| Titel: | Selbstthätige Speisevorrichtung für Dampfkessel; vom Ingenieur W. Jeep in Cöln a. Rhein. | 
| Autor: | W. Jeep | 
| Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. CXII., S. 401 | 
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                        CXII.
                        Selbstthätige Speisevorrichtung für Dampfkessel;
                           vom Ingenieur W. Jeep in Cöln a. Rhein.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
                        Jeep's selbstthätige Speisevorrichtung für Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Bei jeder Dampfkessel-Anlage ist es nothwendig darauf zu sehen, daß eine
                              möglichst gleichförmige Speisung des Kessels erzielt werde und daß das in dem Kessel
                              befindliche Wasser weder zu hoch steige, noch zu tief falle, sondern der
                              Wasserspiegel so nahe als thunlich auf dem normalen Stande erhalten werde; denn in
                              ersterm Falle, wo das Wasser zu hoch steigt, wird der Dampfraum im Kessel zu klein
                              und Wasser durch die Dampfrohre mit dem Dampfe ausgeführt, welches sodann in die
                              Maschine gelangt und daselbst zu Rissen, ja selbst zu Brüchen Veranlassung gibt; im
                              zweiten Falle aber, wo das Wasser unter den normalen Wasserstand fällt, kommt der
                              Kessel in Gefahr, weil, um die günstigste Verdampfung zu erzielen, die Wasserräume
                              möglichst klein seyn müssen und deßhalb, wenn die Speisung unterbrochen wird, das
                              Wasser sehr schnell herabsinkt und bald unter die Feuerzüge fällt, wo sodann die
                              Wände des Kessels anfangen geglüht zu werden.
                           Man hat nun, um einen normalen Wasserstand in den Kesseln zu erhalten, sehr
                              verschiedenartige Speisevorrichtungen angewendet, welche aber sämmtlich mehr oder
                              weniger mangelhaft sind, und das vorzüglichste Mittel welches zur Speisung der
                              Dampfkessel angewendet wird, ist das Retour d'eau. Es
                              hat dieses jedoch den sehr merklichen Uebelstand, daß es außer seiner großen
                              Kostspieligkeit einen Wasserstandszeiger haben muß, welcher von dem Kesselheizer
                              beobachtet werden muß. Derselbe kann aber eben so leicht einen an dem Kessel
                              befindlichen Wasserstandsapparat beobachten und das Wasser mittelst einer Pumpe
                              direct in den Kessel führen. Es ist demnach die Aufmerksamkeit eines Menschen selbst
                              bei dieser besten Speisevorrichtung noch erforderlich.
                           Um diesen Menschen aber oder wenigstens die Aufmerksamkeit desselben entbehren zu
                              können, habe ich einen Speiseapparat construirt und denselben an zwei Dampfkesseln
                              ausführen lassen, woselbst er sich als vollkommen sicher bewiesen hat. Man kann mit diesem
                              Apparate den Wasserspiegel in jeder beliebigen Gränze halten und ist die
                              Aufmerksamkeit eines Arbeiters nicht dabei erforderlich, sondern kann derselbe ruhig
                              schlafen, bis er durch ein Geräusch oder Signal, welches selbst den schwersten
                              Schlaf vernichten wird, zur Aufmerksamkeit aufgefordert wird, und ist auch dann die
                              Arbeit welche er zu verrichten hat, nur von sehr kurzer Dauer und höchst
                              einfach.
                           Zur Erklärung des in Fig. 13 abgebildeten Apparates diene Folgendes:
                           Es sey B, B der normale Wasserstand im Kessel, C, C der 2 Zoll höher liegende und höchste im Kessel
                              zulässige Wasserspiegel;
                           E, E ein Wasserstand, welcher einen Zoll über dem
                              gesetzlich niedrigsten Wasserstande im Kessel ist, und
                           D, D ein Wasserspiegel 1/2 Zoll über dem E, E, welcher bei regelmäßiger Wirkung des Apparats der
                              niedrigste zulässige seyn soll und hier 2 Zoll unter dem normalen Wasserstande
                              angenommen ist, so daß hier die Differenz zwischen dem höchsten und niedrigsten
                              Wasserstande 4 Zoll beträgt.
                           Um diese Wasserstände im Kessel erhalten zu können, muß die Speisepumpe, welche für
                              diesen Fall eine besondere Dampfpumpe seyn muß, in Bewegung gesetzt werden, sobald
                              der Wasserstand D, D erreicht ist; im andern Falle muß
                              aber das Wasser aus dem Kessel gelangen, sobald der Wasserstand bis C, C gestiegen ist.
                           Um dieß zu zu erreichen, ist an einem Hebel K, K ein
                              Schwimmer O aufgehängt, welcher nebst dem übrigen
                              Apparate durch das Gewicht M justirt und so regulirt
                              ist, daß der Hebel K, K horizontal steht, wenn der
                              Wasserstand im Kessel der normale ist. An diesem Hebel ist mittelst der Gelenke I und der Stange H ein
                              Ventil G befestigt, welches in dem Gehäuse F, F befindlich ist. Auf dem Deckel des Ventilgehäuses
                              befindet sich die Dampfpfeife Q, welche durch den Kolben
                              P, der mit dem Ventile durch eine Warze verbunden
                              ist, verschlossen gehalten wird, bis sich das Ventil auf eine gewisse Höhe gehoben
                              hat, wo sodann der Kolben P steigt und die Oeffnungen
                              p, p, welche das Innere des Ventilgehäuses F mit der Dampfkammer q, q
                              der Pfeife verbinden, frei werden.
                           Es wird nun einleuchten, daß sich das Ventil heben wird, sobald der Schwimmer fällt
                              und daß durch dasselbe Dampf austritt. Verbindet man nun das Rohr des
                              Ventilgehäuses, durch welches der Dampf entweichen wird, mit der Speisepumpe oder
                              besser gesagt mit dem Dampfcylinder der Pumpe, so wird diese in Bewegung kommen und
                              den Dampfkessel mit Wasser versorgen. Damit jedoch der Apparat nicht in beständiger
                              Bewegung bleibt, ist
                              dem Wasser gestattet bis zu dem Stande D, D zu sinken,
                              ehe es durch neues ersetzt wird und damit der Schwimmer bis zu dieser Tiefe fallen
                              kann, ehe er das Ventil öffnet, sind die Gelenke I mit
                              Schlitzen versehen, so daß sich der Hebel etwas in denselben bewegen kann, ehe das
                              Ventil gehoben wird. Ist nun der Apparat nicht ganz in Ordnung, oder die Speisepumpe
                              in einer Verfassung, daß dieselbe durch den aus dem Ventile kommenden Dampf nicht
                              bewegt wird, so wird das Wasser in dem Kessel mehr verdampft und der Wasserspiegel
                              wie der Schwimmer bis zu dem Stande E, E gelangen.
                              Während dieses Fallens des Schwimmers hat sich das Ventil weiter geöffnet und auch
                              der Kolben, welcher die Pfeife Q verschlossen hält, so
                              weit gehoben, daß der Dampf durch die Pfeife geht und dieser ihre schillernde Töne
                              entlockt, so daß der möglicherweise schlafende Kesselwärter jedenfalls aus dem
                              Schlafe aufgeweckt wird und dann die Speisepumpe in dienstfähigen Zustand versetzen
                              kann.
                           Sobald das Wasser in dem Kessel niedersteigt, wird das Ventil wie die Pfeife wieder
                              geschlossen und ist es dem Wasser sodann gestattet bis zu der Höhe des Wasserstandes
                              C, C anzusteigen. Mit dem Wasser steigt aber auch
                              der Schwimmer, und wenn dieser auf dem Wasserstande C, C
                              angekommen ist, wird er den Reiber des Hahnes T, T mit
                              Hülfe des Hebels R, R so weit gedreht haben, daß das
                              Wasser durch denselben gehen kann. Unter dem Hahn ist zu dem Ende ein Rohrstück
                              befestigt, welches nicht ganz bis auf den tiefsten im Kessel zulässigen
                              Wasserspiegel reicht. Es wird demnach das Wasser sofort, wenn der Hahn geöffnet ist,
                              aus dem Kessel ausgeblasen, und hierbei wird ein so bedeutendes Geräusch entstehen,
                              daß der Kesselwärter an seine Pflicht erinnert werden wird, auch selbst dann, wenn
                              er gerade mit Träumen beschäftigt seyn sollte. Es ist dann Sache des Kesselwärters
                              die Speisepumpe in Ruhe zu bringen, so daß kein Wasser mehr in den Kessel gelangt
                              und den Hahn T mit Hülfe des Hebels W zu schließen, weil der Schwimmer bei seinem Fallen den
                              Hebel R nicht berührt, sondern frei niederfällt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
