| Titel: | Ueber eine ökonomische Methode, einen elektrischen Strom mittelst des Erdmagnetismus zu erzeugen; von Hrn. Lamy. | 
| Fundstelle: | Band 147, Jahrgang 1858, Nr. LII., S. 177 | 
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                        LII.
                        Ueber eine ökonomische Methode, einen
                           elektrischen Strom mittelst des Erdmagnetismus zu erzeugen; von Hrn. Lamy.
                        Aus den Comptes
                                 rendus, Novbr. 1857, Nr. 20.
                        Lamy, über eine Methode, einen elektr. Strom mittelst des
                           Erdmagnetismus zu erzeugen.
                        
                     
                        
                           Jede stationäre Dampfmaschine hat bekanntlich zur Regulirung der Bewegung ein
                              gußeisernes Schwungrad. Im Zustande der Ruhe ist dieses Schwungrad durch den Einfluß
                              der Erde magnetisirt; ebenso im Zustande der Bewegung, aber in letzterem Falle ist
                              der Magnetismus auf eine andere Weise vertheilt und ändert sich für einen gegebenen
                              Theil des Radkranzes fortwährend. Wenn man nun einen Theil dieses Kranzes, wie die
                              Spindel einer Spule und senkrecht zu seiner Richtung, mit einem seideübersponnenen
                              Kupferdraht umwickelt, so hat man eine Spirale, ähnlich der Spule des Clarke'schen Apparats, jedoch mit dem Unterschied, daß
                              die Schwungradspule, anstatt sich wie die Clarke'sche vor
                              künstlichen Magneten zu drehen, vor dem Erdmagnet rotirt. Uebrigens wird man wegen
                              der Größe des metallenen Kerns die Quantität des Kupferdrahtes bedeutend
                              vervielfachen können, ehe man die Gränze der inductiven Wirksamkeit erreicht; auch wird man eben
                              dadurch den Widerstand der Kette, mithin die Spannung des Stroms, bedeutend
                              vermehren.
                           Es bedarf wohl kaum der Bemerkung, daß man durch diese Anordnung eine ohnedieß
                              nothwendige Bewegung nutzbar macht. Einige Dutzend Kilogramme Draht, dem Gewichte
                              eines Schwungrades von 4 bis 5000 Kilogrammen beigefügt, können keinen
                              bemerkenswerthen Widerstand darbieten und den Effect der Maschine nicht stören. Ich
                              habe drei Spulen von 27 bis 33 Centim. Länge construirt, mit Kupferdrähten, wovon
                              der erste 1,85 Millim., der zweite 1,1 bis 1,4 Millim., der dritte 0,6 bis 0,62
                              Millim. Dicke hatte. Der Draht Nr. 1 war 600, Nr. 2 war 2000 und Nr. 3 war 5450
                              Meter lang. Mit der Spule Nr. 2 erhielt man einen schwachen Funken, aber energische
                              Schläge durch den Extrastrom. Die Spule Nr. 3, allein oder der Länge nach mit der
                              Spule Nr. 2 verbunden, gab Spannungserscheinungen, vergleichbar mit denen einer
                              Batterie von zwei Bunsen'schen Elementen. Alle
                              Salzlösungen, mit welchen ich Versuche anstellte, Brunnenwasser, selbst destillirtes
                              Wasser, wurden zersetzt, indem ich Platindrähte als Elektroden nahm.
                           Die elektrischen Ströme, auf deren ökonomische Erzeugung ich aufmerksam mache, können
                              in allen Etablissements, wo ein gußeisernes Schwungrad sich vorfindet, mit
                              veränderlicher Intensität erzeugt werden, und ich glaube ihre Wichtigkeit nicht zu
                              überschätzen, wenn ich mir von ihnen mit der Zeit einige nützliche Anwendungen
                              verspreche.