| Titel: | Behandlung des Krapps, um sogenanntes Alizari des Handels und verbessertes Garancin zu fabriciren; von den HHrn. Pincoffs und Schunck. | 
| Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. LXII., S. 205 | 
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                        LXII.
                        Behandlung des Krapps, um sogenanntes Alizari des
                           Handels und verbessertes Garancin zu fabriciren; von den HHrn. Pincoffs und Schunck.
                        Aus dem Moniteur industriel, 1858, Nr.
                              2272.
                        Behandlung des Krapps um sogenanntes Alizari und Garancin zu
                           fabriciren.
                        
                     
                        
                           Bereitung des sogenannten Alizari des Handels. –
                              Um das Product zu bereiten, welches wir alizari du
                                 commerce nennen, behandeln wir den Krapp mit Wasser bei einer den
                              Siedepunkt übersteigenden Temperatur, oder wir setzen ihn einem Dampfstrom von hohem
                              Druck aus, welcher also eine Temperatur über 100° Cels. besitzt. Mit unserm
                              Alizari kann man die Zeuge färben, ohne sie nachher zur Reinigung des weißen Grundes
                              im Seifenbad behandeln zu müssen; auch kann man die Zeuge in dem Färbebad andauernd
                              kochen lassen, ohne daß sie bedeutend einfärben.
                           Zu der erwähnten Behandlung des Krapps kann man zweierlei Verfahrungsarten
                              anwenden.
                           Erste Methode. Man benutzt dazu einen kupfernen Behälter
                              von solcher Stärke, daß er einem beträchtlichen innern Druck widerstehen kann, und
                              der so construirt ist, daß er sich leicht öffnen und schließen läßt. In diesen
                              Behälter gibt man eine gewisse Menge Krapp, welchen man, wenn er sehr trocken ist,
                              vorher mit ein wenig Wasser befeuchtet; die geringe Menge hygroskopischen Wassers,
                              welche der Krapp in der Regel enthält, liefert jedoch schon Dampf genug zu dem von
                              uns beabsichtigten Zweck. Den Behälter muß man innerlich mit Holz füttern, damit der
                              Krapp mit dem Metall nicht in Berührung kommen kann.
                           Nachdem der Krapp eingebracht ist, verschließt man den Behälter, und erhitzt mittelst
                              directen Feuers dessen Inhalt stufenweise, bis er eine Temperatur über 100°
                              C. erreicht; dann muß die Temperatur (welche ein im Innern des Behälters
                              aufgehängter Thermometer anzeigt) allmählich auf ungefähr 148° C. gesteigert
                              und auf diesem Grade mehrere Stunden lang unterhalten werden. Die Dauer dieser Zeit
                              und der erforderliche Temperaturgrad hängen von der Beschaffenheit des zu
                              verarbeitenden Krapps oder des beabsichtigten Products ab, und müssen durch
                              vorläufige Versuche bestimmt werden.
                           Nachdem die erforderliche Zeit des Erhitzens verstrichen ist, läßt man den Behälter
                              erkalten, dann öffnet man ihn und nimmt den Inhalt heraus, welcher mit kaltem Wasser
                              gewaschen und hernach gepreßt wird, worauf er zum Färben verwendet werden kann. Wenn man ihn
                              aber trocknet, so muß man ihn nachher zu einem höchst feinen Pulver mahlen.
                           Zweite Methode. Man benutzt einen starken kupfernen
                              Behälter mit durchlöchertem Doppelboden, auf welchen der Krapp gelegt wird; nahe am
                              Boden des Behälters befindet sich ein kleiner Hahn, um das Wasser ablassen zu
                              können, und oben und unten sind Röhren zum Einleiten des Dampfes angebracht. Nachdem
                              der Krapp auf den Doppelboden gelegt ist, verschließt man den Behälter und öffnet
                              ein Ventil, um Dampf, dessen Spannung 2 Kilogr. auf den Quadrat-Centimeter
                              beträgt, einströmen zu lassen; derselbe zieht durch den zu behandelnden Krapp und
                              entweicht einige Zeit lang durch den untern Hahn. Man schließt hernach diesen Hahn
                              und läßt den Dampf so lange, als es nothwendig ist, auf den Inhalt des Behälters
                              wirken; hernach unterbricht man den Dampfstrom, öffnet den Behälter und nimmt den
                              Inhalt heraus, welchen man erkalten läßt; derselbe wird dann mit kaltem Wasser
                              gewaschen und hierauf gepreßt, wornach er verwendet werden kann. Wenn man ihn aber
                              trocknet, so muß man ihn zu einem sehr feinen Pulver mahlen.
                           Eine gewisse Menge Flüssigkeit, welche durch Verdichtung des Dampfs im Behälter
                              entsteht und mitgerissene Krapptheilchen enthält, sammelt sich unter dem
                              Doppelboden; man läßt sie von Zeit zu Zeit durch den untern Hahn entweichen, welchen
                              man zu diesem Zweck während der Operation öffnet.
                           Bereitung des Garancins. – Um ein Garancin von
                              besserer Qualität darzustellen, benutzen wir einen kupfernen Behälter, wie er oben
                              beschrieben wurde, in welchen wir eine gewisse Menge Krapp bringen, der mit
                              verdünnter Schwefelsäure oder Salzsäure gemischt worden ist; man schließt diesen
                              Behälter und führt durch das Dampfrohr einen Dampfstrom ein, dessen Spannung 2
                              Kilogr. auf den Quadrat-Centimeter beträgt, und welchen man mehrere Stunden
                              lang auf den Inhalt des Behälters wirken läßt. (Die Zeitdauer richtet sich nach dem
                              beabsichtigten Erfolg; soll das Garancin ein besonders schönes Lilas liefern, so
                              läßt man den Hochdruckdampf vierzehn Stunden lang auf den angesäuerten Krapp
                              einwirken.) Hernach öffnet man den Behälter und nimmt den Inhalt heraus, welchen man
                              mit kaltem Wasser vollständig auswascht; die letzten Spuren von Säure kann man mit
                              schwach alkalischem Wasser neutralisiren, denn besser enthält das Garancin ein wenig
                              Alkali als ein wenig Säure. Der ausgewaschene Krapp wird gepreßt und getrocknet,
                              dann zu feinem Pulver gemahlen.
                           Bei dem gewöhnlichen Verfahren der Garancinbereitung wird das Gemisch von Krapp und
                              verdünnter Schwefelsäure durch einen Dampfstrom nur auf eine Temperatur von
                              100° C. und in einem offenen Behälter erhitzt, während nach unserer Methode
                              das Gemisch in einem geschlossenen Behälter und mit Dampf von einer Temperatur über
                              100° C. erhitzt wird.
                           In Vergleich mit dem, nach dem gewöhnlichen Verfahren dargestellten Garancin liefert
                              das unserige lebhaftere und dauerhaftere Farben und einen reineren weißen Grund,
                              kurz wir erhalten ein Product welches bis auf einen gewissen Grad die Eigenschaften
                              des im Handel vorkommenden sogenannten Alizarins besitzt.