| Titel: | Schweißofen, bei welchem die mit der Feuerluft aus dem Herde abströmende Wärme größtentheils zurückgehalten und wieder benutzt wird; von C. W. Siemens und F. Siemens. | 
| Fundstelle: | Band 147, Jahrgang 1858, Nr. LXXX., S. 273 | 
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                        LXXX.
                        Schweißofen, bei welchem die mit der Feuerluft
                           aus dem Herde abströmende Wärme größtentheils zurückgehalten und wieder benutzt wird;
                           von C. W. Siemens und F. Siemens.
                        Aus dem Technologiste,
                              Oct. 1857, durch polytechn. Centralblatt, 1858 S. 50.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Siemens' Schweißofen mit Regeneratoren.
                        
                     
                        
                           Ein hauptsächlicher Grund, warum bei allen Oefen und Feuerungen immer ein mehr oder
                              weniger beträchtlicher Wärmeverlust stattfindet und der nach der Quantität des
                              verwendeten Brennmaterials theoretisch mögliche Effect gewöhnlich bei weitem nicht
                              erreicht wird, liegt in dem Umstande, daß die Feuerluft, indem sie aus dem Ofen
                              abzieht, noch mehr oder weniger heiß ist, also ein mehr oder weniger großes Quantum
                              Wärme unbenutzt mit sich fortnimmt. Der dadurch veranlaßte Wärmeverlust ist
                              natürlich besonders groß bei denjenigen Oefen, in denen nach Maaßgabe des
                              vorliegenden Zweckes eine starke Hitze erzeugt werden muß, wie z.B. den Oefen, in
                              welchen Metalle geschmolzen oder glühend gemacht werden etc., da hier die Feuerluft
                              oft im lebhaft glühenden Zustande aus dem Ofen entweicht. Man kann mm aber diesen
                              Wärmeverlust verringern, indem man die Feuerluft, bevor man sie in die Esse oder in
                              die Atmosphäre ausströmen läßt, auf einen geeigneten kalten Körper wirken läßt, so
                              daß dieser sich auf Kosten der Feuerluft erhitzt und ihr Wärme entzieht, und indem
                              man nachher die so in diesem Körper zurückgehaltene und angesammelte Wärme wieder
                              benutzt. Hierin liegt das Princip des hier zu beschreibenden Ofens, welches
                              überhaupt namentlich bei denjenigen Oefen, in welchen eine starke Hitze
                              hervorgebracht werden muß, anwendbar ist und hier sehr vortheilhaft seyn kann.Ueber die von den HHrn. Siemens von diesem Princip
                                    bereits in England gemachten Anwendungen und die Ersparniß an Brennmaterial
                                    welche sie dadurch erzielten, verweisen wir auf die Notiz im polytechn.
                                    Journal Bd. CXLVI S. 174.A. d. Red.
                              
                           
                           Unsere Abbildungen geben eine Idee von der Anwendung dieses Princips bei einem Schweißofen, und zwar stellt Fig. 36 denselben im
                              Grundriß, Fig.
                                 37 denselben im Verticaldurchschnitt nach BA von Fig. 36 dar. P ist der eigentliche Herd oder
                              der Raum, welcher das zu erhitzende Eisen aufnimmt. Zu beiden Seiten desselben sind
                              die Feuerherde Q und Q',
                              (wie es scheint, ohne Rost), durch Feuerbrücken c und
                              c' von P getrennt. Die
                              Feuerherde stehen beziehentlich mit den sogenannten Regeneratoren (welcher Name
                              eigentlich nicht passend ist, da es sich hier nicht um Wiedererzeugung, sondern um
                              Zurückhaltung und Wiederbenutzung der Wärme handelt) R
                              und R' in Verbindung. Jeder Regenerator ist eine Masse
                              von feuersten Steinen, die in der Art zusammengefügt sind, daß sie eine Anzahl
                              parallele durchbrochene Mauern r, r bilden. Die
                              Durchbrechungen der einen Mauer stehen den vollen Stellen der nächsten gegenüber, so
                              daß die Luft nicht geraden Weges durch den Regenerator hindurch Passiren kann,
                              sondern hin und her gehen und alle Steine umspielen muß. Die Regeneratoren stehen an
                              der anderen Seite mit Canälen i und i' in Verbindung, die am hinteren Ende seitlich in einen
                              gemeinschaftlichen Raum V münden. Dieser Raum ist ein
                              viereckiger eiserner Kasten, welcher aber nur zwei volle Wände hat, nämlich vorne
                              bei t und hinten bei s, an
                              den beiden anderen Seiten (nach den Canälen i und i' hin) ist er offen, ebenso unten, wo er mit der
                              äußeren Luft, und oben, wo er mit der Esse S in
                              Verbindung steht. Durch die Mitte der Wand s dieses
                              Kastens geht eine Stange l (vergl. Fig. 38, welche einen
                              Horizontaldurchschnitt, und Fig. 39, welche einen
                              verticalen Querdurchschnitt des Kastens V darstellt),
                              welche mit ihrem vorderen Ende in der Wand t gelagert
                              ist, so daß sie um ihre Achse gedreht werden kann. Diese Stange tritt nach hinten
                              vor und trägt hier die Stange n, an welcher das Gewicht
                              p sitzt. Mit dieser Stange ist eine Klappe m, m verbunden, die sich an s und t möglichst dicht anschließt und die
                              beiden in Fig.
                                 39 angedeuteten Stellungen einnehmen kann, wonach sie immer mit ihrem
                              oberen Rande an dem einen oberen Rande von V, mit ihrem
                              unteren Rande an dem entgegengesetzten unteren Rande von V, und zwar möglichst dicht, anliegt. Die eine oder andere dieser
                              Stellungen gibt man ihr durch entsprechende Drehung der Stange l mittelst der Stange n, und
                              das Gewicht p bewirkt dann, daß sie in der ihr gegebenen
                              Stellung bleibt. Wenn sie die in Fig. 39 mit vollen Linien
                              angedeutete Stellung hat, tritt die äußere Luft von unten her durch den Raum des
                              Kastens V hindurch in den Canal i' und strömt sodann, wie die Pfeile in Fig. 36 andeuten, durch
                              den Regenerator R', den Feuerherd Q', den Arbeitsraum P, den Feuerherd Q
                               den Regenerator R und den Canal i, worauf
                              sie an der anderen Seite der Klappe m, m durch den Raum
                              von V hindurch in den Schornstein S entweicht.
                           Man bringt auf den Herd Q' durch die Oeffnung b', die durch eine Thür g'
                              verschließbar ist, glühendes Brennmaterial. Dasselbe fängt nun, indem der Luftstrom
                              die so eben erwähnte Richtung hat, an zu verbrennen, die Hitze verbreitet sich in
                              dem Raum P und die Feuerluft entweicht durch den
                              Regenerator R in den Schornstein. Indem sie den
                              Regenerator passirt, gibt sie ihre Hitze an denselben ad, so daß sie beim Eintritt
                              in die Esse bedeutend abgekühlt ist. Die Steinmasse, aus welcher der Regenerator
                              besteht, erhitzt sich durch die aus der Feuerluft aufgenommene Wärme mehr und mehr,
                              und zwar wird natürlich der dem Canal h zugekehrte Theil
                              derselben am stärksten, der mittlere Theil derselben weniger und der dem Canal i zugekehrte Theil derselben am wenigsten stark erhitzt.
                              Nach beiläufig einstündiger Arbeit gibt man der Klappe m,
                                 m die andere (in Fig. 39 mit punktirten
                              Linien angedeutete) Stellung und bringt Brennmaterial auf den Herd Q. Der Zug durch den Ofen nimmt jetzt eine der
                              bisherigen entgegengesetzte Richtung an, d.h. die äußere Luft tritt durch den Kasten
                              V in den Canal i und
                              strömt von da durch R nach Q, wo sie die Verbrennung unterhält; der Raum P
                              wird nun von Q aus erhitzt und die Feuerluft entweicht
                              durch Q', R', i' in die Esse. Indem nun die zur
                              Unterhaltung der Verbrennung bestimmte Luft durch den Regenerator R strömt, entzieht sie demselben die vorher aufgenommene
                              Wärme allmählich wieder und erhitzt sich selbst dadurch, so daß sie, indem sie auf
                              dem Herde Q anlangt, schon eine hohe Temperatur besitzt,
                              und in Folge dessen hier nun eine viel stärkere Hitze entsteht, als wenn die Luft im
                              nicht erhitzten Zustande zuströmte. Die abziehende Feuerluft gibt jetzt in gleicher
                              Weise an den Regenerator R' ihre Hitze ab, wie es vorher
                              bei R der Fall war, und zwar wird R' in gleicher Zeit stärker erhitzt, als vorher R, weil die Feuerluft jetzt heißer ist. Nach Verlauf einer gewissen Zeit
                              ändert man die Stellung der Klappe wieder, so daß der Zug sich wieder umkehrt; die
                              Luft strömt nun wieder durch den Regenerator R' in den
                              Ofen und entzieht demselben die Wärme wieder; sie unterhält, da sie sehr heiß zum
                              Herde Q' gelangt, auf demselben eine intensive
                              Verbrennung; die Feuerluft strömt durch den jetzt bis zu einem gewissen Grade wieder
                              abgekühlten Regenerator R, fort und gibt an denselben
                              ihre Hitze wieder ab. Indem man in dieser Weise fortfährt, entzieht man der
                              Feuerluft beständig den größeren Theil der Wärme, welche sie mit sich führt, und
                              macht dieselbe dadurch wieder nutzbar, daß man die folgenden Portionen der zur
                              Unterhaltung des Feuers
                              bestimmten Luft dadurch erhitzt. Auf diese Weise kann man in dem Ofen mit
                              verhältnißmäßig wenig Brennmaterial eine starte Hitze erzeugen und unterhalten. Ob
                              man in dem Ofen eine mehr oder weniger starke Hitze unterhalten muß, hat, abgesehen
                              von der Wärme-Ausstrahlung, welche mit zunehmender Hitze größer wird, auf den
                              Wärmeverlust keinen Einfluß, denn die aus dem Ofen abziehende Feuerluft hat in
                              keinem Falle eine höhere Temperatur als 100 bis 140º C.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
