| Titel: | Neues Heißwasserheizung- und Ventilations-System für Wohngebäude und öffentliche Anstalten; von Johannes Haag, Civilingenieur und Röhrenfabrikant in Augsburg. | 
| Autor: | Johannes Haag | 
| Fundstelle: | Band 147, Jahrgang 1858, Nr. LXXVII., S. 269 | 
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                        LXXVII.
                        Neues Heißwasserheizung- und
                           Ventilations-System für Wohngebäude und öffentliche Anstalten; von Johannes Haag, Civilingenieur und Röhrenfabrikant in Augsburg.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Haag's neues Heißwasserheizung- und
                           Ventilations-System für Wohngebäude und öffentliche Anstalten.
                        
                     
                        
                           Nach vieljährigen Erfahrungen ist es mir gelungen, die Heißwasserheizung wesentlich
                              zu verbessern, indem ich jetzt im Stande bin, die Wärme in den zu beheizenden Räumen
                              beliebig zu reguliren, so daß, wenn mehrere Zimmer mit einem Apparate geheizt
                              werden, dieselben entweder sämmtlich auf ganz gleicher Temperatur, oder auf
                              verschiedenen gewünschten Wärmegraden erhalten, auch mehrere ganz abgesperrt werden
                              können; diese Regulirung kann man vermittelst der von mir construirten
                              Regulir- und Absperrhahnen selbst während der stärksten Circulation des
                              heißen Wassers, also zu jeder Zeit vornehmen.
                           In Folge dieser Vervollkommnung dürfte die Heißwasserheizung für Wohngebäude, Paläste
                              und öffentliche Gebäude immer mehr in Gebrauch kommen, denn durch meine neue
                              Construction wird nebst den bisherigen Vortheilen der Heißwasserheizung eine
                              bedeutende Ersparniß an Brennmaterial erzielt. Die Vortheile dieser Heizmethode
                              bestehen bekanntlich:
                           
                              1) in ganz gleichmäßiger, schneller, angenehmer und gesunder
                                 Erwärmung der Räume;
                              2) in größerer Reinlichkeit und Platzersparniß in den
                                 Localitäten;
                              3) in der Bequemlichkeit, mit einem
                                 Heizapparat 6–8 Zimmer erwärmen zu können; endlich
                              4) in der Sicherheit gegen Feuersgefahr. – Bei meinem
                                 neuen System ist allen Unfällen durch die zweckmäßige Construction des Ofens
                                 sowohl, als der Leitung vorgebeugt.
                              
                           
                        
                           
                           Beschreibung des Heißwasserheizungs-Apparates, Figur
                                    20–23, Tab.
                              IV.
                           Fig. 21 ist
                              der Grundplan einer Etage eines Wohngebäudes, welche
                              Eintheilung sich in den anderen zwei Stockwerken wiederholt;
                           Fig. 20 ist
                              der senkrechte Durchschnitt dieses Wohngebäudes. Im Souterrain (Kellergeschoß) wird
                              der Ofen angebracht, welcher, wie
                           Fig. 23 in
                              dessen Grundplan zeigt, in drei Hauptabtheilungen, jede mit eigenem Feuerherd und
                              Einschürthür versehen, getheilt ist. Jede dieser Abtheilungen des Ofens ist zur
                              Beheizung von einem Stockwerk bestimmt; es ist also schon
                              der Ofen so construirt, daß jede Etage nach Belieben geheizt oder nicht geheizt
                              werden kann.
                           Fig. 22 zeigt
                              die im Ofen befindliche Spirale, welche so geformt ist,
                              daß das Feuer fast seine ganze Wärme an sie abgeben muß; auch können die sie
                              umgebenden Feuerzüge leicht gereinigt, und endlich kann die Spirale selbst mit
                              Leichtigkeit aus dem Ofen gezogen werden, ohne daß das Mauerwerk desselben im
                              geringsten benachtheiligt wird.
                           Vom obersten Theil der Ofenspirale steigt das heiße Wasser in dem sogenannten
                              Steigrohr in die betreffende Etage, cursirt im Corridor (oder Vestibule) und
                              Treppenhaus, verzweigt sich durch die, vor jedem Zimmer in einer mit Thürchen
                              verschlossenen Vertiefung befindlichen Theil- und Regulirhahnen, und kehrt
                              dann in der Retourröhre zum untersten Theile der Ofenspirale zurück, wo der zum
                              Ein- und Durchpumpen des Wassers nothwendige Theil- und Absperrhahn
                              sich befindet, auf welchen ich bei Besprechung der Behandlung des Apparates
                              zurückkommen werde.
                           Die Wärmröhren (geschweißte eiserne Röhren von 1 Zoll lichter Weite) können entweder
                              lediglich in Spiralform gebogen und mit hübschen Gehäusen versehen, an irgend einer
                              Stelle des Zimmers angebracht werden; oder sie können dem Sockel entlang im Zimmer
                              herumgeleitet werden, entweder unmaskirt oder mit Zinkverzierungen versehen; oder
                              man kann sie in den Boden der Zimmer in kleinen Canälen legen, welche mit
                              durchbrochenen Platten gedeckt werden.
                           Durch diese meine neuesten Verbesserungen dürften nun alle Anforderungen, welche man
                              an eine Centralheizung stellen kann, erfüllt werden.
                           Hinsichtlich des Brennmaterialverbrauchs haben genaue Versuche, welche zur
                              Ermittelung desselben angestellt wurden, constatirt, daß bei einer äußern Temperatur
                              von – 14 bis 16º Reaumur und einer innern gleichmäßigen Wärme von +
                              15º R. von Morgens 7 Uhr bis Abends 9 Uhr, pro
                              1000 bayer. Kubikfuß Raum per Tag 10 Zollpfund guter Torf verbraucht wurden,
                              so daß als Durchschnitt der Heizsaison für 1000 Kubikfuß Raum per Tag 6 Zollpfund Torf gerechnet werden können (die Heizkraft des Torfes
                              entsprechend derjenigen seines gleichen Gewichts Tannenholz angenommen).
                           In Privatwohnungen etc. kommt die Anlage dieser Heizmethode, ohne die Verzierungen
                              der Zimmerspiralen, welche je nach der Decorirung der Räumlichkeiten mit mehr oder
                              weniger Luxus angefertigt werden können, per 1000
                              Kubikfuß Raum auf 50 bis 55 fl. zu stehen. Dabei garantire ich für zweckmäßige und
                              solide Ausführung ein volles Jahr lang mit 10 Proc. des
                              Accordbetrages.
                           
                              
                                 (Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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