| Titel: | Ueber ein großes Gebläse und ein neues Walzwerk auf den Dowlais Eisenwerken in Südwales; von W. Menelaus daselbst. | 
| Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. XXVI., S. 99 | 
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                        XXVI.
                        Ueber ein großes Gebläse und ein neues Walzwerk
                           auf den Dowlais Eisenwerken in Südwales; von W. Menelaus daselbst.
                        Vortrag desselben in der Institution of Mechanical Engineers. – Aus dem
                           London Journal of
                                 arts, April 1858, S. 237.
                        Menelaus, über ein großes Gebläse auf den Dowlais Eisenwerken in
                           Südwales.
                        
                     
                        
                           Das Gebläse und Walzwerk, welche den Gegenstand dieses Aufsatzes bilden, sind
                              hauptsächlich wegen ihrer bedeutenden Größe bemerkenswerth; das Gebläse ist das
                              größte, welches bisher in Britannien oder anderwärts construirt wurde. Der Zweck bei
                              der Construction dieser Maschinen war, bedeutende Leistungen mit größtmöglicher
                              Sicherheit gegen Betriebsunterbrechungen und Brüche zu erzielen.
                           Das Gebläse wurde im Jahre 1851 errichtet. Der
                              Blasecylinder ist 144 Zoll weit, der Kolbenzug beträgt 12 Fuß und es erfolgen 20
                              doppelte Züge in der Minute; die Windpressung beträgt 3 1/2 Pfd. auf den
                              Quadratzoll. Die Windröhre ist 5 Fuß weit und etwa 140 Yards (à. 3 Fuß) lang, sie erfüllt daher den Zweck eines Regulators. Die
                              Fläche der Eingangs-Luftventile beträgt 56, und die der Auslaßventile 16
                              Quadratfuß. Die Menge des in 1 Minute unter dem obigen Druck ausströmenden Windes
                              beträgt 44,000 Kubikfuß. Der Dampfcylinder hat 55 Zoll Durchmesser und 13 Fuß
                              Kolbenzug; er arbeitet mit 60 Pfd. Pressung auf den Quadratzoll und mit einer Kraft
                              von 650 Pferden. Der Dampf wird unterbrochen, wenn der Kolben ungefähr ein Drittel
                              seines Weges zurückgelegt hat, und zwar mittelst eines gewöhnlichen Haubenventils,
                              in der Nähe der hintern Seite des Schieberventils. Auch befindet sich an der einen
                              Seite des Dampfvertheilungskastens ein besonderes kleines Ventil, um die Maschine,
                              wenn sie in Betrieb gesetzt werden soll, mit der Hand steuern zu können. Die
                              Oeffnungen für den Dampf am Cylinder sind 24 Zoll weit und 5 Zoll lang, und das
                              Schieberventil hat einen Lauf von 11 Zoll mit 1/2 Zoll Uebergriff. Die Maschine
                              arbeitet ohne Condensation, und der Dampf strömt in einen cylindrischen, 7 Fuß
                              weiten und 36 Fuß langen Vorwärmtrog, welcher das Speisewasser für den Kessel
                              enthält. Unter dem Dampfcylinder befindet sich ein, ungefähr 75 Tonnen wiegendes,
                              gußeisernes Gerüst und ein (10,000 Kubikfuß betragendes) Fundament aus großen
                              Kalksteinblöcken, von denen einige mehrere Tonnen wiegen.
                           
                           Der Balancier ist in zwei Hälften gegossen, von denen jede etwa 16 1/2 Tonnen wiegt,
                              und das ganze, auf die Zapfen drückende Gewicht beträgt 44 Tonnen; er ist von einem
                              Endzapfen bis zum andern 40 F. 1 Z. lang und mit der Schwungradkurbel durch einen
                              Bleuel aus Eichenholz mit eiserner Armatur verbunden. Die Zapfenlager des Balanciers
                              ruhen auf einer, quer durch das Maschinenhaus gehenden, 7 Fuß dicken Mauer, die aus
                              behauenen Kalksteinen besteht, in welcher sie durch zwölf 3 Zoll starke
                              Schraubenbolzen festgehalten werden. Das Schwungrad hat 22 Fuß im Durchmesser und
                              wiegt etwa 35 Tonnen.
                           Zur Dampferzeugung dienen acht Cornische Kessel, jeder 42 Fuß lang und 7 Fuß im
                              Durchmesser, die aus 9/16 Zoll starkem, besten Staffordshirer Blech bestehen und von
                              einem Ende zum andern eine 4 Fuß weite Röhre enthalten, in welcher ein 9 Fuß langer
                              Rost liegt.
                           Eine Zeit lang lieferte diese Maschine den Wind für acht sehr große Hohöfen von 16
                              bis 18 Fuß Weite im Kohlensack; jetzt speist sie mit drei anderen, kleineren
                              Maschinen, 12 Hohöfen von denen einige mehr als 235 Tonnen gutes Frischroheisen
                              wöchentlich erzeugen; die Gesammtproduction dieser zwölf Hohöfen beträgt ungefähr
                              2000 Tonnen Frischroheisen in der Woche. Die Maschine wurde nach dem Entwurf des
                              Ingenieurs Samuel Truran auf der Hütte selbst
                              ausgeführt.
                           Die Maschinen zum Betriebe des, jetzt im Bau begriffenen, Walzwerks bestehen in einem Paar, unter rechten Winkeln gekuppelter
                              Hochdruckmaschinen. Der Dampfcylinder ist 45 Zoll weit, mit einem Kolbenzug von 10
                              Fuß und es erfolgen 24 Doppelzüge in der Minute. Jeder Cylinder hat ein
                              gemeinschaftliches Schieberventil von Messing, welches durch ein Excentricum an der
                              Schwungradwelle bewegt wird. Die Expansionsventile sind haubenartig und werden durch
                              einen Hebedaumen an der Welle betrieben, und zwar nach Zurücklegung von ungefähr
                              einem Drittel des Kolbenzuges; bei schwerer Arbeit werden diese Ventile außer
                              Betrieb gesetzt, so daß der Dampf mit ganzer Pressung wirken kann. Jede Maschine ist
                              mit einem kleinen Schieberventil versehen, welches zur Handsteuerung beim
                              Inbetriebsetzen und beim Umsteuern benutzt wird. Den Dampf liefern sechs Cornische
                              Kessel, 44 Fuß lang und 7 Fuß weit, mit einer 4 Fuß weiten Röhre in jedem; das
                              Kesselblech ist bestes 9/16 Zoll dickes Staffordshirer und das Gesammtgewicht der
                              Kessel beträgt 120 Tonnen. Das Gerüst unter der Dampfmaschine und dem Walzwerk
                              besteht aus Gußeisen, in vier Linien, jede 75 Fuß lang, 12 Fuß hoch und 21 Zoll
                              breit; das Ganze wiegt etwa 850 Tonnen.
                           Jeder Balancier ist in zwei Theilen gegossen, von denen jeder etwa 17 Tonnen wiegt,
                              so daß das Gesammtgewicht eines Balanciers beiläufig 37 Tonnen beträgt. Die beiden
                              Balanciers ruhen auf acht Säulen von 24 Fuß Länge und 2 1/2 Fuß Durchmesser, die auf
                              der Sohle in hohen, dem Gerüst angegossenen Wangen befestigt sind. Auf den Capitälen
                              von je vier Säulen liegt eine große und schwere Platte, auf welcher die Zapfenlager
                              des Balanciers befestigt sind. Die Säulen gehen durch Oeffnungen in jener Platte,
                              welche an diesen Stellen mit 24 Zoll hohen Verstärkungen versehen ist; diese
                              Oeffnungen sind ausgebohrt und die oberen Enden der Säulen abgedreht, so daß beide
                              genau in einander passen. Die Zapfenlager stehen in Klauen, welche auf den Platten
                              angegossen sind, und wurden mit schmiedeisernen Keilen darin befestigt. Die
                              Bleuelstangen bestehen aus Eichenholz und sind mit Eisen garnirt.
                           Die Treibwelle besteht aus Gußeisen und ist in den Zapfen 24 Zoll stark; die
                              gußeiserne Schwungradwelle hat in den Zapfen 21 Zoll Durchmesser. Der Durchmesser
                              des Treibrades beträgt 25 Fuß in der Theilungslinie, die Breite 27 Zoll und die
                              Theilung 7 Zoll. Das Getriebe auf der Schwungradwelle hat 6 Fuß Durchmesser und die
                              Zähne sind durch Scheiben, welche auf jeder Seite bis zu den obersten Punkten der
                              Zähne gehen, verstärkt. Das Schwungrad auf der Walzwerkswelle hat 21 Fuß
                              Durchmesser, wiegt etwa 30 Tonnen und macht bis 100 Umläufe in der Minute. Rad und
                              Gerüst sind mit trockenem Eichenholz und mit eisernen Keilen befestigt.
                           Die erwähnten Dampfmaschinen treiben ein Walzwerk, welches wöchentlich 1000 Tonnen
                              Schienen zu verfertigen gestattet, ferner ein Puddelwalzwerksgerüst, welches
                              wöchentlich 700 Tonnen Rohschienen, und ein drittes Walzwerk, welches 200 Tonnen
                              Rohschienen erzeugt. Zwei Zängewalzwerke, jedes mit drei hohen Walzen, und zwei
                              Hämmer werden auch von denselben Maschinen betrieben, wogegen zur Bewegung der
                              Sägen, der Durchschnitte, der Richt- und anderer kleineren Maschinen
                              besondere Motoren benutzt werden.
                           Das Dach bedeckt einen 240 Fuß langen und 210 Fuß tiefen Raum; es hat 50 Fuß
                              Spannung, wird von Gitterbalken von etwa 45 Fuß Länge getragen und ist mit geripptem
                              Eisenblech gedeckt.
                           Schon seit langer Zeit hat man beim Auswalzen von Eisen in bedeutender Länge und
                              Breite den Anforderungen der Ingenieure nicht zu genügen vermocht, so daß dieselben
                              bei ihren Entwürfen sich häufig über den Mangel an Eisen von hinlänglichen
                              Dimensionen beklagten. Lange und breite, dabei mäßig dicke Stäbe sind zu größeren
                              Bauen häufig erforderlich. Nun ist es einleuchtend, daß ein Stab, behufs schneller
                              Vollendung, nach zwei Richtungen gewalzt werden muß; lange und schwere Stäbe können
                              aber nur mit einer sehr kräftigen Maschine bearbeitet werden.
                           
                           Beiden Anforderungen hat man hier entsprochen, einerseits durch das Zusammenwirken
                              der zwei kräftigen Dampfmaschinen, andererseits durch Anwendung einer einfachen
                              Vorrichtung zum Walzen in zwei Richtungen. Letztere enthält zwei Paar Walzen; das
                              untere Walzenpaar wird von der Schwungradwelle wie gewöhnlich umgetrieben, und das
                              obere Walzenpaar durch ein auf der Schwungradwelle angebrachtes Getriebepaar.