| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 147, Jahrgang 1858, Nr. , S. 74 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Krupp'sche Gußstahlachsen und Gußstahlbandagen.
                           In einer (auch der Redaction des polytechnischen Journals übersandten) Mittheilung,
                              vom November v. J. gibt der Gußstahlfabrikant Hr. Friedrich Krupp ein Verzeichniß sämmtlicher von seiner Fabrik bei Essen bisher
                              gelieferten Gußstahlachsen für Eisenbahnwagen, Tender, Locomotiven, Dampfschiffe und
                              Dampfmaschinen zu dem Zwecke, Jedem, der sich hiefür interessirt, die Gelegenheit zu
                              bieten, über das Verhalten dieses seit 1848 eingeführten Fabricates directe Auskunft
                              bei den betreffenden, dasselbe benutzenden Eisenbahnen,
                              Dampfschifffahrts-Gesellschaften und andern industriellen Anstalten
                              einzuholen.
                           Diese Nachforschungen sollen zu der Bestätigung führen, daß die von obigem
                              Etablissement bisher ausschließlich empfohlenen ungehärteten
                                 Achsen aus dessen bekannter eigenthümlicher Gattung Gußstahls, welche bei
                              vollständiger Homogenität größte Zähigkeit und Stabilität in richtigem Verhältnisse
                              verbindet, unter allen bisher in Gebrauch gekommenen Fabricaten ganz allein als
                              vollkommen zuverlässig sich bewährt haben, da unter den Tausenden von Exemplaren
                              nicht ein einziges Stück im regelmäßigen Betriebe abgenutzt oder Reparatur bedürftig
                              geworden, geschweige verbogen oder gebrochen sey, trotz der Zulassung einer um 50
                              Proc. höheren Belastung als diejenige, welche für Achsen von Eisen und Puddelstahl
                              bei gleichen Dimensionen gebräuchlich ist. Zugleich macht sich der Besitzer des
                              Etablissements zur Pflicht, seine frühere Warnung gegen Anwendung gehärteter Gußstahlachsen zu wiederholen, da der Erfolg
                              die seiner Zeit versicherte Unzulässigkeit derselben bestätigt habe, und fühlt sich
                              derselbe bewogen, bei besonderer Aufführung der von ihm auf ausdrückliche Vorschrift
                              dennoch im gehärteten Zustande gelieferten Gußstahlachsen zur Bekräftigung dieser
                              Warnung der daraus erfolgten Unfälle zu gedenken.
                           Gehärtete Gußstahlachsen für Waggons wurden geliefert: 1850 für die Ostbahn 6 Stück
                              à 240 Pfd. an Gewicht; 1852 für die
                              Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn 460 Stück à 252 Pfd.; 1852 für die Berlin-Stettiner Bahn 10 Stück à 230 Pfd.; in Summa 476 Stück. Von diesen
                              gehärteten Gußstahlachsen zerbrachen im Betriebe bis Anfangs dieses Jahres 17 Stück,
                              und zwar diejenige Zahl, welche in der Eisenbahn-Zeitung Nr. 39 vom 1.
                              October d. J. unter der übrigen Menge der auf deutschen Vereinsbahnen bekannt
                              gewordenen Brüche von Wagen- und Locomotivachsen aller Gattungen und des
                              verschiedensten Ursprungs, ungenauer Weise nur als „Gußstahl von Krupp“ nicht als „Gehärtete Achsen“ aufgeführt ist, weßhalb
                              zur Verhütung eines Zweifels an der Sicherheit in der Fabrication des, nach eigenem
                              Ermessen dem Bedürfnisse gemäß bestimmten Productes diese gleichzeitige Berichtigung
                              nothwendig erscheine. – Von obigen Brüchen gehärteter Achsen hat ein Fall beträchtlichen Schaden zur Folge
                              gehabt.
                           Nach solchen Vergleichen und gründlicher Prüfung aller bekannten Erfahrungen könne
                              die bestimmte Behauptung nunmehr aufgestellt werden, daß die ungehärteten Achsen nicht nur bisher als die einzig zuverlässigen sich
                              bewährt haben, sondern auch, daß in Erwägung der Zulässigkeit einer Verminderung
                              des, bei anderm Material erforderlichen Durchmessers, folglich des Gewichts, auch in
                              Anbetracht der größeren Sicherheit gegen Erhitzung der Lagerschenkel und der
                              allgemeinen Ersparniß an Fett und Oel, der Entbehrlichkeit des Kostenaufwandes für
                              Nothlager und der vollen Sicherheit gegen jede Betriebsstörung, und endlich der
                              Unveränderlichkeit des Werthes des Materials und dessen ferneren Verwendbarkeit,
                              ungeachtet einer mehr oder weniger wesentlichen Differenz in der ersten
                              Capitalanlage, dennoch pro Stück und Dauer sowohl beim Eisenbahn-Betriebe,
                              wie auch für die Dampfschifffahrt als die wohlfeilsten sich gestalten.
                           Schließlich sey noch zu erwähnen, daß wie bei Verwendung von Eisen und gewöhnlichem
                              Stahl auch bei allen Gattungen von Gußstahlachsen scharf eingedrehte Ecken,
                              besonders an den Lagern, zu vermeiden sind, daß alsdann bei ungehärteten Gußstahlachsen für gleiche
                              Belastung das erforderliche Gewicht gegenüber von eisernen Achsen um ein Viertheil
                              bis ein Drittheil reducirt werden darf. Bei Krummachsen für Locomotiven und
                              Dampfschiffe dagegen sey es in dem Falle, daß eine selbst über das Bedürfniß
                              hinausgehende Solidität größern Werth bietet, als die im Verhältnisse zu dem Werthe
                              des Objectes geringe Ersparniß an Beschaffungskosten, wohl rathsam, die Dimensionen
                              der eisernen Achsen beizubehalten, und sey dieß bisher selbst bei den schwersten
                              Dampfschiff-Achsen, welche meistens zum Ersatze zerbrochener deutscher,
                              belgischer und englischer eiserner Achsen geliefert wurden, mit ausnahmslos
                              befriedigendem Erfolge beobachtet worden.
                           Das Eingangs erwähnte Verzeichniß weist nach, daß seit 1848 von der Gußstahlfabrik
                              von Friedrich Krupp bei Essen geliefert worden sind:
                           
                              
                                 1. Achsen für Personen- und
                                    Güterwagen
                                 4623 Stück
                                 
                              
                                 2. Grad- und Kurbelachsen für
                                    Locomotiven und Tender
                                   553    „
                                 
                              
                                 3. Grad- und Krummachsen für
                                    Dampfschiffe
                                   120    „
                                 
                              
                           sämmtlich von ungehärtetem Gußstahl und zähester Qualität.
                           Die Achsen ad 1) sind an der Nabe von 3 3/8 bis 4 13/16,
                              an dem Schenkel von 2 1/4 bis 3 1/4, in der Mitte von 3 bis 4 11/24 rheinl. Zoll
                              stark und das Gewicht beträgt von 192 bis 398 preuß. Pfund.
                           Die größte Zahl bezog die Direktion der Köln-Mindener Eisenbahn, nämlich 2563
                              Stück.
                           Die Treib-, Lauf- und Tenderachsen ad 2)
                              wurden theils bloß geschmiedet, theils fertig gedreht geliefert und zwar im Gewicht
                              von 300 bis 2800 Pfd. Die meisten solcher Achsen bezog wieder die Köln Mindener
                              Eisenbahndirection, nämlich 256; eine Anzahl Locomotive-Kurbelachsen und zwar
                              der schwersten Sorte wurde für französische Bahnen geliefert (20 Stück à 2800 Pfd. für die Paris-Orleans
                              Bahn).
                           Die Grad- und Krummachsen ad 3) wurden zum größern
                              Theil für die Dampfschifffahrts-Gesellschaft des österreichischen Lloyd in
                              Trieft und für die Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft in Wien
                              geliefert, nämlich beziehungsweise 18 und 52 Achsen, im Gewicht bis zu 6251 Pfd.
                              fertig zum Einlegen. Die vier schwersten Achsen, Propeller-Gradachsen, 30 Fuß
                              lang, wurden 1856 für die kaiserlich französische Marine geliefert und wogen
                              1,97 und 11,040 Pfd.
                           Ein ähnliches Verzeichniß wie über die Gußstahlachsen liegt über die gelieferten
                              patentirten Gußstahl-Bandagen ohne Schweißung aus
                              der Krupp'schen Fabrik vor. Hiernach wurden bis November 1857 im Ganzen abgeliefert
                              6231 Stück Bandagen, wovon 1064 für die Köln-Mindener Eisenbahn, 1554 für die
                              bayerischen Staatsbahnen, 830 für die österreichische
                              Staatsbahn-Gesellschaft. Die Gußstahlbandagen sind geliefert für
                              Locomotiv-, Treib- und Laufräder, für Tenderräder und Wagenräder mit
                              entsprechendem Durchmesser und einer Stärke von 1 Zoll bis 2 1/2 Zoll.
                              (Eisenbahnzeitung, 1857, Nr. 49.)
                           
                        
                           Neueste Verbesserungen im Bohrwesen.
                           Wir machen hiemit auf eine bei der königl. Saline Dürkheim in der bayerischen Pfalz
                              seit kurzem in Betrieb stehende Bohrarbeit für Gewinnung reicherer Soole aufmerksam,
                              nicht allein wegen der ganz ungewöhnlichen, durch petrographische Verhältnisse
                              bedingten Schwierigkeiten, welche bei diesem Unternehmen zu überwinden sind, sondern
                              auch weil wir hier einige neuere sehr zweckmäßige Einrichtungen, namentlich ein sehr
                              sinnreich verbessertes Freifallinstrument in vortrefflicher Wirkung und eine
                              eigenthümliche sehr gut, leicht und schnell arbeitende Aufziehvorrichtung für den
                              Löffel zu bemerken Gelegenheit hatten.
                           Diese Einrichtungen sollen von dem dortigen kgl. Salineninspector P. Rust (durch seine zur Münchner
                              Industrie-Ausstellung gelieferten Proben von geschweißtem Kupfer, sowie überhaupt als ausgezeichneter Techniker
                              bekannt) herrühren; wir wünschen nur, daß derselbe dem technischen Publicum recht
                              bald eine genaue mit Zeichnungen erläuterte Beschreibung hievon liefern möchte.
                           
                              P. C.
                              
                           
                        
                           
                           Taschenfilter für Reisende und Truppen auf dem Marsche.
                           Der poröse künstliche Stein von Fr. Ransome (dessen
                              Darstellung im polytechn. Journal Bd. CXLV S. 289 beschrieben ist) findet eine
                              vorzügliche Anwendung als Filter in so kleiner Form, daß er in der Tasche getragen
                              werden kann. Er wird als Cylinder von 1 bis 2 Zoll Durchmesser und 2 bis 3 Zoll Höhe
                              geformt, und erhält oben eine Scheibe von Kautschuk, welche am Rande etwas
                              übergreift, gegen die Mitte sich etwas erhebt und hier eine Röhre trägt, die, etwa 2
                              Zoll lang, in einem Mundstück endet. Man taucht den porösen Stein in das unreine
                              Wasser, das man auf der Reise zu trinken genöthigt ist und saugt es durch die Röhre
                              ein. Indem es also gezwungen ist, durch die feinen Lücken des Steines zu gehen,
                              filtrirt es sich und wird rein. (Stamm's neueste Erfindungen. 1857, Nr. 51.)
                           
                        
                           Glasbuchstaben mit unterlegter Metallfolie.
                           Es werden jetzt sehr häufig solche Metall-Glasbuchstaben zu Schildern verwendet, welche dadurch ein sehr schönes
                              Aussehen erhalten. Dem Dr.
                              Elsner sind über die Darstellung solcher Buchstaben
                              nachstehende Mittheilungen zugegangen: Die Buchstaben werden zuerst in Glas ausgeschnitten und auf die untere mit Eiweiß
                              bestrichene Seite derselben echte Gold- oder Silberfolien aufgelegt, wodurch
                              der Buchstabe wie aus polirtem Gold oder Silber angefertigt erscheint. Dieser so mit
                              einer Metallunterlage versehene Glasbuchstabe wird nun auf eine andere Glasplatte
                              aufgekittet und zwar mittelst eines Firnisses, bestehend aus Schellack und
                              venetianischem Terpenthin, aufgelöst in Weingeist, so daß ein dicker Firniß
                              entsteht. (Elsner's chemisch-technische Mittheilungen d. Jahres
                              1856–57, S. 47.)
                           
                        
                           Die neueste Erfindung in der Bereitung des Zuckers aus
                              Erdäpfeln.
                           Nachdem der Akademiker Kirchhof im Jahre 1811 die höchst
                              interessante Entdeckung gemacht hatte, daß das Stärkmehl sich durch Kochen mit
                              verdünnter Schwefelsäure in Zucker umwandeln lasse, erregte dieselbe, wie leicht
                              vorauszusehen war, ein so allgemeines Interesse, daß Gelehrte sowohl wie
                              Industrielle sich mit der Sache zu beschäftigen anfingen, – erstere um sie
                              wissenschaftlich zu ergründen, – letztere um sie praktisch auszubeuten und
                              dem consumirenden Publicum einen billigen Zucker zu liefern, und man erzeugte
                              denselben sowohl im flüssigen Zustand (Syrup) als versuchsweise auch im festen. Bald
                              zeigte es sich aber, daß dieser Zucker nicht von derselben Beschaffenheit war, wie
                              der gewöhnliche im Zuckerrohr, der Runkelrübe u.s.w. enthaltene Zucker, indem nicht
                              nur seine Süßigkeit eine bedeutend geringere, sondern auch diese stets durch einen
                              mehr oder minder starken Bei- und Nachgeschmack noch mehr beeinträchtigt
                              wurde. Ungeachtet dessen aber fuhr man fort nicht nur die Zuckerbereitung aus der
                              Erdäpfelstärke im Kleinen in den Haushaltungen selbst hier und da in Ausübung zu
                              bringen, sondern auch die Fabrication dieses Zuckers im Großen zu betreiben,
                              beschränkte sich aber fast lediglich darauf denselben im flüssigen Zustande als
                              Syrup herzustellen, da die bemerkten üblen Eigenschaften in dieser Form theils
                              minder bemerkbar, theils leichter zu beseitigen waren. Allmählich fing man an diesen
                              Industriezweig besonders als ein landwirtschaftliches Gewerbe auszubilden. Dem
                              Streben des Landwirthes, bei sehr niedrigen Preisen seiner Producte, dieselben
                              dennoch durch Selbstverarbeitung gut zu verwerthen, glaubte derselbe durch Kirchhof's Entdeckung, wenigstens in Bezug auf die
                              Erdäpfel, entsprochen zu sehen, indem nicht nur durch die so bedeutende
                              Volumen- und Gewichts-Verminderung derselben und die dadurch
                              ermöglichte weitere Verfrachtung ein größerer Markt geboten war, – sondern
                              man auch die Hoffnung hatte, den Segen sehr fruchtbarer Jahre bis zu einem Zeitpunkt
                              aufbewahren zu können, wo Gelegenheit geboten war, denselben mit großem Nutzen
                              verkaufen zu können.
                           
                           Wenn nun auch in Betreff der ersteren Annahme man sich nicht getäuscht sah, so war
                              dieses doch in Bezug auf die zweite der Fall, indem sich bald zeigte, daß der
                              Erdäpfelsyrup von gewöhnlicher Beschaffenheit sich nicht lange aufbewahren lasse,
                              ohne zu verderben und dem Oekonomen somit auch dieser gehoffte wesentlichste
                              Vortheil entging, da er hierdurch gezwungen wurde, sein Product sobald als möglich
                              und sonach zu einer Zeit zu verkaufen, wo eben wegen in Ueberfluß vorhandenen
                              Rohstoffes auch der Preis des Fabricates ein um so niedrigerer war, als dann ein
                              jeder, der nur irgend Gelegenheit dazu hatte, sich mit der Darstellung des
                              Erdäpfelsyrups befaßte und seinen Theil dazu beitrug, gerade zur ungünstigsten Zeit
                              den Markt damit zu überschwemmen.
                           In Folge dieses Umstandes gingen denn auch manche Stärkesyrup-Fabriken wieder
                              ein, obgleich dagegen ungeachtet des erwähnten Uebelstandes viele mit großem
                              Vortheil arbeiteten. Besonders war es Frankreich, wo mehrere Fabriken in großartigem
                              Maaßstab zu arbeiten anfingen.
                           Die Vortheile welche der feste Stärkezucker vor dem flüssigen, sowohl für den
                              Producenten, als wie für den Consumenten darbietet, gaben Veranlassung, daß man
                              immer wieder auf die Darstellung des ersteren zurückkam, aber fast alle diese
                              Bemühungen blieben früher mehr oder minder erfolglos.
                           Erst in der Neuzeit waren dieselben von einigem Erfolge begleitet, als man anfing den
                              Stärkezucker zum Verbessern des Weinmostes und geringer junger Weine in großer Menge
                              anzuwenden, was auch zur Errichtung neuer und großer Fabriken in Deutschland und
                              Frankreich Veranlassung gegeben hat. Dieser Erfolg hatte aber bloß darin seinen
                              Grund, weil bei dieser Anwendung des Stärkezuckers seine Süßigkeit sowohl, als wie
                              sein äußeres Ansehen ganz aus dem Spiele bleibt, indem lediglich seine
                              Vergährungsfähigkeit es ist auf welcher diese Verwendungsweise beruht.
                           Von einer anderweitigen erheblichen Anwendung des bis jetzt im Handel vorkommenden
                              Stärkezuckers und namentlich von seiner Benutzung anstatt des gewöhnlichen Zuckers
                              als Versüßungsmittel, kann aber füglich nicht Wohl die Rede seyn, indem derselbe
                              durchaus nicht reinschmeckend ist, sondern meistens einen mehr oder minder oft sehr
                              auffallend unangenehmen Bei- oder Nachgeschmack besitzt. Außerdem hat
                              derselbe stets eine sehr geringe Süße, sowie endlich sein äußeres Ansehen durchaus
                              nicht mit dem des gewöhnlichen Zuckers übereinkommt, sondern ein so fremdartiges und
                              unempfehlendes ist, daß Niemand diese Fabricate für Zucker anerkennen wird, welchem
                              sie zum erstenmale vor Augen kommen – Uebelstände, welche doppelt
                              hervortreten bei einem Product, welches, wie der Zucker, ein ganz allgemeiner
                              Verbrauchsartikel ist und unbedingt so lange dessen weiterer Verbreitung im Wege
                              stehen werden, als selbe nicht beseitigt sind.
                           Nun aber ist es dem Unterfertigten geglückt ein Verfahren zu ermitteln, wodurch alle
                              diese Uebelstände beseitigt sind, indem dasselbe folgende Vortheile gewährt:
                           1) Ist dasselbe außerordentlich einfach und billig, so daß der reinste Stärkezucker
                              kaum theurer, unter gewissen Umständen sogar billiger zu stehen kommt, als wie das
                              jetzige für den allgemeinen Verkehr ganz unbrauchbare Fabricat.
                           2) Liefert dasselbe ein Product von so reinem, höchst lieblichem und intensiv süßem
                              Geschmack, daß Jedermann es augenblicklich für Zucker anerkennen und liebgewinnen
                              muß, wenn auch seine Ausgiebigkeit als Versüßungsmittel noch etwas nachsteht.
                           3) Ist das Product vom dichten, festen Korn und von weißer
                              Farbe und dem Ansehen des gewöhnlichen Zuckers, und übt
                              auf der Zunge und zwischen den Zähnen auch ganz denselben mechanischen Eindruck aus,
                              wie dieser, indem er hart und knirschend sich erweist,
                              wodurch demselben erst der allgemeine Markt geöffnet und seiner weitesten
                              Verbreitung nichts mehr im Wege steht.
                           4) Ist das Product sogar bei dem jetzigen Zustande meines Verfahrens von solcher
                              Qualität, daß es mindestens zu demselben Preis verkauft werden kann, als wie schöne
                              Bastern.
                           5) Ist durch dieses Verfahren erst dem Oekonomen das früher in der
                              Stärke-Syrupbereitung vergeblich gesuchte Mittel geboten, die Erdäpfel in der
                              vortheilhaftesten Weise zu verwerthen, indem er den Segen günstiger Jahre ganz
                              unbeschränkt für vortheilhafte Conjuncturen aufbewahren kann und dadurch oft einen
                              weiteren Nutzen von 100 Proc. und mehr des Gesammtwerthes vom
                                 Fabricate im Vergleiche zur Stärkesyrup-Erzeugung zu erzielen im
                              Stande ist.
                           
                           Unter solchen Umständen wird die Ansicht, „daß durch dieses Verfahren erst
                                 dem neuen Industriezweige Bahn gebrochen und demselben nun erst eine feste Basis
                                 verliehen ist.“ vollkommen gerechtfertigt erscheinen, und derselbe
                              somit auch jetzt erst allgemein die Vortheile zu bieten vermögen, die man sich schon
                              früher von ihm versprochen, seither aber nur von einzelnen erzielt worden sind.
                           Zum Schlusse bemerke ich noch, daß ich bereits ein k. k. ausschl. Privilegium für die
                              k. k. österreichischen Staaten sowohl als das Königreich Sachsen erlangt habe und
                              bereit bin, mein Verfahren an bestehende Stärkesyrup- und andere
                              Zuckerfabriken so wie sonstige Interessenten zu überlassen, denen jederzeit Proben
                              meines Zuckers zu Gebote stehen.
                           Prag, im September 1857.
                           E. Fried.
                                 Anthon,                Technischer
                              Chemiker und Fabriken-Inspector.
                           Die Erzeugung des Stärkmehl-Zuckers in starrer Form und im reinsten Zustande
                              – die Erzeugung desselben in flüssiger Form, als Syrup, ist schon lange in
                              Anwendung – hat gegenwärtig in zweifacher Beziehung eine erhöhte Bedeutung
                              erhalten. Erstlich wendet man denselben in Frankreich seit Chaptal, und neuerer Zeit durch die Bemühungen des Dr.
                              Gall auch in Deutschland zur Aufbesserung schwachen oder
                              sauren Weinmostes, und zwar mit besonders gutem Erfolge an, und dazu ist der reinste
                              Stärkmehl-Zucker der geeignetste; zweitens aber ist er in diesem reinen
                              Zustande viel brauchbarer als Ersatzmittel des gemeinen Zuckers, wenn er im Großen
                              hiefür hinreichend wohlfeil hergestellt werden kann. Es scheint nun ein günstiger
                              Zeitpunkt gekommen zu seyn, seinem Verbrauche Eingang zu verschaffen, weil die
                              Zucker-Consumtion fortwährend steigt, die überseeischen Länder den Bedarf
                              nicht mehr decken, und die einheimische Erzeugung des Zuckers aus Runkelrüben mit
                              dem steigenden Verbrauche auch nicht gleichen Schritt hält.
                           Die Folge hievon ist ein Steigen der Zuckerpreise, was der Verwendung von
                              wohlfeileren Surrogaten wesentlichen Vorschub leistet.
                           Bisher hat man den Stärkezucker im Großen nicht in jener
                              gefälligen Form, im krystallisirten Zustande und von jenem schönen äußeren Ansehen
                              darzustellen vermocht, wie den gewöhnlichen Zucker. Man wußte wohl, daß derselbe,
                              wenn er rein ist, krystallisirbar sey, allein man hat ihn in diesem Zustande nur in
                              sehr kleinen Mengen, gewissermaßen nur als chemisches Präparat und dieß nur manchmal
                              zufällig erhalten, im Großen aber stets als ein dichtes Magma oder als eine körnige
                              Masse gewonnen, weßhalb er auch Krümelzucker genannt wurde.
                           Dem vielfach verdienten technischen Chemiker, Hrn C. F. Anthon in Prag, Fabrikbesitzer und Fabriken-Inspector, ist es
                              endlich gelungen, ein einfaches und sicheres Verfahren auszumitteln, den
                              Stärkmehl-Zucker im Großen in krystallinischer Form und im reinsten Zustande
                              auch vollkommen weiß darzustellen, so daß er nun im äußeren Ansehen dem gemeinen
                              Zucker sehr ähnlich ist, und demselben würdig an die Seite gesetzt werden kann.
                           Die Krystalle sind glänzend, durchsichtig und hart, er kann in dieselbe Form von
                              Broden (Zuckerhüten) gebracht werden, wie der gewöhnliche Zucker. Seine Süßkraft
                              oder Versüßungsfähigkeit ist allerdings nur halb so groß als die des gemeinen
                              Zuckers, allein wenn er hinreichend wohlfeil erzeugt wird, steht in Beziehung auf
                              den Preis seiner Anwendbarkeit nichts im Wege. Zu gewissen Zwecken ist er selbst
                              noch anwendbarer als dieser.
                           Er wird am Besten erzeugt aus Kartoffel-Stärkmehl. Das Verfahren der Erzeugung
                              ist dem Hrn. Entdecker desselben nicht nur bereits in Oesterreich und in Sachsen
                              patentirt, er hat auch noch in anderen Staaten Erfindungspatente dafür angesucht und
                              wird diese ohne Zweifel erhalten.
                           Unter den bemerkten obwaltenden Umständen erscheint es demnach sehr wünschenswerth,
                              daß sich die neue Erfindung durch Ausführung im Großen bald in das praktische Leben
                              Bahn breche, und daß das neue Product zu jenen vielfachen Anwendungen gelange, zu
                              denen es besonders geeignet ist.
                           Diese Zucker-Fabrication empfiehlt sich zur Verwerthung der Kartoffeln auch
                              vorzüglich deßhalb, weil sich das Kartoffel-Stärkmehl fast vollständig in
                              Zucker umwandeln läßt, und weil man diesen Zucker mit nur geringem Abgang, demnach
                              fast ganz in dem genannten krystallinischen Zustande darzustellen im Stande ist.
                           
                           Im Interesse der guten Sache wollen wir deßhalb der Ausführung dieser Entdeckung im
                              Großen das beste Gedeihen und den besten Fortgang wünschen.
                           Prag, im September 1857.
                           Prof. Balling.
                           Hr. Dr.
                              Gall äußert sich im Allgemeinen deutschen Telegraphen vom
                              24 Oktober 1857 über Hrn. Anthon's Fabricat
                              folgendermaßen:
                           
                              „Die mir von Hrn. Anthon übersandte
                                 Traubenzuckerprobe hat mich durch ihre innere, wie durch ihre äußere
                                 Beschaffenheit auf das Höchste überrascht. Beim ersten Anblick glaubte ich in
                                 der That einmal gedeckten (nicht völlig weißen) hart
                                 und körnig krystallisirten Rohr- oder Rübenzucker vor mir zu haben, eine
                                 Täuschung, worin man dadurch noch bestärkt wird, daß er, wie diese, zwischen den
                                 Zahnen knirscht. Bei näherer Betrachtung schwindet diese Täuschung zwar, indem
                                 man dann wohl sieht, daß die Krystallisation dieses Traubenzuckers eine andere,
                                 als die jener gewöhnlichen Zuckerarten ist: immer aber erscheint das neuere
                                 Fabricat in einer schöneren Form, als alle bis jetzt bekannten Traubenzucker,
                                 welche Sorgfalt auch auf deren Darstellung verwendet worden seyn mochte.
                                 Ueberdieß ist dasselbe aber auch von vollkommen reinem, und dabei von viel
                                 süßerem Geschmack, als selbst die besten unserer zollvereinsländischen
                                 Traubenzucker; letztere Eigenschaft tritt an dem neuen Traubenzucker besonders
                                 dann unverkennbar hervor, wenn man ihn im gelösten Zustand kostet. Kurz, die
                                 Traubenzucker- und mittelbar die Wein-Industrie verdanken Hrn. Anthon einen immensen Fortschritt, dem wir dafür von
                                 Herzen den dem glücklichen Fleiße gebührenden Lohn wünschen.
                              
                           
                              Sämmtliche Herren Traubenzuckerfabrikanten werden ohne Zweifel nicht säumen, sich
                                 das neue Verfahren recht bald anzueignen. Dr.
                                 Gall.“
                              
                           Die Anleitung zu dem sehr einfachen und nicht kostspieligen Verfahren des Erfinders
                              kann zu sehr mäßigen Bedingungen durch Hrn. Dr.
                              Kreutzberg in Prag erlangt
                              werden.
                           Die Redaction d. p. J.
                           
                        
                           Anwendung der Festuca patula zur
                              Papierfabrication.
                           Eine in Algier sehr verbreitete Schwingelart, Festuca
                                 patula (Diß der Araber), ist eine daselbst
                              überall wildwachsende, ausdauernde Pflanze, welche im Jahre zweimal, einmal im Mai,
                              dann vom August bis in den September, geerntet werden kann. Sie erreicht eine Höhe
                              von 3 bis 5 Meter, bildet manchmal zahlreiche, dichte Büsche und wächst in solcher
                              Menge, daß sie, selbst im Großen verwendet, kaum zu erschöpfen seyn dürfte. Sie
                              enthält 70 bis 80 Proc. spinnbarer Faser, 8 bis 6 Proc. Schleim und 22 bis 14 Proc.
                              Wasser und krautartige Theile. Von der spinnbaren Faser wurden bis jetzt dreierlei
                              Anwendungen gemacht, deren wichtigste die zur Papierfabrication ist; die zweite ist
                              ihre Verarbeitung zu einem Pflanzenhaar, welches dem thierischen ganz ähnlich ist
                              und an Güte beinahe gleichkömmt, überdieß den Vorzug hat, keine Insecten aufkommen
                              zu lassen. Die dritte Anwendung ist die zu allen Arten von Geweben und Seilwerk. Der
                              schleimige oder klebrige Theil dieser Pflanze dürfte sich zum Theil zum Leimen des
                              Papiers benutzen lassen. (Journal de Chimie
                                 médicale, Novbr. 1857, S. 684.)
                           
                        
                           Murmann's und Krakowizer's
                              Verfahren, jedes Gewebe vollkommen wasserdicht zu machen.
                           Es wird 1 Pfund Leim und 1 Pfund neutrale Talgseife (Kernseife) in 10 Maaß siedendem
                              Wasser aufgelöst und, sobald dieß geschehen, 1 1/ Pfund Alaun nach und nach zugesetzt und die Flüssigkeit eine
                              Viertelstunde hindurch kochend erhalten. Die so erhaltene milchichte Flüssigkeit
                              läßt man nun bis 40° R. erkalten und taucht dann in selbe das Gewebe, läßt es gut ansaugen,
                              dann abtropfen und hängt es, ohne es auszuwinden, zum Trocknen auf. Ist die
                              Trocknung vollständig erfolgt, so wird das Gewebe gut ausgewaschen, wieder
                              getrocknet und dann gerollt.
                           Wird Leim und Seife aufgelöst und dieser Lösung noch Alaum zugesetzt, so wirkt die
                              Schwefelsäure desselben sowohl auf den Leim als auch auf die Seife zersetzend ein,
                              indem sich nämlich ein Theil derselben mit dem in der Seife enthaltenen Natron
                              verbindet und als Gemenge, jedoch chemisch geschieden, in feinen Atomen das Stearin
                              und Olein ausscheidet, wobei der Leim in eine im kalten Wasser unlösliche Gallerte
                              verwandelt wird. Auf keine andere Weise ist man im Stande, einen Fettstoff in einen
                              so fein vertheilten Zustand zu bringen oder aufzutragen.
                           Bemerkt muß werden, daß nur Talgseife anzuwenden ist,
                              indem jede andere Fettsorte in der Leimauflösung nicht vermengt bleibt, sondern auf
                              der Oberfläche sich sammelt. (Böttger's polytechnisches Notizblatt. 1857, Nr.
                              42.)
                           
                        
                           Kitt zum Ausgießen und Ausbessern der Spalten und Fugen
                              hölzerner Gegenstände.
                           Um Mangewalzen, Holzwalzen an Kalandern, kurz jede Beschädigung an hölzernen
                              derartigen Gegenständen nicht mit Holz auszubessern, und bei Astlöchern, Fugen und
                              Spalten keinen Fleck einzusetzen, ist zum Ausfüllen folgender Kitt als ausgezeichnet
                              zu empfehlen:
                           1 Theil Colophonium und 2 Theile gelbes Wachs werden in einem Tiegel oder eisernen
                              Gießlöffel zusammengeschmolzen, und wenn das Ganze in Fluß gerathen, 2 Theile aufs
                              feinste pulverisirten gebrannten (calcinirten) Ockers hinzugerührt. Man erhält
                              hierauf das Ganze noch eine Zeit lang im Fluß, und gießt dann von der Mischung in
                              die zum Verkitten oder Ausfüllen bestimmten Stellen. Was überfließt, wird erkaltet
                              mit einem Stemmeisen weggenommen und kann, durch Erhitzen flüssig gemacht, von neuem
                              wieder verwendet werden. Dieser Kitt wird steinhart, läßt sich abdrehen, widersteht
                              ganz der Nässe und ziemlich gut der Wärme. (Böttgers polytechnisches Notizblatt,
                              1857, Nr. 24.)
                           
                        
                           Ueber das sogenannte Schmalzöl, aus Rapsöl bereitet, und auf
                              gleiche Weise behandeltes Baumöl; von H. Ihlo.
                           32 Thle. Rapsöl, in einem Porzellantiegel über der Spirituslampe (im Großen im
                              Sandbade in einem verzinnten kupfernen Kessel) bis zum angehenden Sieden erhitzt,
                              mit 1 Thl. fein gepulverter Kartoffelstärke versetzt (wobei das Schäumen und Steigen
                              eintritt), dann im Sandbade weiter erhitzt, bis sich ein süßlicher Geruch zeigt,
                              geben nach dem Erkalten, Absetzen und Filtriren ein klares, gelbliches, angenehm
                              süßlich riechendes und schmeckendes Oel, welches bekanntlich unter dem Namen
                              „Schmalzöl“ im Handel vorkommt und sich zur Anfertigung von
                              Oleum odoratum etc. eignen dürfte. – Gelbes Baumöl, in der obigen Weise mit Kartoffelstärke
                              behandelt, verliert den ranzigen Geruch und Geschmack vollständig und erhält einen
                              dem Schmalzöle ähnlichen Geruch und Geschmack, so daß es in dieser Beziehung dem
                              gewöhnlichen Provenceröle durchaus nicht nachsteht. Der Verlust bei der Operation
                              beträgt circa 1/18, ist also nicht bedeutend. (Archiv
                              der Pharmacie Bd. CXLII S. 35.)
                           Hr. C. Puscher in Nürnberg hat schon im Jahrgang 1855 des
                              polytechn. Journals, Bd. CXXXVI S. 231, vorstehendes Verfahren zur Darstellung des
                              in Hamburg und Leipzig fabricirten sogenannten Schmalzöls
                              veröffentlicht, dabei auch die Bereitung der sogenannten Schmalzbutter angegeben.
                           Die Redact. d. p. J.