| Titel: | Verbesserungen in der Fabrication von Eisen und Stahl, von Heinrich Bessemer in London. | 
| Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. CXIV., S. 411 | 
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                        CXIV.
                        Verbesserungen in der Fabrication von Eisen und
                           Stahl, von Heinrich Bessemer
                           in London.
                        Aus dem London Journal of arts, Febr. 1858, S.
                              73.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VIII.
                        Bessemer's Verbesserungen in der Fabrication von Eisen und
                           Stahl.
                        
                     
                        
                           Diese, am 24. Januar 1857 in England
                              patentirte Erfindung besteht in der Fabrication von Stäben, Blech etc. direct aus
                              dem flüssigen Eisen und Stahl, statt diese Metalle in Formen auszugießen und
                              erkalten zu lassen. Hierzu benutzt der Patentträger ein Walzenpaar in einem dazu
                              eingerichteten Gerüst, beide Walzen horizontal nebeneinander liegend, welches in
                              Fig. 25
                              im Querdurchschnitt dargestellt ist. a, a stellen die
                              Walzen und a' hohle Kerne derselben dar, durch welche
                              ein abkühlender Wasserstrom geleitet wird, da die Walzen durch das zwischen
                              dieselben fallende geschmolzene Metall sehr stark erhitzt werden. Außer dieser
                              innern Abkühlung der Walzen kann deren Temperatur auch durch Anwendung von Wasser
                              auf ihrer äußern Oberfläche vermindert werden, zu welchem Ende sich die Röhren b, b von einem Ende der Walzen bis zum andern
                              erstrecken; jede dieser Röhren steht mit einem höher liegenden Wassertroge in
                              Verbindung. Auf der den Walzen zugekehrten Seite sind die Röhren b mit zahlreichen Löchern versehen, durch welche
                              Wasserstrahlen gegen die sich drehenden Walzen geschleudert werden; das Wasser fällt
                              alsdann auf den geneigten Boden c* der umschließenden
                              Kästen c, c zurück, und fließt durch die Röhren d, d ab.
                           An dem obern Rande der Kästen c, c sind Canäle e, e angebracht, in welche Holzblöcke f passen, deren vordere Seite concav ist und genau auf
                              die Walzen paßt; diese concaven Seiten sind mit Filz überzogen, um jeden
                              Wassertropfen von der Walzenoberfläche zu entfernen. Gegen die Hinteren Seiten der
                              Holzblöcke f drücken Federn g, welche jene dicht an den Walzen halten.
                           Um die Stäbe oder Blechplatten von den Walzen zu entfernen, wenn sie daran hängen
                              bleiben sollten, dienen zwei stählerne Abstreifeisen w,
                                 w, welche sich über die ganze Länge der Walzen erstrecken und deren Enden
                              in Nuthen in dem Gerüst des Walzwerks eingelassen sind; durch Stellschrauben und
                              Keile werden sie in genauer Berührung mit den Walzen und den Ruthen gehalten. Wenn
                              Caliberwalzen angewendet werden, so greifen die Abstreifeisen w in dieselben ein. Die Stellung der Walzen und ihre Entfernung von
                              einander wird durch dieselben Mittel bewirkt, wie bei den gewöhnlichen
                              Stabeisen- und Blechwalzen. Ehe das flüssige Metall zwischen die Walzen
                              gegossen wird, müssen dieselben in genauer Berührung stehen, weil es sonst
                              durchfallen würde. Dieß kann durch einen belasteten Hebel bewirkt werden; die
                              bewegliche Walze fällt alsdann sogleich gegen die unbewegliche, wenn nichts zwischen
                              denselben befindlich ist; sobald sich aber das erstarrte Eisen zwischen den Walzen
                              anhäuft, geht der Hebel in die Höhe und die eine Walze entfernt sich von der andern,
                              bis sie von der Stellschraube zurückgehalten wird. Um das Abfließen des Metalles an
                              den Enden der Walzen zu verhindern, hat die eine Walze an den Enden hervortretende
                              Ränder, in welche die andere Walze paßt. Einen dieser Ränder zeigt Fig. 25 bei a' Der Raum zwischen den beiden Walzen bestimmt die
                              Stärke der Stäbe oder der Platten, welche dazwischen ausgewalzt werden. Statt der
                              Ränder oder Flantschen können aber auch Aufhalter angewendet werden; der
                              Querdurchschnitt Fig. 27 zeigt solche. p, p sind Caliber in
                              den Walzen q, und r, r sind
                              segmentartige Platten, welche in die Caliber p passen
                              und daher Aufhalter bilden, die das flüssige Metall zwischen den Calibern
                              zurückhalten.
                           
                           Die Walzencaliber, welche Fig. 26 im Grundriß
                              darstellt, worin s, s den Querschnitt der Stäbe
                              bezeichnet, können aber auch die anderen bekannten Formen haben.
                           Um Platten oder Stäbe auf bestimmten Längen abzuschneiden oder zum leichten
                              Zerbrechen vorzubereiten, kann man die Walzen mit Riffeln, ihrer Achse parallel,
                              versehen. Diese Einrichtung ist zu mehreren Zwecken nützlich, z.B. um den Stahl in
                              kleine Stäbchen zu theilen, wenn er umgeschmolzen werden soll.
                           Das flüssige Metall wird aus einer Gießpfanne oder aus einem Tiegel zwischen die
                              Walzen gegossen, wie Fig. 25 zeigt; diese
                              drehen sich langsam um, und ihre kalten Oberflächen veranlassen sehr bald das
                              Erstarren des flüssigen Metalles, welches durch den Druck der Walzen zu Stäben von
                              dem Querschnitte der Caliber zusammengepreßt wird. Die weitere Verarbeitung der auf
                              diese Weise erhaltenen Eisen- und Stahlstäbe oder Platten wird durch Hämmer
                              und Walzen bewirkt.
                           
                        
                     
                  
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