| Titel: | Ueber geschmolzenes Stabeisen; von E. Riley auf den Dowlais Eisenwerken in Südwales. | 
| Fundstelle: | Band 147, Jahrgang 1858, Nr. LVIII., S. 211 | 
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                        LVIII.
                        Ueber geschmolzenes Stabeisen; von E. Riley auf den Dowlais Eisenwerken in Südwales.
                        Vortrag desselben in der British Association for the Advancement of Science. – Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Novbr. 1857, S.
                              354.
                        Riley, über geschmolzenes Stabeisen.
                        
                     
                        
                           Ueber die Schmelzbarkeit des Stabeisens ist bisher wenig geschrieben worden; manche
                              Chemiker und Hüttenleute haben sogar die Schmelzbarkeit desselben bezweifelt.Interessante Data über diesen Gegenstand findet man in einer sehr selten
                                    gewordenen kleinen Schrift von Tiemann
                                    (ehemaligem Hüttenbeamten zu Jorge am Harz) „Bemerkungen und
                                       Versuche über das Eisen“ (Braunschweig). Derselbe
                                    beschäftigte sich viel mit Versuchen über die Darstellung des Gußstahls
                                    direct aus Stabeisen.H.
                              
                           Die folgenden Versuche wurden in der Absicht angestellt, die Eigenschaften des
                              geschmolzenen Stabeisens zu bestimmen.
                           Sogenanntes Dünneisen, d.h. zu verzinnendes Schwarzblech, wurde in Stückchen von etwa
                              3/8 Zoll im Quadrat zerschnitten, in einen Tiegel gethan, mit Schlacke von einer
                              alten Eisenprobe bedeckt und zwei Stunden der Hitze eines scharf ziehenden Windofens
                              ausgesetzt. Das Eisen war vollkommen geschmolzen und bildete ein Korn von glatter
                              ebener Oberfläche unter der Decke von dunkelgrüner Schlacke; das Gewicht des Korns
                              betrug 1638 Grains. Bei dem Versuche, dasselbe mit einem Kaltmeißel zu zertheilen,
                              zerbrach es und zeigte einen krystallinischen Bruch in der Richtung der
                              Spaltungsflächen der Krystalle. Man hatte den Tiegel noch heiß aus dem Ofen genommen
                              und ihn auf eine gußeiserne Platte zum Abkühlen gestellt. Die Hälfte des Korns wurde
                              von einem Schmiede zu einem Stabe von 1/4 Zoll im Quadrat verarbeitet. Das Eisen war
                              sehr weich, hatte reine Flächen und scharfe Kanten wie Stahl; zwei Stücke wurden
                              zusammengeschweißt und das Verhalten des Eisens in der Schweißhitze war sehr gut;
                              bis zur Rothglühhitze abgekühlt, wurde der Stab sehr rissig und zerbrach. Der Bruch
                              des der Schweißhitze nicht ausgesetzten Eisens erschien sehr seidenartig und
                              dasselbe ließ sich leicht hin- und herbiegen ohne zu zerbrechen, kurz, es
                              verhielt sich wie das zäheste Eisen. – Dieser Versuch wurde wiederholt, und
                              bei einem dritten Versuch 7 Unzen zerschnittenes Blech geschmolzen, wovon aber ein
                              Theil aus dem Tiegel lief; die Eigenschaften des Eisens waren genau dieselben wie
                              die oben angegebenen. Bei dem zweiten Versuche wurden Schieferthon und Kalkstein zur
                              Bildung der Schlackendecke angewendet.
                           Es wurde auch ein Versuch mit dem besten 9/16zölligen sehr fadigen Ketteneisen
                              angestellt. Der runde Stab wurde warm in Stückchen von 1/4 bis 1/2 Zoll Länge
                              zerschnitten; 8 Unzen von diesem Eisen, 5 Grains Rotheisenstein, 300 Grs. Kalkstein
                              und 260 Grs. Schieferthon (aus einer Steinkohlengrube) wurden zusammen in einen
                              Tiegel gebracht. Nach zweibis dreistündigem Verbleiben in dem Windofen wurde der
                              Tiegel herausgenommen und auf einer eisernen Platte abgekühlt. Das Eisen war
                              vollständig geschmolzen und mit einer dunkelgrünen Schlacke bedeckt; das Korn war
                              sehr glatt und frei von Höhlungen. Als man das hohl gelegte Korn zu zerhauen
                              versuchte, zerbrach es nach mehreren Richtungen und zeigte die ebenen
                              Spaltungsflächen der krystallinischen Masse auf dieselbe Weise wie Bleiglanz. Die
                              Eigenschaften dieses Eisens waren dieselben wie die des aus Blechstückchen
                              geschmolzenen; es war nämlich, kalk bearbeitet, sehr zäh und fadig und ließ sich wie
                              Kupfer bearbeiten; nachdem es aber schweißwarm gemacht worden, zwei Stücke
                              zusammengeschweißt waren und man es wieder bis zur Rothgluht hatte abkühlen lassen,
                              ließ es sich nicht mehr bearbeiten, indem es Risse bekam und in Stücke zerbrach.
                           Sechs Unzen von demselben Ketteneisen wurden für sich allein verschmolzen und das
                              geschmolzene Eisen wurde zu einem flachen König ausgegossen, welcher an den Seiten
                              eine kleine Menge olivengrüner Schlacke hatte, dessen krystallinische Bruchflächen
                              aber nicht so groß als bei den vorhergehenden Versuchen waren. Dieses Eisen ließ
                              sich eben so wie das vorige bearbeiten, war aber unbrauchbar, nachdem es der
                              Schweißhitze ausgesetzt worden.
                           Ein halbes Pfund von demselben Ketteneisen wurde für sich geschmolzen und zu einem
                              flachen Korn ausgegossen; die Schmelzung war vollkommen. Es zerbrach mit einem sehr
                              krystallinischen Bruch und verhielt sich in jeder Hinsicht eben so wie die vorigen
                              Proben.
                           Es wurden auch noch Versuche mit 3/4 und mit 1 Pfd. von demselben Ketteneisen
                              angestellt, aber das geschmolzene Eisen drang durch die Tiegel und fiel auf die
                              Roststäbe des Ofens. Bei der Untersuchung des von den Stäben genommenen verbrannten
                              Eisens verhielt sich dasselbe eben so wie das vorhergehende. Man erhielt nur ein
                              Korn von 1/2 Pfund, da
                              das flüssige Eisen durch die Tiegelwände drang; die bei diesen Versuchen
                              angewendeten Tiegel bestanden aus Cornischem Thon, waren etwa 3 Zoll hoch und es
                              wurden thönerne Deckel auf sie lutirt.
                           Geschmolzenes Stabeisen direct aus Erz
                                 dargestellt.– Versuch Nr. 1 mit Waleser Erz; nachstehende
                              Verhältnisse wurden angewendet:
                           
                              
                                 Erz
                                 2500
                                 
                              
                                 Kalkstein   
                                   450
                                 
                              
                                 Anthracit
                                   360
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 3310
                                 
                              
                           Gewicht des Korns 1241 Grains. Die Schlacke war dunkelgrün, und das Korn ganz fest;
                              es verhielt sich beim Bearbeiten als zäh und so weich wie Blei. Machte man aber
                              dieses Eisen warm, so riß und brach es wie Kupfer, und wollte keine höhere
                              Temperatur annehmen. Dieses Korn enthielt kein Silicium, aber 0,29 Proc. Phosphor.
                              Die Analyse des dabei angewendeten gerösteten Erzes ergab:
                           
                              
                                 Kieselerde
                                     8,38
                                 
                              
                                 Thonerde
                                     5,79
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   76,61
                                 
                              
                                 Manganoxyd
                                     1,21
                                 
                              
                                 Kalk
                                     3,13
                                 
                              
                                 Bittererde
                                     3,96
                                 
                              
                                 Phosphorsäure   
                                     0,57
                                 
                              
                                 Kali
                                     0,87
                                 
                              
                                 Schwefel
                                     0,06
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,58
                                 
                              
                           Beim Versuch Nr. 2 war die Beschickung folgende:
                           
                              
                                 Erz
                                 2500
                                 
                              
                                 Kalkstein   
                                   460
                                 
                              
                                 Anthracit
                                   375
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 3335
                                 
                              
                           Gewicht des Korns 1311 Grains. Die Schlacke war etwas lichter von Farbe als die
                              vorhergehende; das Korn hatte eine kleine Vertiefung in der Mitte; ausgestreckt
                              konnte das Eisen keine Schweißhitze vertragen, sondern zerbrach in viele Stücke wie
                              Kupfer.
                           Versuch Nr. 3, mit:
                           
                              
                                 Erz
                                 2500
                                 
                              
                                 Kalkstein   
                                   460
                                 
                              
                                 Anthracit
                                   390
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 3350
                                 
                              
                           Gewicht des Korns 1333,5 Grains. Die Schlacke war hell olivengrün, mit einigen
                              gewundenen, schwarzen Linien. Das Korn zerbrach wie Gußstahl; die eine Hälfte
                              desselben konnte keine Hitze aushalten, während sich die andere zu einem kleinen
                              Meißel verarbeiten ließ; durch Abschrecken gehärtet, zerbrach derselbe mit ziemlich
                              dichtem Bruch.
                           Versuch Nr. 4, mit Rotheisenstein von dem Lynmouth Cornham Ford Gange; derselbe
                              bestand aus:
                           
                              
                                 Kieselerde
                                     1,01
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   98,41
                                 
                              
                                 Thonerde
                                  Spuren
                                 
                              
                                 Manganoxyd
                                     0,29
                                 
                              
                                 Bittererde
                                     0,16
                                 
                              
                                 Phosphorsäure   
                                     0,12
                                 
                              
                                 Feuchtigkeit
                                     0,13
                                 
                              
                                 Kupferoxyd
                                     0,04
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,16
                                 
                              
                           Benutzte Beschickung:
                           
                              
                                 Erz
                                 2500
                                 
                              
                                 Schieferthon   
                                   160
                                 
                              
                                 Kalkstein
                                   260
                                 
                              
                                 Anthracit
                                   430
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 3350
                                 
                              
                           Die Schlacke war dunkelgrün; das Eisen war sehr zäh und weich, zeigte aber in der
                              Hitze ein ähnliches Verhalten wie bei den Versuchen Nr. 1 und 2. Der benutzte
                              Anthracit kam von Glyn Neath, war von der besten Beschaffenheit und nahezu frei von
                              Schwefel. Als Beweis, daß er keinen Einfluß auf die Beschaffenheit des Eisens hatte,
                              bemerke ich, daß mit dem Cornham Ford-Erz große Quantitäten sehr gut
                              schweißenden Gußstahls bereitet werden, indem man diesen Anthracit als
                              Reductionsmittel anwendet.
                           Es wurde ein Versuch mit einer geringen Menge Manganhyperoxyd angestellt, welches
                              einem halben Pfund des Ketteneisens zugesetzt wurde nebst ein wenig Schieferthon und
                              Kalk zur Schlackenbildung und etwas Kohle, die aber zur vollständigen Reduction des
                              Oxydes nicht hinreichte. Das Eisen war dem bei anderen Versuchen erhaltenen ähnlich,
                              verhielt sich aber in der Schweißhitze etwas besser.
                           Man stellte auch Versuche mit Drehspänen von dem besten Ketten- oder
                              Bolzeneisen an, die mit feinem Sande von zerstoßenem Conglomerat beschickt wurden;
                              man wollte dadurch nämlich ermitteln, ob das Eisen Silicium von dem Tiegel aufnimmt.
                              Es wurden 2 Unzen feine Eisenfeilspäne und 2 Unzen Sand genau mit einander gemengt
                              und zwei oder drei Stunden einer hinlänglich hohen Temperatur ausgesetzt, um das
                              Stabeisen zu schmelzen. Die Drehspäne waren dann zu kleinen Körnern von verschiedener Größe
                              geschmolzen, während der Sand zu harten Massen zusammen gefrittet war, besonders am
                              Boden. Man löste die Körner in Salzsäure auf, entdeckte aber kein Silicium; sie
                              ließen sich unter dem Hammer leicht zu dünnen Plättchen ausstrecken.
                           Ein anderer Versuch wurde mit einem Gemenge von Eisenfeilspänen, Sand und Kohle
                              angestellt; hiebei wurde die Kieselerde reducirt und mit dem Eisen vereinigt,
                              welches zu harten, spröden Körnern geschmolzen war, die 1 bis 2 Proc. Silicium
                              enthielten (die bei der Analyse ausgeschiedene Kieselerde enthielt etwas Eisen).
                           Die Eigenschaft, in der Schweißhitze unbrauchbar zu werden, ist nach vorstehenden
                              Versuchen ein besonderes Kennzeichen des geschmolzenen Stabeisens. Direct aus Erzen
                              dargestelltes Stabeisen ist offenbar noch schlechter, als das aus Blech
                              geschmolzene, da es in hoher Temperatur in Stücke zerbricht.