| Titel: | Neuere Beobachtungen über die Darstellung des Mangans; von Prof. C. Brunner. | 
| Fundstelle: | Band 147, Jahrgang 1858, Nr. XXXV., S. 122 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XXXV.
                        Neuere Beobachtungen über die Darstellung des
                           Mangans; von Prof. C. Brunner.
                        Aus den Berner Mittheilungen, December 1857, Nr.
                              403.
                        Brunner's neuere Beobachtungen über die Darstellung des
                           Mangans.
                        
                     
                        
                           Unter den beiden Reductionsmethoden des Mangans, welche ich in meiner frühern
                              Abhandlung beschriebBerner Mittheilungen, Nr. 394; polytechn. Journal Bd. CXLIV S. 184., verdient ohne Zweifel die letztere, nämlich diejenige durch Reduction des
                              Chlormangans mittelst Natrium, in praktischer Hinsicht den Vorzug.
                           Eine genaue Beschreibung des Verfahrens, welches sich seither durch die Erfahrung
                              hinlänglich erprobt zu haben scheint, findet sich im polytechn. Journal, October
                              1857, Bd. CXLVI S. 44.
                           In Folge dieser Bekanntmachung erhielt ich mehrere Mittheilungen über diesen
                              Gegenstand, unter denen eine eine besondere Beachtung verdient.
                           Prof. Wöhler bemerkte, daß eine Probe des ihm übersandten
                              Metalles beim Auflösen in Salzsäure eine nicht unbedeutende Menge eines weißlichen
                              Rückstandes lieferte, den er für das kürzlich von ihm entdeckte Siliciumoxydhydrat
                              Si₂O₃ + 2HO erkannte. Er glaubte hieraus zu schließen, daß das nach
                              der von mir beschriebenen Methode dargestellte Metall eine Verbindung von Mangan mit
                              Silicium sey, und vielleicht die größere Schmelzbarkeit desselben, als diejenige des
                              bisher bekannten, in dieser Beimischung begründet seyn könnte.
                           Nachdem ich mich von der Richtigkeit der Beobachtung dieses ausgezeichneten
                              Naturforschers überzeugt hatte, boten sich zur Aufklärung dieses Verhaltens zwei
                              Fragen dar.
                           1) Ist der Siliciumgehalt eine nothwendige Folge der angewandten Darstellungsmethode,
                              und somit das erhaltene Metall notwendigerweise Siliciummangan, oder findet sich das
                              Silicium in demselben nur als zufälliger Nebenbestandtheil?
                           2) Kann durch irgend ein Mittel der Siliciumgehalt des Mangans künstlich vermehrt
                              oder vermindert oder gänzlich entfernt werden?
                           Was die erstere Frage anbelangt, so zeigte es sich sogleich durch Untersuchung von
                              zwölf Proben, die von verschiedenen Darstellungen herrührten, daß dieser Gehalt sehr
                              veränderlich ist. 1 Gramm (von jeder Probe) hinterließ beim Auflösen in Salzsäure
                              0,016–0,068 jenes Oxydes. Bei einigen erschien der Rückstand mehr schmutzig
                              bräunlichgrau, dem amorphen Silicium ähnlich. Es war dieses besonders bei denjenigen
                              der Fall, wo seine Menge gering war. Da wo sich ein größerer Rückstand zeigte, ging,
                              wie auch Wöhler beobachtet hatte, die Auflösung des
                              Metalles schwieriger vor sich, indem das weiße Oxyd die noch ungelösten
                              Metallstückchen einhüllte. Erst nach öfterem Zerdrücken und fortgesetzter Einwirkung
                              gelang es dasselbe vollständig aufzulösen.
                           Ich versuchte nun den Siliciumgehalt künstlich zu vergrößern, vorzüglich in der
                              Absicht, zu erfahren, ob durch eine solche Vermehrung dieses Bestandtheiles das
                              Metall wesentliche Veränderung seiner Eigenschaften erleiden würde. Es gelang dieses
                              sowohl durch Zusatz von etwas Fluorsiliciumkalium bei der Reduction, als durch
                              Zusatz von Kieselerde beim Umschmelzen des Metalles mit Kochsalz. Durch diese beiden
                              Mittel wurde der Siliciumgehalt soweit vermehrt, daß der Rückstand von 1 Gramm 0,194
                              betrug. Dieses gibt, wenn man ihn als Si₂O₃ + 2HO berechnet, 9,86
                              Proc. Silicium in der Verbindung.
                           Viel schwieriger als die Vermehrung des Siliciumgehaltes zeigte sich die Verminderung
                              und die gänzliche Beseitigung desselben. Es war dieses wohl zu erwarten, wenn man
                              bedenkt, daß alle diese Arbeiten in irdenen Tiegeln bei Weißglühhitze vorgenommen
                              werden müssen, wo sowohl beim Umschmelzen des Metalles als vorzüglich bei der
                              Reduction selbst sich Silicium aus dem Tiegel oder aus dem zugesetzten Flußspath
                              einmengen kann.Ich versuchte eine Reduction des Chlormangans ohne Zusatz von Flußspath,
                                    indem ich statt dieses letztern Kochsalz nahm. Der erhaltene Regulus war
                                    gleichwohl siliciumhaltig. Viele Versuche mit Anwendung verschiedenartiger (irdenen und
                              Porzellan-) Tiegel gaben keine befriedigenden Resultate. Eben so wenig führte
                              das Auskleiden der Tiegel mit Kohle zum Ziele, indem diese sich in der Weißglühhitze
                              durch die Einwirkung der geschmolzenen Salzmasse von dem Tiegel ablöst und das
                              Metall dennoch mit diesem in Berührung kommt. Kohle schien es dabei nicht
                              aufzunehmen.
                           Am besten gelang es auf folgende Art:
                           Das reducirte Metall wird in einem gut gehärteten StahlmörserHat man keinen sehr harten Mörser, so kann man sich dadurch behelfen, daß man
                                    zwei kleine gut gehärtete Stahlplättchen von 1/4 Zoll Dicke in den Mörser
                                    legt und die Metallstücke zwischen denselben zerschlägt. – Der Mörser
                                    selbst kann alsdann ein eiserner seyn. zu gröblichem Pulver zerstoßen. Alsdann mengt man es mit seinem doppelten
                              Gewichte wasserfreien Kochsalzes, welchem 1 Proc. chlorsaures Kali zugesetzt worden, und
                              schmelzt es bei Weißglühhitze, die man nicht länger als nöthig ist, d.h. 8–10
                              Minuten, einwirken läßt. Durch das chlorsaure Kali wird die geringe Menge Silicium
                              oxydirt und geht alsdann in die Salzschlacke ein.
                           Auf diese Art gelingt es leicht, den Siliciumgehalt auf ein Minimum, etwa 1/1000,
                              vielleicht noch weniger zu reduciren. Hiemit wird man sich einstweilen begnügen
                              müssen, bis man Tiegel hat, die kein Silicium abgeben können.
                           Im Uebrigen habe ich nicht bemerkt, daß die Eigenschaften des Mangans durch diese
                              Beimischung (wenigstens in den beobachteten Gränzen) wesentlich abgeändert würden.
                              Farbe, Schmelzbarkeit, Härte und Glanz blieben bei den verschiedenen Proben so
                              ziemlich die nämlichen.