| Titel: | Ueber den Telegraph ohne Gegenfedern des Hrn. de Lafollye, Inspector der Telegraphenlinien zu Bordeaux; Bericht von Hrn. Th. Du Moncel. | 
| Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. XXXIII., S. 118 | 
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                        XXXIII.
                        Ueber den Telegraph ohne Gegenfedern des Hrn.
                           de Lafollye, Inspector
                           der Telegraphenlinien zu Bordeaux; Bericht von Hrn. Th. Du Moncel.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, April 1858, S. 205.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Lafollye's Telegraph ohne Gegenfedern.
                        
                     
                        
                           Um durch einen Elektromagneten einen mechanischen Effect zu erzielen, ist man
                              bekanntlich genöthigt der Attractivkraft, welche er auf seine Armatur ausübt, eine
                              hinreichende Gegenkraft entgegenzusetzen, um die Armatur in dem Moment wo der Strom
                              unterbrochen wird, in ihre ursprüngliche Lage zurückzuführen. Diese Gegenkraft wird
                              gewöhnlich durch eine Feder repräsentirt. Damit jedoch der Apparat arbeiten kann,
                              ist es wesentlich die Spannung dieser Feder vorher nach der elektrischen Kraft zu
                              reguliren; denn wenn diese Spannung im Vergleich mit der elektrischen Kraft zu stark
                              ist, so kann der Apparat nicht gehen; ist sie dagegen zu schwach, so hindert der
                              rückständige Magnetismus des Magneten die Armatur sich wieder zu erheben, nachdem
                              sie einmal, herabgesunken ist.
                           Auf den Telegraphenlinien ist man wegen der fortwährenden Aenderungen der Intensität
                              des Stromes, welche von klimatischen Verhältnissen, schlechter Isolirung der Drähte
                              und zufälligen Strömen herrühren, genöthigt jene Federn beständig zu reguliren.
                              Dieses Geschäft ist sehr ermüdend und durch Vernachlässigung desselben können leicht
                              Irrthümer entstehen. Schon seit geraumer Zeit war man daher bedacht die Telegraphen
                              von diesen Umständlichkeiten zu befreien, und hat deßhalb zu den magnetisirten
                              Armaturen seine Zuflucht genommen. Mit den auf diese Weise organisirten Telegraphen
                              genügt es auch wirklich, die Richtung des Stroms abwechselnd zu verändern, um die nöthige
                              hin- und hergehende Bewegung zu erzielen. Dieses System hat jedoch nur sehr
                              mittelmäßigen Erfolg gehabt, hauptsächlich wegen der Entmagnetisirung der Armaturen,
                              ihrer schwachen Wirkung und ihres permanenten Magnetismus, welcher nicht gestattete
                              sie dem Elektromagneten nahe genug zu bringen. Um also dieses System anwendbar zu
                              machen, mußte es noch weiter vervollkommnet werden. Diese Vervollkommnungen sind nun
                              Hrn. Lafollye geglückt.
                           Das seinem System zu Grunde liegende Princip besteht darin, daß man die Armatur von
                              weichem Eisen um den einen der Pole eines gewöhnlichen Elektromagneten drehbar
                              anordnet, so daß sie diesen Pol berührt, und daß man über dieser Armatur einen
                              ziemlich kräftigen, permanenten geraden Magnet anbringt, dessen dem freien Ende der
                              Armatur gegenüberstehender Pol ungleichnamig ist mit dem des Elektromagneten, der
                              die Bestimmung hat auf dieses freie Ende zu reagiren. Das Spiel der Armatur selbst
                              wird mittelst zweier Stellschrauben regulirt, zwischen denen sie oscillirt. Aus
                              dieser Anordnung geht hervor, daß im Moment der Unthätigkeit des Elektromagneten die
                              Armatur als weiches Eisen von dem Pol des über ihr befestigten Magneten angezogen
                              wird; aber sobald ein Strom diesen Elektromagneten umkreist, wird die Armatur
                              polarisch wie der Pol um den sie beweglich ist, und da diese Polarität mit der auf
                              ihr freies Ende wirkenden ungleichnamig ist, so ist sie mit dem Pol des festen
                              Magneten, in dessen Nähe sie sich in diesem Augenblick befindet, gleichnamig; die
                              Armatur wird daher von diesem abgestoßen, dagegen von dem Elektromagneten angezogen.
                              Man sieht, daß durch diese Anordnung die Gegenkraft, anstatt die elektromagnetische
                              Anziehung zu beeinträchtigen, wie dieses bei den gewöhnlichen Systemen der Fall ist,
                              dieselbe im Gegentheil ungemein unterstützt. Nach der auf Erfahrung gestützten
                              Berechnung des Hrn. Lafollye können die auf die
                              angegebene Weise eingerichteten Apparate mit einer viermal so kleinen elektrischen
                              Kraft arbeiten als die gewöhnlichen Apparate.
                           Berücksichtigt man nun, daß durch Umkehrung der Stromrichtung im Elektromagneten der
                              auf das freie Ende der Armatur wirkende Pol gleichnamig wird mit demjenigen des
                              gegenüberliegenden festen Magneten, so wird man sogleich begreifen, daß mit dieser
                              Anordnung keine Wirkung auf die Armatur ausgeübt wird. Von Seite des festen Magneten
                              findet nämlich alsdann Anziehung statt, und da die Armatur dem festen Magneten näher
                              liegt als dem Elektromagneten, so richtet dieser mit seiner attractiven Rückwirkung
                              nichts aus.
                           
                           Diese letztere Eigenschaft hat Hr. Lafollye benützt, um
                              aus seinem System einen „schweigsamen Apparat“ (un appareil silencieux) zu machen, welcher nur an den
                              Endstationen spricht, an den Zwischenstationen aber schweigt. Man braucht nämlich,
                              um von einer Endstation zur andern zu sprechen (mit Umgehung der Zwischenstation),
                              nur die Drähte der Elektromagnete der Endstationen in umgekehrter Weise anzuordnen.
                              Für eine gewisse Stromrichtung findet alsdann an der Endstation Anziehung, an der
                              Zwischenstation Unthätigkeit der Armatur statt. So lange die Correspondenz dauert,
                              manövrirt man mit dem so gerichteten Strom; will man jedoch auf die Zwischenstation
                              zurückkommen, so dreht man den Commutator, und augenblicklich gelangen die Apparate
                              dieser Station in Thätigkeit.
                           Wir müssen jedoch bemerken, daß zur sichern Erzielung dieser letzteren Resultate der
                              Elektromagnet eine nicht viel größere Kraft, als der feste Magnet haben darf; denn
                              bekanntlich wird für sehr ungleiche magnetische Kräfte der Unterschied der Abstände
                              der Armaturen gleichgültig, und diese können sich immer angezogen finden, selbst
                              wenn der Pol des schwächsten Magneten mit demjenigen des stärksten gleichnamig wäre.
                              Diesen Mangel an Regelmäßigkeit hat Hr. Lafollye durch
                              Modificationen des fraglichen Systems zu verbessern gesucht, und er hat diesen Zweck
                              dadurch erreicht, daß er die Elektromagnete mit zwei Spulen durch seine sogenannten
                              „hinkenden Elektromagnete“ (électro-aimants boiteux) ersetzte.
                           Damit man die Wichtigkeit dieser Substitution begreift, brauche ich nur zu bemerken
                              daß die Stärke, womit eine Armatur, die um einen der Pole eines Elektromagneten
                              drehbar ist, angezogen wird, wesentlich abhängt von der Polarität welche sie in
                              Berührung mit diesem Pol erlangt, und von der Kraft des gegenüberstehenden auf sie
                              reagirenden Pols. Macht man diesen letzteren Pol weniger stark als den ersteren,
                              indem man die Spule womit er bekleidet ist, zurückzieht, so wird der Elektromagnet
                              selbst für eine und dieselbe Länge der Spirale nicht merkbar an Kraft abgenommen
                              haben, aber die polarische Rückwirkung des Arms ohne Spule wird geringer seyn als
                              die der Armatur. Da nun von der Polarität der letztem die Zurückstoßung oder
                              Anziehung wesentlich abhängt, so begreift man daß diese Anordnung für den
                              beabsichtigten Zweck außerordentlich günstig ist.
                           Um die Kraft dieses elektromagnetischen Systems zu erhöhen, hat Hr. Lafollye eine Armatur aus weichem Eisen angewandt, die
                              sich im Innern einer magnetisirenden Spirale bewegt. Anstatt nämlich die Armatur
                              seines elektromagnetischen Systems mit dem Arm des mit der Spule versehenen hinkenden
                              Elektromagneten scharnierartig zu verbinden, hat er diesen Arm weggelassen, und ihm
                              einen Hebel aus weichem Eisen substituirt, welcher, an dem hintern Theile des
                              Elektromagneten drehbar, sich im Innern der magnetisirenden Spirale bewegt. Da
                              dieser Hebel aus der Spirale ein wenig heraustritt, und der spulenlose Arm sich dann
                              dem freien Hebelende sehr nähert, so wird dadurch die magnetische Reaction um die
                              ganze, ziemlich beträchtliche Kraft vermehrt, welche durch Verlängerung des Eisens
                              über die Spule hinaus verloren ging.
                           Hr. Lafollye hat noch eine andere Anordnung erdacht, bei
                              welcher er sich des Elektromagneten mit zwei Spulen bedient, aber die beiden
                              magnetischen Hebel, wie im vorhergehenden Falle, im Innern der Spulen beweglich
                              macht. Ihre aus den Spulen hervortretenden freien Enden sind durch eine kupferne
                              Stange mit einander verbunden und oscilliren entweder zwischen den Polen zweier
                              festen Hufeisenmagnete, oder zwischen den Polen eines einzigen Hufeisenmagnetes und
                              einer Stange von weichem Eisen.
                           
                        
                           Beschreibung der telegraphischen Apparate des Hrn. de
                                 Lafollye.
                           Diese telegraphischen Apparate bestehen, wie erwähnt, in der Ersetzung der bisherigen
                              Gegenfedern durch feste Magnete.
                           Fig. 36
                              stellt die Anordnung dar, welche sich am meisten der Anwendung gewöhnlicher
                              Elektromagnete an einem Relais nähert.
                           A, A' sind die Spulen des Elektromagneten;
                           B, B' die Schrauben, welche das Spiel der Armatur C, C' beschränken;
                           C, C' ist die Armatur, welche um den Punkt C¹ oscillirt;
                           D ist das Ende des permanenten und festen Magneten,
                              welcher die Stelle der Gegenfeder vertritt.
                           Die Armatur und die Schraube B stehen mit den Enden einer
                              localen Kette in Verbindung, in welche eine Batterie und der die Zeichen empfangende
                              Apparat eingeschaltet sind. Hieraus folgt, daß die Armatur, wenn sie angezogen wird,
                              die Kette schließt.
                           Wenn nun ein Strom einen positiven Pol in A erzeugt, so
                              wird die Armatur in C in negativem Sinne magnetisirt, so
                              daß A und C sich anzuziehen
                              streben; ist gleichzeitig der Pol D des fixirten
                              Magneten negativ, so wirkt er auf den Pol C der Armatur
                              zurückstoßend und erleichtert dessen Bewegung. Hört der galvanische Strom auf, so
                              verliert die Armatur ihren Magnetismus und der feste Magnet führt sie in ihre
                              Ruhelage zurück, indem er auf sie wie auf eine weiche Eisenstange wirkt.
                           
                           Damit dieser Vorgang stattfinde, ist eine Bedingung unerläßlich: es muß ein Pol von
                              im Voraus bestimmtem Zeichen auf eine sichere Weise an dem Ende C der Armatur hervorgebracht werden können. Diese
                              Bedingung nun wird erfüllt durch den Contact der Armatur und des Elektromagneten in
                              C' und durch die Richtung des Stroms, welche man in
                              der Gewalt hat. Es versteht sich, daß die Armatur bei ihrer Oscillation weder A noch D berührt.
                           Es ist einleuchtend, daß wenn man dem Strom eine gewisse Richtung gibt und dadurch in
                              A einen positiven und in C einen negativen Pol erzeugt, der Pol D des
                              fixirten Magneten, da er gleichfalls negativ ist, zurückstoßend auf die Armatur
                              wirken muß. Kehrt man aber die Stromrichtung um, so wird der Pol A des Elektromagneten negativ, C positiv, und in Gegenwart des negativ gebliebenen Pols D des festen Magneten bleibt die Armatur, weil ihr
                              freies Ende dem festen Magneten mehr angenähert ist als dem Elektromagneten, ganz
                              still. Wenn hingegen in diesem Falle der Pol des festen Magneten positiv anstatt
                              negativ gewesen wäre, so würde offenbar die Armatur in Thätigkeit gekommen seyn.
                           Dieses Verhalten und die Möglichkeit die Stromrichtung stets umkehren zu können,
                              benützt Hr. Lafollye auf folgende Weise, um zwei
                              verschiedene an einem und demselben oder an verschiedenen Orten angeordnete
                              Apparate, von denen der eine in Ruhe bleibt, während der andere arbeitet, mittelst
                              eines einzigen Telegraphendrahts der Reihe nach in Bewegung zu setzen.
                           Anordnung, welche den Endstationen einer Telegraphenlinie
                                 gestattet mit einander oder mit einer der Zwischenstationen (und umgekehrt) zu
                                 communiciren. – Es seyen a und b zwei Endstationen, 1, 2, 3... Zwischenstationen. Die
                              äußersten signalempfangenden Apparate sind gegen den negativen Strom unempfindlich,
                              ein Umstand, welcher von der Art abhängt, wie man die Drähte mit den Apparaten in
                              Verbindung bringt. Bei den Zwischenstationen sind die Relais gegen den positiven
                              Strom unempfindlich. Commutatoren setzen sie, je nach Erfordernis mit den Weckern
                              oder während der Transmission mit den signalempfangenden Apparaten in Verbindung;
                              sie sind so angeordnet, daß während der Unthätigkeit ein Theil des längs der Linie
                              circulirenden Stromes in die Relais tritt.
                           Angenommen nun, a wolle mit b
                              communiciren, so entsendet a den Strom seiner Batterie
                              in positivem Sinn durch die Linie. Dieser Strom wirkt in
                              den Stationen 1, 2, 3.... nicht auf die Relais, während er den signalempfangenden
                              Apparat in b in Thätigkeit setzt.
                           
                           Will dagegen die Station a mit einer der
                              Zwischenstationen in Communication treten, so kehrt sie, nachdem sie b davon benachrichtigt hat, die Pole ihrer Batterie um,
                              und entsendet ihren Strom in negativem Sinne; alsdann
                              gelangen sämmtliche Wecker der Stationen 1, 2, 3.... in Bewegung. Um rücksichtlich
                              der Station, welche antworten soll, und hinsichtlich der Seite der Linie von welcher
                              die Anfrage geschieht, keinen Zweifel zu lassen, genügt die Uebereinkunft, daß die
                              Anzahl der Schläge des Weckers die Nummer des angerufenen Postens anzeigt, und daß
                              dieser Zahl ein Schlag von längerer Dauer vorangehen oder nachfolgen soll, je nach
                              der signalisirenden Seite. Im Morse'schen Alphabet würde
                              man dieses durch das Zeichen – ... oder... – andeuten. Die angerufene
                              Station richtet sofort ihren Commutator nach der anfragenden Seite der Linie und
                              isolirt die andere Seite. Diese Operation reicht hin, um den Strom in den
                              signalempfangenden Apparat zu leiten und den Wecker zu isoliren. Der Zwischenposten
                              antwortet, indem er einen positiven Strom entsendet, welcher nur die äußerste
                              Station, die ihn angerufen hat, afficirt. Der Commutator ist so angeordnet, daß er
                              den Strom, welcher am Relais anlangt, wenn man den Wecker isolirt, umkehrt, so daß
                              der Depeschenwechsel mit einem positiven, die Anrufung aber mit einem negativen
                              Strom vor sich geht. Es ist klar daß, wenn eine Zwischenstation mit einer Endstation
                              zu correspondiren hätte, sie nur die kleine Operation zu verrichten brauchte, welche
                              sie vornehmen mußte um zu antworten. Die Communication unter den Zwischenstationen
                              wird auf gleiche Weise betrieben.
                           Gleichzeitige Communication. – Angenommen, es soll
                              eine gleichzeitige Communication unter allen Zwischenstationen und den Endstationen
                              hergestellt werden, so kehren letztere, davon benachrichtigt, den ihre Relais
                              berührenden Strom um, und wenn die Station a
                              signalisirt, so ruft sie die Zwischenstationen durch das Zeichen – –
                              an, welches zwei lange Glockenschläge vorstellt. Die Zwischenstationen isoliren
                              sofort mit Hülfe eines besondern Commutators das Weckerwerk, und setzen ihre
                              Localbatterie mit dem signalempfangenden Apparat in Verbindung; dann antworten sie
                              der Reihe nach der anrufenden Station. Sämmtliche Stationen bedienen sich hierauf
                              zur Correspondenz unter einander des negativen Stroms.
                           Anwendung auf unterseeische Telegraphen. – Das
                              nämliche System, an dem Ende einer unterseeischen Linie in Anwendung gebracht, wo
                              die rückgängigen Ströme so bedeutend sind, macht die Wirkungen dieser Ströme
                              unschädlich. Es genügt zu diesem Zweck, daß der Transmissionsstrom jeder Endstation
                              immer dasselbe Zeichen rücksichtlich der Linie hat; das heißt, wenn die eine Station mit einem
                              positiven Strom signalisirt, so muß die andere mit einem negativen Strom
                              signalisiren. Da die Apparate nur für den Strom von einem
                              Zeichen, nämlich dem der Absendung, empfindlich sind, so verhalten sie sich ruhig
                              unter dem Einflusse des rückgängigen Stroms, welcher das entgegengesetzte Zeichen
                              hat.
                           
                        
                           Einfache Scharnier-Elektromagnete.
                           Um in denjenigen Fällen, wo der Strom zufällig zu stark werden sollte, dem in Fig. 36
                              dargestellten Apparat die Eigenschaft der „Schweigsamkeit“ (la faculté silencieuse) zu sichern, modificirt
                              Hr. Lafollye denselben auf folgende Weise. Die
                              magnetisirende Spirale des Elektromagneten A umgibt
                              einen Hebel C,
                              Fig. 37,
                              welcher im Innern der unbeweglichen Spule um die Schraube o als Drehpunkt frei oscilliren kann. Die Höhlung ist, wie der Grundriß
                              Fig. 37
                              zeigt, oval, um dem Hebel eine Breite von ungefähr 15 Millimetern geben zu können.
                              Die andere Spule ist weggelassen, und durch einen Arm A'
                              ersetzt, welcher rechtwinkelig abgebogen ist und sich bis nahe an das freie Ende des
                              Hebels erstreckt. Diesen neuen Apparat hat der Erfinder „hinkenden
                                 Scharnier-Elektromagnet“ (électro-aimant boiteux articulé) genannt, und seine
                              Function ist genau die nämliche wie die des vorher beschriebenen Systems.
                           Je nachdem also der Strom am Ende des Hebels C einen Pol
                              entwickelt, der mit demjenigen des benachbarten Magneten A' gleichnamig oder ungleichnamig ist, gestaltet sich der Apparat zu einem
                              thätigen oder „schweigsamen.“ Während der Thätigkeit wird der
                              Hebel durch den Arm D angezogen und durch A' abgestoßen. Während der Stille ist die Thätigkeit von
                              A' attractiv und überwiegend.
                           
                        
                           Vollständige Scharnier-Elektromagnete.
                           Bei dieser neuen Anordnung, welche in Fig. 38 im Aufriß und
                              Grundriß dargestellt ist, findet man die beiden Spulen des ursprünglichen
                              Elektromagneten wieder, aber mit einem innerhalb jeder derselben oscillirenden
                              Hebel.
                           A und B sind die Spulen;
                           C, D sind die oscillirenden Hebel; ihre oberen, aus den
                              Spulen heraustretenden Enden sind durch eine kupferne Stange miteinander
                              verbunden.
                           G, H ist ein seitwärts von der Stange C, D angeordneter Stab von weichem Eisen.
                           
                           E, F ist ein permanenter Magnet, dessen beide Pole auf
                              der andern Seite von C, D angeordnet sind.
                           Dieser Magnet dient als Gegenkraft, und wenn der Strom in den Enden der Hebel D und C Pole entwickelt,
                              welche mit den Polen E und F
                              gleichnamig sind, so stoßen sich diese ab, wogegen nach der weichen Eisenstange G, H, deren neutraler Magnetismus zersetzt wird,
                              Anziehung stattfindet. Geht der Strom nach der entgegengesetzten Richtung, so ist
                              die Anziehung von Seite des permanenten Magneten E, F
                              stärker als diejenige von Seite der weichen Eisenstange, und der Apparat bleibt
                              daher in Ruhe (schweigend).
                           Läßt man die beiden oscillirenden Hebel von einander unabhängig, indem man die sie
                              verbindende Kupferstange wegläßt, wendet man ferner (indem man, wie vorher annimmt,
                              die beiden an den freien Enden dieser Hebel entwickelten Pole seyen ungleichnamig)
                              anstatt des Magneten E, F zwei Magnete von gleichnamigen
                              Polen an, so wird der Strom von einer gewissen Richtung den einen, der umgekehrte
                              Strom aber den andern dieser Hebel in Thätigkeit setzen. Diese Anordnung, welche
                              abwechselnd den activen oder den „stillen“ Effect
                              hervorzubringen gestattet, nennt der Erfinder
                              „Scharnier-Elektromagnet von doppelter Wirkung“ (électro-aimant articulé à double
                                 effet).
                           Angenommen nun, man ersetze die weiche Eisenstange G, H
                              durch einen neuen, E, F gegenüber angeordneten Magnet,
                              und man gebe den diagonal gegenüberstehenden Polen das gleiche Zeichen, so ist klar,
                              daß die oscillirenden Hebel, je nach dem Zeichen des Stroms, sich mit einander nach
                              der einen oder der andern Seite begeben werden, und daß sie daselbst unter dem
                              Einfluß des benachbarten Magneten, der sie angezogen hat, in Ruhe bleiben werden.
                              Diese Anordnung bildet einen „Scharnier-Elektromagneten mit
                                 einfachen Schwingungen“ (électro-aimant articulé à oscillations
                                 simples).
                           Ersetzt man endlich die beiden vorhergehenden Magnete durch vier Magnete, die einen
                              freien Pol besitzen, und sind die Pole der beiden Magnete auf der nämlichen Seite
                              der Spule gleichnamig und denen der gegenüberstehenden Magnete entgegengesetzt, so
                              wird jede Umkehrung des Stroms jedem Hebel eine einfache, derjenigen des andern
                              entgegengesetzte Oscillation ertheilen. Eine Anordnung, welche diese Wirkung
                              hervorbringt, nennt der Erfinder „Scharnier-Elektromagnet mit
                                 umgekehrten Schwingungen“ (électro-aimant articulé à oscillations
                                 inverses).
                           Den Scharnier-Elektromagneten mit einfachen Schwingungen wendet der Erfinder
                              bei dem System an, welches er in Vorschlag bringt, um die Sicherheit des Ganges der
                              Eisenbahnzüge zu verbürgen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
