| Titel: | Benutzung der Samen des chinesischen Zuckerrohrs. | 
| Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. XLII., S. 148 | 
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                        XLII.
                        Benutzung der Samen des chinesischen
                           Zuckerrohrs.
                        Ueber die Benutzung der Samen des chinesischen
                           Zuckerrohrs.
                        
                     
                        
                           Als Nachtrag zu meinem Berichte über das Sorghum
                                 saccharatum als ZuckerpflanzePolytechn. Journal Bd. CXLVIII S.
                                       302. bringe ich noch Einiges, was ich den Mittheilungen des Hrn. Witting aus Texas verdanke.
                           
                           In jenem Staate pflegt man in der Regel den Mais als Brodfrucht zu benutzen, –
                              man verbackt das Maismehl unter Zusatz von 1/4 bis 1/3 Weizenmehl. Bei dem häufigen
                              Anbau des chinesischen Zuckerrohrs und dem sehr reichlichen Samenertrag desselben
                              ist nun von genanntem Herrn (er ist Mühlenbesitzer) der Versuch gemacht, das aus
                              demselben gewonnene Mehl zum Brodbacken zu verwenden und
                              zwar als Ersatz des Weizenmehls in dem erwähnten Gemenge. Der Erfolg war ein höchst
                              günstiger in Bezug auf den Geschmack des Brodes, –
                              aber der rothe Farbstoff der Hülsen hatte sich dem Mehle etwas mitgetheilt und
                              selbst am Brode war eine röthliche Färbung noch zu bemerken. Ist es nun auch nicht
                              unwahrscheinlich, daß dieser Umstand für unsere Schwarzbrodbäckerei ganz und gar
                              nicht störend auf die Farbe des Gebäcks wirken wird, so bleibt doch eine
                              Wiederholung dieses Versuchs wünschenswerth. Mit der muthmaßlichen Verbreitung
                              dieser Zuckerpflanze muß später auch auf die Verwerthung der Samenkörner Bedacht
                              genommen werden, weil erst mit der Vollendung der
                                 Samenreife auch der Zuckergehalt für die Fabrication zugänglich wird.
                           In diesem Jahre beabsichtigt man in Texas den Saft dieser Pflanze zur Ciderfabrication zu benutzen. Offenbar müßte man zu
                              diesem Behufe die Stengel im Zustande der Halbreife, wo
                              der Saft noch einigermaßen sauer ist, schneiden und
                              vielleicht am besten durch Maceration extrahiren.
                           Dazwischen erfuhr ich auch noch, daß jene „Itrophoe“ genannte Varietät des Sorghum, von welcher ich
                              Samen nach Cassel sandte und die den Vorzug einer kürzern Vegetationszeit gewährt,
                              von einer (Sklaven liefernden) afrikanischen Küste
                              importirt ist.
                           G. E. Habich.