| Titel: | Ueber das Verhalten der Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd-Ammoniak zu Kali- oder Natronlauge; von Dr. Jul. Löwe in Frankfurt a. M. | 
| Autor: | Julius Löwe [GND] | 
| Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. LXXIX., S. 271 | 
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                        LXXIX.
                        Ueber das Verhalten der Lösung von schwefelsaurem
                           Kupferoxyd-Ammoniak zu Kali- oder Natronlauge; von Dr. Jul. Löwe in Frankfurt a. M.
                        Löwe, über das Verhalten der Lösung von schwefelsaurem
                           Kupferoxyd-Ammoniak zu Kali- oder Natronlauge.
                        
                     
                        
                           Setzt man zu einer concentrirten kalten Lösung von schwefelsaurem
                              Kupferoxyd-Ammoniak, gebildet durch Vermischen einer etwas concentrirten
                              Kupfervitriollösung mit Ammoniakflüssigkeit, einen mäßigen Ueberschuß von etwas
                              starker reiner Kali- oder Natronlauge, so bekommt man dadurch bekanntlich
                              einen lichtblauen Niederschlag von Kupferoxydhydrat, welcher ausgezeichnet ist durch
                              eine größere Dichtigkeit vor jenem, der durch genannte ätzende Alkalien in einer
                              reinen Kupfervitriollösung entsteht, und daher sich leicht und schnell absetzt und
                              auf einem Filter gut angesammelt und gereinigt werden kann. Die ablaufende
                              ammoniakalische Lösung zeigt einen verhältnißmäßig nur sehr geringen Gehalt von
                              Kupferoxyd, so daß bei Weitem der größte Theil genannten Oxydes durch das ätzende
                              Alkali ausgeschieden wurde, und zwar, wie es scheint, um so vollständiger, je mehr
                              letzteres vorwiegt. Mit Wasser von 30 bis 36° C. läßt sich der lichtblaue
                              Niederschlag auswaschen, ohne seine Farbe zu verändern und eine Zersetzung zu
                              erleiden. Unter Wasser bis auf 100° C. erhitzt, verwandelt er sich hingegen
                              nach und nach in schwarzes Oxyd, ohne merkliche Volumabnahme. Eine neben
                              Schwefelsäure getrocknete Probe dieses dargestellten Präparates in einer Glasröhre
                              erhitzt, gab, unter Schwärzung und Bildung von wasserfreiem Kupferoxyd, hier einen
                              Anflug von Feuchtigkeit, welcher jedoch weder auf das blaue noch rothe Lackmuspapier
                              eine Reaction ausübte. Ein zweiter Theil wurde in Salzsäure gelöst und das Kupferoxyd durch
                              Schwefelwasserstoffgas vollständig ausgefällt. Das von dem gebildeten Schwefelkupfer
                              abgelaufene Filtrat wurde durch Abdampfen concentrirt und mit einer Lösung von
                              Platinchlorid versetzt. Selbst nach 24 Stunden konnte hier keine Krystallisation von
                              Kalium- oder Ammoniumplatinchlorid bemerkt werden, durch welchen
                              Reactionversuch somit die völlige Abwesenheit von Kali oder Ammoniak in diesem
                              Oxydhydrate dargethan ist. Eine dritte Probe, ebenfalls durch Salzsäure aufgenommen,
                              gab beim Verdünnen mit Wasser und Versetzen mit Chlorbariumlösung selbst nach
                              mehreren Stunden keine Trübung und Ausscheidung von schwefelsaurem Baryt und somit
                              keinen Gehalt von Schwefelsäure zu erkennen. Eine vierte Probe, welche acht Tage
                              unter dem Exsiccator neben Schwefelsäure weilte und anfangs nur durch Pressen mit
                              Fließpapier und ohne künstliche Wärme getrocknet war, wurde gewogen und darin durch
                              Glühen der Wasserverlust und somit die Menge des rückständigen Oxydes und dessen
                              anfängliche Zusammensetzung ermittelt. Es wurde so in 100 Theilen gefunden:
                           
                              
                                 Kupferoxyd (CuO)   
                                 = 81,500
                                 
                              
                                 Wasser (HO)
                                 = 18,498
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                    99,998
                                 
                              
                           Diese procentische Zusammensetzung entspricht der Formel für das Oxydhydrat = CuO,
                              HO, welche in 100 Theilen verlangt:
                           
                              
                                 Kupferoxyd (CuO)   
                                 = 81,520
                                 
                              
                                 Wasser (HO)
                                 = 18,480
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                  100,000
                                 
                              
                           Die geringe Differenz zwischen der gefundenen und berechneten Zusammensetzung rührt
                              von einem größeren Wassergehalte der untersuchten Probe her, und es ist zu
                              vermuthen, daß beim längern Verweilen des Präparates unter dem Exsiccator der
                              Unterschied fast völlig verschwinden dürfte. Jedenfalls ist nach dieser Analyse die
                              Formel = CuO, HO für die Zusammensetzung dieses Oxydhydrates gerechtfertigt. Da, wie
                              im Eingange dieser Mittheilung erwähnt, das Oxydhydrat aus der schwefelsauren
                              Kupferoxyd-Ammoniaklösung durch das ätzende Alkali fast vollständig
                              ausgefällt werden kann und nur ein unbedeutender Theil gelöst bleibt, so kann diese
                              Methode mit Erfolg zur Darstellung des reinen Kupferoxydhydrates benutzt werden,
                              indem sie wenig mühsam und zeitraubend ist und zugleich das Oxyd von dichter
                              Beschaffenheit liefert, wodurch auch anderntheils dessen Reinigung durch Waschen mit
                              Wasser nicht erschwert wird. Natürlich muß die Operation des Aussüßens so lange
                              fortgesetzt werden, bis rothes Lackmuspapier durch einen Tropfen des ablaufenden Filtrates nicht mehr
                              geblaut und in einer größeren Menge desselben durch Chlorbariumlösung keine Trübung
                              selbst nach längerer Zeit erzeugt wird. Das lichtblaue schwere Pulver muß darauf
                              zwischen Fließpapier unter der Presse scharf ausgedrückt und durch Stehenlassen
                              neben Schwefelsäure vollständig ausgetrocknet werden. Es stellt so bereitet ein
                              zartes hellblaues Pulver dar, von stark metallischem Geschmack, welches durch
                              Erhitzen bis nahe zu 100° C., wie schon angegeben, in schwarzes wasserfreies
                              Oxyd umgewandelt wird.