| Titel: | Frictionskuppelung von Florentin Garand in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. VI., S. 22 | 
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                        VI.
                        Frictionskuppelung von Florentin Garand in
                           Paris.
                        Aus der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
                              1858, Bd II. S. 133.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Garand's Frictionskuppelung.
                        
                     
                        
                           Das Eigenthümliche dieser, im London Journal of arts,
                              Januarheft 1858 S. 26 beschriebenen und für England patentirten Vorrichtung besteht
                              darin, eine Welle vermittelst Benutzung der Friction nach beliebiger Richtung hin in
                              Umdrehung versetzen und diese Bewegung plötzlich aufheben oder umkehren zu
                              können.
                           Fig. 17 zeigt
                              die Kuppelung im Querschnitt, Fig. 18 theilweise in der
                              Seitenansicht, theilweise im Längendurchschnitt. Auf der zu treibenden Welle a befinden sich in einiger Entfernung von einander die
                              beiden Riemscheiben c, c lose auf derselben und sind
                              mittelst Riemen mit der Hauptbetriebswelle in Verbindung gesetzt, so daß sie sich
                              also bei Benutzung eines offenen und gekreuzten Riemens stets in entgegengesetzter
                              Richtung auf der Welle bewegen. Zwischen jenen beiden Riemscheiben befindet sich,
                              durch eine Feder mit der Welle verbunden, ein Muffe d,
                              den man mittelst
                              eines in die ringförmige Nuth b eingreifenden Hebels auf
                              der Welle ihrer Längenrichtung nach verschieben kann. Auf derselben Welle, mit ihr
                              durch einen Keil fest verbunden, sitzen innerhalb jeder Riemscheibe die beiden
                              Scheiben h und h', von etwas
                              geringerem Durchmesser als der innere Durchmesser der ersteren, und tragen an ihrem
                              Umfang kastenförmige Behälter, in denen sich die Schieber e,
                                 e, bestehend aus einem eisernen Gehäuse und einem darin passenden, der
                              Kreisform der Riemscheibe sich anschließenden Holzklotz, in radialer Richtung dem
                              Mittelpunkt näher und weiter bringen lassen. Indem man nun die Schieber e, e, deren hier vier vorhanden sind, gegen den inneren
                              Rand der Riemscheibe drückt, wird die Kuppelung durch die Reibung bewirkt und die
                              Welle a in Bewegung gesetzt. Das Hinaustreiben der
                              Schieber gegen die Riemscheibe geschieht durch entsprechende als Kniehebel wirkende
                              Gelenkstücke g. Dieselben, bestehend aus je zwei an
                              ihrem einen Ende mit einem kugelförmigen Zapfen versehenen Schrauben mit
                              Links- und Rechtsgewinde f, f' und darüber
                              geschraubter Mutter g, sitzen mit einem Ende in einer
                              entsprechenden Vertiefung der Schieber e, mit dem andern
                              in einer eben solchen des Muffes d, und es ist ihre
                              Länge mittelst der Mutter so bemessen, daß sie bei mittlerer Stellung des Muffes d in schräger Lage sich befindend, die Schieber e und demnach auch die darin enthaltenen Bremsklötze in
                              einiger Entfernung von der Riemscheibe erhalten und so die Welle a in Ruhe lassen. Rückt man indeß den Muff d nach links oder rechts, drückt also mittelst jener
                              Gelenkstücke die Frictionsklötze gegen die Riemscheibe, so wird der Scheibe h oder h' und durch sie der
                              Welle a die entsprechende Bewegung mitgetheilt, die sich
                              leicht entweder wieder aufheben oder in die entgegengesetzte umwandeln läßt.
                           (Der Effect der mitgetheilten Frictionskuppelung ist sehr beachtenswerth und weit
                              größer, als derjenige einer Frictionskuppelung mit zwei abgekürzten eisernen Kegeln,
                              ohne mit den Uebelständen verbunden zu seyn, welche eine Steigerung des Effects der
                              letzteren über eine gewisse Gränze verhindern und welche darin bestehen, daß eine zu
                              spitze Form der Kegel ein Klemmen verursacht, welches die Lösung der Kuppelung
                              erschwert, und daß ein zu großer, Reibung erzeugender, Normaldruck eine zu große
                              Abnutzung zur Folge hat. Die Lösung ist bei der hier beschriebenen Kuppelung ohne
                              Zweifel sehr leicht, da die reibenden Klötze in normalen Richtungen von der
                              Reibungsfläche zurückgezogen werden, und die Abnutzung ist hier weniger schädlich,
                              da die Holzklötze leicht durch neue ersetzt werden können.
                           Bezeichnet P den Druck, durch welchen der Muff
                              vorgeschoben wird, a den sehr spitzen Winkel, den jedes
                              der vier Gelenkstücke mit einer zur Wellenachse senkrechten Ebene bildet, so ist der radiale
                              Druck der vier Klötze gegen die Innenfläche der Riemscheibe zusammen = P cotg α, also, wenn r der Radius dieser cylindrischen Innenfläche ist, das erzeugte
                              Reibungsmoment
                           M = μP cotg α
                              . r.
                           Dagegen ist bei einer conischen Frictionskuppelung, wenn a und b die äußersten Radien sind und α' der Winkel zwischen den Seiten der Kegelfläche
                              und ihrer Achse ist,
                           M' = μ'P 1/(sin α') 2/3 (a³ – b³)/(a² – b²)
                           oder, wenn a = r (1 + n), b = r (1 – n) gesetzt wird:
                           M' = μ'P r/(sin α') (1 ± n²/3) = μ'P r/(sin α') nahezu.
                           Es verhält sich also bei gleichem Druck P und gleichem
                              mittleren Radius r
                              
                           M : M' = μ/tg α : μ'/sin α',
                           oder, da man aus den oben erwähnten Gründen a' = 60° etwa zu machen pflegt, während a leicht = 10° gemacht werden kann, und weil auch
                              der Reibungscoefficient μ von Holz auf Eisen
                              wenigstens doppelt so groß ist als derjenige μ'
                              von Eisen auf Eisen:
                           M : M' =
                              10 : 1.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
