| Titel: | Verbesserte Behandlung des Gußstahls bei seinem Uebergang aus dem flüssigen in den starren Zustand, und beim Härten desselben; von Perry G. Gardiner, Ingenieur zu New-York. | 
| Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. XXVIII., S. 104 | 
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                        XXVIII.
                        Verbesserte Behandlung des Gußstahls bei seinem
                           Uebergang aus dem flüssigen in den starren Zustand, und beim Härten desselben; von
                           Perry G. Gardiner,
                           Ingenieur zu New-York.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Mai 1858,
                              S. 369.
                        Gardiner's Behandlung des Gußstahls bei seinem Uebergang aus dem
                           flüssigen in den starren Zustand.
                        
                     
                        
                           I. Um unverarbeiteten Stahl von besonders weicher, zäher
                              und geschmeidiger Beschaffenheit darzustellen, verfertige ich die Formen, in denen
                              die Eingüsse oder Zaine, Stäbe oder wie immer gestalteten Gegenstände dargestellt
                              werden, aus feuerfestem Thon, Graphit, überhaupt einem Material, welches dem
                              geschmolzenen Metall nicht anhaftet und einen sehr hohen Hitzegrad auszuhalten
                              vermag. Diese Formen werden dann sehr stark, fast bis zum Schmelzpunkt des Stahls,
                              erhitzt, und in diesem Zustande derselben wird das geschmolzene Metall in sie
                              ausgegossen. Dann erhält man sie 6 bis 8 Stunden in dem Ofen auf diesem hohen
                              Hitzegrad und läßt sie hernach langsam und allmählich abkühlen, bis der Stahl
                              gänzlich erstarrt und kirschroth geworden ist. Hierauf nimmt man die Stahlstücke
                              schnell aus den Formen und taucht sie unmittelbar in ein mit Baumöl oder Fischthran
                              gefülltes Gefäß, dessen Inhalt eine Temperatur von 600 bis 700° F. (316 bis
                              371° C.) hat. Wenn die Dicke der Stäbe oder sonstigen Stücke mehr als einen
                              Zoll beträgt, so muß das Oel mehrere Stunden lang auf jenem hohen Hitzegrad erhalten
                              werden, worauf man es langsam abkühlen läßt. Schwächere Gegenstände läßt man kürzere
                              Zeit in dem heißen Oel. Durch diese Behandlung erlangt der Stahl einen hohen Grad von
                              Zähigkeit, Weichheit und Geschmeidigkeit. Je weniger das Oel beim Eintauchen des
                              Stahls erhitzt ist, desto härter wird derselbe, zugleich aber auch weniger zähe und
                              geschmeidig.
                           Der Ofen, in welchen der geschmolzene Stahl gestellt wird, nachdem er in die Formen
                              gegossen wurde, muß verschlossen werden können und die Flamme oder das verbrennende
                              Heizmaterial darf mit dem Metall nicht in Berührung kommen, sondern nur die
                              Hitze.
                           Damit beim Härten das sehr stark erwärmte Oel nicht verdampft und auch nicht
                              anbrennt, muß das Gefäß mit einem beweglichen, dicht schließenden Deckel versehen
                              seyn, den man nur beim Einbringen und Herausnehmen öffnet. Jedenfalls ist es am
                              zweckmäßigsten, stets eine größere Oelmenge und daher große Gefäße anzuwenden.
                           II. Um Werkzeuge, Instrumente, Achsen, Räder oder Stäbe
                              von ähnlicher Beschaffenheit darzustellen, richte ich zuerst eine Form aus den oben
                              angegebenen Materialien vor (wenn sie aus Gußeisen besteht, muß sie innen mit einem
                              Ueberzuge versehen werden, damit der flüssige Stahl nicht daran hängen bleibt). Die
                              Formen müssen genau die Gestalt der zu producirenden Artikel haben. Sie kommen in
                              einen verschlossenen und bis zum Kirschrothglühen erhitzten Ofen, in welchem sie das
                              Feuer oder die Flamme nicht berühren kann; in dem Ofen bleiben sie, bis sie dessen
                              Hitze angenommen haben; dann werden sie herausgenommen, mit dem geschmolzenen Stahl
                              angefüllt und sofort in den Ofen zurückgebracht, worin sie so lange bleiben, bis der
                              gegossene Gegenstand zur Kirschrothgluth abgekühlt ist. Ist dieß erfolgt, so werden
                              die Güsse aus den Formen genommen und zum Härten und Anlassen in ein flüssiges
                              Gemisch getaucht, welches eine Temperatur von 100 bis 150° Fahr. (38 bis
                              66° C.) erhält, wenn die darzustellenden Artikel bedeutend hart werden
                              sollen; Kantenrisse und andere Unganzheiten werden bei diesem Verfahren gänzlich
                              vermieden. Ertheilt man der Härteflüssigkeit eine Temperatur über 150° Fahr.
                              (66° C.), so werden die Stahlartikel verhältnißmäßig weicher. Der
                              geschmolzene Stahl, sowie die gegossenen Artikel sollen bei diesem Verfahren so
                              wenig als möglich der Atmosphäre ausgesetzt werden. – Patentirt in England am
                              22. August 1857.