| Titel: | Verfahren zur Darstellung chemisch reinen Cementkupfers auf galvanischem Wege; von Hrn. Keßler in Straßburg. | 
| Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. CVI., S. 371 | 
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                        CVI.
                        Verfahren zur Darstellung chemisch reinen
                           Cementkupfers auf galvanischem Wege; von Hrn. Keßler in
                           Straßburg.
                        Aus dem Cosmos, Revue encyclopédique, 1858, t. XIII
                              p. 35.
                        Keßler's Verfahren zur Darstellung chemisch reinen Cementkupfers
                           auf galvanischem Wege.
                        
                     
                        
                           Das gewöhnliche Verfahren zur Gewinnung von Cementkupfer liefert kein reines Product,
                              weil das Eisen, welches mit der Kupferauflösung in Berührung gebracht wird, selbst
                              nicht rein ist. Folgende Methode, das Kupfer auf galvanischem Wege mit Anwendung von
                              Eisen niederzuschlagen, liefert ein chemisch reines Product.
                           Man wendet einen Holzkasten an, welcher inwendig mit Asphalt überzogen werden kann;
                              in diesem Kasten sind hölzerne Querwände zweifacher Art angebracht. Die eine Art von
                              Querwänden besteht aus Langholz und ist vollkommen dicht; sie erfüllt denselben
                              Zweck wie die Querwände in den gewöhnlichen galvanischen Trogapparaten. Die andere
                              Art von Querwänden besteht dagegen aus Hirnholz und bildet poröse Scheidewände.
                              Diese beiden Arten von Querwänden, welche durch eiserne Einfassungen gehörig
                              befestigt sind, wechseln mit einander ab. In jede der durch diese Querwände
                              gebildeten Abtheilungen stellt man einen Kasten oder Korb, dessen Seiten Oeffnungen
                              haben, der Boden hingegen keine hat. In die Körbe der Abtheilungen von gerader Zahl
                              stellt man als negative Elemente Kupferbleche oder Kohlenplatten, in die Körbe der
                              Abtheilungen von ungerader Zahl bringt man dagegen als positives Element altes Eisen
                              oder Stücke von Gußeisen. Diese Elemente werden sodann durch Kupferstreifen und
                              Klemmschrauben mit einander verbunden, so daß eine vollständige galvanische Batterie
                              entsteht, wobei man dafür zu sorgen hat, daß in jeder Zelle dasjenige ziemlich große
                              Eisenstück, welches mit dem kupfernen Leiter verbunden ist, mit den übrigen
                              Eisenstücken genügend in Berührung ist.
                           Die Lösung von Kupfervitriol, aus welcher das Kupfer niedergeschlagen werden soll,
                              muß schwach angesäuert werden, und man läßt sie dann in die erste Abtheilung des
                              Kastens, welche Kupfer enthält (also überhaupt in die zweite Abtheilung des Kastens)
                              continuirlich einfließen. Von hier fließt sie allmählich durch alle übrigen
                              Abtheilungen gerader Zahl, welche, wie im Vorstehenden erwähnt wurde, sämmtlich
                              Kupferplatten enthalten. Zu diesem Zweck steht jede dieser Abtheilungen am Boden
                              durch einen Canal, welcher zwischen dem Korb und der Seitenwand des Kastens
                              angebracht ist, mit der folgenden in Verbindung. Nachdem die Flüssigkeit aus der letzten
                              Abtheilung ausgetreten ist, fließt sie in entsprechender Art wieder rückwärts durch
                              alle Abtheilungen ungerader Zahl, also durch diejenigen Abtheilungen welche das
                              Eisen enthalten, und verläßt den Kasten als Eisenvitriollösung zuletzt bei der
                              ersten dieser Abtheilungen. Durch einen Hahn kann die Menge der Kupfervitriollösung,
                              welche in einer gewissen Zeit in den Kasten eintritt, so regulirt werden, daß
                              dieselbe, bevor sie in die Abtheilungen ungerader Zahl tritt, alles Kupfer verloren
                              hat, was man durch Probiren der Flüssigkeit mit einem blanken Eisen oder mit
                              Schwefelwasserstoff leicht ermitteln kann.
                           Die Intensität des Stromes in den einzelnen Zellen dieses Apparates ist nicht so
                              verschieden als man vermuthen könnte. Es versteht sich von selbst, daß man die in
                              demselben entwickelte Elektricität auch als Quelle von Licht oder Wärme, oder als
                              bewegende Kraft verwenden kann.
                           Die Bedienung des Apparates ist sehr einfach. Man hat nur von Zeit zu Zeit die Körbe
                              oder durchlöcherten Kästen, welche das niedergeschlagene Kupfer und andererseits die
                              Ueberreste des Eisens enthalten, herauszunehmen und von ihrem Inhalt zu befreien.
                              Auf dem Boden des Kastens selbst bildet sich kein Absatz. Die einzelnen Zellen
                              desselben sind mit Hähnen versehen, um für den Fall längerer Unterbrechung der
                              Operation die Flüssigkeit ablassen zu können.
                           Bei dem beschriebenen Verfahren, welches auf continuirliche Weise chemisch reines
                              Kupfer liefert, erspart man im Vergleich mit dem bisherigen die Erwärmung der
                              Flüssigkeit, und auch das Abbeizen des Eisens, welches sofort im rostigen Zustande
                              benutzt werden kann.