereiht und mit einander verwachsen sind. Um sie zu isoliren, braucht man
                              nur das Zink mittelst Salzsäure zu lösen und die zurückbleibenden Siliciumnadeln mit
                              Salpetersäure auszukochen.
                           Man erhält auf diese Art sehr schöne und sehr große Siliciumkrystalle, und in
                              reichlicherer Ausbeute als nach jedem andern Verfahren. Es scheint nicht, daß das
                              Zink im Augenblick des Erstarrens erhebliche Mengen von Silicium zurückhält; denn in
                              den Lösungen fanden wir nur Spuren von Kieselerde oder graphitförmigem Silicium,
                              daher uns nur diejenige Menge von Silicium entgangen seyn konnte, welche sich beim
                              Auflösen des Zinks in Form des von Wöhler und Buff entdeckten Siliciumwasserstoffs entwickelt.
                           Erhitzt man das siliciumhaltige Zink weit über die Verdampfungstemperatur dieses
                              Metalles, so bleibt das Silicium als eine von Zink ganz freie geschmolzene Masse
                              zurück, welche beim Erstarren alle für das geschmolzene Silicium bereits bekannten
                              krystallographischen Merkmale annimmt. Das reine Silicium läßt sich schmelzen und in
                              Formen gießen.
                           Wir sind jetzt damit beschäftigt, die Verbindungen des Siliciums mit den wichtigsten
                              Metallen darzustellen. Diese Verbindungen verdienen unter verschiedenen
                              Gesichtspunkten eine genaue Untersuchung. So geben Silicium und Eisen mehrere Arten
                              dem Gußeisen oder dem Stahl entsprechender und in den Eigenschaften vergleichbarer
                              Massen, in denen sich das Silicium verhält wie der Kohlenstoff in den eben genannten
                              Substanzen. Für den Augenblick haben wir, einer Aufforderung des
                              Artillerie-Oberst Treuille de Beaulieu folgend,
                              unsere Aufmerksamkeit vorzugsweise solchen Siliciumverbindungen zugewendet, welche
                              dem gewöhnlichen Geschützmetall vergleichbar, hart, zähe, etwas hämmerbar und nicht
                              aussaigerbar sind. Wir gelangten zu folgenden Resultaten.
                           Verbindungen des Siliciums mit Kupfer (Kupferstahl).
                              – Wenn man das Silicium durch Einwirkung von Chlorsilicium auf Natrium in
                              Kupferschiffchen bereitet, so bekleiden sich diese mit einer weißen metallischen
                              Schichte von solcher Härte, daß die Feile sie nicht angreift; diese Schichte ist
                              eine Verbindung von Silicium und Kupfer, welche wir bereits nach einem leicht
                              ausführbaren Verfahren in ziemlich großem Maaßstabe dargestellt haben. Man erhält
                              eine sehr harte Metalllegirung, welche 12 Proc. Silicium enthält und dem Wismuth an
                              Sprödigkeit und weißer Farbe ähnlich ist, wenn man 3 Thle. FluorsiliciumkaliumMan kann das Fluorsiliciumkalium durch ein Gemenge von Sand und Kochsalz
                                    ersetzen; die Reduction erfolgt dann aber nicht so leicht.
                              1 Thl. Natrium und 1
                              Thl. Kupferdrehspäne bei einer solchen Temperatur zusammenschmilzt, daß auf dem
                              geschmolzenen Metall eine dünnflüssige Schlacke schwimmt.Die Schlacke besteht aus zwei Theilen: einer leichten, klaren und
                                    durchsichtigen, die man beseitigt, und einer teigigen schwarzen; schmilzt
                                    man letztere nochmals mit 1 Thl Kupfer, so erhält man abermals weißes
                                    Siliciumkupfer. Man muß aber stärker erhitzen, damit die Verbindung vor sich
                                    geht. Das Kupfer nimmt einen beträchtlichen Antheil von dem bei dieser Operation
                              reducirten Silicium auf, und bleibt als eine weiße Masse zurück, welche
                              leichtflüssiger als Silber ist und uns zur Darstellung anderer Legirungen gedient
                              hat.
                           Die Kupfersilicium-Legirung welche 4,8 Proc. Silicium enthält, besitzt eine
                              schöne helle Bronzefarbe; sie ist etwas weniger hart als Stabeisen und verhält sich
                              beim Feilen, Sägen und Drehen gerade so wie dieses Metall, während die gewöhnliche
                              Bronze, obgleich viel weniger hart, die Werkzeuge verschmiert. Die Dehnbarkeit jener
                              Legirung ist sehr groß, und die Festigkeit der daraus gezogenen Drähte kommt denen
                              von Eisendrähten mindestens gleich. Diese Legirung ist von gleicher Schmelzbarkeit
                              wie die gewöhnliche Bronze.
                           Die anderen Legirungen des Siliciums mit Kupfer sind um so härter, je größer ihr
                              Siliciumgehalt ist; aber sie verlieren in demselben Maaße an Dehnbarkeit. Diese
                              Legirungen enthalten stets das Silicium durch ihre ganze Masse hindurch gleichförmig
                              vertheilt, so daß sie ganz homogen sind und durch Saigerung nichts abgeben. Dieß
                              ist, mit der Zähigkeit, der Härte und der Dehnbarkeit, eine sehr schätzbare
                              Eigenschaft dieser Legirungen, welche man als Kupferstahl
                              bezeichnen kann, da die Eigenschaften des Kupfers hier durch das Silicium in
                              derselben Weise abgeändert sind, wie diejenigen des Eisens durch Kohlenstoff und
                              Silicium in dem Stahl.
                           Mit dem Blei scheint sich das Silicium nicht zu vereinigen; denn wenn man aus einer
                              geschmolzenen Legirung von Silicium mit gewöhnlichem käuflichem Zink das letztere
                              verdampft, so findet man unterhalb der rückständigen Masse von Silicium ein kleines
                              Bleikügelchen, welches sich durch Erhitzen niemals vollständig fortschaffen
                              läßt.