| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 147, Jahrgang 1858, Nr. , S. 232 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Uhrenfabrication der Schweiz.
                           Die dermalige Entwicklungsstufe der Uhrenfabrication in
                              der Schweiz gibt ein Bild der Arbeitstheilung, wie solches wohl kein anderer
                              Industriezweig bis jetzt in so vollendetem Maaße bieten kann. Für jeden einzelnen
                              Bestandtheil sind Hände bereit, die sich ausschließlich seiner Anfertigung widmen,
                              und nicht eine Hand ist es, welche auch nur den kleinsten
                              Uhrentheil ganz fertigt, derselbe muß vielmehr stets durch verschiedene Hände
                              wandern bis zu seiner letzten Vollendung. – Es ist von Interesse, zu sehen,
                              wie die verschiedenen Verrichtungen bei der Uhrenfabrication ausgetheilt sind, und
                              wie viele Etablissements bei den einzelnen Verrichtungen betheiligt sind, wofür La
                              Chaux-de-Fonds mit 14,567 Einwohnern, welche sich größtentheils von
                              der Uhrenmacherei nähren, als Beispiel dienen mag. Es befinden sich dort nicht
                              weniger als 1422 Etablissements und einzelne Werkstätten, welche nach dem Almanach Neuchatelois in 54 Beschäftigungsarten bei der
                              Uhrenfabrication folgendermaßen sich theilen.
                           
                           Etablissements sind beschäftigt mit der Verfertigung von
                           
                              
                                 Rohwerken
                                   5      
                                 Malen von Zifferblättern
                                   16
                                 
                              
                                 Ankergängen
                                 25
                                 Abschleifen der Werke vor der Vergoldung
                                   16
                                 
                              
                                 Anker-Echappements
                                 22
                                 Vergolder
                                   45
                                 
                              
                                 Cylinder-Echappements
                                 18
                                 Graveure
                                   15
                                 
                              
                                 Kloben für die Unruhe
                                   2
                                 Guillocheure
                                   28
                                 
                              
                                 Zahnrädern
                                 17
                                 Buchstaben-Graveure
                                   24
                                 
                              
                                 Rädern und den Einschnitten für
                                    Gänge
                                   6
                                 Graveure und Guillocheure zugleich
                                   36
                                 
                              
                                 Getrieben
                                   5
                                 Walzwerk
                                     1
                                 
                              
                                 verschiedenen Bestandtheilen
                                   4
                                 Finisseurs
                                     9
                                 
                              
                                 Correctionszeigern
                                   2
                                 Fertigmachen von Gehäusscharnieren
                                   44
                                 
                              
                                 Federn
                                 12
                                 Poliren der platten Stahlstücke
                                   30
                                 
                              
                                 Spindeln für Spindeluhren
                                   1
                                 Poliren der Zapfen
                                   11
                                 
                              
                                 Spiralen
                                   2
                                     
                                    „     der Schrauben und sonstigen
                                 
                                 
                              
                                 Spingfedern und Schließvorrichtungen
                                 
                                     kleinen
                                    Bestandtheile
                                   19
                                 
                              
                                     an
                                    Damenuhren
                                 38
                                 Poliren der Räder
                                   25
                                 
                              
                                 Ketten
                                   3
                                     
                                    „     der Staubdeckel
                                   14
                                 
                              
                                 Balanciers
                                   8
                                 Repassiren und Remontiren
                                 272
                                 
                              
                                 Anker- und
                                    Cylinderbestandtheilen
                                 17
                                 Reguliren
                                   47
                                 
                              
                                 Zeigern
                                 36
                                 Einsetzen der Zifferblätter
                                     3
                                 
                              
                                 Gehäusebügeln
                                   8
                                       
                                    „       von abgebrochenen
                                    Zapfen
                                     5
                                 
                              
                                 silbernen mit Goldreif versehenen
                                 
                                       
                                    „       der
                                    Secundenblätter
                                     2
                                 
                              
                                     Gehäusen
                                 19
                                       
                                    „       der Flach-
                                    und Hohlgläser
                                     7
                                 
                              
                                 goldenen Gehäusen
                                 28
                                       
                                    „       der Werke ins
                                    Gehäus
                                     2
                                 
                              
                                 Verfertigung von Staubdeckeln
                                 23
                                 Steinhändler und Steinsetzer
                                   62
                                 
                              
                                 Platten für emaillirte Zifferblätter
                                   2
                                 Flicker
                                     2
                                 
                              
                                 Zifferblättern von Metall
                                 13
                                 Uhrenmacher
                                   91
                                 
                              
                                 emaillirten Zifferblättern
                                 35
                                 Fabrikanten und Händler
                                 224
                                 
                              
                                 Ausdrehen der Zifferblätter für die
                                 
                                 Verpflichtete Probirer
                                     4
                                 
                              
                                     Secunden
                                   8
                                 Etuisfabrikanten
                                     9
                                 
                              
                           Ferner ist ersichtlich, welche große Sorgfalt die Verfertigung der einzelnen
                              Bestandtheile erheischt, und wie eben diese Nothwendigkeit da wo eine
                              Massenproduction zu geschehen hat, die Arbeit theilt, um eine größere Menge von
                              Waaren in entsprechender Qualität zu billigeren Preisen herstellen zu können, wie
                              schwierig es aber auch ist, die Fabrication der Taschenuhren anderwärts zur vollen
                              Lebensfähigkeit zu bringen. Hiebei ist noch ins Auge zu fassen, daß Städte wie
                              Chaux-de-Fonds und Gens zu wirklichen Mittelpunkten des Uhrenhandels
                              sich ausgebildet haben, an welchen Einkäufer aller Nationen sich einfinden und die
                              Vermittlung des Einkaufs zum besondern Gewerbe geworden ist.
                           Das Ineinandergreifen der obenerwähnten einzelnen Verrichtungen und der
                              Entstehungsproceß einer Uhr ist dabei ungefähr folgender:
                           Der Werffabrikant fertigt die Rohwerke (ébauches),
                              wobei er die einzelnen Bestandtheile derselben entweder von den oben angeführten
                              Verfertigern bezieht, oder je nach der Ausdehnung seiner Werkstätte solche auch
                              selbst anfertigen läßt. Die rohen Werke bestehen aus den runden Messingscheiben,
                              Platinen genannt, den rohen Rädern und noch verschiedenen einzelnen Stücken. Dem
                              dargestellten Rohwerke fehlt nun noch vieles, es hat weder das feinere Räderwerk,
                              noch den Gang, es fehlt ihm Feder, Zeiger, Zifferblatt, Gehäuse.
                           Es kommt daher sofort in die Hände des Repasseurs, welcher das Werk prüft und für
                              Ergänzung der weiter erforderlichen Arbeiten durch die betreffenden Werkstätten
                              sorgt.
                           Bei dem sogenannten Finisseur werden die kleinen Tragsäulen der Platinen eingesetzt,
                              die Wellen der Kammräder gedreht, dieselben zugleich gebohrt und eingepaßt, es
                              werden die feineren Räder ausgearbeitet und das Werk so weit in Stand gesetzt, daß
                              alle Theile in einander greifen und es zur Noth gehen kann. Bei diesen Arbeiten
                              kommt vieles auf die Intelligenz und Geschicklichkeit des Arbeiters an. –
                              Nachdem das Uhrwerk so weit vorangeschritten, wird es aufs Neue in Arbeit genommen
                              und wird jetzt Gegenstand des Uhrenfabrikanten im engeren Sinne. Die Platinen und diejenigen Stücke,
                              welche das Gerippe des Uhrwerks bilden, und also sein Maaß angeben, wandern nun zu
                              dem Gehäusemacher, welcher sie ins Gehäuse einpaßt. Nachdem das Werk in das Gehäuse
                              gebracht ist, geht es an den Fabrikanten zurück und es wird das Zifferblatt nebst
                              Zeiger aufgesetzt. Sodann wenn das Werk fest im Gehäuse ist, werden die Löcher in
                              die Staubdeckel für die Aufzieh- und Zeigerzapfen eingebohrt, und die Zapfen
                              auf die richtige Länge abgenommen, was ebenfalls vom Repasseur geschieht. Nun wird
                              die Feder eingesetzt und der richtige Eingriff der Räder hergestellt, überhaupt das
                              Werk in allen Theilen richtig gestellt, meistens wird auch jetzt schon die richtige
                              Spirale eingesetzt.
                           Jetzt muß die Uhr gehen und hat nur noch die Verschönerung zu erhalten. Zu diesem
                              Zwecke wird sie wieder auseinander genommen und nun gehen die Schrauben an den
                              Schraubenpolirer, das Stahlwerk an den Stahlpolirer, die Messingräder an den
                              Messingpolirer, oder auch an den Vergolder bei feineren Uhren, alle anderen
                              Messingtheile gehen nebst den vorher gravirten Couvetten zum Abschleifen
                              (Adouciren), dann zur Vergoldung (beim Vergolden der Räder müssen die Zapfen
                              überzogen werden). – Jetzt kommt die Uhr an den Remonteur, welcher sie wieder
                              zusammensetzt, und erforderlichen Falls, wo es nicht vorher geschehen ist, die
                              richtige Spirale noch einsetzt. – Nunmehr ist das Werk fertig. – Das Gehäuse, das mit der Uhr zusammen numerirt ist,
                              ging an den Gehäusemacher zurück, um das Scharnier zu erhalten, sofort an den
                              Graveur, um gravirt, oder an den Guillocheur, um guillochirt zu werden; sodann kam
                              es zum Gehäusepolirer, welcher ihm innen und außen, eine glatte glänzende Fläche zu
                              geben hatte. Die galvanisch vergoldeten Werke werden innen mit Stein polirt, die
                              anderen auf der Drehbank mit Roth. Jetzt geht das Uhrengehäuse wieder zurück an den
                              Remonteur, welcher das Werk zum letzten Male einsetzt, und die Uhr, nachdem vollends
                              der Glasaussetzer das Deckelglas eingesetzt hat, ist nunmehr zum Verkauf fertig.
                           Chaux-de-Fonds, als Hauptstapelplatz der Uhrenfabrication des St.
                              Immerthales, verkauft jährlich etwa für 25 Millionen Franken Uhren – und die
                              Zahl der im Canton Neuenburg und im Berner St. Immerthale gefertigten Uhren wird auf
                              eine Million Stücke im Werthe von 60 Millionen Franken angegeben. (Württembergisches
                              Gewerbeblatt, 1858, Nr. 3.)
                           
                        
                           Die erste Locomotive in Amerika.
                           Die South-Carolina-Eisenbahn wurde am 2. October 1833 in einer Länge
                              von 136 englischen Meilen von Charleston nach Hamburg eröffnet, und die erste in
                              Amerika gebaute Locomotive legte auf dieser Bahn ihre Probefahrt ab. Ihr Name war
                              „Best Friend“ (bester
                              Freund) und sie wurde von E. L. Miller aus Walterborough
                              in der West-Point-Gießerei der HHrn. Kemble
                              in New-York gebaut. Diese Maschine hatte keinen Tender, sondern führte Holz
                              und Wassercisterne auf dem Kessel. Die Radspeichen waren von weißeichenem Holz und
                              um sie schmiedeiserne Reifen gelegt; die Cylinder lagen innerhalb der Räder. Nach
                              wenigen Fahrten lösten sich die Reifen gänzlich, weßhalb die Räder durch gußeiserne
                              ersetzt wurden.
                           Nach sehr kurzem Lebenslauf explodirte der „beste Freund,“ und
                              seine Ruinen bildeten sich unter der Hand des Maschinenmeisters Petsch zum „Phönix“. Dieser hatte
                              die ersten außenliegenden Cylinder und gerade Radachsen, sowie die ersten
                              gußeisernen Räder mit schmiedeisernen Reifen. B. H.
                           
                        
                           Zur Verhinderung der Steinbildung in Dampfkesseln.
                           Nicht allein daß durch einen irgend beträchtlichen Ansatz von Kesselstein der
                              Verbrauch an Brennmaterial auf sehr kostspielige Weise gesteigert wird, leidet auch
                              der Dampfkessel auf sehr gefährliche Art. So zahlreich die Mittel sind, welche zur
                              Verhütung des Kesselsteins vorgeschlagen und oft übermäßig angepriesen worden sind, so wenig haben
                              dieselben eine sichere Wirkung auszuüben vermocht, was die stets noch vorkommenden
                              Klagen über Kesselstein beweisen. Der Grund hiefür liegt einleuchtend darin, daß die
                              Kesselsteinmittel gewöhnlich ohne Kenntniß der qualitativen
                                 und quantitativen Zusammensetzung des vorliegenden Speisewassers angewendet
                              werden. Ein dritter Factor, die Menge des verbrauchten
                                 Wassers, bleibt meist ganz unberücksichtigt. Man begreift leicht, daß nur
                              dann, wenn die Art der verunreinigenden Stoffe, die Menge, in welcher sie im Wasser
                              enthalten sind, und die Menge des täglich verdampften Wassers genau bekannt sind,
                              eine gründliche Abhülfe möglich ist.
                           Das unterzeichnete polytechnische Bureau
                              Mein polytechnisches Bureau erstreckt seine Wirksamkeit auf folgende
                                    Branchen:1) Die Anstellung von qualitativen und quantitativen
                                       chemischen Analysen jeglicher Art, von Rohproducten sowohl (Ackererde,
                                       Dünger, Thon, Kalkstein, Erze, Kohlen etc.) als auch von Fabricaten
                                       (Chemikalien, Farben und Droguen, Metallen, Legirungen, Zucker,
                                       Spiritus, Oel, Seife etc. etc.). Gestützt auf die Genauigkeit dieser
                                       Untersuchungen, für die mein Ruf Bürge ist, werden in streitigen Fällen
                                       gewissenhafte Gutachten und Zeugnisse ausgestellt.2) Die Errichtung neuer Fabriken, so wie die Einführung
                                       von Verbesserungen in schon bestehende, die Ausstattung der betreffenden
                                       Fabriklaboratorien, so wie die Anleitung zu den einschlagenden Analysen.
                                       Die Anlage rauchfreier Feuerungen, Mittel zur Verhütung von Kesselstein,
                                       die Einführung neuer Producte, neuer technischer Instrumente etc.
                                       gehören hierher.3) Die Verwerthung von Erfindungen und Entdeckungen, so
                                       wie die Vermittelung zur Erreichung von Patenten im In- und
                                       Auslande.4) Die Vermittelung des An- und Verkaufs von
                                       Fabriken, Grubenfeldern, Wasserkräften, kurz technischen Anlagen.Ein längeres Studium der Chemie in den berühmtesten Laboratorien
                                    Deutschlands, von Liebig, Wöhler, Rose, in denen
                                    Frankreichs, von Pelouze und Payen, so wie die unausgesetzte Thätigkeit in dem
                                    meinigen, die frühere Leitung mehrerer großen technischen Etablissements,
                                    vielfältige Reisen in England, Frankreich, Belgien und den verschiedensten
                                    industriellen Gegenden Deutschlands, eine genaue Bekanntschaft mit der
                                    Technik überhaupt, die annähernd aus meinen Schriften (Maaßanalyse, Chemie
                                    und Industrie) ersehen werden kann, befähigen mich zu dem vorliegenden
                                    Zwecke. Ein gut eingerichtetes Laboratorium, in das auf Erfordern Personen,
                                    die sich in der technischen Analyse oder in speciellen technischen Fächern
                                    auszubilden wünschen, aufgenommen werden, steht mir zu Gebote. Die
                                    Verbindung mit ausgezeichneten Industriellen, Maschinenfabrikanten und
                                    Baumeistern ist seit langen Jahren angeknüpft, und auch das Wohlwollen der
                                    königlichen Behörden dürfte nicht fehlen. Alles dieß befähigt den
                                    Unterzeichneten, die in diesem Prospecte angegebenen Zwecke seines
                                    polytechnischen Bureau's zu realisiren. Dr. H.
                                    Schwarz. offerirt nunmehr seine Dienste in dieser Beziehung in der Art, daß es bei
                              Befolgung der von ihm gegebenen Anordnungen eine gründliche Beseitigung des
                              Kesselsteins garantirt.
                           Dazu ist nöthig: 1) die Zusendung einer Quantität von 20–30 Quart
                              Speisewasser, zur Anstellung von Analysen und zu praktischen Verdampfungsversuchen;
                              2) die Angaben der Größe, der Construction und Feuerberührungsfläche des Kessels,
                              oder besser der Menge des im regelmäßigen Betriebe täglich verdampften Wassers.
                           Diese läßt sich leicht auf die Art ermitteln, daß
                           
                              a) die zum Speisen nöthige Zeit, d.h.
                                 die Zeit, während welcher die Speisepumpen täglich gegangen, in Minuten;
                              b) die Zahl der Kolbenhube per Minute;
                              c) der Durchmesser und Hub der
                                 Speisepumpe angegeben wird.
                              
                           Die empfohlenen Reagentien können stets durch die HH.
                              Fabrikanten selbst, und daher auf billigstem Wege bezogen werden, da
                              Geheimnißkramerei nicht beabsichtigt wird.
                           Das Honorar für obige Bemühungen beträgt 20 Thlr. per
                              Dampfkesseleinrichtung.
                           
                           Auch das zum Waschen, Bleichen und Färben benutzte Wasser wird in Beziehung auf seine
                              Qualität vom polytechnischen Bureau untersucht.
                           Das polytechnische Bureau vonDr. H. Schwarz in Breslau
                              (Bahnhofstraße Nr. 7.)
                           
                        
                           Die Extraction des Silbers aus Kupfererzen mittelst Kochsalz
                              auf der Muldener Hütte bei Freiberg; von Kocubey.
                           Der Kupferstein, der 50–70 Proc. Kupfer, 8–15 Proc. und noch mehr Blei
                              und 0,20–0,45 Proc. Silber enthält, wird gepocht, gesiebt und in
                              Doppelrostöfen in zwei über einander liegenden Herden, zuerst in dem oberen und
                              darauf in dem unteren Herde geröstet. In der ersten Röstperiode bilden sich aus den
                              Kupfersulfureten neutrale und basische schwefelsäure Salze, die sich in der zweiten
                              Periode unter Abgabe von Schwefelsäure und schwefliger Säure zum größten Theile in
                              Oxyde verwandeln, während bloß schwefelsaures Silberoxyd und ein Theil
                              schwefelsaures Kupferoxyd übrig bleibt. Zum Abrösten von 100 Ctr. Kupferstein
                              braucht man 45–60 Scheffel Steinkohlen (à
                              95 Kilogr.). Der abgekühlte Kupferstein wird durch Sieben und Pochen. Rösten und
                              Vermahlen des Groben in feines Mehl verwandelt. Das Mehl wird mit 4–8 Proc.
                              Kochsalz gemengt, geröstet. Dadurch wird das Kupfer chlorirt und es entstehen
                              zugleich Chlorverbindungen der übrigen Metalle. Nach beendigtem Rösten wird die
                              Masse in hölzernen Fässern unter hydrostatischem Drucke ausgelaugt. Zuerst wendet
                              man zum Auslaugen bloß warmes Wasser, wodurch schwefelsaures Natron und andere Salze
                              aufgelöst werden, zuletzt eine Lösung von Kochsalz an. Die Lauge, welche das Silber
                              als Chlorsilber-Chlornatrium enthält, kommt in die Silberfällgefäße, in
                              welchen eine 10–15 Zoll hohe Schicht von Cementkupfer liegt, auf welchem sich
                              das Silber niederschlägt. Das gefällte Silber wird abgehoben, mit salzsäurehaltigem
                              Wasser gewaschen, zu Ballen geformt, getrocknet und geschmolzen. In den
                              Kupferfällgefäßen liegen Eisenabschnitte, auf welchen sich das Kupfer niederschlägt,
                              das reine Cementkupfer kommt in die Silbergefällgefäße, das übrige Kupfer zum
                              Schmelzen auf Schwarzkupfer. Die Rückstände des Auslaugens werden je nach ihrem
                              Silbergehalte entweder auf Schwarzkupfer verschmolzen oder nochmals mit Kochsalz
                              geröstet und auf die angegebene Weise ausgelaugt. (Stamm's neueste Erfindungen, 1858, Nr 5.)
                           
                        
                           Stahl zu härten, ohne daß er sich verziehen kann.
                           Zu diesem Zwecke erhitze man den Stahl so gleichförmig als möglich, und tauche ihn
                              senkrecht und langsam ins Wasser, so daß er gleichzeitig von allen Seiten und nahe
                              der Oberfläche des Wassers abkühlt. Wird er sehr schief ins Wasser getaucht, so wird
                              seine untere Seite zuerst kalt und zieht die obere Seite, welche dann meistens weich
                              bleibt, krumm. Dasselbe Resultat zeigt sich oft, wenn der Stahl sehr geschwind ins
                              Wasser geworfen wird, wodurch auf einer Seite eine Menge Dampfbläschen haftend
                              bleiben, während die andere erkaltet. Es ist stets am besten, den Stahl nicht
                              übermäßig zu erhitzen, weil sich hierdurch die Poren unverhältnißmäßig öffnen, so
                              daß der Stahl wohl spröder, aber nicht härter wird. Vorzüglich ist dieß beim Härten
                              von feinen Instrumenten zu beachten. B. H.
                           
                        
                           Bronziren von Zinkgußgegenständen.
                           Im Musterlager der k. Centralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart befinden sich
                              verschiedene Pariser Zinkgußgegenstände, die zum Theil bronzirt, zum Theil
                              versilbert oder vergoldet sind.
                           
                           Die bronzirten Gegenstände sind hauptsächlich zweierlei Art; die einen haben eine
                              dunkelrothbraune Farbe, die anderen das grünliche Aussehen (die Patine) der
                              eigentlichen Bronze. Bei näherer Besichtigung der bronzirten Zinkgußwaaren findet
                              man, daß dieselben zuerst galvanisch vermessingt oder verkupfert sind, und erst dann
                              dem Bronziren unterworfen wurden.
                           Die dunkelbraune Bronze wird erhalten, wenn man die Messing- oder
                              Kupferoberfläche mit verdünnter Salpetersäure blank beizt, dann mit einem Gemenge
                              von 3 Theilen Eisenroth und 2 Theilen Graphit, mit Weingeist zu einem Brei
                              angerührt, überstreicht. Nach 24 Stunden wird der Ueberzug abgebürstet und die
                              Oberfläche ist bronzirt, und um so dunkler, je mehr Graphit im Verhältniß zum
                              Eisenroth genommen wurde.
                           Das mehr der eigentlichen Bronze ähnliche Aussehen wird den blanken verkupferten oder
                              vermessingten Gegenständen gegeben durch Betupfen mit einer weichen Bürste oder
                              einem Leinwandlappen, welche in eine Lösung von 2 Loth Salmiak, 1/2 Loth
                              Sauerkleesalz in 1–1 1/2 Maaß Essig getaucht werden; diese Operation wird so
                              oft wiederholt, bis der Gegenstand eine dunkle Bronzefärbung angenommen hat. Die
                              Gegenstände können zuletzt noch mit einem Firniß überzogen werden.
                           Die versilberten Zinkgußwaaren sind zum Theil dunkelbraungrau, fast schwarz gefärbt.
                              Diese dunkle Färbung des Silbers erhält man durch Bestreichen desselben mit einer
                              verdünnten Lösung von Schwefelkalium in Wasser, oder auch durch einfaches Einreiben
                              von Graphit. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1857, Nr. 6.)
                           
                        
                           Pleischl's Verfahren, Eisen, Eisenblech und alle daraus
                              angefertigten Gegenstände mit bleifreiem oder metalloxydfreiem Email zu
                              überziehen.
                           Die Bestandtheile des Emails bestehen in:
                           
                              
                                 
                                                          
                                       a.
                                    
                                 
                                 oder
                                 
                                                                  b
                                    
                                 
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 30–50 Th.
                                 
                                 Quarz
                                 30–50 Th.
                                 
                              
                                 Feuerstein
                                 10–20  „
                                 
                                 Granit
                                 20–30  „
                                 
                              
                                 Porzellanerde
                                 10–20  „
                                 
                                 Borax
                                 10–20  „
                                 
                              
                                 Pfeifenthon
                                   8–16  „
                                 
                                 Glas
                                   6–10  „
                                 
                              
                                 Kreide
                                   6–10  „
                                 
                                 Magnesia
                                 10–15  „
                                 
                              
                                 Porzellanmehl
                                   5–15  „
                                 
                                 Feldspath
                                   5–20  „
                                 
                              
                                 Borsäure
                                 20–40  „
                                 
                                 Verwittertes 
                                 
                                 
                              
                                 Salpeter
                                   6–10  „
                                 
                                 kohlens. Natron
                                 10–20  „
                                 
                              
                                 Gyps
                                   2–  6  „
                                 
                                 Kalk
                                   5–15  „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Schwerspath
                                   2–  8  „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Flußspath
                                   3–10  „
                                 
                              
                           Jeder einzelne Bestandtheil wird für sich auf das feinste gepulvert, dann werden alle
                              aufs innigste vermengt und zum Email geschmolzen. Dieses wird wieder fein gemahlen,
                              aufgetragen und eingebrannt.
                           Das angegebene Verhältniß der einzelnen Bestandtheile des Emails ist ein
                              veränderliches und von der verschiedenen Beschaffenheit der zu emaillirenden Metalle
                              bedingt, daher das wahre Verhältniß erst durch Versuche gesucht und stets innerhalb
                              der angegebenen Mengen gefunden werden muß.
                           Rücksichtlich des Verfahrens der Auftragung des Emails wird bemerkt:
                           Die Glasur ist dünn aufzutragen, weil sie durch die Temperatur in einem andern
                              Verhältnisse ausgedehnt wird, als das Blech, und die Glasur ähnlich dem Glase in
                              dünnem Zustande biegsam, in dickem aber zerbrechlich ist. Das Geschirr muß möglichst
                              langsam abgekühlt werden, da durch eine rasche Abkühlung eine ungleichförmige
                              Zusammenziehung erfolgt, die oft ein Abspringen der Glasur zur Folge hat.
                           Der Emailbedarf per Pfund ist 4–8 Loth, je nachdem
                              das Blech dünner oder dicker ist; es sind also gleichzeitig so vielmal 4–8
                              Loth Email zu schmelzen, als das zu emaillirende Blech in Pfunden wiegt. Bei großen
                              Geschirren, wie bei 40 maaßigen Casserols, 60 maaßigen Töpfen, Kesseln von
                              2–5 Eimern ist per Pfund – 2 Loth Email
                              erforderlich. (Böttger's polytechn. Notizblatt, 1858, Nr. 2.)
                           
                        
                           
                           Reinigung der Glasgefäße von Harz und Oel.
                           Nach Ed. Harms ist das Beinschwarz ein vorzügliches
                              Mittel, um Glasgefäße von ätherischem Oele oder Harze zu befreien. Man bringt etwas
                              Alkohol in das Glas und verbreitet ihn über die zu reinigende Oberfläche, fügt dann
                              eine mäßige Menge Knochenkohle dazu, und schüttelt mit Wasser. Ist die Harzschicht,
                              welche entfernt werden soll, bereits erhärtet, so muß dieses Verfahren wiederholt
                              werden. Die Kohle nimmt das Harz und Oel auf. Das Spülwasser ist völlig klar.
                              (Archiv der Pharmacie, Bd. XXXV S. 125.)
                           
                        
                           Neuer Kitt.
                           Man rühmt einen neuen Kitt, welchen Hr. Edm. Davy auf die
                              Art bereitet, daß er gleiche Theile gewöhnliches Pech und Gutta-percha in
                              einem eisernen Gefäß schmelzen läßt. Dieser Kitt wird entweder flüssig unter einer
                              Wasserschicht aufbewahrt, oder getrocknet und erhärtet, um ihn beim Bedarf schmelzen
                              zu lassen. Er wird vom Wasser nicht angegriffen, und haftet sehr fest auf Holz,
                              Stein, Glas, Porzellan, Elfenbein, Leder, Pergament, Papier, Federn, Wolle, Kattun,
                              Leinenzeugen, und selbst auf Firniß, wodurch er sich für eine Menge von Anwendungen
                              eignet. (Cosmos, Revue encyclopédique, 1858, t. XII p. 41)
                           
                        
                           Ueber die Auffindung des Alauns im Brod.
                           Zwei Methoden sind es, die man zur Entdeckung einer Verfälschung des Brods mit Alaun
                              vorgeschlagen hat: die Prüfung des wässerigen Auszugs des Brods, und die
                              Einäscherung und Untersuchung der in Salpetersäure gelösten Asche. – Die
                              erste Methode ist nach E. Hadon (Quart. Journal of the Chem. Society, 1857) durchaus trugerisch, sofern
                              stets durch Ammoniak ein Niederschlag von Phosphaten der Erden entsteht und Alaun,
                              selbst wenn er anwesend ist, nicht in Lösung geht.
                           Die zweite Methode der Einäscherung ist gut und der Rückstand löst sich selbst nach
                              heftigem Glühen leicht in Salpetersäure, weil die Thonerde als Phosphat
                              hinterbleibt. Aber das Verfahren ist etwas langwierig, wenn man es nicht etwa durch
                              Anwendung von Salpeter und Verpuffen abkürzen will.
                           Dagegen hat der Verf. gefunden, daß sich Thonerde im Brod leicht erkennen läßt durch
                              die Färbung, welche in einem verdünnten Campecheholz-Absud das Brod annimmt,
                              wenn man es 12 Stunden darin läßt, und zwar erkennt man noch 1 Thl. Alaun in 906
                              Thln. verarbeiteten Mehls. Freilich entsteht auch durch Campecheholzlösung eine
                              Färbung, wenn das Brod Kupfervitriol enthält, aber man kann dann leicht zwischen der
                              Art der Verfälschung durch fernere Proben entscheiden.
                           Es ist zweckmäßig, die Abkochung des Campeckeholzes frisch zu bereiten und ansehnlich
                              zu verdünnen, und die Brodstückchen nicht unterzutauchen, sondern darauf schwimmen
                              zu lassen. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXII S. 378.)
                           
                        
                           Die Bernsteinsäure ein Product der geistigen Gährung.
                           In einem Schreiben an Prof. Dumas theilt Hr. Pasteur einige neue Resultate über die geistige Gährung
                              mit. Hiernach steht das bisher angenommene Verhältniß zwischen der Zuckermenge und
                              der Summe der Gewichte der Kohlensäure und des Alkohols keineswegs fest. Hr. Pasteur hat nämlich gefunden, daß, die Bernsteinsäure
                              eine derjenigen Säuren ist, welche bei der geistigen Gährung stets erzeugt werden,
                              d.h. daß niemals eine geistige Gährung statt findet, ohne daß auf Kosten des Zuckers
                              eine Quantität Bernsteinsäure gebildet wird, welche wenigstens ein halbes Procent vom Gewicht des gegohrenen Zuckers
                              beträgt.
                           
                           Davon kann man sich leicht überzeugen, wenn man auch nur einige Gramme
                              gährungsfähiger Substanz angewandt hat, indem man die gegohrene Flüssigkeit
                              abdampft, sie neutralisirt und mit einem Silbersalz fällt; der ausgewaschene
                              Niederschlag, durch Schwefelwasserstoff zersetzt, gibt beim Abdampfen Krystalle von
                              Bernsteinsäure. Ein einfacheres Verfahren besteht darin, das Extract der gegohrenen
                              Flüssigkeit mehrmals mit Aether zu behandeln, wo sich dann während der Verdunstung
                              des Aethers nach und nach Krystalle von Bernsteinsäure absetzen. Sollte die
                              Krystallisation nicht erfolgen, also die Bernsteinsäure in dem Syrup von Milchsäure,
                              welchen der Aether nach seiner Verdunstung hinterläßt, aufgelöst bleiben, so braucht
                              man nur die beiden Säuren mit Kalk zu sättigen. Der in schwachem Alkohol
                              unauflösliche bernsteinsaure Kalk ist leicht vom milchsauren Kalk zu trennen.
                           Die Bernsteinsäure muß sich als ein normales Product der geistigen Gährung in allen
                              gegohrenen geistigen Flüssigkeiten vorfinden. Hr. Pasteur
                              dampfte ein Liter natürlichen Wein ab, nahm den Rückstand in Aether auf, und nach 24
                              Stunden setzten sich aus dem Syrup von Milchsäure, welcher bei der Verdunstung des
                              Aethers zurückblieb, Bernsteinsäure-Krystalle ab. – Sollte die
                              Bernsteinsäure in Zukunft in der Arzneikunde angewendet werden, so ließe sie sich
                              mit geringen Kosten aus der Branntweinschlempe darstellen. (Moniteur industriel vom 4. Februar 1858, Nr. 2226.)
                           
                        
                           Darstellung schleimiger Flüssigkeiten zum Appretiren der
                              Gewebe; von Fr. Crace Calvert in Manchester.
                           Wenn man die zu appretirenden Gewebe mit thierischem Leim oder Knochenleim steift, so
                              ertheilt ihnen derselbe bekanntlich einen sehr unangenehmen Geruch und beim
                              Aufbewahren solcher Zeuge in feuchten und warmen Localen kann der Leim in Fäulniß
                              übergehen, wobei sich Schimmel bildet. Um beide nachtheilige Umstände zu vermeiden,
                              ersetzt der Patentträger beim Steifen der Gewebe und des Papiers den thierischen
                              Leim durch den Schleim, welcher im Flachs- und Hanfsamen enthalten ist, so
                              wie im Flöhkrautsamen (von Plantago psyllium); auch
                              wendet er zu diesem Zweck Pektinsäure an, aus Möhren, Pastinake oder Rüben
                              dargestellt.
                           Um die schleimige Substanz aus den erwähnten Samen
                              darzustellen, versetzt man 100 Pfd. kochendes Wasser mit 20 Pfd. des Samens, und
                              unterhält die Siedhitze beiläufig eine halbe Stunde lang; dann filtrirt man, um die
                              festen Stoffe abzusondern.
                           Um die Pektinsäure aus den erwähnten Wurzeln darzustellen,
                              reibt man dieselben zu einem Brei, preßt aus demselben den Saft aus und wascht die
                              Masse mit reinem Wasser vollständig aus; dann gibt man 50 Theile der gut
                              ausgepreßten Masse in 300 Theile reines Wasser, zertheilt sie in demselben und setzt
                              nach und nach beiläufig 1 Theil Potasche oder calcinirte Soda zu; das Ganze muß nun
                              eine Viertelstunde lang gekocht und noch siedendheiß filtrirt werden. Hierauf
                              neutralisirt man das angewendete kohlensaure Alkali durch sein Aequivalent
                              Schwefelsäure oder Salzsäure, und der so erhaltene Schleim ist zur Anwendung fertig.
                              – Patentirt in England am 20. Januar 1857. (London
                                 Journal of arts, Nov. 1857, S. 290.)
                           
                        
                           Mittel gegen das Ausschlagen des Oels bei polirten
                              Möbeln.
                           Das Ausschlagen des Oels ist nicht, wie Viele glauben, eine Folge des bei dem Poliren
                              angewendeten Oels, denn das Oel, welches sich mit der Politur innig vermischt,
                              scheidet sich nie wieder aus, sondern es ist vielmehr Folge
                                 der überflüssigen Fettigkeit, welche dem Holz beim Schleifen mitgetheilt
                              wurde. Man muß das Holz so mager wie möglich schleifen, und dann durch Pudern mit
                              Ziegelmehl, welches einige Zeit darauf liegen bleibt, das Oel soviel wie möglich
                              herausziehen. Besser noch ist es, das Holz mit Firniß zu schleifen und gehörig
                              trocknen zu lassen, und dann noch mit Filz und Ziegelmehl abzuschleifen. Viele
                              schleifen oder reiben vielmehr das Holz zuvor mit Wachs, um dadurch das Eindringen
                              des Schleifmittels
                              zu verhüten; von Andern wird das geschliffene Holz erwärmt, damit das überflüssige
                              Oel ausschwitzen kann; dieß ist aber unzweckmäßig, kann auch in den meisten Fällen,
                              zumal bei furnirter Arbeit, gar nicht angewendet werden. Das beste, schon oft
                              erprobte Verfahren, um diesem Uebelstande abzuhelfen, ist folgendes: Nachdem das
                              Holz mit schwacher Politur oder mit Spirituslack einigemal getränkt wurde und
                              trocken ist, wird es mit altem, abgekochten Leinöl, welches wo möglich gebleicht und
                              dem beim Kochen etwas Wachs zugesetzt wurde, nicht zu fett und so fein wie möglich
                              geschliffen, sodann noch gut mit Filz und Ziegelmehr abgerieben. Gut ist es, wenn
                              die Arbeit einen Tag stehen bleiben kann, und dann erst grundirt wird. Bei dem
                              Grundiren muß solange ohne Oel und mit schwacher Politur polirt werden, bis die
                              ganze Fläche glänzt. Nach einiger Zeit, und zwar je später desto besser, kann das
                              Object abermals polirt werden, mit etwas Oel, damit der Glanz, so zu sagen, fett und
                              schwer wird, denn ohne Oel oder mit zu wenig Oel Poliren, erschwert die Arbeit und
                              der Glanz bleibt immer dürftig.
                           Gesimse, welche bis zum matten Glanz geschliffen werden, schlagen nie aus, wenn man
                              auch wirklich fett polirt und schon im Anfang Oel anwendet; es ist also nicht das
                              wenige, der Politur beigemischte Oel Ursache des Ausschlagens. Eisen und andere
                              Metalle, Marmor etc. mit Terpenthin oder Talg geschliffen, schlagen nie aus, weil
                              kein Fett eindringen kann. Holz, welches mit arabischem Gummi getränkt, und dann mit
                              Seife geschliffen wird, schlägt, auch fett polirt, nie aus. Arabisches Gummi und
                              Seife werden gebraucht, wenn das Holz keine Farbe bekommen soll, wie z.B. wenn Ahorn
                              oder Kastanie polirt werden sollen. Aus allem Angeführten ist zu ersehen, daß also
                              bloß das Oel oder Fett, welches bei dem Schleifen zu viel aufgetragen und nicht
                              wieder herausgeschliffen, oder durch andere oben angeführte Mittel entfernt wurde,
                              Ursache des Ausschlagens seyn kann. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1857, Nr.
                              24.)
                           
                        
                           Neues Verfahren in der Zubereitung der für die Weißgerberei
                              bestimmten Felle.
                           Man weiß, daß bei der Zubereitung der Felle junger Ziegen, zur Anfertigung von
                              Handschuhen und einigen anderen Gegenständen bestimmt, Eigelb verwendet wird, um
                              ihnen die nöthige und so hochgeschätzte Zartheit, Weichheit und Dehnbarkeit zu
                              geben. Diese Behandlung mit Eigelb, von den französischen Handschuhfabrikanten
                              „nourriture“ genannt, ist
                              wegen des täglich steigenden Preises der Eier und des ungeheuren Verbrauchs dieses
                              Hühnererzeugnisses sehr kostspielig. Ein Trödler, dessen Namen wir noch nicht
                              kennen, hat den Gedanken gefaßt, das Eigelb durch das Gehirn
                                 der Thiere zu ersetzen, das durch seine chemische Zusammensetzung dem
                              Zwecke zu entsprechen scheint. Das Gehirn wird zu dem Ende in heißem Wasser
                              aufgelöst und die Auflösung durch ein Sieb geschlagen, um sie von allen fremdartigen
                              Stoffen zu befreien, wonach man sich derselben entweder allein oder mit Mehl und
                              Alaun bis zur Dicke eines Teiges angemacht, ganz auf dieselbe Art bedient, wie man
                              das Eigelb anwendet. Nach der Erfahrung des Erfinders verbessert man die
                              Beschaffenheit geringer Häute dadurch in einem solchen Grade, daß sie zur
                              Anfertigung von Handschuhen u.s.w. dienen können, indem man sie in ein geschlossenes
                              Gefäß bringt, worin man in Wasser aufgelöstes Thiergehirn zuläßt und die Flüssigkeit
                              vermittelst einer Pumpe, einer Presse oder irgend eines anderen mechanischen Mittels
                              zwingt in die Poren der Felle einzudringen. (Deutsche Gewerbezeitung. 1857, S.
                              420.)