| Titel: | Neue merkwürdige Formel für den körperlichen Inhalt schief abgeschnittener Prismen, mit besonderer Rücksicht auf die wichtigen Anwendungen, welche sich von derselben zur Berechnung der aufzutragenden und abzutragenden Erdkörper bei Eisenbahnbauten, Wiesenanlagen und allen Nivellirungsarbeiten machen lassen; von Prof. Johann August Grunert zu Greifswald. | 
| Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. I., S. 1 | 
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                        I.
                        Neue merkwürdige Formel für den körperlichen
                           Inhalt schief abgeschnittener Prismen, mit besonderer Rücksicht auf die wichtigen
                           Anwendungen, welche sich von derselben zur Berechnung der aufzutragenden und
                           abzutragenden Erdkörper bei Eisenbahnbauten, Wiesenanlagen und allen
                           Nivellirungsarbeiten machen lassen; von Prof. Johann August Grunert zu
                           Greifswald.Vom Verfasser aus seinem „Archiv der Mathematik und Physik“,
                                 1858, XXX. Theil, 4tes Heft, mitgetheilt.A. d. Red.
                           
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Grunert, neue Formel für den körperlichen Inhalt.
                        
                     
                        
                           I.
                           Man kennt die Formel, mittelst welcher der Inhalt eines schief abgeschnittenen
                              dreiseitigen senkrechten oder geraden Prismas bestimmt wird, und weiß auch, wie
                              wichtig diese Formel für die Berechnung der aufzutragenden und abzutragenden
                              Erdkörper bei Eisenbahnbauten, Wiesenanlagen und überhaupt allen
                              Nivellirungs-Arbeiten ist, indem es, insbesondere wenn diese Erdkörper von
                              unregelmäßiger Gestalt sind, wohl überhaupt keine andere Methode zu der, für die
                              Veranschlagung solcher Arbeiten so wichtigen Berechnung der auf- und
                              abzutragenden Erdkörper als die Anwendung der erwähnten Formel geben dürfte.
                              Bekanntlich erfordert die Anwendung dieser Formel die Kenntniß der drei Höhen des
                              Prismas und des Inhalts seiner horizontalen Grundfläche. Die Messung der drei
                              ersteren ist mit Hülfe der Nivellir-Latte und des Nivellir-Instruments
                              mit aller erforderlichen Genauigkeit leicht ausführbar und unterliegt nicht der
                              geringsten Schwierigkeit. Anders verhält es sich aber mit der Bestimmung des Inhalts
                              der horizontalen Grundfläche, welche die Messung der horizontalen Projektionen der
                              drei Seiten der oberen schiefen Grundfläche in Anspruch nimmt, und mit der
                              erforderlichen Genauigkeit nie ohne namhaften Zeitaufwand ausführbar, in der Praxis selbst zuweilen nicht von
                              allen Schwierigkeiten frei ist. Ueberdieß muß man aus diesen drei gemessenen
                              Projectionen den Inhalt der horizontalen Grundfläche nach der bekannten Formel für
                              den Inhalt des Dreiecks aus seinen drei Seiten berechnen, wozu die Ausziehung einer
                              Quadratwurzel erforderlich ist, die sich in diesem Falle nicht wohl anders, als nach
                              der gewöhnlichen elementaren Methode oder mittelst der Logarithmen ausführen läßt.
                              Um diese etwas weitläufige Rechnung zu umgehen, mißt man auch wohl nur die
                              horizontale Projection einer Seite der oberen schiefen Grundfläche und deren
                              horizontalen Abstand von der gegenüberstehenden Ecke dieser Grundfläche, wodurch man
                              sich eine Seite und die entsprechende Höhe der horizontalen Grundfläche verschafft,
                              woraus man dann deren Inhalt leicht berechnen kann; aber diese Messung genau
                              auszuführen, ist nicht ganz leicht und nimmt ziemliche Zeit in Anspruch.
                           Alle diese Schwierigkeiten werden vermieden, wenn man im Besitz einer Formel ist,
                              mittelst welcher man den Inhalt des Prismas aus seinen drei Höhen und den drei
                              Seiten der oberen schiefen Grundfläche berechnen kann, weil, wie schon gesagt, die
                              Messung der ersteren mittelst der Nivellir-Latte und des
                              Nivellir-Instruments mit großer Genauigkeit leicht ausführbar ist, und die
                              Messung der letzteren nur die unmittelbare Anlegung des Maaßstabes erfordert, wozu
                              ich noch bemerke, daß auch jede Höhe der oberen schiefen Grundfläche sehr leicht mit
                              dem Maaßstabe gemessen, und also der Inhalt dieser Grundfläche einfach aus
                              Grundlinie und Höhe berechnet werden kann. Eine allen diesen Erfordernissen
                              entsprechende Formel für den Inhalt schief abgeschnittener gerader dreiseitiger
                              Prismen will ich nun entwickeln, welche ich auch in theoretischer Rücksicht für sehr
                              merkwürdig und für eine Bereicherung der elementaren Stereometrie zu halten geneigt
                              bin, so daß es mir sehr wünschenswerth scheint, daß dieselbe künftig in den
                              stereometrischen Elementar-Unterricht und die betreffenden Lehrbücher
                              aufgenommen werde, namentlich auch deßhalb, weil dieselbe Gelegenheit zu so vielen
                              wichtigen praktischen Anwendungen darbietet.
                           
                        
                           II.
                           Auf Tab. I Fig.
                                 1 sey ABC die untere Grundfläche des schief
                              abgeschnittenen geraden dreiseitigen Prismas ABCA'B'C',
                              auf welcher die drei Höhen AA', BB', CC' desselben
                              senkrecht stehen, und A'B'C' sey die obere schiefe
                              Grundfläche desselben. Der Kürze wegen bezeichne man die Inhalte der beiden
                              Grundflächen ABC und A'B'C'
                              respective durch Δ und Δ' und setze:
                           
                           
                              
                                 
                                    BC
                                    
                                 = α,    
                                 
                                    CA
                                    
                                 = β,    
                                 
                                    AB
                                    
                                 = γ;
                                 
                              
                                 
                                    AA'
                                    
                                 = a,
                                 
                                    BB'
                                    
                                 = b,
                                 
                                    CC
                                    
                                 = c;
                                 
                              
                                 
                                    B'C'
                                    
                                 = a',
                                 
                                    C'A'
                                    
                                 = b',
                                 
                                    A'B'
                                    
                                 = c'.
                                 
                              
                           Nach einer bekannten Formel der ebenen Geometrie ist
                           16 Δ² = 2 α² β² + 2 β² γ² + 2 γ² α² – α⁴ – β⁴ – γ⁴.
                           Offenbar ist aber
                           α² = a'² = (b – c)², β² = b'² – (c
                              – a)², γ² = c'² – (a – b)²;
                           folglich:
                           
                              
                                 16 Δ² =
                                    2{a'² – (b – c)²} {b'² – (c – a)²}
                                 
                              
                                 
                                 + 2{b'²
                                    – (c – a)²} {c'²
                                    – (a – b)²}
                                 
                              
                                 
                                 + 2{c'²
                                    – (a – b)²} {a'²
                                    – (b – c)²}
                                 
                              
                                 
                                 –  {a'² – (b – c)²}² – {b'² – (c – a)²}²
                                    – {c'² – (a – b)²}²,
                                 
                              
                           woraus man nach gehöriger Entwickelung der einzelnen Theile
                              dieses Ausdrucks die folgende Formel erhält:
                           
                              
                                 16 Δ² =
                                    2a'²b'² + 2b'²c'²
                                    + 2c'²a'² – a'⁴ –
                                    b'⁴ – c'⁴
                                 
                              
                                 
                                 – 2(a – b)² (a'² + b'² – c'²)
                                 
                              
                                 
                                 – 2(b – c)² (b'² + c'² – a'²)
                                 
                              
                                 
                                 – 2(c – a)² (c'² + a'² – b'²)
                                 
                              
                                 
                                 + 2(a – b)² (b
                                    – c)² + 2(b – c)² (c – a)² + 2(c – a)² (a – b)²– (a – b)⁴ – (b – c)⁴ – (c – a)⁴.
                                 
                              
                           Nun überzeugt man sich leicht von der Richtigkeit der auch an sich merkwürdigen
                              allgemeinen algebraischen Relation:
                           1)
                           
                              
                                 + 2(a –
                                    b)² (b
                                    – c)² + 2(b – c)² (c – a)² + 2(c – a)² (a – b)²                    –
                                    (a – b)⁴ – (b – c)⁴ – (c – a)⁴
                                 
                                    
                                    
                                 = 0,
                                 
                              
                           und es ist also nach dem Vorhergehenden:
                           
                              
                                 16 Δ² =
                                    2a'² b'² + 2b'²c'²
                                    + 2c'²a'² – a'⁴ –
                                    b'⁴ – c'⁴
                                 
                              
                                 
                                 – 2(a – b)² (a'² + b'² – c'²)
                                 
                              
                                 
                                 – 2(b – c)² (b'² + c'² – a'²)
                                 
                              
                                 
                                 – 2(c – a)² (c'² + a'² – b'²)
                                 
                              
                           oder, weil nach der schon oben angewandten Formel der ebenen
                              Geometrie
                           16 Δ'² = 2a'² b'² + 2b'²c'² + 2c'²a'²
                              – a'⁴ – b'⁴ – c'⁴
                           ist:
                           
                           2)     16 Δ² =
                              16 Δ'² – 2(a – b)² (a'² + b'² – c'²)
                                                           
                              – 2(b – c)² (b'² + c'² – a'²)
                                                           
                              – 2(c – a)² (c'² + a'² – b'²)
                           oder
                           3)     16 Δ² =
                              16 Δ'² – 2a'²{  (a –
                              b)² – (b
                              – c)² + (c
                              – a)²}
                                                         
                              – 2b'²{  (a – b)²
                              – (b – c)² + (c – a)²}
                                                         
                              – 2c'²{– (a – b)²
                              – (b – c)² + (c – a)²}.
                           Leicht ergibt sich:
                              (a – b)² – (b
                              – c)² + (c
                              – a)² = – 2(a – b) (c
                              – a),
                              (a – b)² – (b
                              – c)² + (c
                              – a)² = – 2(b – c) (a
                              – b),
                           – (a – b)² – (b
                              – c)² + (c
                              – a)² = – 2(c – a) (b
                              – c);
                           und es ist also:
                           16 Δ² = 16 Δ'² + 4a'² (a – b) (c – a)
                              + 4 b'² (b –
                              c) (a – b) + 4c'² (c – a) (b – c)
                           oder
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 149, S. 4
                              
                           oder auch:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 149, S. 4
                              
                           und folglich:
                           4) Textabbildung Bd. 149, S. 4
                           Bezeichnen wir jetzt den Inhalt des schief abgeschnittenen dreiseitigen geraden
                              Prismas ABCA'B'C' durch P,
                              und denken uns durch A' eine mit ABC parallele Ebene gelegt, wodurch das schief abgeschnittene dreiseitige
                              gerade Prisma in ein gerades dreiseitiges Prisma und eine vierseitige Pyramide
                              zerfällt wird; so ist, wenn wir das von A oder A' auf die Ebene BCB'C'
                              gefällte Perpendikel durch h bezeichnen, offenbar:Wenn ABCA'B'C'
                                    Fig.
                                       2, ein beliebiges dreiseitiges Prisma ist, so kann man sich dasselbe,
                                    indem man durch AA' eine mit BCB'C' parallele Ebene legt, zu einem
                                    Parallelepipedon ergänzt denken, von welchem das dreiseitige Prisma die
                                    Hälfte ist. Bezeichnet man nun die Entfernung der Kante AA' von der Seitenfläche BCB'C', d.h. ein von einem beliebigen Punkte in AA'
                                    auf BCB'C' gefälltes Perpendikel durch H, so ist H .
                                     der Inhalt des Parallelepipedons, folglichPrisma ABCA'B'C' = 1/2 H . ;und ist BCB'C' ein
                                    Rechteck, so istPrisma ABCA'B'C' = 1/2 H .  . .Dieser Satz ist oben bei der Bestimmung des Inhalts von P in Anwendung gebracht worden, und kann
                                    überhaupt häufig bei Körperberechnungen mit großem Vortheil angewandt
                                    werden, weßhalb man ihn in die Elemente aufnehmen sollte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 149, S. 4
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 149, S. 5
                              
                           also:
                           5) Textabbildung Bd. 149, S. 5
                           Also ist nach 4):
                           6) Textabbildung Bd. 149, S. 5
                           und wenn man
                           7)     2s' = a' + b' + c'
                           setzt, so ist bekanntlich:
                           8) Textabbildung Bd. 149, S. 5
                           also:
                           9)Textabbildung Bd. 149, S. 5
                           oder:
                           10)Textabbildung Bd. 149, S. 5
                           Formeln, durch welche nun, wie verlangt wurde, P bloß durch a, b, c und a', b', c' ausgedrückt ist.
                           In der Praxis wird man sich am besten der Formel 6) bedienen, indem man den
                              Flächeninhalt Δ' der oberen schiefen Grundfläche
                              A'B'C'
                               durch Messung nur einer Seite und der dieser Seite entsprechenden Höhe des
                              Dreiecks A'B'C' bestimmt, was nie einer Schwierigkeit
                              unterliegt und immer mit der erforderlichen Genauigkeit durch unmittelbare Anlegung
                              des Maaßstabes ausführbar ist.Wenigstens die bis hierher entwickelten Formeln möchte ich zur künftigen
                                    Aufnahme in den stereometrischen Elementar-Unterricht und die
                                    betreffenden Lehrbücher sehr empfehlen.
                              
                           
                        
                           III.
                           Wenn die Ebene A'B'C' nur wenig von der horizontalen Lage
                              abweicht, was bei praktischen Arbeiten häufig der Fall seyn wird, so sind die
                              absoluten Werthe der Differenzen a – b, b – c, c –
                              a nur klein, und es wird also auch der absolute
                              Werth der Größe
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 149, S. 6
                              
                           nur klein seyn. Setzen wir also
                           11) Textabbildung Bd. 149, S. 6
                           und folglich nach 6):
                           12) Textabbildung Bd. 149, S. 6
                           so kann in solchen Fällen zur Berechnung der in dieser Formel
                              vorkommenden Quadratwurzel vortheilhaft das Binomial-Theorem angewandt
                              werden, wodurch wir den folgenden Ausdruck erhalten:
                           13) Textabbildung Bd. 149, S. 6
                           oder
                           14) Textabbildung Bd. 149, S. 6
                           welcher eine desto leichtere Rechnung gewährt, je kleiner ε ist.
                           
                        
                           IV.
                           Nach einem bekannten Satze der Lehre von den Projectionen ist, wenn i' den Neigungswinkel der Ebene A'B'C' gegen den Horizont, d.h. im Allgemeinen gegen die Ebene ABC, bezeichnet:
                           Δ = Δ' cos i',
                           also nach 4) offenbar
                           
                           15)Textabbildung Bd. 149, S. 7
                           folglich:
                           16)Textabbildung Bd. 149, S. 7
                           woraus:
                           17)Textabbildung Bd. 149, S. 7
                           oder
                           18)Textabbildung Bd. 149, S. 7
                           folgt, welche Formeln gleichfalls sehr bemerkenswerth und
                              mancher Anwendungen fähig sind.
                           
                        
                           V.
                           Wenn in Fig. 3
                              die Schwerpunkte der Dreiecke ABC und A'B'C' respective S und S' sind, so ist bekanntlich
                           AD = BD,
                                 A'D' = B'D';    SD = 1/2 CS,    S'D' = 1/2 C'S';
                           woraus zunächst auf der Stelle erhellet, daß die Linie SS', welche die Schwerpunkte der beiden Grundflächen des
                              Prismas mit einander verbindet, den Kanten AA', BB', CC'
                              des Prismas parallel ist, und daher auf ABC senkrecht
                              steht. Ferner ist nach einem leicht zu beweisenden Satze vom Trapezium:Wenn in Fig.
                                       4 in dem Trapezium AA'BB' mit AA' und BB' die
                                    Parallele CC' gebogen ist, so erhellet, wenn man
                                    durch A eine Parallele mit A'B' legt, auf der Stelle, daßTextabbildung Bd. 149, S. 7oderCC' = AA' . BC/AB + BB' . AC/ABist.
                           
                           DD' = 1/2 . AA' + 1/2 . BB',
                           SS' = 2/3 . DD' + 1/3 . CC';
                           folglich:
                           SS' = 1/2 . AA' + 1/3 . BB' + 1/3 CC'
                              
                           oder
                           SS' = (AA' + BB' + CC')/3 = (a + b + c)/3.
                           Bezeichnen wir also die Entfernung der Schwerpunkte der Dreiecke ABC und A'B'C', nämlich der
                              beiden Grundflächen des schief abgeschnittenen geraden dreiseitigen Prismas, von
                              einander, oder nach dem Vorhergehenden die Entfernung des Schwerpunkts der oberen
                              Grundfläche von der unteren, durch E, so ist nach
                              5):
                           19)     P = EΔ,
                           und nach 6) ist:
                           20)Textabbildung Bd. 149, S. 8
                           
                        
                           VI.
                           Ein schief abgeschnittenes gerades Prisma von beliebiger Seitenzahl kann man, wie
                              Fig. 5
                              zeigt, immer in mehrere schief abgeschnittene gerade dreiseitige Prismen zerlegen,
                              deren untere und obere Grundflächen wir mit Bezug auf die genannte Figur durch
                           Δ₁, Δ₁'; Δ₂, Δ₂'; Δ₃, Δ₃'; Δ₄, Δ₄'; Δ₅, Δ₅'
                           bezeichnen wollen. Bezeichnen wir dann ferner die Entfernungen
                              der Schwerpunkte der Grundflächen dieser schief abgeschnittenen geraden dreiseitigen
                              Prismen von einander, welche nach V. zugleich die
                              Entfernungen der Schwerpunkte der oberen Grundflächen von der unteren Grundfläche
                              des ganzen Prismas sind, respective durch
                           E₁, E₂, E₃, E₄, E₅
                           und den Inhalt des ganzen schief abgeschnittenen Prismas durch
                              P, so ist nach 19):
                           P = E₁Δ₁ + E₂Δ₂ + E₃Δ₃ +
                              E₄Δ₄ + E₅Δ₅.
                           Nach der Lehre vom Schwerpunkte ist aber, wenn wir die
                              Entfernung des Schwerpunktes der oberen Grundfläche des ganzen schief
                              abgeschnittenen Prismas von dessen unterer Grundfläche durch E bezeichnen:
                           E = (E₁Δ₁' + E₂Δ₂' + E₃Δ₃' +
                              E₄Δ₄' + E₅Δ₅')/(Δ₁' + Δ₂' + Δ₃' + Δ₄' + Δ₅'),
                           
                           oder, wenn Δ' den Inhalt
                              der ganzen oberen schiefen Grundfläche unseres Prismas bezeichnet, so daß
                           Δ' = Δ₁' + Δ₂' + Δ₃' + Δ₄' + Δ₅'
                           ist:
                           EΔ' = E₁Δ₁' + E₂Δ₂' + E₃Δ₃' +
                              E₄Δ₄' + E₅Δ₅',
                           folglich auch, wenn i' den
                              Neigungswinkel der oberen Grundfläche gegen die untere bezeichnet:
                           EΔ' cos i'
                           = E₁Δ₁' cos i' + E₂Δ₂'
                              cos i' + E₃Δ₃' cos i' +
                              E₄Δ₄' cos i' + E₅Δ₅' cos i',
                           also nach dem schon oben angewandten bekannten Satze von den
                              Projectionen, wenn Δ den Inhalt der ganzen
                              unteren Grundfläche unseres Prismas bezeichnet:
                           EΔ = E₁Δ₁ + E₂Δ₂ + E₃Δ₃ +
                              E₄Δ₄ + E₅Δ₅.
                           Daher ist nach dem Obigen:
                           21)     P = EΔ,
                           und die oben für das schief abgeschnittene gerade dreiseitige Prisma bewiesene Formel
                              19) gilt daher allgemein für jedes schief abgeschnittene gerade Prisma von
                              beliebiger Seitenzahl.
                           Aus der bekannten Construction, durch welche man den Schwerpunkt einer beliebigen
                              geradlinigen Figur, die man in Dreiecke zerlegt hat, nach und nach aus den
                              Schwerpunkten dieser Dreiecke zu finden pflegt, erhellet auf der Stelle, daß die
                              Entfernung E des Schwerpunkts der oberen Grundfläche
                              unseres Prismas von seiner unteren Grundfläche die gerade Linie ist, welche die
                              Schwerpunkte der beiden Grundflächen mit einander verbindet.
                           Wenn man in der oberen schiefen Grundfläche unseres Prismas drei ganz beliebige
                              Punkte A', B', C' annimmt, deren Entfernungen B'C', C'A', A'B' oder a', b',
                                 c' von einander mißt und ihre senkrechten Abstände a, b, c von der unteren Grundfläche nach dem gewöhnlichen praktischen
                              Verfahren bestimmt, so ist nach 15):
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 149, S. 9
                              
                           wo wie früher
                           2s' = a'
                              + b' + c'
                           ist, oder
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 149, S. 9
                              
                           
                           also, wenn Δ und Δ' wie oben die ganze untere und obere
                              Grundfläche des schief abgeschnittenen mehrseitigen Prismas bezeichnen, da nach dem
                              schon mehrfach angewandten Satze von den Projectionen allgemein Δ = Δ' cos i' ist, nach 21):
                           22)Textabbildung Bd. 149, S. 10
                           oder
                           23)Textabbildung Bd. 149, S. 10
                           Bezeichnen wir den Inhalt des vorher auf der oberen Grundfläche unseres Prismas
                              beliebig angenommenen Dreiecks, dessen Seiten a', b', c'
                              sind, jetzt durch D'; so ist
                           D'² = s' (s' – a') (s' – b') (s' – c'),
                           also:
                           24)Textabbildung Bd. 149, S. 10
                           wo man D' auch durch Messung einer
                              Seite und der entsprechenden Höhe des betreffenden Dreiecks bestimmen kann.
                           Die vorstehenden Formeln, in denen alle zu messenden Elemente sich auf die obere
                              schiefe Grundfläche des Prismas beziehen, und in allen Fällen durch die bekannten
                              Methoden mittelst des Maaßstabes, der Nivellir-Latte und des
                              Nivellir-Instruments leicht und genau ermittelt werden können, gelten auch
                              für schief abgeschnittene gerade Cylinder, weil im Vorhergehenden natürlich die
                              Seitenzahl des Prismas sich beliebig groß annehmen läßt, die Seitenflächen desselben
                              beliebig klein angenommen werden können.
                           
                        
                           VII.
                           Wir wollen uns jetzt ein Prisma von beliebiger Seitenzahl von zwei gegen seine
                              parallelen Seitenkanten willkürlich geneigten Ebenen durchschnitten denken, wodurch
                              zwei Schnitte entstehen, deren Flächenräume wir durch Δ' und Δ₁', und den
                              Inhalt des zwischen diesen Schnitten enthaltenen Körpers durch P bezeichnen wollen. Die Schnitte Δ' und Δ₁' mögen der
                              Kürze wegen die Grundflächen dieses Körpers genannt werden. Denken wir uns nun ferner einen
                              auf den parallelen Seitenkanten des Körpers P senkrecht
                              stehenden Schnitt Δ, welcher entweder ganz
                              außerhalb oder ganz innerhalb des Körpers P liegt, so
                              daß im ersten Falle die Grundfläche Δ' zwischen
                              der Grundfläche Δ₁' und dem senkrechten
                              Schnitte Δ liegt, und bezeichnen die Entfernungen
                              der Schwerpunkte der Grundflächen Δ' und Δ₁' von dem senkrechten Schnitte Δ respective durch E
                              und E₁; so ist nach 21) offenbar
                           P = EΔ ∓ E₁Δ = (E ∓ E₁) Δ,
                           indem man in dem ersten der beiden obigen Fälle das obere, in
                              dem zweiten dieser beiden Fälle dagegen das untere Zeichen zu nehmen hat. Aus VI.
                              erhellet unmittelbar, daß die Schwerpunkte von Δ', Δ₁', Δ in einer und derselben auf dem Schnitte Δ senkrecht stehenden geraden Linie liegen, so
                              daß also E ∓ E₁ die Entfernung der Schwerpunkte der beiden Grundflächen des Körpers
                              P von einander, und folglich, wenn wir diese
                              Entfernung durch E bezeichnen, nach dem Obigen
                           25)     P = EΔ
                              
                           ist.
                           Nehmen wir nun etwa in der Grundfläche Δ' die
                              unter dem Winkel ί gegen Δ geneigt seyn mag, drei beliebige Punkte A', B', C' an, und messen deren Entfernungen B'C' = a', C'A' = b',
                                 A'B' = c' von einander, so wie ihre senkrechten
                              Abstände a, b, c von der Ebene des senkrechten Schnitts
                              Δ; so ist, wenn D' den Flächeninhalt des Dreiecks A'B'C'
                              bezeichnet, bekanntlich:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 149, S. 11
                              
                           also offenbar:
                           26)Textabbildung Bd. 149, S. 11
                           Ist das Prisma ein dreiseitiges, und sind a, b, c und a₁, b₁, c₁ die senkrechten Abstände der Ecken der
                              Grundflächen Δ' und Δ₁' von dem senkrechten Schnitte Δ, so ist bekanntlich
                           E = (a + b + c)/3,    E₁
                              = (a₁ + b₁ +
                              c₁)/3;
                           also
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 149, S. 11
                              
                           
                           oder, wenn wir die Entfernungen der Ecken der beiden
                              Grundflächen Δ' und Δ₁' von einander durch a, b, c
                              bezeichnen:
                           E ∓ E₁ = (a + b +c)/3,
                           also nach dem Obigen:
                           27)     P = (a + b + c)/3 Δ.
                           Bezeichnen aber wie gewöhnlich a', b', c' die Seiten der
                              Grundfläche Δ' in der oben immer festgehaltenen
                              Ordnung, so daß nämlich, wenn wir diese Grundfläche durch A'B'C' bezeichnen, wie oben a' = B'C', b' = C'A', c' = A'B' ist, so ist:
                           28)Textabbildung Bd. 149, S. 12
                           Alle diese Formeln sind so entwickelt und dargestellt worden, daß die Bestimmung der
                              Größen, von denen sie abhängen, in der Praxis keiner Schwierigkeit unterliegt, was
                              mit ein Hauptzweck war, den dieser Aufsatz zu erreichen suchte.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
