| Titel: | Ueber Jean's Verbesserungen des Ruhmkorff'schen Inductionsapparates; von Hrn. Du Moncel. | 
| Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. CIII., S. 359 | 
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                        CIII.
                        Ueber Jean's Verbesserungen des Ruhmkorff'schen
                           Inductionsapparates; von Hrn. Du
                              Moncel.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, April 1858, S. 232.
                        Ueber Jean's Verbesserungen an dem Ruhmkorff'schen
                           Inductionsapparate.
                        
                     
                        
                           Hr. Jean hat an dem Ruhmkorff'schen ApparateBeschrieben im polytechn, Journal Bd.
                                       CXXXIX S. 358. Verbesserungen angebracht, in deren Folge es ihm gelungen ist: 1) Funken von
                              30 Centimeter Länge in freier Luft zu erhalten; 2) eine 3 Centimeter dicke Glasplatte zu
                              durchbohren; 3) eine Leidner Batterie bis zur Sättigung zu laden.
                           Bei den Spulen des Hrn. Jean besteht die inducirende
                              Spirale aus vier übereinander befindlichen Lagen von Windungen, und die inducirte
                              Spirale aus fünfzig solcher Lagen. Die Drähte, deren er sich für diese beiden
                              Spiralen bedient, sind ein wenig feiner, als die von Ruhmkorff angewandten; der Draht der inducirenden Spirale hat 1 1/2
                              Millimeter Durchmesser statt 2, derjenige der inducirten Spirale 0,25 Millimeter
                              statt 0,4.
                           Die verschiedenen Drahtlagen der inducirenden Spirale sind durch ein Blatt,
                              diejenigen der inducirten Spirale durch zwei Blätter Fließpapapier von einander
                              getrennt. Das Ganze ist vertical in einem Gefäß von Steingut angeordnet, welches
                              ungefähr den Durchmesser der Spule hat, jedoch etwas höher ist. Das Gefäß selbst ist
                              mit Terpenthinöl gefüllt, so daß die Spule nebst ihrem aus Eisendrähten bestehenden
                              Kern vollständig in dieses wesentliche Oel getaucht ist. Da die Funken von dem einen
                              Drahtende zum andern beim Austritt aus dem Oel überspringen könnten, so sind diese
                              Enden in Glasröhren eingeschlossen, welche sich gegen zwei, die Pole des Apparates
                              bildende isolirte Träger stützen.
                           Ungeachtet dieser Vorkehrungen würde der in Rede stehende Apparat die oben
                              angeführten Resultate nicht liefern, wenn man nicht vor dem Eintauchen der Spule in
                              die Essenz darauf bedacht wäre, die Blätter Fließpapier, welche stets etwas
                              Feuchtigkeit enthalten, auf eine geeignete Weise zu trocknen. Zu diesem Zweck bringt
                              Hr. Jean die Spule unter den Recipienten einer Luftpumpe.
                              Dieser Recipient ist so eingerichtet, daß er die Einführung einer mit einem Hahn
                              versehenen Röhre gestattet, welche einerseits mit dem die Spule einschließenden
                              Gefäß, andererseits mit einem das Terpenthinöl enthaltenden Fläschchen communicirt.
                              Nachdem man eine Schale mit concentrirter Schwefelsäure in den Recipienten gebracht,
                              denselben ausgepumpt hat, und nun das Austrocknen für hinreichend hält, so öffnet
                              man den Hahn der Röhre; das Oel ergießt sich sofort unmittelbar in das Gefäß, worin
                              sich die Spule befindet. Auf diese Weise wird eine möglichst vollständige Isolation
                              erzielt.
                           Der Unterbrecher, dessen sich Hr. Jean bedient, ist der
                              Quecksilberunterbrecher von Foucault, zu dessen
                              Regulirung eine Kugel dient, welche mittelst einer Stellschraube an den Hebel des
                              Unterbrechers befestigt ist. Je nachdem man diese Kugel mehr oder weniger hoch an
                              diesem Hebel hinaufschiebt, erhöht oder vermindert man das Trägheitsmoment, und
                              macht dadurch die Bewegungen rascher oder langsamer. Dabei ist es jedenfalls
                              wichtig, den Quecksilbergefäßen einen Deckel zu geben, weil sonst bei Anwendung starker
                              Ströme die Flüssigkeit über den Rand der Gefäße hinausgeworfen würde.
                           Was den neuen Condensator des Hrn. Jean anbelangt, so hat
                              derselbe eine eigenthümliche Anordnung, welche sich der von Poggendorff und Laborde angenommenen nähert.
                              Sie besteht in einer Schichte mit geschmolzenem Harz imprägnirter Blätter von
                              Fließpapier, zwischen welchen Stanniolblätter eingelegt sind, die den Condensator
                              bilden. Die geraden Nummern dieser Blätter treten von der einen, die ungeraden von
                              der andern Seite des isolirenden Papiers hervor; sie bilden zwei Systeme
                              metallischer Bänder, welche, auf jeder Seite zusammengeklemmt, eine ziemlich
                              beträchtliche condensirende Oberfläche darstellen.
                           Einer der größten Vortheile der in Terpenthinöl getauchten Spulen besteht darin, daß
                              dieses System bei der Säule eine unbegränzte Hinzufügung von Elementen gestattet,
                              ohne daß dadurch ein nachtheiliger Einfluß auf den Apparat zu befürchten wäre. Es
                              ist nämlich einleuchtend, daß, wenn die Spannung des inducirten Stromes so stark
                              werden sollte, daß die Baumwolle- und Papierlagen, welche die verschiedenen
                              Windungen der Spiralen trennen, von den Funken durchlöchert würden, die alsdann
                              direct zwischen den inneren und äußeren Windungen überspringen könnten, die
                              Isolirung nichtsdestoweniger nach wie vor unverändert besteht, weil diese Löcher
                              sogleich durch das Terpenthinöl wieder ausgefüllt werden.
                           Um nun mit diesem Apparate eine Leidner Batterie stark zu laden, muß man wegen der
                              außerordentlichen Spannung derartiger Ströme gewisse Vorsichtsmaßregeln treffen. Den
                              besten Erfolg zeigte das Verfahren, die Batterie aus einem System ebener
                              Condensatoren zusammenzusetzen, deren Ränder nach Masson's Princip mit Harz überzogen sind. Zur Anfertigung derartiger
                              Condensatoren nimmt man viereckige Glastafeln von 3 Millimeter Dicke und 60
                              Centimeter im Gevierte. Auf beide Seiten dieser Glastafeln leimt man ganz dünne
                              Stanniolblätter, so daß rings um dieselben ein Glasrahmen von 5 Centimeter Breite
                              übrig bleibt. Hierauf taucht man die Ränder dieser Tafeln in einen kleinen Trog, der
                              mit einer geschmolzenen Mischung von 1/4 Arcansonharz (Fichtenharz) und 3/4 Erdharz
                              gefüllt ist, bis diese Mischung die Ränder der Zinnfolie ein wenig bedeckt. Wenn
                              diese harzige Einrahmung die genügende Dicke erreicht hat und erkaltet ist, so setzt
                              man alle diese Tafeln zu einer Säule zusammen, bringt sie in einen geeigneten Trog,
                              nachdem man für Herstellung einer metallischen Communication mit den Belegungen
                              besorgt war, und füllt den Trog mit der geschmolzenen Mischung von Harz und Bitumen. Sämmtliche mit
                              den geraden Belegen in Rapport befindlichen metallische Verbindungen werden sodann
                              als ein Bündel in einer Röhre vereinigt, welche selbst in das Harz eingekittet ist,
                              und die anderen mit den ungeraden Belegen in Rapport befindlichen Verbindungen auf
                              gleiche Weise in einer andern Röhre.
                           Um nun die Ladung zu bewerkstelligen, genügt es, einen der Drahtbündel mit einer
                              isolirten und schwach gefirnißten Kupferscheibe in Verbindung zu setzen, wozu man
                              einen dicken mit Gutta-percha überzogenen Draht wählt. Man bringt in den
                              Bereich dieser Scheibe einen Arm des Erregers, welcher auf einem isolirten Träger
                              gelagert ist und selbst einen isolirten Griff besitzt; sodann stellt man zwischen
                              diesem Arm des Erregers und dem negativ gewordenen inneren Pol des
                              Inductionsapparates eine metallische Verbindung her, welche mit dem zweiten
                              Drahtbündel der Leidner Batterie in Rapport gesetzt werden muß.
                           Sind nun die Apparate auf die beschriebene Weise angeordnet, so handelt es sich
                              behufs des Ladens der Batterie nur darum, den äußeren Rheophor der Inductionsspule,
                              welcher alsdann positiver Pol wird, in beiläufig 6 Centimeter und den Arm des
                              Erregers in 3 Centimeter Entfernung von der Scheibe der Batterie zu bringen; alsbald
                              wird ein starker Funke, in jeder Hinsicht dem Funken einer gewöhnlichen Leidner
                              Batterie ähnlich, zwischen der Scheibe und dem Erreger überspringen und sich, so
                              lange der Inductionsapparat wirksam ist, ungefähr alle 15 Secunden wiederholen.
                              Sogar, wenn man die Communication mit diesem Apparate unterbricht, kann man einen
                              oder mehrere sehr kräftige Funken erhalten, selbst nach einigen Minuten, wenn die
                              umgebende Luft trocken genug ist. Nach Hrn. Jean's
                              Schätzung wird sich die Ladung mit der isolirten Batterie 5 Minuten lang halten.
                           Man könnte eine gewöhnliche Leidner Batterie laden, wenn man sämmtliche mit den
                              inneren Belegen der Flaschen in Rapport stehenden Leiter in Glasröhren
                              einzuschließen und diejenigen Theile dieser Leiter, welche man bloßliegen lassen
                              muß, stark firnissen würde. Auch müßte man den Stöpsel der Flaschen und die
                              Glasränder, welche das äußere Belege isoliren, mit einer sehr dicken Lage von
                              geschmolzenem Harz und Bitumen überziehen. Diese Anordnung läßt sich auch
                              vortheilhaft anwenden, um die Elektricität von Scheiben-Elektrisirmaschinen
                              zu sammeln.
                           Man könnte die Frage aufwerfen, warum die Ladung eines Condensators, welche mit den
                              gewöhnlichen Apparaten so viele Schwierigkeiten darbietet, mit den Ruhmkorff'schen Apparaten von großer Spannung so leicht
                              ins Werk zu setzen ist. Man wird aber den Grund davon leicht einsehen, wenn man
                              bedenkt, daß die im letzteren Falle gelieferten Funken in Vergleich mit den aus dem
                              Condensator resultirenden so lang sind, daß die Entladung des letzteren nicht auf
                              demselben Wege von statten gehen kann, wie die Ladung. Uebrigens müssen die
                              obenerwähnten Entfernungen von 6 und 3 Centimetern je nach der Stärke des inducirten
                              Stromes variiren.
                           Will man eine Glasplatte von bedeutender Dicke durchbohren, so sind mehrere besondere
                              Vorsichtsmaßregeln zu treffen. Vor allen Dingen muß man die Entladung auf einen
                              Punkt einschränken, und dieselbe verhindern abzuweichen, wobei sie einen Weg nehmen
                              würde, der zwar länger ist, aber weit weniger Widerstand darbietet, als das
                              materielle Hinderniß, welches der Transmission des Funkens entgegensteht. Zu diesem
                              Zweck legt man die Drähte der Rheophoren in eine Glasröhre, welche man an dem Ende,
                              wo der Draht an die zu durchbohrende Glasplatte tritt, mittelst eines Muffes aus
                              Harz und Bitumen zukittet, der dick genug ist, um von der Elektricität nicht
                              durchbrochen zu werden. Auf diese Weise bilden die zwei Rheophoren so zu sagen einen Körper mit dem Glase, und die Entladung ist alsdann
                              genöthigt der kürzesten Bahn zu folgen. Damit ein Funke eine Glasplatte von 3
                              Centimeter Dicke durchbohren kann, muß er in der freien Luft mindestens 30
                              Centimeter Länge haben. Es ist jedoch zu bemerken, daß diese Durchbohrung fast nie
                              eine augenblickliche ist; sie findet nur nach und nach in Folge successiver
                              Entladungen statt, welche durch die aus freier Hand bewerkstelligten Unterbrechungen
                              des Stromes hervorgebracht werden. Während dieser Zeit sieht man den Funken am
                              negativen Pol, welcher nach und nach in das Glas sich Bahn bricht; beim
                              Durchschlagen geht die Durchbohrung ohne Geräusch vor sich. Das Loch, obgleich sehr
                              klein, ist gewöhnlich gekrümmt und mit glänzenden Rauhigkeiten besäet, welche auf
                              eine Reihe von Rissen oder Krystallisationen schließen lassen. Das Glas selbst zeigt
                              in den Umgebungen des Lochs Eigenschaften der Polarisation, analog denen, welche es
                              durch Pressung oder Härtung erlangt.