| Titel: | Ueber die Zubereitung der Hölzer durch Imprägniren mit Kupfervitriollösung, nach dem von Dr. Boucherie aufgestellten Verfahren. | 
| Fundstelle: | Band 147, Jahrgang 1858, Nr. XLII., S. 139 | 
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                        XLII.
                        Ueber die Zubereitung der Hölzer durch
                           Imprägniren mit Kupfervitriollösung, nach dem von Dr. Boucherie aufgestellten Verfahren.
                        Mittheilung des Central-Directors der k. k.
                           priv. Staatseisenbahngesellschaft Hrn. Bontou, vorgetragen in
                              einer Versammlung des österreichischen Ingenieur-Vereins durch Hrn. W. Engerth, k. k. techn. Rathe. – Aus der Zeitschrift
                                 dieses Vereins, 1857, Nr. 17 und 18.
                        Ueber Boucherie's Zubereitung der Hölzer durch Imprägniren mit
                           Kupfervitriollösung.
                        
                     
                        
                           Das Holz, dessen möglichste Conservation vom höchsten Interesse für die gesammte
                              Menschheit seyn muß, birgt in sich selbst den Keim einer schnellen Vernichtung. Von
                              den beiden Hauptbestandtheilen, welche das Holz als solches charakterisiren, nämlich
                              Holzstoff und Zellengewebe, ist der erstere beinahe ganz unveränderlich, und
                              geeignet allen zerstörenden Einflüssen Widerstand zu leisten, während hingegen der
                              andere, als eiweißartiger stickstoffhaltiger, bei dem den Einwirkungen von
                              Trockenheit und Feuchtigkeit preisgegebenen Holze, den unter dem Namen
                              „Fäulniß“ bekannten Zerstörungsproceß hervorruft, und zwar
                              dadurch, daß diese stickstoffhaltige Materie in Gährung übergeht, Kohlensäure
                              entwickelt, und in Folge dessen die allmähliche Zersetzung bewirkt. Diese
                              Zersetzungsepoche tritt je nach der verschiedenen Holzgattung auch nach Verlauf
                              verschiedener Zeitabschnitte ein, welche in dem Maaße länger oder kürzer seyn
                              werden, als die in dem Holze enthaltenen Zellgewebe in größerer oder geringerer Menge vorhanden sind.
                              Bäume, zu deren völliger Ausbildung Jahrhunderte erforderlich waren, gehen schon
                              nach Verlauf weniger Jahre, während welcher sie atmosphärischen Einflüssen
                              ausgesetzt waren, in Fäulniß über. Der zur Ausbildung der Hölzer erforderlich
                              gewesene Zeitraum steht daher in durchaus keiner Beziehung zu ihrer Dauer, welche
                              sie in ihrer Verwendung bei den durch Menschenhände ausgeführten Bauten bewähren, wo
                              sie den abwechselnden Einflüssen von Feuchtigkeit und Trockenheit, so wie
                              atmosphärischen Einwirkungen überhaupt ausgesetzt zu werden bestimmt sind.
                           Die seit 20 Jahren in großartigem Maaßstabe überhandnehmende Entwickelung von
                              Eisenbahnlinien lenkte die Aufmerksamkeit aller gebildeten Techniker und Oekonomen
                              auf diesen Gegenstand, und man hat sich bereits vielfach mit dem Studium zur
                              Entdeckung eines Mittels beschäftigt, welches geeignet wäre, Holz vor Fäulniß zu
                              bewahren. Bei den zuerst erbauten Eisenbahnen, bei denen die Schienenunterlagen aus
                              weichen Hölzern bestanden, mußte man dieselben bereits nach Verlauf weniger Jahre
                              erneuern, weßhalb man später zur Anwendung eichener Schwellen überging, wie es
                              gegenwärtig ziemlich allgemein geworden ist. Jedoch auch die Eiche ist von dieser
                              allmählichen Zerstörung nicht ausgenommen, und nach einer zehnjährigen Verwendung im
                              Boden zeigen sich selbst die sorgfältigst ausgesuchten fehlerfreiesten Schwellen zum
                              größten Theil angefault, und es müssen Vorkehrungen zu ihrem Ersatze getroffen
                              werden; anderseits aber hatte die ausschließliche Verwendung eichener Hölzer zu
                              Eisenbahnschwellen den doppelten Nachtheil einer starken Lichtung dieser Wälder und
                              einer bedeutenden Preissteigerung. Hieraus geht hervor, daß die Entdeckung eines,
                              für die Conservation der Hölzer geeigneten Mittels Gegenstand eines allgemeinen
                              Interesses seyn dürfte. Durch Anwendung desselben würden die weichen Hölzer, die
                              Rothbuche, sämmtliche Nadelhölzer, die Zitterpappel, die Weißbuche, die Pappel, die
                              Birke, bezüglich ihrer Dauerhaftigkeit die Eiche zu ersetzen im Stande seyn. Eine
                              Verlängerung der Dauer der so eben angeführten Hölzer, welche den hauptsächlichsten
                              Bestandtheil der Waldungen in den verschiedenen Ländern bilden, wäre mit anderen
                              Worten eine Vermehrung der Bezugsquellen im großartigsten Maaßstabe; eine
                              Verdoppelung unserer Reichthümer würde die vollständige Erhaltung sämmtlicher
                              Eisenbahnen sicher stellen, und sowohl dem Ackerbau als sämmtlichen öffentlichen
                              Verwaltungszweigen außergewöhnliche Vortheile leisten.
                           Verschiedene Methoden sind bereits theils in Vorschlag gebracht, theils versuchsweise
                              angewendet worden, ich erlaube mir jedoch hier nur von dem durch Hrn. Dr.
                              Boucherie aufgestellten Verfahren zu sprechen, welches bei den
                              ungünstigsten Verhältnissen die allerbestimmtesten Resultate für Conservation der
                              Hölzer geliefert hat.
                           Die erste Basis für die Entdeckung des Hrn. Dr.
                              Boucherie, so wie deren wissenschaftlicher Ausgangspunkt
                              gewährte der Circulationsproceß des Pflanzensaftes, das Vorhandenseyn der
                              Zellengewebe und der im Innern der Pflanzen vorhandenen Canäle, in denen diese
                              Circulation vor sich geht; die zweite Grundlage war die Möglichkeit, diesen Saft
                              durch eine Flüssigkeit, welche die conservirende Eigenschaft besitzt, zu
                              ersetzen.
                           Im Jahre 1838 nahm Hr. Dr.
                              Boucherie ein Privilegium auf ein Verfahren, welches sich
                              lediglich auf die Circulation des Pflanzensaftes stützte.Polytechn. Journal Bd. LXXVII S. 144. Nach diesem ersten System wurde der noch mit seinem Ast- und Laubwerk
                              versehene Baum abgesägt, und mit seinem untern Stammende senkrecht in eine,
                              conservirende Eigenschaften besitzende Flüssigkeit eingetaucht, in Folge dessen
                              diese Flüssigkeit gemeinschaftlich mit dem Safte nach dem oberen Theil des Baumes
                              emporstieg. Dieses vom wissenschaftlichen Gesichtspunkte aus betrachtete, höchst
                              geistreiche Verfahren war jedoch nicht praktisch anwendbar, und es handelte sich
                              darum ein Mittel ausfindig zu machen, die conservirende Flüssigkeit ohne Beihülfe
                              der natürlichen Saftcirculation in den gefällten Stamm eindringen zu lassen.
                           Wiederholt angestellte Versuche zeigten dem Hrn. Dr.
                              Boucherie die Möglichkeit, mittelst eines leichten
                              Druckes die vollständige Beseitigung der wässerigen Theile, welche sich immer noch
                              einige Zeit in den Zellen gefällter Bäume zu befinden pflegen, zu bewirken und
                              dieselben durch irgend eine Flüssigkeit zu ersetzen;Polytechn. Journal Bd. LXXX S. 192, Bd. XCI S. 363 und Bd. XCIX S. 56. hiernach handelte es sich nur noch darum, die conservirende Flüssigkeit
                              näher zu bestimmen und eine praktische, leicht anwendbare billige Methode zur
                              vollständigen Vertreibung der Säfte und zu deren Ersatz durch diese Flüssigkeit zu
                              ermitteln. Diese Aufgabe ist es, welche von dem hier gegenwärtigen Hrn. Autier gelöset und im großartigsten Maaßstab angewendet
                              wurde,
                              Hr. Dr.
                                    Lüdersdorff hat zuerst im J. 1852 ein praktisches
                                    Verfahren ermittelt, um das Bauholz durch
                                    Imprägniren mit Kupfervitriol-Lösung unter Druck, nach Boucherie's Princip, zu conserviren; wir
                                    verweisen auf seine schätzbare Abhandlung im polytechn Journal Bd. CXXX S.
                                       131.A. d. Red. und deren Grundzüge ich unter Angabe der zu einem guten Erfolg unerläßlichen Bedingungen
                              hier mitzutheilen im Begriffe stehe.
                           Unter Anwendung verschiedener, Fäulniß verhütender, versuchsweise angewendeter
                              Substanzen erzielte Hr. Dr.
                              Boucherie die günstigsten Resultate mit einer Auflösung
                              von schwefelsaurem Kupferoxyd (Kupfervitriol) in Wasser.
                           Das eingedrungene schwefelsaure Kupferoxyd hat einen doppelten Zweck zu erfüllen: den
                              Saft, welcher Ursache der Fäulniß ist, zu vertreiben und sich gleichzeitig an das
                              Holz anzusetzen.
                           Ein kleiner Theil des an den innern Zellenwänden anhängenden Saftes ist zur Fixirung
                              des schwefelsauren Kupferoxydes erforderlich; die Verbindung dieser beiden Materien
                              nämlich bildet gewissermaßen einen Ueberzug, welcher unempfindlich in der Luft, in
                              der Erde, und im Wasser bleibt. Von dieser Thatsache kann man sich durch den
                              Augenschein überzeugen, wenn man mittelst eines starken
                                 Druckes einer Flüssigkeitssäule die eiweißhaltigen Substanzen aus einem
                              Stücke Holz treibt, und dasselbe nach der angegebenen Weise präparirt. Die
                              Oxydauflösung, welche man an dem Ende des Holzes, wo sie ausfließt, auffängt, hat
                              genau denselben Gehalt, den sie beim Eintritt in das Holz besaß; es war demnach
                              wenig oder gar kein Ansatz vorhanden. – Es gibt demnach für jede Holzgattung
                              eine gewisse Höhe des Druckes, unter welchem die Präparirung den besten Erfolg
                              erreicht. Der Gehalt dieser schwefelsauren Kupferoxydauflösung ist von nicht
                              geringerer Wichtigkeit, als die Stärke des Druckes. Ist sie von zu geringem Gehalt,
                              so ist ihre Wirkung eine schwache, wenn die Dauer der Präparirung nicht um vieles
                              verlängert wird. Bei zu bedeutender Concentration zerstört sie die Zellengewebe an
                              ihrer Eingußmündung und macht die Präparirung sehr schwierig, wenn nicht ganz
                              unmöglich. Ist die Zubereitung der Flüssigkeit in letzterer Weise vorgenommen
                              worden, so ist das Holz so zu sagen verbrannt und von den Säuren zerfressen. Den
                              zuträglichsten Gehalt der Flüssigkeit erhält man durch Auflösen von 1 Pfd.
                              schwefelsaurem Kupferoxyd (Kupfervitriol) in 100 Pfd. Wasser, oder bei einer
                              Dichtigkeit von 1 Grad nach dem Aräometer Baumé's.
                              Das zur Auflösung des schwefelsauren Kupferoxydes zu verwendende Wasser muß
                              möglichst rein und frei von kalkhaltigen Salzen seyn.
                           Alle Holzarten eignen sich nicht für die Zubereitung durch Imprägnirung. Gewisse
                              Holzgattungen haben einzelne Theile, an denen der Saft gestockt ist, und der
                              Auflösung das Durchdringen nicht gestattet; bei der Eiche ist nur der Splint
                              durchlässig, während der Kern jedem Eindringen widersteht. Die Buche sogar, welche
                              sich vorzüglich zur Imprägnirung eignet, zeigt sehr häufig gegen den Kern hin eine
                              röthliche Stelle, in welcher der Saft erstarrt ist und kein Eindringen gestattet.
                              Die Birke und Weißbuche lassen sich leicht und beinahe durchaus präpariren,
                              vorausgesetzt, daß das Alter der Birke nicht 40 und das der Weißbuche nicht 100
                              Jahre überschreitet. Die Fichte, Linde, Platane, der Vogelbeerbaum, die Ulme und
                              Zitterpappel lassen sich sehr leicht präpariren.
                           Bei allen Hölzern ist der Splint derjenige Theil, welcher sich am leichtesten
                              präpariren läßt. Das Verfahren des Hrn. Dr.
                              Boucherie gestattet die Benutzung dieses bis jetzt bei
                              den Bauten unbrauchbar gebliebenen Theiles des Holzes, d. i. des Splintes. Dasselbe
                              ist, mit Anwendung der die Fäulniß verhütenden Flüssigkeit, mit verschiedenen
                              Hölzern der Fall, welche auf feuchten Gründen gewachsen, und deren reicher Gehalt an
                              eiweißartigen Substanzen ihre Anwendung nicht gestattete, weil man die Befürchtung
                              hegen mußte, sie schnell in Fäulniß übergehen zu sehen.
                           Da diese Hölzer besondere specielle Bedingungen bezüglich des Druckes und der
                              schwefelsauren Kupferoxydauflösung erfordern, würde es angemessen seyn, sich durch
                              die genauesten Versuche über die hauptsächlichsten Erfordernisse einer guten
                              Präparirung gehörige Aufklärung zu verschaffen, bevor man zu einer beträchtlichen
                              Holzfällung für Anlegung eines Werkplatzes schreitet.
                           Für das Gelingen des von Dr.
                              Boucherie aufgestellten Verfahrens ist es unerläßlich,
                              daß der Saft noch seine Beweglichkeit besitzt und vermöge des Druckes durch die die
                              Fäulniß verhütende Flüssigkeit leicht verdrängt werden kann. Vom 1. September in
                              manchen Ländern, im Allgemeinen aber vom 15. desselben Monats an gerechnet, nimmt
                              die vegetabilische Thätigkeit ab, das Laub beginnt sich zu färben, um kurze Zeit
                              darauf abzufallen.
                           In diesem Augenblicke klärt sich der Saft, circulirt lebhafter, und weicht um so
                              leichter der vor Fäulniß schützenden Flüssigkeit.
                           Die im September, October und November gefällten Bäume können zu ihrer Präparirung in
                              dem Maaße, als sie später gefällt werden, einen längeren Zeitraum gefällt bleiben.
                              Je vorgerückter die Jahreszeit ist, in desto geringerem Grade hat der Saft das
                              Bestreben zu gerinnen, und die Canäle im Zellengewebe eines gefällten Baumes zu
                              verstopfen. Im October geschlagene Hölzer brauchen hierzu Zeit bis Ende
                              November.
                           Im Januar, Februar und März gefällte Hölzer bedürfen, vorausgesetzt, daß das gesammte
                              Astwerk gestutzt wurde, um die Beweglichkeit des Saftes zu hemmen, Zeit bis Ende
                              Mai. In der Regel erreicht der Saft der noch auf dem Stocke befindlichen Bäume vom
                              15. April bis Ende Mai
                              den höchsten Grad von Zähigkeit; die in dieser Jahreszeit geschlagenen Hölzer lassen
                              sich nur sehr schwierig und im unvollkommenen Grade präpariren, da dieß die hierzu
                              ungünstigste Epoche ist. Während der folgenden Monate Juni, Juli und August muß die
                              Präparirung im Laufe der dem Fällen des Stammes folgenden 8 Tage geschehen,
                              widrifalls die das Gerinnen befördernde Trockenheit bei einem ohnehin noch zähen
                              Saft die Präparirung sehr erschweren und in vielen Fällen unvollkommen gestatten
                              würde.
                           Demnach kann man als allgemeine Norm annehmen, daß die zur Imprägnirung der Hölzer
                              günstigste Epoche diejenige ist, in welcher sich auch ihre Fällung als vortheilhaft
                              herausstellt.
                           In welcher Zeit die Imprägnirung auch vorgenommen werden mag, so bleibt es jedenfalls
                              von großer Wichtigkeit, die gesundesten, geradwüchsigsten und überhaupt solche
                              Hölzer hierzu zu wählen, welche weder angefault, noch mit zerklüfteten Stellen
                              behaftet sind.
                           Die die Fäulniß verhütende Flüssigkeit nimmt bei ihrem Eindringen in das Holz stets
                              einen solchen Weg, auf welchem ihr die geringsten Hindernisse entgegenstehen. Sind
                              die in der Imprägnirung begriffenen Hölzer mit den oben angeführten Fehlern
                              behaftet, so dringt die Flüssigkeit durch den schon angefaulten Theil oder durch die
                              Risse bis zu der äußersten Rinde und fließt ab.
                           Sämmtliche oben erwähnte Maaßregeln müssen angewendet werden, wenn anders das
                              Verfahren einen guten Erfolg haben soll. Die Einrichtung des Arbeitsplatzes ist
                              äußerst einfach; wir werden die Einrichtung eines Werkplatzes für Präparirung von
                              Eisenbahnschwellen beschreiben und uns darauf beschränken, die Unterschiede
                              anzugeben, welche zwischen einem für solche und einem für gewöhnliche Hölzer
                              bestehen.
                           Alle zu Schwellen bestimmten Rundhölzer werden in Stücke geschnitten, deren Länge die
                              doppelte einer Schwelle um so viel übersteigt, als nöthig ist, um die Endflächen zu
                              erneuern, indem man so diejenigen Theile wegschafft, in denen der Saft am
                              schnellsten gerinnt, und die Canäle sich verstopfen, oder der Flüssigkeit einen
                              Ausweg verschaffen. Für diesen Ueberschuß genügt eine Länge von 0,30' an jedem Ende
                              des Klotzes, wenn man die Vorsicht gebraucht, den Baum nur erst wenige Tage vor der
                              Präparirung zu zertheilen, namentlich in der heißen Jahreszeit. Um den Werkplatz
                              herzurichten, legt man parallel zu einander auf eine angemessene geebnete Fläche 4
                              Balken mit einer Neigung von 1/100 in ihrer Längenrichtung; die Länge derselben ist
                              so zu wählen, daß wenigstens 20 Klötze, deren Mitten 2' 6'' von einander entfernt
                              sind, darauf Platz finden.
                           
                           Längs der beiden äußeren Balken laufen rinnenartig ausgehöhlte Baumstämme hin, welche
                              bestimmt sind, die von den Enden der Schwellen ablaufende Flüssigkeit aufzufangen
                              und abzuleiten; die beiden mittleren Balken sind von der Mittellinie der ganzen
                              Vorrichtung rechts und links gleich weit entfernt, und lassen zwischen sich
                              hinreichenden Raum für eine zur Aufnahme eines Bleirohres bestimmte Rinne, welches
                              erstere mit dem, die Auflösung des Kupfervitriols enthaltenden, Behälter in
                              Verbindung steht.
                           Das in der mittleren Rinne hinziehende und die Flüssigkeit zuleitende Bleirohr
                              enthält in Entfernungen von je 2' 6'' 20 kupferne Röhrenaufsätze, deren Mitten den
                              zu imprägnirenden Schwellen entsprechen.
                           Die äußeren und mittleren Rinnen führen die von den Hölzern ablaufende Flüssigkeit in
                              eine Kufe ab, welche unter dem Niveau des Arbeitsplatzes aufgestellt ist, und aus
                              der die Flüssigkeit mittelst Pumpen wieder gehoben wird, um, nachdem sie filtrirt
                              und auf ihren ursprünglichen Gehalt von 1° Baumé gebracht worden ist,
                              nöthigenfalls von Neuem verwendet zu werden.
                           Die zur Imprägnirung dienende Flüssigkeit ist in 3 Kufen enthalten, die auf einem in
                              der Mitte des Werkplatzes befindlichen Gerüste von wenigstens 25' Höhe stehen, und
                              im Boden hölzerne Ablaßröhren haben, welche 4'' über demselben ausmünden, um diese
                              Höhe für die Absonderung der Unreinigkeiten frei zu gewinnen. Jede dieser 3
                              Ablaßröhren communicirt mittelst eines Kautschukschlauches mit dem Bleirohre, das
                              nach der Seite der Kufen in 3 Zweigen endigt.
                           In der Nähe der Kufen befindet sich auf dem Gerüste noch eine Saugpumpe von 5 1/2''
                              lichter Weite, welche bestimmt ist, das zur Auflösung des schwefelsauren Kupferoxyds
                              nöthige Wasser zu heben. Die 3 Kufen werden in folgender Weise verwendet: die eine
                              speist das bleierne Vertheilungsrohr, die zweite nimmt das von der Pumpe gehobene
                              Wasser oder die schon einmal gebrauchte Flüssigkeit auf, und in der dritten überläßt
                              man die vorbereitete Flüssigkeit der Ruhe, um die Unreinigkeiten daraus absetzen zu
                              lassen; man verbindet aber die letztere mit dem Vertheilungsrohre, sobald die erste
                              geleert ist.
                           Die zu imprägnirenden Hölzer werden auf die Balken gelegt und unterkeilt, so zwar,
                              daß ihre Enden senkrecht über den Ableitungsrinnen sich befinden und ihre Richtung
                              winkelrecht gegen die der Balken ist. In jedem Falle ist es jedoch bei jedem seit der Fällung verflossenen Zeitraume nöthig, die
                              Endflächen zu erneuern, um so der conservirenden Flüssigkeit leichten Ausweg zu
                              verschaffen, und den Hölzern die erforderliche Länge zu geben.
                           
                           Ist alles so vorgerichtet, so macht man in die Mitte jedes Klotzes einen Sägeschnitt,
                              der bei schwachen Hölzern bis zu ungefähr 9/10 des Querschnittes eindringt, bei
                              starken aber selbst noch tiefer zu führen ist. Mit Hülfe einer Schraubenwinde hebt
                              man dann unbedeutend die Mitte des Klotzes, wodurch der Sägeschnitt sich öffnet;
                              hierauf bohrt man unweit des geführten Schnittes in einer der Hälften ein schiefes
                              Loch von der Oberfläche des Holzes bis durch die Wand des Sägeschnittes und befreit
                              letztern sorgfältig von allen Spänen und Holzabfällen. Hierauf legt man einen Ring
                              aus Seilwerk von gleichem äußern Umfange mit dem Klotze in den Sägeschnitt und einer
                              diesem angemessenen Dicke ein, und trägt Sorge, daß dasselbe zwar mit seiner ganzen
                              Dicke in dem Schnitte liege und in seinem ganzen Umfange genau schließe, aber doch
                              auch nicht zu tief hinein greife und dadurch eine zu große Fläche bedecke, da deren
                              Canäle bestimmt sind die fäulnißwidrige Flüssigkeit zu leiten.
                           Entfernt man jetzt die Winde, mittelst welcher der Klotz in der Mitte gehoben und
                              unterstützt wurde, so senkt sich derselbe, die beiden Seitenwände des Sägenschnittes
                              nähern sich und pressen den eingelegten Seilring zusammen und der Umfang des
                              Schnittes wird vollkommen geschlossen, und bildet auf diese Weise in der Mitte der
                              zu imprägnirenden Stelle einen künstlichen Behälter.
                           In das gebohrte Loch wird ein Einsatzrohr von hartem Holze eingetrieben und an dieses
                              der Kautschukschlauch befestigt, der bereits mit dem kupfernen Ansatze des
                              Bleirohres verbunden ist, um die Verbindung zwischen dem mittleren Theile der
                              Schwelle und dem kleinen Speiserohre zur Vertheilung des Kupfervitriols
                              herzustellen, wobei während der ganzen Dauer der Vorbereitungen dieser
                              Kautschukschlauch mittelst einer hölzernen Zwinge, die cylindrische Seitenwand platt
                              drückend und stark gegen einander pressend, geschlossen gehalten wird, die jedoch
                              entfernt wird, sobald die Hölzer bereit zum Imprägniren sind. Nach entfernter Zwinge
                              und also aufgehobenem Verschlusse dringt unter dem Drucke der Kufe die in dem
                              Vertheilungsrohr befindliche Flüssigkeit in den kleinen inmitten der Schwelle
                              hergestellten Behälter und wirkt sogleich auch auf den Saft ein, ihn vor sich
                              hertreibend. In der That steht man auch, und in günstiger Jahreszeit fast
                              augenblicklich, eine Ausschwitzung auf den Endflächen der Hölzer erscheinen und
                              später Safttropfen bilden, die in die Ableitungsrinnen fallen.
                           Nachdem der in der Schwelle gebildete Behälter mit dem Vertheilungsrohre in
                              Verbindung gesetzt worden ist, muß man Sorge tragen, der in ersterem enthaltenen
                              Luft einen Ausweg zu verschaffen; hiezu genügt es, mittelst eines kupfernen Stiftes
                              ein Loch in das den Spalt schließende Seil einzutreiben und es mit einem Hammerschlage zu
                              schließen, sobald Flüssigkeit auszutreten beginnt.
                           Der von der Imprägnirungssflüssigkeit ausgetriebene Saft läuft zuerst rein, später
                              aber mit dieser Flüssigkeit gemischt, ab, wobei der Gehalt in dieser Mischung an
                              schwefelsaurem Kupferoxyd um so stärker wird, je mehr sich die Operation ihrem Ende
                              nähert. Zeigt die ablaufende Flüssigkeit 2/3° Baumé (die Normallösung
                              hat 1°), so kann man im Allgemeinen das Holz als von der fäulnißwidrigen
                              Lösung durchdrungen betrachten und demnach die Operation 5 oder 6 Stunden darnach
                              abbrechen.
                           Im Laufe der Arbeit muß man Sorge tragen, die Seitenwände des in der Mitte der
                              Schwellen befindlichen kleinen Reservoirs (gemachten Einschnittes) gut zu reinigen
                              und hierauf jedesmal mit derselben Gewissenhastigkeit als anfangs wieder zu
                              schließen. Für Hölzer von der Länge einer Schwelle schwankt die Dauer des
                              Imprägnirens zwischen 48 und 100 Stunden; alle Stücke welche nach 100 Stunden im
                              Mittelpunkte der Endfläche nicht eine leicht erkennbare Imprägnation zeigen, werden
                              umgekehrt und einer Präparirung in entgegengesetzter Richtung unterworfen. Diese
                              zweite Behandlung dauert 12–20 Stunden, je nach dem erlangten Grade der
                              Imprägnation während der ersten. Uebrigens ist es nöthig, während der ganzen Dauer
                              der Arbeit das Ablaufen der Flüssigkeit an den Endflächen aufmerksam zu verfolgen,
                              und zu beobachten ob die Absonderung daselbst gleichförmig ist. Man kann dieß mit
                              Hülfe einer kleinen, schief abgeschnittenen kupfernen Röhre von 1/15'' Durchmesser
                              prüfen, wenn man diese an verschiedene Stellen der Endfläche eintreibt, da sie ein
                              Tröpfchen Vitriollösung zeigt, sobald die entsprechenden Fasern davon durchdrungen
                              waren. Die Prüfung der Klötze während der Arbeit und die Untersuchung der Art und
                              Weise des Ablaufens der Lösung an der Endfläche ist es, wornach man zu beurtheilen
                              hat, ob die Schwelle einer nochmaligen Einwirkung der Vitriollösung zu unterwerfen
                              ist, um vollständig präparirt zu seyn.
                           Läßt die Prüfung eines Klotzes auf dessen vollständige Imprägnation schließen, so
                              schließt man die kleine Kautschukröhre, die zur Zuleitung der Auflösung diente,
                              wieder mit Hülfe der Holzzwinge, nimmt die Keile weg und entfernt den Klotz vom
                              Werkplatze. Man trennt ihn dann in zwei Stücke, was der Sägeschnitt in der Mitte,
                              der zur Bildung des Reservoirs diente, äußerst leicht macht, und beseitigt das den
                              Schluß vermittelnde Seil oder den Seilring.
                           Man kann sich Gewißheit von der Art und Weise der Imprägnation der Hölzer mit Hülfe
                              einer Auflösung von 9/100 Pfund gelben Blutlaugensalzes in 1 Pfund Wasser
                              verschaffen, die man mittelst eines Pinsels auf die Oberfläche des Holzes aufträgt, nachdem man, wenn
                              es noch die Baumrinde trägt, diese an einer beliebigen Stelle etwas abtiefte. War
                              das Holz gut präparirt, so muß eine blutrothe Farbe zum Vorschein kommen, während
                              bei unvollständiger Imprägnation die Färbung nur rosenroth ist. Bei manchen Stücken
                              wird die Oberfläche weiße Adern sehen lassen; dieß sind diejenigen Partien, in
                              welche die fäulnißhindernde Flüssigkeit noch gar nicht eingedrungen ist.
                           Für die Präparirung langer Hölzer, wie Telegraphenpfähle, Bauhölzer etc., sind die
                              Schwierigkeiten größer als für die der Schwellen. In diesem Falle wird es von Nutzen
                              seyn:
                           1) den Behälter, welcher die Auflösung enthält, höher zu stellen, um den Druck zu
                              vermehren;
                           2) die Einführungsflächen öfter zu reinigen, um Unreinigkeiten zu entfernen, die sich
                              daran ansetzen;
                           3) die Flüssigkeiten öfter zu decantiren.
                           Die Einrichtung des Werkplatzes ist im übrigen der für die Imprägnation der Schwellen
                              beschriebenen ähnlich und bietet nur die folgenden Verschiedenheiten dar: auf die
                              abgeebnete Fläche werden nur zwei Balken parallel zu einander in einer der Länge der
                              zu imprägnirenden Hölzer angemessenen Entfernung von einander gelegt; die
                              Einrichtung wird so getroffen, daß die letzteren eine Neigung von 1 Höhe auf 8 Basis
                              erhalten. Zwei Ableitungsrinnen werden genau unter den beiden Endflächen angelegt,
                              und die Zuleitung der Kupferlösung wird bloß an einem Ende des Baumes bewirkt, so
                              daß die Bewegung vom Fuß – zum Gipfelende geht, wie die des Saftes in der
                              Natur. Der Einführungsbehälter wird, wie im vorigen Falle, mittelst Sägeschnittes
                              hergestellt, nur befindet er sich jetzt in der Nähe des Fußes oder nahe am
                              Klotzende.
                           Von den durch den Sägeschnitt entstandenen Introductionsflächen wird jene, welche dem
                              neuen Ende des Stammes gegenüber liegt und zugekehrt ist, mit einer Kupferplatte
                              bedeckt, um die Bewegung der die Fäulniß verhütenden Flüssigkeit nach dieser
                              Richtung des kurzen Abschnittes hin zu verhindern.
                           Der Sägeschnitt ist durch das Seil, wie es bereits für die Schwellen angeführt
                              worden, geschlossen. Die Pressung wird durch eiserne Hakenklammern, welche in den zu
                              imprägnirenden Stamm eingetrieben und mit einem an zwei Stellen gelochten Block
                              verbunden sind, dadurch bewirkt, daß sich derselbe in einem zweiten, 4 Zoll vom
                              ersten entfernten, Sägeschnitt auf der Seite des Stammendes stützt. In manchen
                              Fällen wendet man, um das Einfüllungsreservoir zu bilden, ein anderes Verfahren, die
                              sogenannte Plateau-Methode an. Hierbei wird aus buchenen Pfosten ein Plateau hergestellt,
                              welches von drei in ein Dreieck zusammengefügten Spangen, die an das Plateau
                              angenagelt sind, getragen wird; die zu imprägnirenden Klötze werden an einander
                              gelegt, ohne daß sich die Stammenden mit ihren Flächen berühren, und die Fuge der
                              Oberfläche, welche mit der Flüssigkeit in Berührung kommt, muß eine kleine Oeffnung
                              behalten, während dieselbe, um sie wasserdicht zu machen, mit Werg verstopft,
                              wird.
                           Das Plateau wird an einer Stelle durchlocht, um den Einfüllungsschlauch daselbst
                              anbringen zu können. Die bereits erwähnten drei Blöcke werden jeder an seinem Ende
                              durchbohrt. Durch die so erhaltenen Löcher werden Bolzen gezogen, deren eines Ende
                              umgebogen und in den Stämmen eingetrieben wird, wodurch man einen festen Stützpunkt
                              in denselben erzielt. Es ist selbstverständlich, daß man durch das Anziehen der
                              Schraubenmuttern das Plateau in dem Maaße, als man es angemessen findet, gegen den
                              zu imprägnirenden Stamm pressen kann.
                           Ist das Plateau in seine gehörige Lage gebracht, so befestigt man an der Peripherie
                              des zu imprägnirenden Stammes einen Kautschukring und preßt das Plateau mittelst
                              Anziehens der Schraubenmutter so lange gegen diesen Ring, bis die Fuge vollständig
                              geschlossen ist. Diese Art, das Introductions-Reservoir zu bilden, bietet
                              sehr häufig große Schwierigkeiten für die Erzielung vollkommener Wasserdichtigkeit
                              bei einem Druck aus einer Höhe von 30–35 Fuß. Das zuerst beschriebene
                              Verfahren gewährt eine größere Sicherheit. Der Grad der Schnelligkeit, mit welcher
                              die Präparirung erlangt werden kann, hängt von der Holzgattung, von der Jahreszeit
                              in welcher das Holz geschlagen wurde, und von dem wirksamen Drucke ab. Abgesehen von
                              Allem kann man die Behauptung aufstellen, daß die Schnelligkeit der Imprägnirung
                              direct dem Drucke und umgekehrt dem Durchmesser und dem Quadrate der Länge des zu
                              imprägnirenden Stückes proportional ist. Sanfte Winde, Schnee, Luft beschleunigen
                              das Verfahren; trockene Winde und große Trockenheit verzögern sie, Frost stört sie
                              gänzlich.
                           Dieß ist die Art der Anwendung des vom Hrn. Dr.
                              Boucherie entdeckten Verfahrens, eines Verfahrens,
                              welches gegenwärtig bereits in die Praxis definitiv aufgenommen worden ist. Mehrere
                              Eisenbahngesellschaften in Frankreich, besonders die der Nordbahn, die Verwaltung
                              der Telegraphenlinien haben dieses Verfahren bereits angewendet und beharren in der
                              Anwendung desselben. Auf der Nordbahn gibt es bereits mehr als 400,000 Schwellen,
                              welche nach Hrn. Dr.
                              Boucherie's Verfahren präparirt wurden; 8000 Stück waren
                              schon im Jahr 1846 verlegt worden. Demnach liegen bereits seit 10 Jahren Erfahrungen
                              über den Erfolg dieses
                              Verfahrens vor, und man hat gefunden, daß die damals verlegten Schwellen heute noch
                              so vollkommen gesund sind, als sie an dem Tage waren, an dem sie verlegt wurden, und
                              die ausgezeichnete Erhaltung, die sie bisher bewahrheiten, gestattet nicht einmal
                              die Gränze ihrer weiteren Dauer mit einiger Annäherung vorauszusehen.
                           Den bedeutenden Dienst erkennend, welcher durch Dr.
                              Boucherie dem allgemeinen Interesse geleistet worden ist,
                              hat die Jury der allgemeinen Ausstellung zu Paris auf den übereinstimmenden
                              Vorschlag zweier Sectionen ihm eine große Ehrenmedaille zuerkannt, und die
                              französische Regierung, mit Rücksicht auf die hohe Wichtigkeit der Erfindung, hat
                              sein Privilegium um 5 Jahre über die gesetzlich gestattete Zeit verlängert.