| Titel: | Neues Heißwasserheizungs- und Ventilations-System für Wohngebäude und öffentliche Anstalten; von Johannes Haag, Civilingenieur und Röhrenfabrikant in Augsburg. | 
| Autor: | Johannes Haag | 
| Fundstelle: | Band 147, Jahrgang 1858, Nr. CV., S. 346 | 
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                        CV.
                        Neues Heißwasserheizungs- und
                           Ventilations-System für Wohngebäude und öffentliche Anstalten; von Johannes Haag, Civilingenieur und Röhrenfabrikant in
                           Augsburg.
                        (Fortsetzung und Schluß von S. 270 des
                           vorhergehenden Heftes)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Haag's neues Heißwasserheizungs- und
                           Ventilations-System für Wohngebäude und öffentliche Anstalten.
                        
                     
                        
                           Anwendung der Heißwasserheizung, mit oder ohne Ventilation,
                                 für öffentliche Anstalten, als: Krankenhäuser, Casernen, Fabriken, Schulen
                              etc.
                           Fig. 1, Tab.
                              V, zeigt den Grundplan eines Theiles eines großen Krankenhauses mit drei Etagen;
                              jede Etage enthält sechs Säle für je zehn Kranke.
                           Fig. 2 ist der
                              senkrechte Durchschnitt nach der Linie AB.
                           Im Souterrain befindet sich der Heißwasserheizungs-Ofen C, welchen Fig. 3 im Grundplan und Fig. 4 im senkrechten
                              Durchschnitt zeigt.
                           Derselbe ist in acht Heizkammern getheilt, von denen je zwei eine eigene Rostfeuerung besitzen, und zwar ist die Rostfeuerung a für das Parterre, b für
                              die erste Etage, c für die zweite Etage und d für die Erhitzung des Wassers für Bäder etc., sowie
                              für die künstliche Ventilation bestimmt. Es kann somit erstens nicht nur jede Etage
                              für sich geheizt werden, sondern selbst jede halbe Etage, indem jede halbe Etage
                              ihre eigene Ofenspirale und resp. Heizkammer hat. Ferner kann durch die vor jedem
                              Saale angebrachten Regulir-Theilungshahnen jeder Saal für sich allein und auf
                              einen beliebigen Wärmegrad geheizt werden. Von den zwei Spiralen der vierten
                              Feuerung d ist die eine zur Beheizung des im Dachraume
                              angebrachten Wasserreservoirs w bestimmt, die andere für
                              die allenfallsige Wärmesteigerung der Ventilationskammer im Sommer.
                           Aus dem Grundplan und Durchschnitt, Fig. 3 und 4, ersieht man auch, daß
                              jede Spirale mit Leichtigkeit gereinigt, nämlich aus dem von feuerfesten Backsteinen
                              construirten Ofen herausgezogen und wieder eingeschoben werden kann. Es kann somit
                              eine Störung gar nie
                              eintreten, da jede allfällig vorkommende Reparatur sich in 1–2 Stunden
                              bewerkstelligen ließe; dieß hat auch die Erfahrung bei den vielen mit diesem
                              Ofensystem von mir ausgeführten Heizungen bestätigt, deren mehrere schon 5–6
                              Jahre lang in Gebrauch sind.
                           
                           Die Anlage der Heizung ist aus den Plänen Fig. 1 und 2 deutlich zu ersehen.
                           Die von einem Krankensaal zum andern führenden Heizungsröhren liegen in einem mit
                              gußeisernen durchbrochenen Platten gedeckten Canal im Corridor, erwärmen denselben
                              auf 9–10° Reaum. und, je nach der Stellung der Regulirhahnen, die
                              Krankensäle entweder alle auf ganz gleiche oder auf verschiedene Temperatur, oder
                              einzelne, wenn dieselben von der Circulation abgeschlossen sind, gar nicht.
                           Der Brennmaterialverbrauch beträgt nach genauen BeobachtungenDie betreffenden Versuche wurden in dem noch im Ausbaue begriffenen neuen
                                    Krankenhause zu Augsburg mit magistratischer Genehmigung unter Controle des
                                    städtischen Bauraths Hrn. J. Kollmann
                                    angestellt.A. d. Red. bei constanter Erwärmung der Säle auf 15° R. Tag und Nacht, und bei
                              einer permanenten Ventilation von 40–60 Kubikmeter in der Stunde per Kranken, während einer äußern Temperatur von
                              – 14 bis 16° R., – 10 bis 11 Zollpfund Torf per 1000 Kubikmeter Zimmerraum in 24 Stunden, daher
                              durchschnittlich in der Heizsaison 6 Pfd. Torf per 1000 KubikfußKubikmeter Raum angenommen werden können.
                           Andererseits ergaben die Beobachtungen, welche in einem alten Krankenhause mit
                              Ofenheizung angestellt wurden, für den gleichen Raum den doppelten
                              Brennmaterialbedarf) es kamen nämlich mittelst der Ofenheizung 1000 Kubikfuß Raum
                              per Tag, bei einer äußern Temperatur von 9 bis
                              15° R. unter Null, auf 5 5/6 kr., mittelst der Heißwasserheizung aber nur auf
                              2 1/2 kr. zu stehen.
                           Ein Mann im Souterrain kann die Beheizung von zwei solchen
                              großen Heizöfen besorgen, wenn ihm das Brennmaterial zugeschafft wird) somit genügt
                              Ein Mann zur Heizung für 36 Krankensäle.
                           Die Circulation des heißen Wassers ist hier dieselbe, wie ich sie zur Beheizung der
                              Wohngebäude im vorhergehenden Abschnitt beschrieben habe.
                           
                        
                           Beschreibung des Regulirhahns.
                           Fig. 11 zeigt
                              den erwähnten, als höchst zweckmäßig bewährten Regulirhahn im Verticaldurchschnitt,
                              Fig. 12
                              im horizontalen Durchschnitt nach der Linie x–y.
                              Vermittelst Drehung des Schwungradchens m wird der
                              inwendig befindliche Kolben auf- und abwärts bewegt. Derselbe ist so
                              beschaffen, daß wenn er die tiefste Stelle a einnimmt,
                              die Schenkel o, p und q, r
                              communiciren; steht derselbe in der Mitte zwischen a und
                              b, so sind o, p und q, r, sowie o, r und p, q gleichzeitig in Communication, d. i. das heiße
                              Wasser kann zur Hälfte in der Richtung von o, p und o, r fließen. In der obersten Stellung b des Kolbens sind die Schenkel o, r und p, q in Verbindung. Das heiße Wasser,
                              welches z.B. beim Schenkel o durch r in das zu erwärmende Zimmer eintritt und von q nach p aus demselben in
                              die weiter circulirende Leitung abfließt, wird daher, je nach der Stellung des
                              Kolbens von a nach b der
                              Scala, entweder ganz wenig, oder zur Hälfte, oder zu 3/4, oder gar nicht in die
                              Röhren, welche im Zimmer circuliren, einströmen, indem in der obersten Stellung des
                              Kolbens bei b die Circulation des heißen Wassers in der
                              Richtung von o, p vollständig hergestellt ist und die
                              Schenkel q, r von der Circulation des heißen Wassers
                              ganz abgeschlossen sind. Man kann somit an der Scala von a–b leicht die für das zu erwärmende
                              Zimmer geeignete Stellung des Kolbens herstellen und jederzeit den Zufluß des für
                              eine gewünschte Temperatur erforderlichen heißen Wassers, selbst während der
                              stärksten Circulation, reguliren. Ein wesentlicher Vortheil dieses von mir zu diesem
                              besondern Zweck construirten Hahnes ist der, daß fortwährend eine Circulation des
                              heißen Wassers stattfindet, der Kolben mag sich in der obersten, Mittlern oder
                              untersten Lage befinden.
                           
                        
                           Ueber die Behandlung der
                                 Heißwasser-Heizungen.
                           
                              A. Behandlung des
                                    Expansionsröhren-Apparates.
                              Die Instandsetzung des Expansionsröhren-Apparates muß immer zuerst, ehe
                                 ein Feuer im Ofen angemacht wird, vorgenommen werden; dieselbe ist höchst
                                 einfach und in sehr kurzer Zeit zu bewerkstelligen.
                              Der Heizer hat nämlich nur mit dem Schlüssel c, Fig. 8, die
                                 beiden Schlußmuttern a und b ganz zu öffnen, und in den Röhrenschenkel d (die Füllröhre) so lange Wasser mittelst eines Trichters
                                 einzugießen, bis derselbe gerade voll ist. Ist dieser Fall eingetreten, so
                                 werden beide Muttern a und b wieder angeschraubt, und mit dem Schlüssel tüchtig zugezogen.
                              Dieses Nachfüllen muß bei neuen Heizungen alle Tage geschehen, später braucht man
                                 es aber nur alle zwei bis drei Tage vorzunehmen.
                              Dem Heizer, welcher dieses Geschäft vollzieht, ist insbesondere aufzutragen: daß
                                 er immer reines Wasser dazu benutzt, und beide Schlußmuttern sorgfältig
                                 anschraubt und fest zuschraubt.
                              
                           
                              
                              B. Behandlung des
                                    Heizapparates und der Röhrenleitung.
                              Nachdem sich der Heizer auf angegebene Weise durch das Nachfüllen überzeugt hat
                                 daß die Röhrenleitung voll ist, kann er mit dem Heizen beginnen; anfangs sollte
                                 nur ein mittelmäßiges Feuer entwickelt werden. Dabei ermittelt man, ob die
                                 Steigröhren zuerst warm werden, d.h. ob sich das Wasser zuerst in den
                                 Steigröhren fortbewegt. Ist dieses der Fall, so weiß man, daß die Rotation des
                                 Wassers den gehörigen Gang nimmt, und der Heizer kann nun so lange fortfeuern,
                                 bis die Rückläufe eine Temperatur erhalten, wobei darauf gegossenes Wasser
                                 verdampft. Haben die Rückläufe diese Temperatur erreicht, so hat der Heizer das
                                 Feuer mittelst der Schieber in den Feuercanälen der Art zu reguliren, daß die
                                 Rückläufe auf gleichem Wärmegrade verbleiben.
                              Bemerkt der Heizer, daß an irgend einer Leitung eine Verbindungs- oder
                                 Schlußmutter schweißt, d.h. während der Rotation des heißen Wassers etwas Dampf
                                 entweichen läßt, so muß er die Abkühlung der Röhrenleitung abwarten, bevor er
                                 die Verbindungsmuttern mittelst der Zangen und die Schlußmutter mit dem
                                 Schlüssel fester anzieht.
                              Sollte sich ein größerer Fehler zeigen, so muß das Feuer im Ofen unverzüglich
                                 ausgelöscht und dem Fehler sogleich begegnet werden.
                              Ein solcher Fehler ist das Bersten eines Rohres; dieses kommt jedoch bei
                                 sorgfältiger Bedienung und Behandlung des Apparates, wie sie oben beschrieben
                                 wurde, nie vor, besonders wenn bei strenger Kälte Sorge getragen wird, daß die
                                 Temperatur der Räume, in welchen sich die Röhrenleitungen befinden, nie bis auf
                                 0° oder + 1° R. herabsinkt.
                              Die Wartung der Röhrenleitung beschränkt sich darauf, daß man dieselbe immer voll
                                 Wasser zu erhalten sucht; ist dieses durch das Nachfüllen nicht ganz zu
                                 erzielen, d.h. bemerkt man, daß, obgleich die Füllröhre bis oben voll Wasser
                                 ist, sich noch Luft in der Röhrenleitung befindet, so muß die ganze
                                 Röhrenleitung mit frischem Wasser vollgepumpt werden.
                              Daß sich Luft in der Röhrenleitung befindet, gibt sich besonders beim Anheizen
                                 durch ein Schlagen in den Röhren oder ein Vibriren derselben kund, oder auch
                                 manchmal dadurch, daß die Rücklaufröhren vor den Steigröhren warm zu werden
                                 beginnen.
                              
                           
                              C. Füllung der Röhrenleitung
                                    nach neuem Verfahren.
                              Am tiefsten Punkte der Röhrenleitung ist immer an einer Rücklaufröhre in der Nähe
                                 des Ofens ein sogenannter Füllhahn H, Fig. 9,
                                 angebracht. Derselbe
                                 besteht aus einer metallenen Röhre, in welcher ein genau eingeschliffener
                                 Stahlkolben mittelst des Hebels in drei Lagen, nämlich h¹, h² und h³ gebracht werden kann.
                              Hat der Hebel die Stellung h¹, so ist der
                                 Durchgang von x nach y
                                 und z offen; bei der Stellung h² ist dagegen der Durchgang zwischen x und z hergestellt, nach y aber geschlossen; durch die dritte Hebellage h³ wird der Durchgang zwischen x, y und z ganz
                                 abgeschlossen.
                              Angenommen, die ganze Röhrenleitung sey vor einiger Zeit gefüllt worden, und soll
                                 nun, weil sich etwas Luft darin ansammelte, durchgepumpt werden, so wird der
                                 Hebel in die tiefste Lage h³ gebracht, und
                                 hierauf die Füllpumpe durch eine Verbindungsmutter mit der Röhre m verbunden; nun kommt der Hebel in die Lage h² zu stehen, und es kann mit dem Einpumpen
                                 begonnen werden, nachdem man vorher die Schlußmutter g am Ablaufrohr abgeschraubt hat. Mit dem Pumpen wird so lange
                                 fortgefahren, bis alles schmutzige Wasser entfernt ist, und nur noch reines
                                 Wasser ohne Luftblasen abfließt.
                              Während des Pumpens wird die oberste Schlußmutter des
                                 Expansionsröhren-Apparates (b, Fig. 8)
                                 geöffnet, um die dorthin gedrungene Luft entweichen zu lassen. Nachdem so lange
                                 frisches Wasser eingepumpt worden ist, bis nur noch Helles Wasser ohne
                                 Luftblasen ausfließt, schließt man zuerst die Schlußmutter g, macht noch einige Pumpenstöße, und bringt den
                                 Hebel in die Stellung h³, worauf die
                                 Füllpumpe abgeschraubt und die Schlußmutter fest angeschraubt werden kann. Nun
                                 gibt man dem Hebel des Füllhahnes die höchste Stellung h, und steckt einen Stift in in die entsprechende Oeffnung des
                                 Kolbens, damit derselbe seine Lage nicht verändern und die Verbindung zwischen
                                 x, y und z
                                 unterbrechen kann, welche während des Heizens immer hergestellt seyn muß.
                              Hauptsächlich darf niemals die Entleerung des Expansionsröhren-Apparates
                                 vergessen werden; zu diesem Behufe öffnet man beide Schlußmuttern a und b, Fig. 8, worauf alles
                                 übrige Wasser aus dem Röhrenschenkel d abläuft. Ist
                                 das Wasser bis auf das durch die Füllröhre bestimmte Niveau gesunken, so können
                                 beide Schlußmuttern wieder fest angeschraubt werden, und man fängt nun an zu
                                 heizen.
                              Sollte der lebhafte Zug des Feuers im Heizapparate nach einiger Zeit abnehmen, so
                                 sind die Feuerzüge mit den darin liegenden Röhren von dem erzeugten Ruße
                                 sorgfältig zu reinigen. Der Heizer hat besonders darauf zu sehen, daß der
                                 lebhafte Zug immer fortbesteht, weil sonst der Effect der Heizung sehr
                                 herabgestimmt werden könnte.
                              Bei großen Heizungen geschieht die Füllung der Röhrenleitung mit einer fixen
                                 sogenannten Centralpumpe; dieselbe gewährt den
                                 Vortheil, daß die
                                 Füllung sehr bequem bewerkstelligt werden kann. Das Anschrauben und Abschrauben
                                 der Füllpumpe fällt dabei ganz weg, und man braucht nur den zu der
                                 entsprechenden Ofenspirale gehörenden Absperrhahn mittelst des Schlüssels
                                 aufzuschrauben, den Füllhahnhebel in die richtige Lage zu versetzen, und dann so
                                 lange zu pumpen, wie oben angegeben wurde. Hernach wird der Absperrhahn wieder
                                 gut verschlossen, und man schreitet zur Füllung der nächsten Röhrenleitung.
                              Daß während des Betriebes der Heizung alle Absperrhahnen geschlossen bleiben
                                 müssen, versteht sich von selbst.
                              Fig. 10
                                 veranschaulicht diese Centralpumpe. A ist die
                                 Füllpumpe, B die Forcirpumpe. a, a sind die Absperrhahnen; b, b die mit
                                 den Pumpen in Verbindung stehenden Sicherheitsventile.
                              
                           
                        
                           Ventilation.
                           Die Ventilation der Krankenhäuser kann auf dreierlei Art bewerkstelligt werden; wir
                              besprechen daher im Folgenden:
                           1) die natürliche Ventilation;
                           2) die künstliche Ventilation mittelst Erwärmung des obersten Schlotes;
                           3) die künstliche Ventilation mittelst mechanischer Kraft.
                           
                              I. Natürliche
                                    Ventilation.
                              Die natürliche Ventilation bewirkt man mittelst Oeffnens der Fenster oder Thüren
                                 oder sonstiger dazu besonders hergestellter Oeffnungen; auf diese Weise wird
                                 zwar eine rasche Ventilation erzielt, aber mit dem für die Kranken nachtheiligen
                                 Umstand, daß sich die Säle zu schnell abkühlen und eine sehr fühlbare
                                 Luftströmung in denselben verursacht wird, daher man diese Methode in neuester
                                 Zeit allgemein verworfen hat.
                              Eine viel weniger oder gar nicht schädliche Methode, die Krankensäle auf
                                 natürlichem Wege zu ventiliren, ist das Verfahren mittelst Erwärmens der
                                 Corridors. Es wird nämlich zuerst der Corridor durch Oeffnen entgegenstehender
                                 Zugöffnungen oder Fenster mit frischer Luft gefüllt, was in einigen Minuten
                                 bewerkstelligt ist; dann werden jene geschlossen, und der mit frischer Luft
                                 gefüllte Corridor wird auf seine gewöhnliche Temperatur von 9 bis 10° R.
                                 erwärmt. Ist dieses geschehen, so werden in den zu ventilirenden Sälen die mit
                                 dem Corridor communicirenden Fenster oder Thüren geöffnet, damit die im Corridor
                                 erwärmte frische Luft in die Säle einströmt, was ebenfalls in kurzer Zeit
                                 erzielt ist. Hierauf werden die Krankensäle wieder geschlossen und der Corridor
                                 wird abermals ventilirt, d.h. mit frischer Luft angefüllt. Die erwähnten
                                 Operationen wiederholt man so oft, als es die Aerzte oder Krankenwärter für nothwendig
                                 erachten.
                              Diese Ventilation ist unstreitig die rascheste, billigste und einfachste, und bei
                                 meinen Anlagen, wo die Corridors ohnedieß durch die Heizungsröhren erwärmt
                                 werden, ohne alle Herstellungskosten anwendbar.
                              Die natürliche Ventilation kann jedoch niemals eine permanente werden, daher die nun zu besprechende künstliche
                                 Ventilation mittelst Erwärmung des oberen Theiles des Schlotes, welche eine
                                 permanente und bei Anwendung der Heißwasserheizung in ökonomischer Hinsicht die
                                 vortheilhafteste ist, jedenfalls den Vorzug verdient.
                              
                           
                              II. Künstliche Ventilation mittelst
                                    Erwärmung des obersten Theiles des Schlotes.
                              Aus Fig. 1
                                 und 2,
                                 Tab. V, ist die Anlage einer derartigen künstlichen Ventilation ersichtlich,
                                 welche ohne alle besonderen Kosten für Betrieb und Unterhaltung hergestellt
                                 werden kann.
                              Da in Krankenhäusern im Sommer wie im Winter fortwährend heißes Wasser für die
                                 Bäder, zum Waschen, Reinigen u.s.w. in sämmtlichen Etagen erforderlich ist, so
                                 wird das Wasserreservoir am zweckmäßigsten am höchsten Punkt angebracht, um von
                                 demselben aus das heiße Wasser durch Röhren überall hin, wo es benöthigt ist,
                                 leiten zu können.
                              Die Spirale der Heizkammer d des Ofens ist bestimmt,
                                 um im Reservoir w, mittelst der in demselben
                                 befindlichen Röhrenleitung, das Wasser auf 60 bis 70° R. zu erwärmen;
                                 somit ist den ganzen Sommer über die Unterhaltung des Feuers in der Heizkammer
                                 d nothwendig, und in Folge davon wird der Kamin
                                 Fig.
                                    7, welcher von starkem Eisenblech construirt ist, fortwährend erwärmt und
                                 durch denselben der ihn concentrisch umgebende hohle Raum, welcher durch die
                                 gemauerte Einfassung (vom Einmündungspunkt des Rauchs in den eisernen Kamin) bis
                                 unter den Giebel des Daches fortgesetzt ist.
                              In diesem hohlen Raum befinden sich auch die Hin- und Herleitungsröhren
                                 zur Erzeugung des heißen Wassers im Reservoir w,
                                 daher die von denselben ausstrahlende Wärme ebenfalls diesem hohlen Raum
                                 mitgetheilt wird, wodurch auch im Sommer seine Temperatur auf wenigstens 50 bis
                                 60° R. gesteigert werden kann, so daß bei der größten äußern Wärme eine
                                 Temperaturdifferenz von wenigstens 30° R. erreicht wird, welche
                                 hinreichend ist, um alle Säle und Corridore mittelst eines erneuerten
                                 Luftquantums von 60 Kubikmetern in der Stunde per
                                 Kranken, welches bisher als Maximum gefordert wurde, zu ventiliren.
                              
                              Die verdorbene Luft wird während des Winters am Boden der Säle in dem aus jedem
                                 Saale besonders emporsteigenden senkrechten Schlote m,
                                    m weggezogen; während des Sommers aber wird sie durch die gleichen
                                 Canäle an der Decke weggezogen; hierzu hat jeder senkrechte Canal m, m am Boden und an der Decke verschließbare
                                 Oeffnungen.
                              Das Wegnehmen der verdorbenen Luft am Boden während des Winters gewährt den
                                 großen Vortheil, daß die in der Nähe des Plafond befindliche Luft dann nicht
                                 wärmer ist, als diejenige in der Mitte des Saales oder gegen dessen Boden zu;
                                 die starke Ventilation von 60 Kubikmetern per
                                 Kranken in der Stunde wird in diesem Falle ohne größern Brennmaterialaufwand
                                 vermittelst gleichmäßiger Vertheilung der Wärme in den Höhen der Säle
                                 erzielt.
                              Das Wegnehmen der verdorbenen Luft in der Nähe des Plafonds während des Sommers
                                 bezweckt hauptsächlich die Abkühlung der Säle, indem die im Saale von selbst
                                 emporsteigende wärmere Luft sogleich austreten und nicht mehr rückwärts wirken
                                 kann, dagegen stets durch frische, weniger warme Luft ersetzt wird.
                              Im hohen senkrechten Schlot m, m ist der natürliche
                                 Zug (ohne Erwärmung seines obern Theiles) nach genauen Versuchen der Art, daß 40
                                 Kubikmeter Luft per Kranken in der Stunde
                                 entweichen, wenn zwischen der innern Luft im Saale und der äußern Luft eine
                                 Temperatur-Differenz von 12° Reaumur stattfindet; es ist daher
                                 einleuchtend, daß eine geringe Erwärmung des obersten Theiles des Schlotes
                                 genügt, um diese Ventilation höher zu steigern.
                              Die senkrechten Canäle m, m werden von jedem Saale
                                 aus auf dem Dachboden in einem horizontalen Canal zusammengezogen. Dieser mündet
                                 in den Hauptschlot aus, nämlich in den zwischen dem eisernen Kamin und dem
                                 gemauerten Schlot befindlichen hohlen Raum, und in diesem steigt die ausgezogene
                                 Luft bis über die Firste des Daches empor, wo sie durch die beweglichen
                                 Jalousien n, n entweicht. Hierbei ist ein
                                 Zurückströmen der verdorbenen Luft mit ihren Dünsten in einen andern Saal des
                                 Gebäudes unmöglich, da sie unfehlbar den warmen eisernen Kamin entlang bis in
                                 die Höhe der Austrittsöffnungen n, n fortgezogen
                                 werden wird.
                              Die frische Ersatzluft kann durch Canäle unter dem Fußboden des Corridors zu der
                                 im Saale befindlichen Röhrenspirale geführt werden, von wo sie, hinreichend
                                 erwärmt, in den Saal eintritt.
                              Durch diese Methode ist in Verbindung mit der Heißwasserheizung eine sichere,
                                 starke und permanente Ventilation der Krankenhäuser mit geringen Anlagekosten
                                 und ohne alle Betriebsauslagen erzielt.
                              
                           
                              
                              III. Künstliche Ventilation mittelst
                                    mechanischer Kraft.
                              Die künstliche Ventilation mittelst mechanischer Kraft wird durch Ventilatoren
                                 bewerkstelligt, welche von Wasserrädern oder von Dampfmaschinen in Bewegung
                                 gesetzt werden. Die Dimensionen dieser Ventilatoren sind nach dem Luftquantum zu
                                 bestimmen, welches sie den Sälen zubringen oder entziehen sollen.
                              Wenn in ein für 400 Kranke angelegtes Krankenhaus in der Stunde per Kranken 60 Kubikmeter Luft = 2400 bayer.
                                 Kubikfuß geschafft werden sollen, so beträgt das Gesammt-Quantum der Luft
                                 960,000 bayer. Kubikfuß per Stunde, und wenn nebst
                                 den Sälen auch die Corridors und Abtritte ventilirt werden sollen, wenigstens
                                 1,300,000 Kubikfuß per Stunde, welche in die
                                 verschiedenen Säle und Corridors eingetrieben werden müßten.
                              Nach den neuesten und besten Constructionen würde ein offener Ventilator von 50
                                 engl. Zoll Durchmesser bei 650 Umdrehungen per
                                 Minute 20,000 engl. Kubikfuß Luft befördern, somit per Stunde 1,200,000 engl. Kubikfuß, welches nahezu dem obigen Quantum
                                 von 1,300,000 bayer. Kubikfuß per Stunde
                                 gleichkommt. Ein solcher Ventilator erfordert eine fünfpferdige
                                 Dampfmaschine.
                              Da ein derartiges Krankenhaus sehr in die Länge ausgedehnt ist, und daher die von
                                 Einem Ventilator ausgehenden Leitungen sehr große Dimensionen erhalten müßten,
                                 so ist es jedenfalls zweckmäßiger, wenn jede Hälfte des Krankenhauses einen
                                 Ventilator für 10,000 engl. Kubikf. Luft per Minute
                                 oder 600,000 engl. Kubikfuß per Stunde erhält. Um
                                 dieses Luftquantum zu bewegen, ist ein offener Ventilator von 40 engl. Zoll
                                 Durchmesser mit 800 Umdrehungen per Minute
                                 nothwendig, welcher eine vierpferdige Maschine erfordert.
                              Die Hauptleitungsröhre müßte 48 engl. Zoll im Durchmesser haben, und aus ihr
                                 sämmtliche senkrechte Röhren in die verschiedenen Säle und Corridors, sowie die
                                 Abtritte, geführt werden, wie in Fig. 5 und 6, Tab. V,
                                 zu ersehen ist. Da durch ein 48 engl. Zoll weites Rohr per Minute 10,000 engl. Kubikf. Luft bewegt werden müssen, also per Secunde 166,66 Kubikf., so würde die
                                 Geschwindigkeit derselben per Secunde circa 12 Fuß betragen; in einen größern Krankensaal
                                 von 10 Betten müßten per Stunde für einen Kranken
                                 2400 Kubikf. Luft eingetrieben werden = 24,000 Kubikf. per Stunde für zehn Kranke, oder per
                                 Secunde 6,6 Kubikf., daher der Querschnitt des Rohres für einen Saal mit
                                 Berücksichtigung der Reibungen 0,5 Quadratfuß = 72 Quadratzoll betragen müßte,
                                 oder wenn man zwei Röhren x, x anbringen würde, wie
                                 in Fig. 5 und
                                 6, so
                                 müßte jede 36 bis 40 Quadratzoll Querschnitt = 0,7 Fuß Durchmesser haben.
                              Zum Betrieb von zwei vierpferdigen Dampfmaschinen ist ein Dampfkessel von
                                 wenigstens 160 Quadratfuß Heizfläche erforderlich; da aber nach neuen
                                 Verordnungen in bewohnten Gebäuden nur Dampfkessel von höchstens 50 Quadrats.
                                 Heizfläche angebracht werden dürfen, so müßte für diesen Dampfkessel ein
                                 besonderes Kesselhaus mit Dampfkamin hergestellt werden.
                              Der Betrieb zweier vierpferdigen Dampfmaschinen Q,
                                 Fig.
                                    5, welche Tag und Nacht fortwährend in Bewegung seyn müßten, wenn eine
                                 permanente Ventilation erzielt werden soll, würde sich (bei Anwendung von
                                 Hochdruckmaschinen welche in der Stunde per Pferd
                                 nur 5 Pfd. Kohlen oder 8 Pfd. Torf erfordern, also in 24 Stunden pro 8 Pferde 8 × 8 × 24 =1536 Pfd.
                                 Torf = 3072 Stück Torf, à fl. 2 pro 1000 Stück) per Tag
                                 zu 24 Stunden auf fl. 6 berechnen.
                              Hiezu kommt noch der Lohn für zwei Maschinisten, ferner die Kosten des Schmieröls
                                 für die Dampfmaschine und die Ventilatoren, die Auslage für Erneuerung der
                                 Treibriemen etc.; es würde daher die Ventilation nach dieser Methode, im Sommer
                                 wenigstens, auf circa fl. 10 per Tag zu stehen kommen.
                              Mit den abgehenden Dämpfen der Dampfmaschine könnte bei dieser Methode allerdings
                                 das benöthigte heiße Wasser im Reservoir w erzeugt
                                 werden. Zu dessen Erzeugung sind bei der von mir vorgeschlagenen Ventilation
                                 (mittelst Erwärmung des obern Theiles des Schlotes) täglich 3–400 Pfd.
                                 Torf erforderlich, welche eine Auslage von fl. 1. 12 kr. bis fl. 1. 36 kr.
                                 bedingen; aber auf diese Summe beschränken sich die Betriebskosten meiner
                                 Ventilationsmethode.
                              Da mit Sicherheit anzunehmen ist, daß durch die Ventilation mittelst Erwärmung
                                 des obern Theiles des Schlotes dieselbe Lufterneuerung erzielt werden kann, wie
                                 durch die Ventilation mittelst mechanischer Kraft, so wird wohl jede Behörde
                                 oder Administration jene einfache und billige Methode dieser complicirten und
                                 kostspieligeren vorziehen.
                              
                           
                        
                           Nachtrag.Verzeichniß der von
                                 dem Civilingenieur Johannes Haag in Augsburg ausgeführten
                                 Heißwasser-Heizungen.
                           
                              
                              I. In Fabriken.
                                      1. Amann und Comp., mechanische
                                 Baumwoll-Spinnerei in Legnano.
                                      2. D. Iselin und Comp., mechanische
                                 Baumwoll-Spinnerei und Weberei in Schönau bei Basel.
                                      3. Constanz Cantoni, mechanische Baumwoll-Spinnerei in
                                 Legnano.
                                      4. Constanz Cantoni, mechanische Baumwoll-Weberei in
                                 Castallenza.
                                      5. Mechanische
                                 Baumwoll-Spinnerei und Weberei (Garntrocknerei) in Kaufbeuren.
                                      6. Escher Wyß und Comp.,
                                 Filial-Maschinen-Werkstätte in Leesdorf bei Wien.
                                      7. G. Geßner, Seidenfabrik und Wohnung in Wädenschweil.
                                      8. J. Gradner, mechanische Baum-Spinnerei in
                                 Oberwaltersdorf.
                                      9. Kaspar Honegger, mechanische Baumwoll-Spinnerei in
                                 Cottern bei Kempten.
                                    10.
                                 Mechanische Baumwoll-Spinnerei in Kaiserslautern.
                                    11. Frz.
                                 Leitenberger, Kattundruckerei in Cosmanos in
                                 Böhmen.
                                    12. Liebig und Comp., mechanische Baumwoll-Weberei
                                 in Reichenberg.
                                    13.
                                 Quidotti Pariani, mechanische
                                 Baumwoll-Spinnerei in Gravellona.
                                    14. Schelling und Comp., Kratzengarnitur-Fabrik in
                                 Horgen am Zürcher See.
                                    15. Stapfer und Söhne, Seidenfabrik in Horgen.
                                    16. C. und
                                 M. Sieber, mechanische Baumwoll-Weberei in
                                 Zöschlingsweiler.
                                    17. Stammetz und Comp., mechanische
                                 Baumwoll-Weberei in Tannwald.
                                    18. A. Welty, Färberei-Trockenhänge in
                                 Kaufbeuren.
                                    19. Held und Teufel, mechanische Baumwoll-Weberei
                                 in Rottweil am Neckar.
                                    20. Kaspar
                                 Honegger, Baumwoll-Spinnerei in
                                 Wangen.
                                    21.
                                 Mechanische Baumwoll-Weberei in Haunstetten.
                              22–30. Mechanische Baumwoll-Spinnereien und
                                 Webereien in Gladbach, Blaichach, Ludwigshafen a. Rhein, Ulm, Worms, Flöha bei
                                 Chemnitz, Innsbruck und Dornbirn.
                              
                           
                              II. In öffentlichen
                                    Gebäuden.
                                      1.
                                 Evangelisches Armenkinderhaus in Augsburg.
                                      2. Königl.
                                 Bahnhof-Gebäude in Augsburg.
                                      3. Königl.
                                 Bahnhof-Gebäude in München.
                                      4.
                                 Cantons-Spital in Liestal.
                                      5.
                                 Bad-Anstalt in Neufchatel.
                                      6. Frohnfeste
                                 in Thorberg bei Bern.
                                      7.
                                 Mädchen-Institut in Neufchatel.
                                      8.
                                 Landes-Spital in Sigmaringen.
                                      9.
                                 Evangelisches Waisenhaus in Augsburg.
                              
                                    10.
                                 Absonderungs-Spital in Basel.
                                    11.
                                 Pinakothek in Turin.
                                    12.
                                 Irrenanstalt in Klingenmünster.
                              
                           
                              III. In Privat-Gebäuden und
                                    Schiffen.
                              
                                 
                                            1.
                                    Palais Sr.
                                          Durchlaucht des Fürsten von
                                          Hohenzollern-Sigmaringen.
                                    
                                 
                                            2.
                                    Palais Sr.
                                          Durchlaucht des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen in
                                       Krankenwies.
                                    
                                 
                                            3.
                                    Cloeta Muralt
                                       in Zürich.
                                    
                                 
                                            4.
                                    Egg-Grüter in Winterthur.
                                    
                                 
                                            5.
                                    Escher Wyß und Comp., Comptoir in
                                       Zürich.
                                    
                                 
                                            6.
                                    Gradner-Honegger in Aich bei
                                       Kempten.
                                    
                                 
                                            7.
                                    Kaspar Honegger, Comptoir in Cottern bei Kempten.
                                    
                                 
                                            8.
                                    d'Hengelière, Director der Spinnerei und Weberei in
                                       Kempten.
                                    
                                 
                                            9.
                                    Hoffmann-Roquin in Zürich.
                                    
                                 
                                          10.
                                    Ryhiner in Basel.
                                    
                                 
                                          11.      12.      13.
                                    SzechyniFranz JosephAlbrecht
                                    
                                       
                                       
                                    Eilschiffe der I. priv.
                                       Donau-Dampfschifffahrt-Gesellschaft in Pesth.
                                    
                                 
                                          14.
                                    Dampf-Yacht Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich.
                                    
                                 
                                          15.
                                    Schloß Hard, dem Sir Thomas in Ermartingen gehörig.
                                    
                                 
                                          16.
                                    Albr. Volkhart,
                                       Buckdruckerei in Augsburg.
                                    
                                 
                                          17.
                                    W. Meurer,
                                       Kaufmann in Cöln.
                                    
                                 
                                          18.
                                    Westendonc in Zürich.
                                    
                                 
                              
                           
                              IV. In Gewächshäusern.
                                    1.
                                 Wintergarten Sr. Majestät des Königs von Bayern in
                                 München.
                                    2. Carl
                                 Bischoff, Particulier in Basel.
                                    3. de Rougemont, Colonel in Thun.
                                    4.
                                 Gewächshaus Sr. königl. Hoheit des Herzogs Alexander von
                                    Württemberg in Bayreuth.
                                    5.
                                 Gewächshaus des Hrn. Fabrikanten Merz in
                                 Augsburg.
                                    6.
                                 Gewächshaus des Hrn. Theod. Walch in Kaufbeuren.
                                    7.
                                 Wintergarten des Hrn. Grafen von Bassenheim in
                                 München.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
