| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. , S. 154 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Versuche mit hochgespannten Wasserdämpfen; von Carl Kohn.
                           Nach mehrfach vorgenommenen Versuchen über hochgespannte Wasserdämpfe, deren Wirkung
                              und übrige Eigenschaften, soll insbesondere hier folgendes Resultat eines Versuches
                              bekannt gegeben werden:
                           Die abgeführten Versuche mit sehr hoch gespannten Dämpfen, d. i. mit Dämpfen in der
                              Spannung von 50 bis 100 Atmosphären, zerfallen hauptsächlich in drei Gattungen,
                              als:
                           
                              1) Versuche in Bezug auf den Verbrauch der Wärmemenge,
                              2) in Bezug auf Geschwindigkeit der erzeugten Dämpfe, und
                              3) in Bezug auf Totalwirkung derselben in Dampfmaschinen
                                 verwendet.
                              
                           Die Versuche 1 und 2 sind nicht nur sehr schwierig, sondern erfordern auch viel Zeit;
                              es wurden daher zuerst die unter 3. angezeigten Versuche vorgenommen.
                           Zu diesen Versuchen diente ein besonders angefertigter kleiner Dampfkessel mit einem
                              Sicherheitsventil, einem Ausströmungsrohre mit Ventil, einem Wasserstandsglase und
                              einem Speiserohre.
                           Der Kessel war sammt den halbkugelförmigen Enden 33'' lang, 9'' im Diameter, und aus
                              5''' dickem Eisenbleche ausgeführt; der 24'' lange cylindrische Mittelkörper war
                              geschweißt; die beiden 4 1/2'' tiefen, also 9'' Durchmesser haltenden,
                              halbkugelförmigen Vorköpft waren aufgenietet und hart verlöthet; dieser Kessel wurde einer Wasserprobe
                              von 200 Atmosphären seiner Haltbarkeit wegen, und einer warmen Oelprobe von
                              ebenfalls 200 Atmosphären seiner Dichtigkeit oder Porosität wegen, unterzogen; beide
                              Proben bestand derselbe befriedigend. Der Kessel wurde mit einem unverhältnißmäßig
                              großen Ventile versehen, es hatte nämlich 3'' Durchmesser mit unmittelbarer
                              Belastung von 4475 Pfd, 50 Atmosphären als niedrigster Dampfspannung für die ersten
                              Versuche entsprechend, und war mit einem Quecksilber-Manometer, bis zu 200
                              Atmosphären dienstbar, versehen; das Abströmungsrohr von Eisen hatte 6'''
                              Durchmesser und 4''' Wanddicke, und war mit einem Schraubenventil eingerichtet. Mit
                              dem Kessel war in Verbindung ein Wasserstands-Glas und eine kleine
                              Force-Pumpe von 5''' Kolbendurchmesser für Handbetrieb.
                           Der Kessel faßte beim gehörigen Stande 1262 Kubikzoll Wasser, und einen Dampfraum von
                              631,9 Kubikzoll.
                           Die Feuer- oder Heizfläche betrug 620 Quadratzoll, also nach gewöhnlichen
                              Bemessungen für 1/4 Pferdekraft. Der Kessel wurde in einen feuerfesten Windofen
                              gesetzt und mittelst Kohks bei Anwendung eines Ventilator-Gebläses
                              erhitzt.
                           Das Dampfleitungsrohr wurde in den Steuerkasten einer Dampfmaschine für 6
                              Pferdekräfte eingeführt, und sofort Dampf von dem vorgesetzten niedersten Drucke,
                              von 50 Atmosphären, erzeugt.
                           Das am Dampfcylinder von 8'' Bohrung und 2' Hub angebrachte Hochdruckmanometer von
                              Schäffer zeigte nach circa 20 Secunden nahezu 30 Atmosphären, während jenes am Kessel
                              angebrachte 50 1/4 zeigte; das Spiel der Maschine begann und die Dampfentwickelung
                              kam herab auf 36 Atmosphären, und das Abblasen des Sicherheitsventils hörte gänzlich
                              auf; nachdem die Maschine 22 Hube vollbracht hatte, zeigte das
                              Cylinder-Manometer 46 Atmosphären und jenes am Kessel 49 1/2. Das Gebläse
                              wurde verstärkt, eben so die Speisung und nach circa 2
                              Minuten stellte sich die Dampfentwickelung auf eine konstante Spannung von 52
                              Atmosphären, während jene im Cylinder 49,5 Atmosphären hatte, und ein regelmäßiges
                              Abblasen es Sicherheitsventils eintrat.
                           Die Dampfeinströmung mußte schnell vermindert werden, damit die normale
                              Geschwindigkeit der Maschine 50 Hube per Minute bleibe.
                              Unter diesen Ergebnissen wurde die Speisung des Kessels mit Wasser regelmäßig nach
                              je 2 Minuten vorgenommen und zwar mußte sie mit Wasser von 79° Reaumur
                              Temperatur vorgenommen werden, um die obige Spannung constant zu erreichen. Nach
                              diesen Bedingnissen wurde die Maschine durch 1 1/2 Stunden im constanten Gange
                              erhalten.
                           Diese Thatsache gibt der Vermuthung Raum, daß bei Locomotiven sehr kleine aber starke
                              Kessel verwendet werden könnten.
                           Der Wasserstand im Glase ist bei einer Spannung von 52 Atmosphären oder 663 Pfund auf
                              den Quadratzoll, so unbeweglich wie eingefroren geblieben, und veränderte sich
                              selbst auch dann nicht, wenn der ganze Ofen sammt Kessel geneigt wurde; es wurde in
                              Folge dieser auffallenden Erscheinung das Glas einigemal (mit Gefahr) abgelassen, um
                              sich von dessen freiem Spiele zu überzeugen.
                           Der abgeblasene Dampf wird erst 1' oder dem Ventile sichtbar, am Ventile selbst und
                              10 bis 12'' höher ist er völlig unsichtbar, nur beim Einbringen eines kalten Körpers
                              in diesen Raum wird der Dampf sichtbar; ein hineingehaltener eiserner
                              Schraubenschlüssel wurde mit Heftigkeit aufwärts getrieben. Das durch Abblasen
                              entstehende Geräusch steigert sich bis zur Spannung von 50 Atmosphären sehr
                              bedeutend, bei weiterer Zunahme der Spannung wird das Geräusch wieder viel
                              schwächer. Bei einer Spannung von 76 Atmosphären oder 969 Pfund Druck für den
                              Quadratzoll, bleibt der ausgeblasene Dampf vom Ventile ab bis zur Höhe von 36'' über
                              demselben unsichtbar, und beginnt erst über dieser Höhe in Gestalt von intensiv
                              weißen glänzenden Haufenwolken sichtbar zu werden.
                           Die Dampfentwickelung mit einer Spannung von 50 Atmosphären aufwärts geht mit
                              ungeheurer Heftigkeit vor sich, so z.B. muß bei der Spannung von 76 Atmosphären das
                              Feuer viel sorgfältiger gehandhabt werden, als es bei jener von 50 erforderlich ist,
                              um nicht schnell auf 80 oder 90 hinaufzukommen.
                           Die Erscheinungen über die unter 1. und 2. aufgeführten Versuche folgen seiner Zeit.
                              (Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereins, 1857, Nr. 24.)
                           
                        
                           
                           Probefahrt mit einer Arnoux'schen
                              Locomotive.
                           Für die Eisenbahn nach Orsay hat Arnoux eine achträderige
                              Locomotive mit beweglichem Gestelle gebaut, welche im Auftrage des französischen
                              Ministeriums für Handel und Gewerbe durch die Ingenieure Mary,
                                 Avril und Lechatelier geprüft und günstig
                              beurtheilt worden ist. Die beiden Paare Treibräder sitzen auf zwei 1,58 Meter
                              auseinander stehenden Achsen und sind gekuppelt. Sie haben 27 Centimeter breite
                              ebene Bandagen ohne Rand. Die Cylinder liegen außerhalb. Die vier anderen Räder sind
                              Leiträder und werden durch Leitrollen nach dem Arnoux'schen System geführt. Die Maschine führt Wasser und Kohks bei sich,
                              wiegt 31 bis 32 Tonnen und ruht mit 6000 Kilogrammen Druck auf den Treibrädern. Bei
                              der Probefahrt am 19 Mai vorigen Jahres zog die Maschine einen Zug von 38 Wagen von
                              171 Tonnen Gewicht, so daß das ganze Gewicht inclusive Locomotive 203 Tonnen betrug.
                              Der Weg von Bourg-la-Reine nach Orsay wurde in 22 Minuten, der Rückweg
                              in 20 Minuten zurückgelegt, was bei 14 Kilometer Länge eine Geschwindigkeit von
                              resp. 40 und 42 Kilometer pro Stunde gibt. Auf dieser
                              Route sind Steigungen von 3 bis 7 Millimeter pro Meter
                              zu ersteigen und hinabzufahren, was sich nur durch eine geringe Ab- und
                              Zunahme der Geschwindigkeit verrieth. Die Curven wurden ohne alle Störung und
                              Verminderung der Geschwindigkeit durchlaufen, obgleich die Contrecurve bei Palaiseau
                              nur 100 Meter Radius und 270 Meter Länge hat. Es folgt hieraus, daß diese Locomotive
                              mit nahe bei einander liegenden Treibachsen trotz der gekuppelten Räder für sehr
                              starke Curven eben so gut tauglich ist und eben so viel leistet, als gewöhnliche
                              Locomotiven mit 4 gekuppelten Rädern auf gewöhnlichen Bahnen, daß die Treibräder mit
                              breiten Radbandagen ohne Rand und Leitrollen die Curven eben so sicher und mit
                              weniger Widerstand durchlaufen, als die gewöhnlichen Treibräder, daß selbst sehr
                              lange Züge ohne Schwierigkeit Curven von 100, ja von 25 Meter Radius durchlaufen
                              können, und endlich, daß man auch zwei solche Maschinen, wie auf der
                              Victor-Emanuel-Eisenbahn, mit ihren Feuerkasten gegen einander
                              gestellt zusammenkuppeln könnte, um ausnahmsweise starke Leistungen zu erzielen.
                              (Aus dem Civilingenieur, 1858, Bd. IV S. 29.)
                           
                        
                           Heizkraft messingener und eiserner Rauchröhren.
                           In der Institution of Mechanical Engineers ist unlängst
                              durch G. Tosh eine Discussion über die vergleichsweise
                              Heizkraft messingener und eiserner Rauchröhren hervorgerufen worden, welche weitere
                              Beachtung zu verdienen scheint. Das American
                                 Railroad-Journal tritt nämlich der Ansicht, daß kupferne Rohre, der
                              höheren Wärmeleitungsfähigkeit des Kupfers wegen, vortheilhafter seyen als eiserne,
                              entschieden entgegen und veranlaßte G. Tosh, mit einem
                              freilich etwas unvollkommenen Apparate, directe Versuche hierüber anzustellen. Er
                              ließ zwei 6 Zoll weite, 2 Fuß lange cylindrische Gefäße mit einem 2 Zoll weiten
                              Rauchrohre von der Blechstärke Nr. 14 nach der Blechlehre anfertigen, und zwar war
                              bei dem einen Gefäße das Rauchrohr von Eisen, bei dem andern von Messing. Die Gefäße
                              wurden mit Wasser von gleicher Beschaffenheit und Temperatur gefüllt und über einer
                              Gasflamme abwechselnd gleich lange aufgestellt, so daß man die in gleichen Zeiten
                              durch dieselbe Wärmemenge verdampfte Wassermenge leicht erhalten konnte.
                              Nachstehendes Täfelchen zeigt, wie viel Zoll Wasser in gleichen Zeiten verdampft
                              wurden.
                           
                              
                                   Metall
                                    derRauchröhren.  
                                                 Verdampftes Wasser in
                                       Zollen.                                Versuchsnummer.
                                 
                              
                                 
                                    1
                                    2
                                    3
                                    4
                                    5
                                    6
                                    7
                                    8
                                 Mittel.
                                 
                              
                                 Messing
                                 2
                                 3/4
                                 2 1/2  
                                 2 1/8  
                                 3
                                 3 1/4
                                 3 1/4
                                 3
                                 2 1/2
                                 
                              
                                 Eisen
                                 1 5/8  
                                 3/8  
                                 2
                                 1 1/2
                                 2 5/8  
                                 2 3/4  
                                 2 3/4  
                                 2 1/4  
                                 2
                                 
                              
                           
                           Im Mittel verdampft also das messingene Rauchrohr 25 Proc. mehr Wasser, als das
                              eiserne. Ein kupfernes Rauchrohr ergab sogar eine um 56 Procent höhere
                              Verdampfungskraft. Johnson bezweifelt die Zuverlässigkeit
                              dieser Angaben, da ihm eigene Beobachtungen an einem 160pferdigen Dampfkessel keine
                              Differenz gezeigt hatten, und Prof. Rankine weist auf
                              Versuche von R. Napier hin, welche nur eine geringe
                              Differenz von 3 bis 5 Proc. ergaben, so wie darauf, daß hierbei sehr viel auf den
                              Zustand der äußeren und inneren Oberfläche der Röhren ankomme. (Aus dem
                              Civilingenieur, 1858, Bd. IV S. 30.)
                           
                        
                           Mittel, um Stein- oder Ziegelmauern vor
                              Erdfeuchtigkeit, und Gyps vor den Wirkungen der Nässe zu schützen.
                           In Indien bedient man sich zur Erreichung dieses Zweckes eines Putzes, der sich als
                              vollkommen dauerhaft bewährt hat, wie man aus einem Beispiel an der Kathedrale von
                              Madras findet, deren Putz seit 49 Jahren hergestellt ist und sich in einem
                              ausgezeichnet guten Zustande befindet. Der dazu verwendete Mörtel besteht aus 1
                              Theil Kalk und 1 Theil schönem Flußsand, die vollkommen mit Wasser angemacht und
                              tüchtig durchgearbeitet werden. Der Mörtel wird je nach dem Bedürfniß in ein, zwei
                              oder drei Schichten angeworfen; bevor dieß aber geschieht, wird die Mauer mit einer
                              Kelle abgekratzt, vollständig gereinigt und dann mit Wasser benetzt. Ist die Mauer
                              gehörig vorbereitet, so ertheilt man dem Mörtel die erforderliche Consistenz durch
                              Wasser, in welches Jaghery (ein brauner, sehr harter Zucker) in dem Verhältnis von
                              225 Grm. Zucker auf 4 1/2 Liter Wasser aufgelöst wurde. Man trägt ihn nur mit der
                              Kelle in einer Stärke von beiläufig 14 Millimeter auf und ebnet ihn mit einem
                              hölzernen Reibebret so lange, bis er eine ganz gleiche Oberfläche bildet. Der Mörtel
                              für die zweite Schicht besteht aus 3 Theilen Kalk und 1 Theil reinen weißen Sandes;
                              diese Schicht wird zwei Tage nach der ersten aufgetragen, während diese noch feucht
                              ist. Zu der dritten Schicht nimmt man 4 Theile Kalk und 1 Theil weißen Sand und
                              trägt ihn einen oder zwei Tage nach der früheren Schicht auf, die nun Zeit gehabt
                              hat zu trocknen.
                           Um Gyps vor den Einflüssen der Witterung zu schützen, gebraucht man folgende
                              Composition: 3 Theile gekochtes Leinöl, 1/6 von dem Gewicht des Oels Silberglätte
                              (Bleioxyd) und 1 Theil Wachs. Die Flächen, welche man anstreichen will, müssen
                              vollkommen trocken seyn, worauf die Mischung in heißem Zustande mit einem groben
                              Pinsel aufgetragen wird. (Beilage zu Förster's allgemein.
                              Bauzeitung, Bd. VI S. 158.)
                           
                        
                           Ueber die Anwendung des sogenannten Löthfettes.
                           Das Löthfett besteht aus einer zusammengeschmolzenen Mischung von Colophonium und
                              Talg, in welche man etwas zerstoßenen Salmiak eingerührt hat. Es verdient dem
                              unvermischten Colophonium vorgezogen zu werden, weil es sich leicht wieder von der
                              gelötheten Stelle wegwischen läßt, wogegen jenes mit dem Messer abgekratzt werden
                              muß, wobei zuweilen die Verzinnung beschädigt wird. Man wendet es in der Art auf
                              Weißblech an, daß man die über einander gelegten Ränder mit dieser Mischung
                              bestreicht und dann mit dem Löthkolben überfährt, nachdem dieser an ein Stück
                              Zinnloth gehalten worden ist. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1858, Nr.
                              14.)
                           
                        
                           
                           Erfahrungen über die Darstellung des geschmolzenen
                              Cyankaliums; von Dr. G. C. Wittstein.
                           Dieses seit einer Reihe von Jahren in ausgedehntem Grade technisch benutzte Salz wird
                              nach Liebig bekanntlich auf die Weise bereitet, daß man 8
                              Theile gelbes Blutlaugensalz fein pulvert, scharf austrocknet, mit 3 Theilen
                              kohlensaurem Kali vermengt, das Gemenge in einem Tiegel schmelzt und ausgießt.
                           Ich habe dieses Salz sehr häufig dargestellt und dabei manche praktische Erfahrung
                              gemacht, deren Kenntniß für das Gelingen der Arbeit nicht unwichtig ist.
                           Zunächst hat man zu beachten, daß beide Ingredienzien möglichst entwässert angewendet
                              werden, weil sonst ein Theil des Cyans durch Bildung von Ammoniak und Kohlensäure
                              verloren geht. Anfangs glaubte ich, daß zur Schmelzung nur ein irdener (hessischer)
                              Tiegel zu gebrauchen sey; da aber fast für jede Schmelzung ein neuer derartiger
                              Tiegel erforderlich war, so versuchte ich es bald mit einem gußeisernen Tiegel, und
                              fand einen solchen ganz zweckentsprechend, nämlich leicht zu reinigen und daher für
                              viele Operationen anwendbar.
                           Das Eintragen des Salzgemenges in den Tiegel hat löffelweise und nicht eher zu
                              geschehen, bis derselbe schwach roth glüht. Ist alles im Tiegel und geschmolzen, so
                              taucht man von Zeit zu Zeit einen Glasstab oder eisernen Spatel in die Masse und
                              zieht ihn sogleich wieder heraus, sieht das daran hängen Gebliebene nach dem
                              Erstarren weiß porzellanartig aus, so ist die Operation nahezu oder ganz fertig. Um
                              nun aber über diesen Zeitpunkt, nämlich den des Ausgießens der Masse, ganz sicher zu
                              seyn, schöpft man mit einem vorher ein paar Sekunden lang über dem Feuer gehaltenen
                              eisernen Löffel etwas von der Flüssigkeit aus und besichtigt dieselbe: erscheint sie
                              ganz klar, so ist sie fertig, gegentheils muß noch erhitzt werden.
                           Mit dem Ausgießen selbst muß man so lange warten, bis das Kochen aufgehört hat, damit
                              die ausgeschiedenen Flocken des metallischen Eisens nicht in der Flüssigkeit
                              suspendirt bleiben, sondern sich am Boden ablagern können. Zu diesem Zwecke zieht
                              man entweder den Tiegel aus den Kohlen und hält ihn nur noch schwebend darüber, oder
                              man entfernt einen Theil der Kohlen; ersteres läßt sich rascher bewerkstelligen,
                              aber man hat auch hier wiederum nicht zu übersehen, daß die Abkühlung des Tiegels
                              und seines Inhaltes nicht so weit gehen darf, daß der letztere anfängt auf der
                              Oberfläche zu erstarren, denn dieß würde den doppelten Nachtheil haben, daß das
                              Eisen zum Theil suspendirt und daß beim Ausgießen zu viel im Tiegel hängen bliebe.
                              Erst nach mehrmaliger Wiederholung der Arbeit erlangt man hierin die nöthige Praxis,
                              die um so wichtiger ist, als gerade von dem richtigen Zeitpunkte des Ausgießens das
                              äußere Ansehen des Präparats und seine Verkäuflichkeit abhängt. Der Käufer, meist
                              Laie in der Chemie, beurtheilt die Brauchbarkeit des Salzes nur nach der Farbe,
                              verlangt daher dasselbe schneeweiß und weist das mit Eisentheilchen durchsetzte,
                              graue zurück oder nimmt es nur, wenn man den Preis bedeutend herabsetzt.
                              (Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, Bd. VII S. 191.)
                           
                        
                           Volumetrische Bestimmung der Cochenille.
                           Die häufigen Verfälschungen der Cochenille mit Schwerspath, Beinschwarz, Talk und
                              Bleiweiß, mit schon erschöpften und wieder untergemischten Insecten haben mancherlei
                              Prüfungsmethoden hervorgerufen, welche alle Manches zu wünschen übrig lassen. Dr. F. Penny schlägt eine
                              neue vor (Report of the 25. Meeting of the British Association, September 1855, S. 68), welche zwar
                              auch noch nicht alle Anforderungen erfüllt, aber doch vergleichsweise brauchbar und
                              schnell ausführbar ist. Sie beruht auf der leichten Oxydation des rothen Farbstoffes
                              in alkalischer Lösung mittelst rothen Blutlaugensalzes.
                           Man behandelt 20 Gran Cochenille in gelinder Wärme mit 1 Unze Wasser und 1/2 Unze
                              Kalilauge, fügt nach der völligen Losung des rothen Farbstoffes noch 1 Unze kaltes
                              Wasser zu und läßt erkalten. In diese Lösung tropft man aus einem Alkalimeter von einer Lösung von
                              5 Gran reinen und trocknen Kaliumeisencyanids so lange bis die Lösung ihre
                              Purpurfarbe verloren hat und gelbbraun geworden ist, was man am besten in
                              herausgenommenenen Tropfen auf weißer Unterlage erkennt. Die Anzahl verbrauchter
                              Grade des Alkalimeters bezeichnet den Werth der untersuchten Cochenille, wobei
                              freilich vorausgesetzt wird, daß nichts anderes als der Farbstoff des Insects
                              reducirend auf das Kaliumeisencyanid wirkt. Man weiß aber bis jetzt noch nichts von
                              den Substanzen, welche Kali aus der Cochenille auszieht, und daher könnte diese
                              Methode höchstens zu vergleichenden Versuchen mit ächter Cochenille dienen, nie für
                              solche Cochenille die mit anderen in Kali löslichen organischen Substanzen
                              verunreinigt ist. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1857, Bd. II S.
                              120.)
                           
                        
                           Neue Methode Ricinusöl zu reinigen.
                           Da das Ricinusöl des Handels oft schon durch schlechte Zubereitung verändert worden,
                              noch häufiger aber ranzig vorkommt, in welchem Zustande es dann einen pikanten,
                              scharfen, lange im Schlunde anhaltenden Geschmack besitzt, gelb und schleimig wird
                              und einen voluminösen Absatz bildet, so hat M. C. Parvesi
                              ein einfaches und zweckentsprechendes Reinigungsverfahren für dieses Oel ausfindig
                              gemacht, das in Folgendem besteht: 1000 Theile Ricinusöl, 25 Theile gut gereinigte
                              schwarze Knochenkohle und 10 Theile gebrannte Magnesia werden innig gemischt, unter
                              öfterem Umschütteln 3 Tage lang einer Temperatur von 20 bis 25° Cels.
                              ausgesetzt und endlich das Oel durch Fließpapier abfiltrirt.
                           So gereinigtes Ricinusöl ist klar, beinahe farblos, von angenehmem Geschmack, ohne
                              Geruch, sehr leicht in Alkohol löslich und verdickt sich erst bei einer weit
                              niedrigeren Temperatur als das gewöhnliche Oel – alles Eigenschaften, die bei
                              dem Oel, wie es im Handel vorkommt, sehr selten zu finden sind. (Aus Giorn. di farm. e di chim. di Torino, durch Archiv der
                              Pharmacie Bd. CXLIV S. 67.)
                           
                        
                           Fadenwachs für die Weberei; von Emil Kellermann.
                           Ein Pfund gepulverter und mit 1/4 Pfund gepulvertem Talk gut gemischter Graphit wird
                              in eine gleiche Gewichtsmenge zerlassenem, scharf heißem Bienenwachs, unter
                              Umrühren, allmählich eingetragen. Dieses Fadenwachs ist nach dem Erkalten sogleich
                              anwendbar.
                           Ueber den Gebrauch desselben diene Folgendes. Die einzureibenden Fäden werden
                              entweder eingespannt oder mit der einen Hand so fest gehalten, daß man den
                              Wachsballen in der andern mit ziemlichem Druck hin- und herstreichen kann. Je
                              kräftiger und anhaltender man streicht, desto leichter theilt sich das Wachs den
                              Fäden mit, weil die sich entwickelnde Wärme zu Hülfe kommt. Beim Streichen nehme man
                              nicht mehr wie circa 15 bis 20 Fäden auf einmal, sorge
                              dafür, daß sie möglichst neben einander liegen und durch Aenderung der Lage zwischen
                              den Fingern dem Wachs abwechselnd verschiedene Seiten bieten. Die Fäden, welche man
                              beim Einreiben übergeht, werden sich bald durch Rauhwerden bemerkbar machen und man
                              unterlasse nicht, hier bald nachzuhelfen. Außerdem ist es räthlich, die Ecken bei
                              Harnisch-Einrichtungen, sowie die Puppen, wo diese gegen die Gitterstäbe
                              reiben, nach Verlauf einiger Zeit noch einmal durchzustreichen. Nach dem Streichen
                              mit dem Wachs schütte man kleine Partien von dem Pulver auf einen wollenen Lappen
                              und überreibe das Ganze noch einmal. Das Resultat dieser Arbeit ist, daß sämmtliche
                              dieser Art behandelte Schnüre oder Fäden völlig gegen durch Temperaturwechsel
                              bedingte Dimensionsveränderungen und Durchreiben geschützt werden und ihre
                              natürliche Weichheit behalten. Die Fäden nehmen an den Reibepunkten mit der Zeit einen schönen
                              Metallglanz an und glätten sich außerordentlich. Außerdem hat man in Folge
                              verminderter Reibung leichtere Weberei. (Deutsche Gewerbezeitung, 1858 S. 158.)
                           
                        
                           Die Preßhefe und ihre Verfälschung.
                           Die Preßhefe, welche mehrfach patentirt ist, wird gewöhnlich fabrikmäßig bereitet und
                              in den Handel versandt. Solche Fabriken arbeiten namentlich in England, Frankreich,
                              Schweden, Bayern, Flandern etc. Man wäscht die Hefe mit Wasser aus, preßt sie in
                              Säcken, um alles Wasser daraus zu entfernen, breitet sie auf Leinwand aus, um sie
                              entweder an der Luft oder an der Sonne oder in geheizten Räumen zu trocknen, oder
                              auch wohl auf Platten von leicht gebranntem Gyps, der das Wasser einsaugt. Man
                              wendet sie von Zeit zu Zeit um und zerkleinert die zu großen zusammengetrockneten
                              Stücke. Im Handel kommen jetzt auch Hefenkuchen vor, die
                              ursprünglich in Nordamerika bereitet wurden, aber bereits vielfache Nachahmung
                              fanden. Diese Hefe wird folgendermaßen bereitet: Man mischt etwa 6 Loth Hopfen mit
                              beinahe 4 Maaß heißem Wasser und 3 1/2 Pfd. Roggenmehl zusammen; sobald dieses heiße
                              Infusum bis zur lauwarmen Abkühlung gekommen ist, setzt man 1/4 Maaß Hefe hinzu und
                              läßt die Masse gähren. Am andern Tage fügt man noch 7 Pfd. Mais- oder
                              Gerstenmehl (auch wohl Erbsenmehl) hinzu, knetet einen steifen Teig daraus, rollt
                              diesen wie Kuchenteig in einen 1/2 Zoll dicken großen Kuchen, den man dann in
                              kleinere (meist mit einem gläsernen Messer) abtheilt, die man in gewärmten Räumen
                              oder an der Sonne unter häufigem Umwenden trocknet und in geschlossenen Gefäßen in
                              den Handel sendet. Um diese Hefe zu gebrauchen, bricht man etwas davon ab, weicht es
                              in heißem Wasser auf, läßt es 12 Stunden an einem warmen Orte stehen, und gebraucht
                              es dann wie gewöhnliche Hefe. Man kann sich auf ähnliche Art selbst die Hefe
                              aufbewahren, wenn man sie durch Stärkmehlzusatz in trocknen Kuchen verarbeitet und
                              dann völlig austrocknet. – Unter dem Mikroskope erkennt man bei der Preßhefe
                              oder dem Hefenkuchen immer neben den Gährungsbläschen noch die Stärkekörperchen der
                              beigemischten Mehle.
                           Mit dieser Preßhefe wird überhaupt ein ausgedehnter Betrug getrieben. Sie ist oft mit
                              Kreide, Kartoffelstärke gemischt, oft besteht sie
                              größtentheils aus Mehl. Man hat schon an 35 bis 40 Proc. Kartoffelstärke
                              vorgefunden, und zwar in einer Hefe, welche einem Conditor geliefert war; in
                              Frankreich fand ein Destillateur an 67 Proc. vor, und Chevallier hat in einer
                              Hefenfabrik die Fässer mit Kartoffelstärke gefüllt vorgefunden. (Würzburger
                              gemeinnützige Wochenschrift.)
                           
                        
                           Naturgemäße Aufbewahrung von Eiern.
                           Man hat allerlei Methoden zur Aufbewahrung von Eiern aufgefunden, allein keine genügt
                              vollständig und dieß wohl aus dem Grunde, weil man die Hauptursache des Verderbens
                              der Eier entweder nicht hinlänglich kennt, oder aber nicht genug im Auge behält. Es
                              ist eine bekannte Sache, daß die Hühner in den Monaten Mai, Juni und Juli am meisten
                              zur Brut geneigt und daß die im August und später gelegten Eier am haltbarsten sind.
                              Diese Thatsache hat man sich dadurch zu erklären gesucht, daß man annahm, die Hitze
                              wirke auf die Eier nachtheilig ein, was zum Theil richtig ist; allein nichts wirkt
                              nachtheiliger auf die Erhaltung der Eier ein, als die Bruthitze. Die Landleute und
                              Hühnerzüchter überhaupt machen darin den Hauptfehler, daß sie Hennen, welche zur
                              Brut geneigt sind, nicht zeitig genug aus dem Hühnerhofe entfernen, wo sie jede
                              Gelegenheit benutzen, auf die Eier zu sitzen, und daher kommt es. daß ein großer
                              Theil der Eier unhaltbar ist, und die im August und hernach gelegten Eier werden
                              deßhalb haltbarer, weil sich bis dahin der Bruttrieb verloren hat. Wer auch nur ganz
                              kurze Zeit bebrütete Eier, die übrigens noch mehrere Tage lang verwendbar bleiben,
                              nach irgend einer Methode aufbewahrt, wird bei ihrer Verwendung eine Menge derselben
                              verdorben finden.
                           
                           Einsender, der eine sehr bedeutende Anzahl von Geflügel besaß, hat schon mehrere
                              Winter hindurch Hunderte von Eiern aufbewahrt, ohne daß ihm auch nur ein einziges
                              verdorben wäre; wer nachstehende Punkte beobachtet, wird die gleiche günstige
                              Erfahrung machen.
                           1) Das Legnest muß an einem kühlen Ort gemacht werden.
                           2) Die Bruthennen müssen zeitig genug an einem wohlverwahrten Orte gesetzt, oder aus
                              dem Hühnerhofe entfernt werden, bis sich der Bruttrieb vollständig gelegt hat.
                           3) Wer viel Geflügel hat, muß die frischgelegten Eier täglich mehreremale aus dem
                              Neste holen.
                           4) Die Eier werden in einer Kiste, deren Deckel zum Theil offen bleibt, an einem
                              kühlen, luftigen und trockenen Orte aufbewahrt und dem Alter nach sortirt.
                           5) Der Eiervorrath wird mit Anfang des Winters ohne alle Zubereitung in offenen
                              Körben in einem Zimmer aufbewahrt, das zwar nie geheizt wird, aber doch eine so
                              geschützte Lage hat, daß kein hoher Kältegrad darin eintreten kann.
                           6) Die Eier sind so in die Körbe zu legen, daß die ältesten oben und die
                              letztgelegten unten zu liegen kommen. Natürlicherweise ist beim Verbrauche der Eier
                              darauf zu sehen, daß die ältesten zuerst verwendet werden.
                           Auf diese Art behandelte und aufbewahrte Eier sind sehr haltbar und bekommen nicht
                              den geringsten Beigeschmack, der sich nach den sonst empfohlenen Aufbewahrungsarten
                              den Eiern fast immer beigesellt.
                           Reallehrer Kohler in Herrenberg.
                           (Württemb. Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft,
                              1858, Nr. 21.)
                           
                        
                           Wirksames Mittel gegen Zahnweh.
                           Indem wir hier ausnahmsweise, statt einer technischen Neuigkeit, unsere geehrten
                              Leser auf ein neues sehr wirksames Mittel gegen Zahnweh (Nerven-Zahnweh)
                              aufmerksam machen, glauben wir uns im Voraus ihres Dankes versichert halten zu
                              dürfen, da wir aus eigener Erfahrung dasselbe nicht genug empfehlen können. Es wird
                              nicht seinen Dienst versagen, wenn es angewandt wird, wie es von Dr. J. Schiel, dem wir es zu
                              verdanken haben, im neuen Jahrbuch für Pharmacie Bd. IX S. 320 beschrieben
                              worden.
                           In ein sogenanntes Stengelglas oder in irgend ein Glas von nicht zu großer Weite
                              wirft man ein Bäuschchen Baumwolle, das man mit Schwefelkohlenstoff getränkt hat und hält das Glas auf die Stelle des
                              Gesichtes, die den schmerzhaften Zahn bedeckt. Nach wenigen Secunden entsteht ein
                              lebhaft brennendes Gefühl, wobei die Haut leicht geröthet wird.
                           In den meisten Fällen ist eine 10 bis 15 Secunden dauernde Einwirkung nach Beginn des
                              brennenden Gefühls hinreichend, um den Schmerz zu beseitigen. Gewöhnlich
                              verschwindet mit dem Brennen der Zahnschmerz wenige Secunden nach Entfernung des
                              Glases, zuweilen ist jedoch nach Verlauf von 8 bis 10 Minuten eine wiederholte
                              Anwendung erforderlich. Hat man kein Glas zur Hand, so kann man die betreffende
                              Hautstelle mit dem mit Schwefelkohlenstoff getränkten Baumwollbäuschchen bis zum
                              Entstehen des brennenden Gefühls betupfen; des nicht gerade angenehmen Geruches des
                              Schwefelkohlenstoffs wegen ist diese letztere Methode jedoch weniger zu empfehlen,
                              obgleich sie gelegentlich gegen Gesichtsneuralgien u.s.w. vortreffliche Dienste
                              leistet. Der Schwefelkohlenstoff wirkt als Hautreizmittel manchmal fast unglaublich,
                              und verdient mehr angewendet zu werden, als dieß bisher der Fall war. Der üble
                              Geruch desselben ist übrigens nicht schwierig zu beseitigen, da die Substanz äußerst
                              flüchtig ist. Das Auslüften eines Zimmers während weniger Minuten reicht hin, um
                              jede Spur desselben zu entfernen. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1858, Nr.
                              15.)