| Titel: | Ueber eine neue Methode der Salpetererzeugung; von E. Friedr. Anthon, technischer Chemiker und Fabriken-Inspector in Prag. | 
| Autor: | Ernst Friedrich Anthon [GND] | 
| Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. XIII., S. 39 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XIII.
                        Ueber eine neue Methode der Salpetererzeugung;
                           von E. Friedr. Anthon,
                           technischer Chemiker und Fabriken-Inspector in
                           Prag.
                        Anthon, über eine neue Methode der Salpetererzeugung.
                        
                     
                        
                           I. Geschichtliches.
                           Es war bereits im Jahr 1840, als ich in Gegenwart des englischen Technikers W. Thompson einige Versuche über die Zersetzung des
                              salpetersauren Natrons (Chili-Salpeter) durch Chlorkalium (Digestivsalz)
                              vornahm, zu welchen ich durch die Stelle veranlaßt worden war, welche man der
                              Salpetersäure in den chemischen Verwandtschaftstafeln der Säuren gegen das Kali
                              eingeräumt hat. – Diese Versuche lieferten ein sehr günstiges Resultat, indem
                              sich bald herausstellte, daß das salpetersaure Natron vollständig von Chlorkalium
                              zersetzt werde. Die Nutzanwendung dieser Thatsache zur vortheilhaften Darstellung
                              des Kalisalpeters mußte aber unterbleiben, weil damals die Erzeugung desselben in
                              Oesterreich noch Staats-Monopol war. Es blieb sonach die Sache von mir
                              unbeachtet und vergessen, bis ich aus dem Bericht der Londoner Industrieausstellung
                              im Jahr 1851 entnahm, daß unter den ausgestellten Chemikalien sich auch Kalisalpeter
                              befand, der angeblich aus Chili-Salpeter, durch Umsetzung mit Chlorkalium
                              dargestellt worden war, was Veranlassung gab, die früher abgebrochenen Versuche
                              neuerdings aufzunehmen und im Großen durchzuführen.
                           Das Fabricationsverfahren, welches sich hierbei nun als das vortheilhafteste
                              herausstellte, erlaube ich mir in Nachfolgendem mitzutheilen.
                           
                        
                           II. Von den Rohmaterialien.
                           
                              1) Das salpetersaure
                                    Natron.
                              Dieses Naturproduct, welches in mächtigen und ausgedehnten Lagern im District
                                 Tampa an der Gränze zwischen Chili und Peru vorkommt und daher auch chilischer
                                 oder peruanischer Salpeter heißt und in sehr großen Mengen nach Europa verführt
                                 wird, ist nicht immer von gleicher Beschaffenheit. Eine von Lecanu untersuchte Probe bestand in 100 Thln.
                                 aus:
                              
                                 
                                    salpetersaurem Natron   
                                      96,698
                                    
                                 
                                    Kochsalz
                                        1,302
                                    
                                 
                                    Wasser
                                        2,000
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––
                                    
                                 
                                    
                                    100,000
                                    
                                 
                              Wittstein fand in einer offenbar scharf getrockneten
                                 Probe:
                              
                                 
                                    salpetersaures Natron   
                                    99,633
                                    
                                 
                                    Kochsalz
                                      0,367
                                    
                                 
                                    Kalk
                                     Spuren
                                    
                                 
                              In den meisten Fällen enthält aber das salpetersaure Natron nicht nur mehr fremde
                                 Salze, sondern auch viel Feuchtigkeit, so daß der wahre Gehalt zuweilen unter 90
                                 Procent sinkt.
                              Da sich nun die zur Zersetzung einer bestimmten Menge salpetersauren Natrons
                                 nöthige Menge Chlorkalium natürlich nach dem wirklichen Gehalt des ersteren
                                 richtet, so ist es nothwendig, denselben öfters zu bestimmen. Da aber eine
                                 genaue Analyse zu diesem Behufe nicht nothwendig, zudem aber auch zu zeitraubend
                                 ist, so kann man sich mit hinlänglicher Genauigkeit des folgenden Verfahrens
                                 bedienen.
                              Zuerst breite man 100 Gran des zu prüfenden salpetersauren Natrons auf ein
                                 Uhrglas aus, und lasse selbes so lange in mäßiger Wärme stehen, bis das Gewicht
                                 nicht weiter abnimmt. Der Gewichtsverlust in Granen zeigt den Wassergehalt in
                                 Procenten an.
                              Alsdann übergieße man circa 3–6 Loth des zu
                                 prüfenden salpetersauren Natrons mit der gleichen Menge Wasser und schüttle,
                                 ohne dabei Wärme anzuwenden, so lange um, bis sich eine concentrirte Lösung
                                 gebildet und die Temperatur derselben wieder mit der der umgebenden Luft ins
                                 Gleichgewicht gesetzt hat.
                              
                              Man gießt nun die Lösung von dem zu Boden liegenden unaufgelöst gebliebenen
                                 Antheil ab, filtrirt dieselbe nöthigenfalls und bestimmt ihre Dichtigkeit
                                 mittelst des Picnometers oder Tausendgranstäschchens. Ergibt sich dieselbe bei
                                 15° R. zu 1,377, so ist der Natronsalpeter als hinlänglich rein
                                 anzusehen. Ist dagegen die Dichtigkeit eine geringere, so enthält der
                                 Natronsalpeter Kochsalz.
                              Bei 1 Proc. Kochsalz ist die Dichtigkeit 1,375, – bei 5 Procent Kochsalz
                                 nur 1,369 und bei 32 Proc. gar nur 1,359. – Ein noch größerer
                                 Kochsalzgehalt ist ohne weitern Einfluß auf die Dichtigkeit der Lösung und gibt
                                 sich nicht weiter zu erkennen, was insofern ohne Belang ist, als eine so
                                 bedeutende Verunreinigung mit Kochsalz nicht vorkommt.
                              Diese Prüfungsmethode beruht darauf, daß das salpetersaure Natron für sich in
                                 Wasser viel löslicher ist, als bei Gegenwart von Kochsalz. 100 Thle. Wasser
                                 lösen z.B. bei 15° R. 88 Thle. salpetersaures Natron auf, dagegen nur
                                 52,82 Thle., nebst 24,98 Kochsalz, zusammen also nur 77,8 Thle., wenn man das
                                 Wasser mit beiden Salzen zugleich sättigt.
                              Das salpetersaure Natron besteht aus
                              
                                 
                                    1 Aeq. Natron
                                    = 31,2   
                                      36,6
                                    
                                 
                                    1  
                                       „    Salpetersäure
                                           
                                    = 54,0
                                      63,4
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                        85,2
                                    100,0
                                    
                                 
                              Eine bei 15° R. gesättigte Lösung von salpetersaurem Natron hat eine
                                 Dichtigkeit von 1,377, – eine bei 10° R. gesättigte nur 1,366.
                              Bei 18 3/4° R. löst sich das salpetersaure Natron in 1,136 Theilen Wasser
                                 auf.
                              
                           
                              2) Das Chlorkalium.
                              Wenn es schon bei dem salpetersauren Natron nothwendig ist, sich von dessen
                                 Qualität zu überzeugen, so ist dieses in noch weit höherem Grad der Fall bei dem
                                 Chlorkalium, da dieses in Bezug auf seine Reinheit noch viel beträchtlicheren
                                 Schwankungen unterliegt.
                              Mit diesem zweiten Rohstoff ist man gewöhnlich auf das schottische Fabrikat
                                 angewiesen, welches aus dem Kelp in großen Mengen dargestellt wird, und dessen
                                 Gehalt meistens mit 80 Proc. garantirt wird. Außerdem kann man aber auch
                                 dasjenige Chlorkalium anwenden, welches in den chemischen Fabriken bei der
                                 Erzeugung des rothen eisenblausauren Kalis als Nebenproduct abfällt. Gewöhnlich
                                 ist dieses reiner als das schottische, aber es ist nicht immer in der nöthigen
                                 Menge zu bekommen.
                              Endlich kann man auch die Abfälle von der Läuterung des Kalisalpeters benutzen,
                                 welche gewöhnlich als Digestivsalz verkauft werden, die in den meisten Fällen aber
                                 nur gegen 50 Proc. Chlorkalium, und außerdem der Hauptsache nach Chlornatrium
                                 (Kochsalz) enthalten.
                              Der Seifensiederfluß, welcher sonst aus der Seifensiederlauge durch Abdampfen zur
                                 Trockne für die Alaunerzeugung gewonnen wurde und ebenfalls Chlorkalium war,
                                 kommt nicht mehr im Handel vor, seit die Potasche in den Seifensiedereien fast
                                 gänzlich von der Soda verdrängt worden ist.
                              Will man sich nun beim Ankauf oder bei der Verarbeitung des Chlorkaliums von
                                 dessen wirklichem Gehalt überzeugen, so hat man sich eines 1/2 bis 3/4 Zoll
                                 weiten Glascylinders zu bedienen, den man in der Weise von Unten nach Oben
                                 calibrirt hat, daß jeder Grad durch den Raum, bezeichnet wird, den das mittelst
                                 1 Gran Kali oder der entsprechenden Menge Chlorkalium aus mit Kalialaun
                                 gesättigter schwefelsaurer Thonerdelösung frisch gefällte Alaunmehl einnimmt,
                                 nachdem es sich durch wiederholtes Aufstoßen des Cylinders nicht mehr dichter
                                 zusammensetzt.
                              Ein jeder solcher Grad entspricht dem Raum, welchen 8 6/10 Gran Wasser bei
                                 12° R. einnehmen.
                              Bei der Anwendung dieser Meßröhre verfahrt man nun in der Weise, daß man 100 Gran
                                 des zu prüfenden Chlorkaliums in einer Auflösung von schwefelsaurer Thonerde in
                                 der Wärme auflöst, welche man vorher bei gewöhnlicher Temperatur mit Kalialaun
                                 gesättigt hat, und welche im Zustand von schwefelsaurer Thonerde soviel Thonerde
                                 enthält, daß diese das sämmtliche im Chlorkalium enthaltene Kali selbst dann
                                 vollständig in Alaun umzuwandeln vermag, wenn das Chlorkalium auch ganz rein
                                 war.
                              Bedient man sich z.B. einer Lösung von schwefelsaurer Thonerde in der gleichen
                                 Menge Wasser, so genügt es, wenn man ungefähr 1000 Gran davon zum Auflösen von
                                 100 Gran Chlorkalium anwendet. Von selbst versteht es sich, daß man bei der
                                 Prüfung das anfängliche Volumen der schwefelsauren Thonerdelösung durch Zusatz
                                 von etwas Wasser wieder herstellen muß, wenn bei der Erwärmung sich ein Theil
                                 verflüchtigt haben sollte.
                              Gewogen braucht die Menge der schwefelsauren Thonerdelösung nicht zu werden,
                                 sondern es genügt dieselbe annähernd abzumessen, da ein Geringes mehr oder
                                 weniger keinen Nachtheil bringt.
                              Nach bewerkstelligter Lösung des zu prüfenden Chlorkaliums in der schwefelsauren
                                 Thonerdelösung, wird diese noch warm in den Meßcylinder gebracht, gut verstopft
                                 und unter oft wiederholtem Eintauchen desselben in kaltes Wasser so lange
                                 geschüttelt, als sich noch Alaunmehl bildet und die Temperatur der Lösung noch
                                 nicht die der umgebenden Luft angenommen hat.
                              
                              Alsdann wird der Cylinder so lange behutsam auf einen hölzernen Gegenstand
                                 aufgestoßen, als sich das Alaunmehl noch in einen engeren Raum
                                 zusammenbegibt.
                              Man liest dann an der Scala den Gehalt des geprüften Chlorkaliums ab.
                              Es mögen hier die Resultate einiger auf diese Weise vorgenommenen Prüfungen
                                 beispielsweise Platz finden.
                              
                                 
                                    
                                               
                                       Folgende Sorten Chlorkalium
                                    gaben Alaunmehl  
                                     und enthielten sonachan reinem
                                       Chlorkalium          in
                                       Proc.
                                    
                                 
                                    1) ganz reines Chlorkalium
                                         63
                                       (reichlich)
                                              100,0
                                    
                                 
                                    2) Chlorkalium von der Bereitung des
                                       rothen    eisenblausauren Kalis
                                         61
                                                97,0
                                    
                                 
                                    3) schottisches Chlorkalium
                                         48
                                                76,2
                                    
                                 
                                    4)        „                „          eine
                                       andere Sorte   
                                         57
                                                90,5
                                    
                                 
                                    5)        „                „          eine
                                       dritte Sorte
                                         52
                                                82,5
                                    
                                 
                                    6) Digestivsalz aus einer
                                       Salpeter-Raffinerie
                                         41
                                                65,0
                                    
                                 
                                    7)        „            „    
                                       „                
                                       „
                                         36
                                                57,1
                                    
                                 
                                    8)        „            „    
                                       „                
                                       „
                                         32
                                                50,8
                                    
                                 
                              Nachdem man sich auf diese Weise von der Beschaffenheit seiner Rohstoffe
                                 überzeugt hat, kann man zur Erzeugung selbst übergehen. Bevor ich aber zur
                                 Beschreibung derselben übergehe, muß ich vorher noch die Zusammensetzung des
                                 Chlorkaliums, sowie einige für uns belangreiche Eigenschaften desselben ins
                                 Gedächtniß zurückrufen. Das Chlorkalium besteht aus
                              
                                 
                                    1 Aeq.
                                       Kalium    
                                    39,2   
                                      52,6
                                    
                                 
                                    1  
                                       „     Chlor
                                    35,4
                                      47,4
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    74,6
                                    100,0
                                    
                                 
                              oder nach der sogenannten Salzsäuretheorie
                              
                                 
                                    1 Aeq. Kali
                                    47,2
                                      63,27
                                    
                                 
                                    1  
                                       „    Salzsäure    
                                    27,4   
                                      36,73
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    74,6
                                    100,00
                                    
                                 
                              Es löst sich dasselbe bei 17,5° R. in seiner dreifachen Menge Wasser auf,
                                 zu einer Flüssigkeit von 1,163 Dichtigkeit.
                              Nach Gay-Lussac lösen 100 Thle. Wasser von
                                 0° Cels. 29,23 Theile Chlorkalium auf und für jeden Grad über 0 noch
                                 weiter 0,2738 Theile.
                              
                           
                        
                           III. Vom Verfahren selbst.
                           Um nun die Zersetzung oder vielmehr die Umsetzung des Natronsalpeters in Kalisalpeter
                              mittelst des Chlorkaliums vorzunehmen, erhitze man in einem gußeisernen Kessel soviel oder etwas mehr
                              Wasser als man salpetersaures Natron in Arbeit zu nehmen gedenkt, und fange an
                              dasselbe unter Umrühren einzutragen. Sobald das Eintragen beendigt und die FlüssigkeitFlüssikeit ins Kochen gekommen ist, gebe man unter fortwährendem Rühren das vorher
                              abgewogene Chlorkalium hinein und erhalte die Mischung während 1/2 Stunde im Kochen.
                              Hatte das Chlorkalium die Form kleiner lockerer Krystalle, oder war dasselbe grob
                              pulverisirt und gesiebt, so ist die Zersetzung nach halbstündigem Kochen gewöhnlich
                              vollendet und es enthält nun die Flüssigkeit Kalisalpeter und Kochsalz.
                           Was die anzuwendenden Mengenverhältnisse anbelangt, so ist zu bemerken, daß zur
                              Zersetzung von 85,2 Gewichtstheilen Natronsalpeter 74,6 Theile Chlorkalium
                              nothwendig sind.
                           Zu einer klaren Flüssigkeit lösen sich hierbei die Salze nicht auf, da es an der
                              nöthigen Menge Wasser fehlt, um alles sich bildende Kochsalz in Auflösung erhalten
                              zu können. Letzteres schwimmt als Krystallmehl in der Flüssigkeit herum und man hat
                              nun dessen Beseitigung vorzunehmen. Dieses geschieht mittelst thönerner oder
                              metallener Schalen, welche man an Schnüren oder leichten Ketten schwebend in der
                              kochenden Flüssigkeit erhält und deren Größe in einem passenden Verhältnis zur Größe
                              des Kessels steht.
                           Je nach Umständen kann man in den Kessel eine oder auch mehrere solcher Schalen
                              hängen.
                           Sobald diese sich nun mit Kochsalz gefüllt haben, was besonders Anfangs immer schnell
                              der Fall seyn wird, nimmt man sie heraus, entleert sie, reinigt den Kesselboden mit
                              einer eisernen Stange, deren Ende zugeschärft und gehärtet ist, von dem sich
                              allenfalls ansetzenden Kochsalz und bringt hierauf die Schalen sogleich wieder in
                              den Kessel zurück.
                           Das heiße Kochsalz füllt man in kleine am Rande des Kessels stehende Bottiche (von
                              1–2 Eimer Inhalt), auf deren Boden etwas Stroh oder Reisig liegt, welches mit
                              einer recht groben Leinwand gut zugedeckt ist. Außerdem haben diese Abtropfbehälter
                              am Boden einige Löcher und sind so aufgestellt, daß alle abtropfende Flüssigkeit in
                              den Kessel zurückfließt.
                           Sobald ein Behälter voll Kochsalz ist, wird oben so lange Wasser oder Kochsalzlösung
                              aufgegossen, als die unten abfließende Flüssigkeit noch warm ist und eine größere
                              Dichtigkeit als 25° B. zu erkennen gibt. Sobald dieser Zeitpunkt eingetreten,
                              ist auch alle salpeterhaltige Lauge aus dem Kochsalz verdrängt und man kann
                              vollkommen darüber beruhigt seyn, daß dasselbe durchaus keinen Salpeter mehr
                              enthält.
                           Man fährt mit dem Kochen, dem Beseitigen des niederfallenden Kochsalzes, dem
                              Losstoßen der sich am Kesselboden anlegenden Salzkrusten, dem Auswaschen des herausgenommenen
                              Kochsalzes und dem Mitversieden der dabei abfließenden Waschlaugen so lange fort,
                              bis die Flüssigkeit im Kessel etwa 40–42° B. (heiß gewogen) zu
                              erkennen gibt.
                           Man unterbricht nun das Heizen, bedeckt den Kessel und läßt ihn bis zur Klärung der
                              Flüssigkeit stehen, worauf man diese, noch heiß, mittelst eines bleiernen Hebers
                              abzieht und in die als Krystallisirgefäße dienenden gußeisernen Kessel (oder
                              sonstige passende Gefäße) abfließen läßt.
                           Während des Erkaltens schießt nun der Kalisalpeter an und zwar fast stets ohne
                              beigemengte Kochsalzkrystalle, da Kochsalz in heißem Wasser nicht löslicher ist als
                              in kaltem.
                           Nachdem die Flüssigkeit erkaltet und der auskrystallisirte Salpeter demnach auch an
                              Menge nicht mehr zunimmt, wird die Mutterlauge ausgeschöpft, der Salpeter
                              herausgenommen, die Bodenstücke von dem allenfalls unten daran sitzenden Schmutze
                              befreit und in mehr tiefe als flache hölzerne Abtropfbehälter gebracht, in denen er
                              so lange bleibt, als noch Mutterlauge abtropft.
                           Nach gehörigem Abtropfen enthält der so erhaltene Rohsalpeter bereits weniger als 1
                              Procent Chlornatrium. Um ihn weiter davon zu befreien, wird er in Waschbütten
                              gebracht, nachdem man ihn leichthin zerkleinert hat, und man gießt gerade nur so
                              viel möglichst reines Wasser darauf, daß seine Zwischenräume davon ausgefüllt
                              werden. So bleibt der Salpeter 18–24 Stunden lang stehen, worauf man einen am
                              Boden befindlichen Zapfen beseitigt und die gebildete Salpeterlösung abfließen läßt.
                              Durch eine einzige derartige Waschung vermindert sich der Chlornatriumgehalt um circa 75 Proc. (bei großen Krystallen auch wohl nicht
                              ganz so viel), so daß der gewaschene Salpeter nunmehr nur noch etwa 1/5 Proc.
                              Chlornatrium enthält.
                           Nachdem auch das Waschwasser vollständig abgetropft ist, schreitet man zur
                              Läuterung.
                           Zu diesem Behufe erwärmt man möglichst reines Wasser (am besten Regenwasser) im
                              Kessel, trägt unter stetem Rühren von dem gewaschenen und gut abgetropften Salpeter
                              so lange ein, bis die Dichtigkeit der Lösung 43–45° B. (heiß gewogen)
                              erreicht hat, bringt die Lösung zum Aufwallen, schäumt sie ab und zieht sie noch
                              ganz heiß mittelst eines bleiernen Hebers in die vorher gut gereinigten gußeisernen
                              (oder sonstigen) Krystallisirgefäße ab.
                           Nach Beendigung der Krystallisation schöpft man die Mutterlauge aus, nimmt den
                              Salpeter heraus, beseitigt allenfallsige schmutzige Stellen, wäscht ihn noch einmal
                              leicht ab, läßt, ihn dann abtropfen und endlich trocknen.
                           
                           Die bei der Läuterung abfallenden Mutterlaugen und Waschwässer werden zum Waschen des
                              Rohsalpeters benutzt. Die Waschwässer des Rohsalpeters, so wie die Mutterlauge
                              dieses letzteren, werden stets beim Rohsieden – das ist bei der Umwandlung
                              des salpetersauren Natrons in Kalisalpeter – zugesetzt und mit versotten.
                           Da man bei der Ausübung dieses Fabricationsverfahrens nicht immer die hinlängliche
                              Zeit haben wird die Rohstoffe jedesmal auf ihren wahren Gehalt zu prüfen, so wird es
                              sich oft treffen daß in der Mutterlauge sich neben Kalisalpeter und Kochsalz auch
                              einer oder der andere der beiden Rohstoffe, nämlich salpetersaures Natron oder
                              Chlorkalium vorfindet. Dieses gibt sich, sobald die Menge davon eine bestimmte
                              Gränze erreicht, dadurch zu erkennen, daß sich auf dem auskrystallisirten
                              Kalisalpeter entweder die sehr kenntlichen Rhomboeder von salpetersaurem Natron oder
                              die eben so leicht erkennbaren Würfel von Chlorkalium vorfinden, wo man alsdann beim
                              Mitversieden der Mutterlaugen den fehlenden Rohstoff nachträglich zufügt.
                           Die Mutterlauge, welche beim Auskrystallisiren des Kalisalpeters übrig bleibt, ist
                              ihrer Natur nach eine bei gewöhnlicher Temperatur gesättigte Lösung von Kalisalpeter
                              und Kochsalz und besitzt, insofern man keinen Ueberschuß von salpetersaurem Natron
                              oder Chlorkalium angewendet hat, und keine sonstigen Verunreinigungen vorhanden
                              sind, eine Dichtigkeit von 1,325 (= c. 35 1/2°
                              B.). – Zusatz von Chlorkalium zu einer solchen Mutterlauge vermag deren
                              Dichtigkeit nicht zu steigern, weil für das sich auflösende Chlorkalium eine
                              entsprechende Menge Kochsalz ausgeschieden wird.
                           Bringt man dagegen in eine solche mit Kalisalpeter und Kochsalz gesättigte Lösung
                              Natronsalpeter, so löst sich zwar auch nur dieser unter Ausscheidung eines Theils
                              der beiden genannten Salze auf, doch findet letzteres nur in geringerem Verhältniß
                              statt, so daß die Dichtigkeit zunimmt und z.B. auf 1,345 steigt, wenn man etwa den
                              zehnten Theil des Gewichtes der Lösung an Natronsalpeter zusetzt.
                           Eigenthümlich erscheint es dabei, daß Natronsalpeter viel mehr Kalisalpeter als das
                              Chlorkalium ausscheidet, während von letzterem viel mehr Kochsalz als Kalisalpeter
                              ausgeschieden wird.
                           Aus dem Gesagten ergibt sich daß in den Fällen, wo die Mutterlauge eine größere
                              Dichtigkeit zu erkennen gibt, als 1,325 (c. 35 1/2° B.) bei 10° R.,
                              man gewöhnlich den Grund davon in einem Ueberschuß von salpetersaurem Natron zu
                              suchen hat.
                           
                        
                           
                           Vortheile dieses Verfahrens.
                           Diese sind sehr erheblich und bestehen hauptsächlich im Folgenden:
                           1) Ist die Zersetzung des salpetersauren Natrons durch Chlorkalium eine schnelle und
                              vollständige.
                           2) Ist die Befreiung des abfallenden Kochsalzes von dem anhängenden Kalisalpeter eine
                              außerordentlich leichte und ganz vollständige.
                           3) Ebenso ist die Reinigung des Salpeters vom Kochsalz sehr einfach und
                              vollständig.
                           4) Kommen bei demselben keine Verluste vor, daher denn auch die Ausbeute eine sehr
                              große und namentlich bedeutend größer als bei allen andern Fabricationsmethoden ist,
                              so daß man bei Anwendung von gutem Chilisalpeter von 100 Pfd. desselben bis zu 118
                              Pfd. Kalisalpeter zu erhalten vermag.
                           5) Bringt die gewöhnliche Verunreinigung der beiden Rohstoffe mit Kochsalz in der
                              Manipulation keinen Nachtheil, da eben Kochsalz das abfallende Nebenproduct ist.
                           6) Läßt sich das Verfahren in einer sehr schönen geregelten Weise durchführen und
                              verursacht die Aufarbeitung der Mutterlaugen keine Mühe. Durch ihr stetes
                              Mitversieden verarbeitet man dieselben ohne es fast zu bemerken.