| Titel: | Eine Volumenwaage und ein Kartoffelprober; von Dr. H. Schwarz in Breslau. | 
| Autor: | H. Schwarz | 
| Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. CXXVIII., S. 447 | 
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                        CXXVIII.
                        Eine Volumenwaage und ein Kartoffelprober; von
                           Dr. H. Schwarz in
                           Breslau.
                        Mit Abbildungen.
                        Schwarz's Volumenwaage und ein Kartoffelprober
                        
                     
                        
                           In der neuern Zeit sind durch technische Journale Angaben gemacht worden, daß das
                              bekannte Nicholson'sche Aräometer auch in der Praxis als
                              sehr genaue Waage Benutzung gefunden hat. Ich fühle mich dadurch veranlaßt, einen
                              kleinen Apparat zu beschreiben, der auf demselben Princip basirt, indessen noch
                              etwas einfacher in seiner Handhabung ist und vielleicht in allen den Fällen, wo es
                              auf ein rasches Abwägen wenig variirender Gewichte ankommt, z.B. bei der Möllerung
                              der Hohöfen etc. sich anwendenanwenen läßt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 149, S. 447
                              1) Volumenwaage. – A ist ein cylindrisches Gefäß aus Eisenblech mit senkrechten Wänden
                                 und etwa zur halben Höhe mit Wasser gefüllt. B ist
                                 das darin schwimmende Nicholson'sche Aräometer,
                                 ebenfalls von Blech mit Belastungskegel E und
                                 Plattform F; die Aräometerflasche hat ebenfalls
                                 gerade Wände. An dem Gefäße A befindet sich ein
                                 Wasserstandsrohr C, hinter dem eine Scala D angebracht ist, die nach Belieben fest oder
                                 verschiebbar seyn kann.
                              
                           Ist die Aräometerplattform unbelastet, so steht das Wasser im Gefäß A und im Wasserstandsrohr C
                              bei dem Nullpunkt der Scala. Lege ich dann ein Gewichtsstück von 10 Pfunden oder
                              5000 Gr. auf, so sinkt das Aräometer, und 5 Liter Wasser werden verdrängt. Der
                              Wasserstand steigt also, und ich markire auf meiner Scala 10 Pfund. Indem man auf
                              diese Weise fortfährt, erhält man eine passende Scala, deren man sich nun beim
                              Abwägen bedient. Ich brauche nur aufzulegen, um das Gewicht sodann abzulesen. Sollte
                              der Wasserstand durch Verdunstung merklich sinken, so füllt man Wasser durch den
                              Trichter G nach, bis bei unbelasteter Schale der
                              Wasserspiegel wieder bei 0 einsteht. Als Normalpunkt der Temperatur wähle man
                              15° C., da in einem geschlossenen Local die Abweichungen hievon selten mehr
                              als 5° C. nach Oben und Unten betragen werden. Will man indessen ganz genau
                              seyn, so entwerfe man sich neben einander Scalen bei 5° und 25° C., verbinde die so
                              erhaltenen Punkte durch horizontale Linien und theile dann den horizontalen Raum
                              durch verticale Striche, die gleich weit von einander abstehen und der Temperatur
                              bei 10°, 15° und 20° entsprechen. Indem man nun die Scala in
                              horizontaler Richtung hinter dem Wasserstandszeiger verschiebt, kann man immer die
                              Scala der richtigen Temperatur wählen.
                           2) Kartoffelprober. – Das spec. Gewicht der
                              Kartoffeln entspricht ziemlich genau dem Gehalte derselben an Stärke. Fresenius hat bekanntlich ein Verfahren angegeben,
                              welches die Bestimmung dieses spec. Gewichts aus dem spec. Gewicht einer Salzlösung
                              ableitet, in welcher die Kartoffeln gerade untersinken.Polytechn. Journal Bd. CXIX S.
                                       308.
                              
                           Gestützt auf einen Gedanken von Dove hat Dr. Fr. Mohr gefunden, daß
                              die sicherste Bestimmung des spec. Gewichts eines Körpers darin besteht, daß man das
                              Volumen des Wassers mißt, welches er verdrängt.Polytechn. JournalJournael Bd. CXXIX S. 447. Praktisch handlich dürfte wohl am meisten folgendes Verfahren seyn.
                           Man nimmt einen Glascylinder A, der etwa 2 Liter faßt,
                              und am Boden einen Tubulus besitzt, durch den eine gebogene Glasröhre geht, die etwa
                              zur halben Höhe des Cylinders aufsteigt, dort zweimal im Winkel gebogen ist, und
                              endlich in eine feine Spitze endet. Hierunter wird eine Flasche B gestellt, mit langem geraden Halse, die bis zu diesem
                              Halse etwa 400 Kubikcentimeter, im Halse selbst 100 Kubik-Cent. faßt. Nur der
                              Hals ist in halbe Kubikcentimeter getheilt, was wegen seines geringen Durchmessers
                              leicht angeht.
                           Ich fülle nun den Cylinder A so weit mit Wasser, daß es
                              zur Glasröhre auszufließen anfängt, warte ab, bis das Ausfließen aufgehört hat, und
                              setze dann meine graduirte Flasche, die der Einfachheit wegen à l'écoulement, d.h. naß graduirt ist, unter. Gleichzeitig
                              habe ich eine mittlere Probe der Kartoffeln ausgewählt, dieselben gut gereinigt, und
                              wiege nun genau 1 Pfd. oder 500 Gramme davon ab. Ich lasse die Kartoffeln langsam in
                              den Cylinder gleiten. Das Wasser wird steigen und in die Flasche B abfließen und zwar genau so viel, als dem durch die
                              Kartoffeln verdrängten Volum entspricht. Dividire ich alsdann die Zahl der Gramme
                              (500) durch die Zahl der Kubikcentimeter (z.B. 446,5), so erhalte ich das spec.
                              Gewicht (1,120) der Kartoffeln bis in die dritte Decimale genau. Man könnte auch
                              statt der Kubikcentimeter auf den Hals der Flasche direct die Procente an Stärkmehl in den zu
                              prüfenden Kartoffeln auftragen und so die Handhabung des kleinen Apparats noch
                              vereinfachen. Die Temperatur der Graduation und diejenige des Wassers während der
                              Prüfung muß 15° C. seyn, obwohl kleine Differenzen wenig Einfluß haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 149, S. 449
                              Etwa reflectirenden Personen bin ich gerne bereit beide Apparate zu besorgen.
                              Auch zur raschen Beurteilung mancher Mineralien, wie Bleiglanz, Blende, Galmei,
                                 Eisenerze, möchte dieses System sich anwenden lassen.