| Titel: | Volumetrische Methode zur Analyse des Rotheisensteins und Magneteisensteins, und zur Trennung von Eisenoxyd und Thonerde; von Dr. William Wallace in Glasgow. | 
| Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. CXXIV., S. 440 | 
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                        CXXIV.
                        Volumetrische Methode zur Analyse des
                           Rotheisensteins und Magneteisensteins, und zur Trennung von Eisenoxyd und Thonerde; von
                           Dr. William Wallace in
                           Glasgow.
                        Aus der Chemical Gazette, Juli 1858, Nr.
                              378.
                        Wallace's volumetrische Methode zur Analyse des Rotheisensteins und
                           Magneteisensteins.
                        
                     
                        
                           Im Jahr 1850 veröffentlichte Ch. Mène in den Comptes rendus t. XXXI p. 82
                              eine neue volumetrische Methode zur Bestimmung von Zinn, wobei er das Eisenchlorid
                              als Oxydationsmittel benutzt.Polytechn. Journal Bd. CXVII S.
                                       230. Einige Zelt früher wendete Dr. Penny eine Auflösung von Zinnchlorür zur Bestimmung von
                              Eisenoxyd an; eine verdünnte Auflösung des Zinnsalzes wurde der Eisenoxyd
                              enthaltenden Flüssigkeit zugesetzt, bis ein Tropfen der letztern dem
                              Schwefelcyankalium keine rothe Farbe mehr ertheilt. Die Stärke der Zinnauflösung
                              wurde hernach durch einen analogen Versuch mit zweifach-chromsaurem Kali
                              ermittelt. Bei der Anwendung dieser Methode zur Analyse von faserigem
                              Rotheisenstein, rothem Glaskopf (Blutstein) und Magneteisenstein zeigte sich jedoch
                              eine Schwierigkeit, indem diese Erze selbst in der stärksten Salzsäure sich so
                              schwer auflösen, daß einige Stunden erforderlich sind um die zur Analyse nothwendige
                              Quantität aufzulösen. Diese Schwierigkeit wurde durch eine Entdeckung des Hrn. Hatton beseitigt, welcher fand, daß wenn man die
                              Zinnauflösung stufenweise in dem Maaße zusetzt als sich das Eisenoxyd auflöst, der
                              Proceß in einigen Minuten beendigt werden kann. Diese interessante Beobachtung
                              zeigt, daß das Eisenoxyd in einer starken sauren Auflösung von Eisenchlorür leicht
                              löslich ist, während es in einer ähnlichen Auflösung von Eisenchlorid schwer löslich
                              ist.
                           Da ich in der letzten Zeit zahlreiche Analysen von Eisenerzen auszuführen hatte, so
                              bemühte ich mich dieses schätzbare Verfahren zur möglich größten Vollkommenheit zu
                              bringen. Ich will hier einige seiner Anwendungen beschreiben.
                           Ich habe gefunden, daß man die genauesten Resultate erhält, wenn man bei dieser
                              Methode als titrirendes Oxydationsmittel entweder übermangansaures oder
                              zweifach-chromsaures Kali anwendet; letzteres ist wegen seiner constanten
                              Zusammensetzung vorzuziehen. Um das Eisenoxyd auf Oxydul zurückzubringen, habe ich
                              alle gewöhnlichen Reductionsmittel versucht, und dabei gefunden, daß nur das
                              Zinnchlorür eine hinreichend rasche Desoxydation zu bewirken im Stande ist.
                              Hinsichtlich der Genauigkeit wird das nun zu beschreibende Verfahren von keiner
                              andern jetzt gebräuchlichen volumetrischen Methode übertroffen; durch eine Reihe von
                              Versuchen habe ich mich überzeugt, daß bei sorgfältiger Ausführung desselben der
                              Irrthum nicht über 0,2 Proc. betragen kann.
                           Analyse von Magneteisenstein und faserigem
                                 Rotheisenstein. – Man bringt 1–2 Gramme des gepulverten
                              ErzesEinige dieser Mineralien sind so hart, daß man sie in einem gewöhnlichen
                                    gußeisernen Mörser nicht pulverisiren darf; sie würden von demselben so viel
                                    abreiben, daß das erhaltene Pulver 1 bis 2 Proc. metallisches Eisen
                                    enthielte. in einen kleinen Kolben, nebst einer halben Unze der stärksten Salzsäure,
                              und erhitzt das Gemisch. Eine concentrirte Zinnchlorürlösung (durch Auflösen von
                              krystallisirtem Zinnsalz in salzsäurehaltigem Wasser dargestellt) von 1,6 spec.
                              Gewicht, wird nun allmählich eingetröpfelt, bis das Erzpulver gänzlich aufgelöst
                              ist, oder wenigstens alles Eisenoxyd aufgelöst ist, und die Flüssigkeit eine
                              blaßgelbe Farbe bekommt. Dazu sind nur beiläufig drei Minuten Zeit erforderlich,
                              wenn man während des Processes erwärmt. Man setzt nun aus einer Bürette eine
                              Mischung von 5 Theilen der erwähnten concentrirten Zinnlösung mit 95 Theilen Wasser
                              zu, bis die Eisenauflösung ganz farblos wird. Aus der Farbe der Flüssigkeit erkennt
                              man ganz genau, wenn die Reduction vollständig bewerkstelligt ist; denn wenn die
                              Flüssigkeit nur noch eine schwache aber doch deutliche gelbe Farbe hat, so wird der
                              Zusatz eines einzigen Tropfens der verdünnten Zinnlösung die Mischung vollkommen
                              farblos machen. Der Irrthum, welcher durch den Zusatz einer zu großen Menge des
                              Reductionsmittels veranlaßt werden könnte, beschränkt sich daher bei sorgfältigem
                              Manipuliren auf einen Tropfen der verdünnten Zinnlösung.
                           Die concentrirte Zinnlösung setze ich beim Auflösen des Erzes aus einer cylindrischen
                              Pipette zu, welche 10 Bürette-Abtheilungen enthält; ihr oberes Ende ist mit
                              einer kurzen Kautschukröhre verbunden, die mit einer Schraubenklemme versehen ist,
                              wodurch sich das Auslaufen der Flüssigkeit sehr leicht reguliren läßt; eine am
                              andern Ende dieser Kautschukröhre angebrachte kurze Glasröhre dient zum Aufsaugen
                              der Zinnlösung. Dieses Instrument wird am Arm eines Retortenständers befestigt.
                           Die das reducirte Eisenoxyd enthaltende Lösung wird nun stark verdünnt, und das Eisen
                              nach dem bekannten Verfahren von Margueritte
                              oder von Penny bestimmt. 100 Theile zweifach-chromsaures
                              Kali entsprechen 88 Theilen metallischen Eisens, oder 125,7 Eisenoxyd.
                           Bei der Analyse von Magneteisenstein oder von geröstetem Thoneisenstein oder
                              Kohleneisenstein muß man zwei Versuche machen, um den Gehalt an Oxydul und Oxyd zu
                              bestimmen. Wenn das Mineral sich in Salzsäure leicht auflöst, wird das Oxydul in
                              gewöhnlicher Weise bestimmt, und der Gesammtbetrag des Eisens nach dem vorher
                              beschriebenen Verfahren; ist das Mineral aber schwer löslich, so kann man die beiden
                              Oxyde durch einen einzigen Versuch folgendermaßen bestimmen: – Man erhitzt
                              eine geeignete Menge (1 bis 2 Grm.) des Erzes mit einer halben Unze Salzsäure, wie
                              es oben angegeben wurde. Eine Bürette wird mit verdünnter Zinnlösung (1 Theil der
                              erwähnten concentrirten Zinnlösung mit 9 Theilen Wasser gemischt) gefüllt und von
                              dieser allmählich zugesetzt, bis alles Eisenoxyd reducirt ist. Nachdem man die
                              Anzahl der verbrauchten Abtheilungen genau abgelesen hat, macht man einen ähnlichen
                              Versuch mit 1 Grm. reinem frisch geglühtem Eisenoxyd, wobei man die in der Bürette
                              zurückgebliebene Flüssigkeit zur Reduction benutzt. Eine einfache Berechnung ergibt
                              den Betrag des Eisenoxyds im Erze. Die Gesammtmenge des Eisens wird durch
                              zweifach-chromsaures oder übermangansaures Kali bestimmt.
                           Trennung von Eisenoxyd und Thonerde. – Diese Basen
                              kommen so häufig zusammen vor, daß eine einfache und doch genaue Methode zu ihrer
                              Trennung sehr wünschenswerth ist; folgendes Verfahren kann ich wegen seiner
                              Einfachheit, Genauigkeit und schnellen Ausführbarkeit zuversichtlich empfehlen. Die
                              beiden Oxyde werden zusammen durch Ammoniak gefällt, und der Niederschlag wird
                              gesammelt, getrocknet und wie gewöhnlich geglüht. Nachdem man das Gewicht des
                              Niederschlags bestimmt hat, pulverisirt man ihn in einer kleinen Reibschale; das
                              Pulver wird geglüht, um Spuren von Feuchtigkeit, welche es aus der Atmosphäre
                              absorbirt haben kann, auszutreiben, und dann gewogen. Das in dem Niederschlag
                              enthaltene Eisenoxyd wird nun nach dem für den Rotheisenstein beschriebenen
                              Verfahren bestimmt, und der beim Pulverisiren erlittene Verlust auf solches
                              berechnet. Die Differenz zwischen dem ursprünglichen Gewicht des Niederschlags und
                              demjenigen des Eisenoxyds ergibt den Betrag der Thonerde. Ich habe dieses Verfahren
                              sehr nützlich bei der Bestimmung von Thonerde und Eisen in Thoneisenstein und
                              Ackererde gefunden.