| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. , S. 315 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Das Kanonenbohrwerk des k. k. Eisengußwerkes nächst Maria
                              Zell.
                           Das Kanonenbohrwerk an der Salza ist circa 600 Klafter
                              nördlich vom Gußwerk an der Straße nach Maria Zell gelegen; es hat lediglich die
                              Bestimmung die einlaufenden Militärbestellungen auf Marine- oder
                                 Festungs-Geschützröhre zu effectuiren. Bei allfälligem Mangel an
                              Militärbestellungen wird dasselbe wohl auch zur Anfertigung von Civilwaare,
                              vorzüglich zum Abdrehen größerer Stücke, besonders schwerer Walzen, verwendet. Das
                              Bohrwerk ist vermöge seiner Einrichtung in der Lage, jährlich 500–600 Stück
                              Geschütze anzufertigen und bezieht sein Aufschlagwasser vom Salzaflusse, das in
                              einem offenen Fluder einer ebenfalls offenen 70pferdigen Jonval'schen Turbine mit 5 Fuß 3 Zoll Durchmesser zugeführt wird, welche
                              ihre Kraft von der aufrechten Welle mit conischen Rädern auf eine schmiedeiserne
                              Transmissionsachse und von derselben mittelst Riemenbewegung auf die einzelnen
                              Arbeitsmaschinen überträgt. Durch Oeffnen oder Schließen der Turbinenzellen kann die
                              Leistung vermehrt oder vermindert werden.
                           
                              Arbeit.
                              Die aus den Flammöfen gegossenen Kanonen werden auf der Achse ganz roh vom Gusse
                                 zum Bohrwerke geführt, dort wird auf den dazu bestimmten Drehbänken der Aufguß oder verlorene
                                 Kopf abgestochen, das Abdrehen und Ausbohren des Rohres, sowie das Abdrehen der
                                 Schildzapfen, das Bohren der Zündlöcher etc. bewerkstelliget.
                              Alle Flächen, welche ein Abdrehen auf den Bänken nicht zulassen, werden mit dem
                                 Meißel und der Feile appretirt, und erst im vollkommen ausgefertigten Zustande
                                 von dem hier stationirten k. k. Geschütz-Uebernahms-Commando aus
                                 die Richtigkeit der Ausfertigung visitirt, beschossen, nach dem Tormentiren
                                 abermals visitirt, dann erst übernommen.
                              Zum Behufe dieser Arbeiten steht im Kanonenbohrwerk eine eigene doppelte
                                 Schildzapfendrehbank, mittelst welcher beide Schildzapfen gleichzeitig abgedreht
                                 werden können. 16 andere Bohr- und Drehbänke, 2 Hobelmaschinen und 1
                                 verticale Bohrmaschine, 2 Schmiedfeuer werden von einem kleinen 1 Fuß im
                                 Durchmesser haltenden Ventilator bei 1200 Umdrehungen per Minute mit Wind versehen.
                              Für den leichteren Transport dieser größtentheils schweren Körper ist durch einen
                                 Schienenweg gesorgt, der durch das ganze Bohrwerksgebäude parallel zur
                                 Längenfront läuft, das Ueberheben der Last geschieht mit Krahnen.
                              
                           
                              Leistung.
                              Im Jahre 1857 wurden 84 Stück Kanonen von verschiedenem Kaliber im
                                 Gesammtgewichte von 4419 Centner ausgefertiget.
                              
                           
                              Heizung.
                              Die Beheizung der mechanischen Werkstätte sowohl als des Kanonenbohrwerks
                                 geschieht mit Dampf, erstere bezieht denselben aus den mit den Hohofengasen
                                 geheizten, zwischen den Gichten eingemauerten Dampfkesseln; für das letztere ist
                                 ein separater Kessel mit Holzfeuerung außerhalb des Bohrwerks-Gebäudes
                                 eingemauert.
                              
                           
                              Personalstand.
                              Im Bohrwerke sind mit Drehen, Bohren, Stemmen etc. 38 Arbeiter, und zwar:
                              
                                 
                                    Schlosser
                                         6
                                    
                                 
                                    Eisendreher
                                       14
                                    
                                 
                                    Hobler
                                         2
                                    
                                 
                                    Schmiede
                                         2
                                    
                                 
                                    Gehülfen
                                         2
                                    
                                 
                                    Stemmer
                                         2
                                    
                                 
                                    Maschinenwärter   
                                         1
                                    
                                 
                                    Lehrjunge
                                         1
                                    
                                 
                                    Interims-Arbeiter
                                         8
                                    
                                 
                                    
                                     –––––––––
                                    
                                 
                                       Zusammen
                                       38 Köpfe
                                    
                                 
                              beschäftigt.
                              Die Aufsicht ist einem Dreh- und Bohrmeister anvertraut.
                              
                           
                              Betriebsresultate.
                              Das Manipulations-Ergebniß im Militärjahre 1857 bei beiden Werkstätten war
                                 Folgendes:
                              Aus 18,370 Centner Rohgußwaare und 328 Centner roher Schmiedeisenwaare wurden
                                 erzeugt:
                              
                                 
                                    appretirte fertige Gußwaare
                                    13,101 Ctr.
                                    
                                 
                                    Abfälle
                                      3602  
                                       „
                                    
                                 
                                    und appretirte Schmiedeisenwaare
                                               
                                        286  
                                       „
                                    
                                 
                                    Schmiedeisen-Abfälle
                                          15  
                                       „
                                    
                                 
                              woraus sich auf 100 Centner der Erzeugung ergibt:
                              
                                 
                                    fertige Gußwaare
                                    79  Procent,
                                    
                                 
                                    Abfälle
                                    21      „
                                    
                                 
                                    fertige Schmiedeisenwaare
                                    95      „
                                    
                                 
                                    Abfälle
                                      5      „
                                    
                                 
                                    und bei der Gußwaare ein Calo
                                       von
                                    10      „
                                    
                                 
                                    bei der Schmiedeisenwaare ein Calo
                                       von   
                                    8 1/2  „
                                    
                                 
                              
                           
                              
                              Durchschnittspreise.
                              Die abfallenden Bohr- und Drehspäne werden gegenwärtig durch Verkauf an
                                 Private mit 45 kr. per Centner verwerthet.
                                 (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1858, Nr.
                                 32.)
                              
                           
                        
                           Zur Geschichte der fabrikmäßigen Bereitung und Anwendung des
                              Schwefelkohlenstoffes; von Dr. L. C. Marquart in Bonn.
                           Nach dem, aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins im polytechnischen
                              Journal Bd. CXLVIII S. 268 aufgenommenen
                              Patent des Hrn. Dr.
                              Seyferth in Langensalza, hat es den Anschein, daß es
                              demselben zuerst gelungen sey den Schwefelkohlenstoff in großen Mengen und zu so billigem Preise zu liefern, daß dieser Körper
                              industrielle Anwendungen gestattet.
                           Ich erlaube mir daher zu bemerken, daß meine Fabrik diesen Artikel schon im J. 1850
                              in größter Menge und zu den billigsten Preisen zu liefern im Stande war und seitdem
                              fortwährend geliefert hat. Schon in jenem Jahre konnte ich täglich 1200 Pfund
                              liefern. Die Jury der Londoner Weltausstellung im Jahre 1851 hat dieß ehrenvoll
                              erwähnt und in den Reports of the Juries pag. 38 heißt
                              es: „Among the newest of Chemical manufactures is
                                    that of sulphuret of carbon, represented by Dr. L. C. Marquart
                                 of Prussia.“
                              
                           Was nun die Verwendung des Schwefelkohlenstoffs als bewegende Kraft betrifft, so ist
                              Hr. John C. F. Salomon, Professor in Baltimore, schon
                              seit mehreren Jahren mit derselben beschäftigt gewesen und zu glücklichen Resultaten
                              gelangt, wie aus einem Briefwechsel hervorgeht, welchen ich mit demselben führte,
                              und aus folgender Anzeige in dem zu Baltimore erscheinenden deutschen Correspondenten vom 20. Juni 1857:
                           
                              „Eine neue Bewegungskraft. Mit besonderem
                                 Vergnügen machen wir unseren Lesern die Mittheilung, daß es dem Genie eines
                                 Deutschen, nämlich dem hier wohnenden Professor der Mathematik und der
                                 Ingenieurkunst, Hrn. John C. F. Salomon, gelungen ist
                                 einen neuen Motor zu erfinden; er hat für seine Maschine bereits ein Patent
                                 gelöst, da ihre praktische Anwendbarkeit durch Versuche hinreichend constatirt
                                 ist. Das Modell oder die Experimental-Maschine wurde von ihm in einem
                                 Hause in Cypreß-Alley, zwischen Pratt- und Lombard-Street,
                                 aufgestellt, wo sie seit mehreren Tagen ununterbrochen arbeitet; natürlich ist
                                 dieselbe als bloßes Modell noch nicht als vollkommen zu betrachten, sie arbeitet
                                 jedoch mit großer Regelmäßigkeit. Diese Maschine ist für vier Pferdekräfte
                                 berechnet, und der Form nach eine gewöhnliche, alternirend wirkende
                                 Dampfmaschine. Das Eigenthümliche derselben besteht in der Ersetzung des Dampfes
                                 als Motor durch eine Mischung von Schwefelkohlenstoff,
                                    Steinkohlentheer und flüchtigem Oele, welche mittelst Wärme in
                                 gas- oder dampfförmigen Zustand versetzt wird. Das zum Betriebe der
                                 Maschine verwendete Fluidum, dessen Kosten 10 Cents per Gallon betragen, wird nach seiner jedesmaligen Verdichtung mit
                                 kaum wahrnehmbarem Verlust immer wieder benutzt.“
                              
                           
                              „Der große Vortheil dieses Motors besteht in der mittelst desselben
                                 erzielten Ersparniß und Sicherheit. Eine Anzahl wissenschaftlich gebildeter
                                 Industriellen und praktischer Mechaniker war bei den Versuchen mit dieser
                                 Maschine anwesend, und diese Herren bezweifeln deren Erfolg gar
                                 nicht.“
                              
                           Die Handelskrisis des vorigen Jahres, welche so manches Unternehmen scheitern machte,
                              hat auch die Erfolge Salomon's ins Stocken gebracht.
                              Jetzt ist derselbe nach New-York übersiedelt und mit Capitalisten in
                              Verbindung getreten, um seine Erfindung in die Praxis einzuführen.
                           
                        
                           
                           Anwendung von Salpeter beim Puddeln des Eisens, nach F. Ch. Knowles.
                           Nach einem, dem Genannten in England patentirten Verfahren wird beim Puddeln des
                              Eisens Kali- oder Natronsalpeter zugesetzt, um Silicium, Schwefel, Phosphor
                              und einen Theil des Kohlenstoffs zu oxydiren und dadurch ein besseres Eisen zu
                              gewinnen. Die Menge des erforderlichen Salpeters hängt von dem Gehalte des zu
                              verpuddelnden Roheisens an Phosphor, Schwefel etc. ab. Außer dem salpetersauren Salz
                              setzt Knowles noch Kaolin behufs der Schlackenbildung zu.
                              (Repertory of Patent-Inventions, März 1858,
                              S. 239.)
                           Es ist einleuchtend, daß der dem Roheisen zugesetzte Salpeter nicht direct (mit
                              Umgehung des Eisens) das in demselben enthaltene Silicium, den Phosphor, Schwefel
                              etc. oxydirt, sondern nur mittelbar wirkt, indem er Eisenoxyd erzeugt, welches jenen
                              Zweck erfüllt. Das bekannte Schafhäutl'sche Mittel und
                              der von Sanderson zum Feinen des Roheisens empfohlene
                              Zuschlag von Eisenvitriol (polytechn. Journal Bd.
                                 CXLIV S. 463) verdienen daher als ökonomischer den Vorzug. Die
                              Redaction.
                           
                        
                           Ueber das Vorkommen des Arseniks im Messing; von A. Loir.
                           Daß manche Messingsorten Arsenik enthalten, ist eine Thatsache, welche ich nirgends
                              erwähnt gefunden habe. Die Kenntniß derselben ist aber wichtig hinsichtlich des
                              Ausgrabens von Leichnamen behufs der gerichtlich-chemischen Untersuchung auf
                              eine stattgefundene Arsenikvergiftung. In manchen Gegenden pflegt man nämlich in die
                              Särge Medaillen zu legen, besonders oder an Rosenkränze befestigt. Solche Medaillen,
                              welche oft aus Messing bestehen, können nach Verlauf mehr oder weniger langer Zeit
                              in Folge der durch die Fäulniß hervorgerufenen Reactionen angegriffen werden, und
                              vermengen sich dann mit den Ueberbleibseln des Leichnams, welche bisweilen chemisch
                              untersucht werden müssen.
                           Ich habe den Arsenik in zehn Messingsorten aufgefunden.
                           
                              
                                 
                                 Angewandtes     
                                    Gewicht.
                                  Länge des Arsenringes.
                                 
                              
                                 
                                      Grm.
                                 
                                 
                              
                                 Eine Medaille
                                      1,15
                                     3 Centimeter.
                                 
                              
                                 Andere Medaille
                                      1,73
                                     5        „
                                 
                              
                                 Andere Medaille
                                      2,65
                                     4        „
                                 
                              
                                 Andere Medaille
                                      2,70
                                     4,5    
                                    „
                                 
                              
                                 Draht
                                      3,00
                                     4        „
                                 
                              
                                 Acht kleine Stecknadeln
                                      0,45
                                    Sehr merklicher Ring.
                                 
                              
                                 Messing zum Bearbeiten auf d.
                                    Drehbank   
                                      2,50
                                     3 Centimeter.
                                 
                              
                                 Messing für Zierathen
                                      3,00
                                     3        „
                                 
                              
                                 Anderes für Zierathen
                                      5,00
                                     Keine Spur.
                                 
                              
                                 Rauschgold
                                      5,00
                                     Keine Spur.
                                 
                              
                           (Comptes rendus, Juli 1858, Nr.
                              3.)
                           
                        
                           Ueber die Darstellung des chromsauren Bleioxyds zur Benutzung
                              bei Elementaranalysen; von Dr. H. Vohl.
                           Bei der Elementaranalyse organischer Verbindungen wird sehr häufig das chromsaure
                              Bleioxyd als Sauerstoffquelle in Anwendung gebracht, und es bietet gegen das Kupferoxyd manche Vortheile
                              dar, welche in seinen minder wasseranziehenden Eigenschaften sowohl, wie in den
                              genauer durch dasselbe zu erzielenden Resultaten in Betreff des Kohlenstoffs
                              bestehen. Seine Anwendung wurde jedoch theils durch den Kostenpunkt, theils durch
                              seine mühsame Darstellungsweise bedeutend beschränkt, eben so konnte dasselbe bis
                              jetzt nicht wie das gebrauchte Kupferoxyd in seinen vorigen Zustand zurückgeführt
                              werden, und wurde es dadurch, wenn es zweimal, höchstens dreimal gedient hatte,
                              total unbrauchbar. Das Verhalten der salpetersauren Salze zu Chromoxyd in der
                              Glühhitze führte den Verf. zu einem Versuch, um die Einwirkung des salpetersauren
                              Bleioxyds auf Chromoxyd kennen zu lernen. Zu dem Ende mischte er in gepulvertem
                              Zustande 1 Aeq. Chromoxyd mit 1 Aeq. salpetersaurem Bleioxyd und erhitzte die
                              Mischung in einem Porzellantiegel über der Weingeistlampe. Es trat sehr bald eine
                              bedeutende Reaction ein. Die Masse sinterte zusammen und es entwich eine große Menge
                              salpetriger Säure. Nachdem die Gasentwickelung aufgehört hatte und die Masse stärker
                              erhitzt wurde, schmolz sie zusammen und lieferte beim Erkalten einen
                              strahlig-krystallinischen Körper von dunkelrothbrauner Farbe, welcher
                              gepulvert ein braungelbes Pulver ergab und sich als reines chromsaures Bleioxyd
                              erwies. Bei der Verwendung des chromsauren Bleioxyds zu den Elementaranalysen wird
                              größtentheils nur die Chromsäure ihres Sauerstoffs beraubt und kann man das
                              gebrauchte chromsaure Salz durch Befeuchten mit Salpetersäure und nachheriges Glühen
                              wieder in reines chromsaures Bleioxyd verwandeln. Auf diese Weise läßt sich das
                              chromsaure Bleioxyd unzähligemale benutzen. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd.
                              CVI S. 127.)
                           
                        
                           Verfahren zur Fabrication von schwefelsaurer Thonerde; von Ch. Norris.
                           Man nimmt Porzellanthon, verwandelt ihn in ein feines, trockenes Pulver und bringt
                              ihn im mäßig erhitzten Zustande mit ungefähr dem gleichen Gewicht Schwefelsäure von
                              1,75 spec. Gewicht zusammen. Die Schwefelsäure wird am besten auch im heißen
                              Zustande, so wie sie aus den Bleipfannen kommt, angewendet. Es kann aber der eine
                              Stoff auch kalt seyn, wenn nur der andere hinreichend heiß ist. Der Thon und die
                              Schwefelsäure werden mit einander vermischt, worauf man aus der Masse Haufen bildet,
                              am besten von solcher Größe, daß in einem Haufen circa
                              10 Tonnen der Masse vereinigt sind. Die Schwefelsäure beginnt nun alsdann den Thon
                              zu zersetzen, welche Zersetzung unter Erhitzung mit Heftigkeit durch den ganzen
                              Haufen sich fortpflanzt, so daß zuletzt eine trockene Masse übrig bleibt, die man
                              ohne Weiteres oder nachdem sie bloß gemahlen worden, als rohe schwefelsaure Thonerde
                              in den Handel bringt. Zuweilen beginnt die Einwirkung der Schwefelsäure auf den Thon
                              schon während der Vermischung dieser beiden Stoffe, gewöhnlich aber erst nachdem die
                              Masse zu einem Haufen vereinigt ist. Hat man die beiden Stoffe vor dem Mischen oder
                              die Mischung vor dem Zusammenhäufen zu kalt werden lassen, so daß in Folge dessen
                              die Zersetzung nicht oder nicht rasch genug eintritt, so braucht man nur ein
                              rothglühendes Schüreisen einige Zoll tief in den Haufen hineinzustecken, um zu
                              bewirken, daß die Zersetzung des Thones beginnt und alsdann durch die ganze Masse
                              hindurch sich fortpflanzt. – Patentirt in England am 23 Juli 1857. (Repertory of Patent-Inventions, April 1858, durch
                              polytechnisches Centralblatt, 1858 S. 971.)
                           
                        
                           Behandlung der Fette mit schwefliger Säure, um sie zu härten,
                              nach B. Ch. Tilghman.
                           Der Genannte erhielt am 2. Mai 1857 in England ein Patent auf ein Verfahren, Fette
                              und Oele mit schwefliger Säure zu behandeln, um sie härter und fester zu machen, so
                              daß sie sich zur Anfertigung von Kerzen und zur Seifenbereitung besser eignen. Nach
                              demselben wird das Fett bis 500° F. (260° C.) erhitzt und in dasselbe dann gasförmige
                              schweflige Säure geleitet, die in irgend einer Weise erzeugt wird, jedoch möglichst
                              rein seyn muß. Das Fett wird nachher durch Einleiten von Dampf und Waschen mit
                              Wasser wieder von der schwefligen Säure befreit und darauf durch Destillation,
                              Verseifung etc. weiter verarbeitet. Bei 500° F. muß die Behandlung mit
                              schwefliger Säure circa 4 Stunden, bei 550° F.
                              (288° C.) braucht sie nur 1 1/2 Stunden lang dauern, bei letzterer Temperatur
                              findet aber eine zu starke Verdampfung des Fettes statt. Die Wirkung erfolgt auch
                              bei niedrigerer Temperatur, erfordert dann aber um so mehr Zeit. Bei der Einwirkung
                              der schwefligen Säure auf das Fett bildet sich eine Schwefelverbindung, die bei der
                              folgenden Destillation desselben schädlich ist. Der Patentträger setzt deßhalb den
                              Fettsäuren vor der Behandlung mit schwefliger Säure etwas Kupferseife zu, wodurch
                              dieser Uebelstand beseitigt wird. Bei Verarbeitung von neutralem Fett ist dieser
                              Zusatz indeß nicht nöthig. (Repertory of
                                 Patent-Inventions, März 1858, durch polytechnisches Centralblatt,
                              1858 S. 975.)
                           
                        
                           Ueber mineralische Kerzen und Oele, von John Barlow.
                           John Barlow hielt in der Royal
                              institutioninstitutiou zu London einen Vortrag über die mineralischen Kerzen und die flüssigen
                              mineralischen Kohlenwasserstoffe, welche in den großen Fabriken von Price's
                              Candle-Company in
                              Belmont und Sherwood unter der Leitung von Georg Wilson
                              und nach dem Verfahren von Warren de la Rue fabricirt
                              werden. Aus diesem Vortrage ist das Nachstehende am unten citirten Orte
                              mitgetheilt.
                           Die Neuheit dieser Producte besteht in dem Rohmaterial, in dem Verfahren der
                              Abscheidung aus demselben und in ihrer chemischen Zusammensetzung. Das Rohmaterial
                              ist eine halbflüssige Naphtha, welche man aus in der Nähe des Flusses Irrawaddy in
                              Birma gegrabenen Quellen gewinnt. Die Eingebornen von Birma verwenden diese Substanz
                              zur Beleuchtung, zum Schutze des Holzes gegen Insecten, in der Medicin etc. In der
                              Fabrik zu Belmont destillirt man zunächst die rohe Naphtha mittelst Dampf bei
                              100° C.; dabei geht ungefähr ein Viertel der Substanz über, welches aus einem
                              Gemenge verschiedener Kohlenwasserstoffe besteht, die sehr schwer von einander zu
                              trennen sind. Man unterwirft, um diese Trennung einigermaßen zu bewirken, das
                              Destillat einer wiederholten 2- oder 3maligen Destillation und gewinnt
                              dadurch verschiedene flüssige Kohlenwasserstoffe, deren Dichtigkeit von 0,627 bis
                              0,860 und deren Siedepunkt von 26,7 bis 200° variirt. Es sind sämmtlich
                              farblose Flüssigkeiten, welche bei keiner Temperatur fest werden und den Kautschuk
                              auflösen. Der Dampf des flüchtigsten derselben ist ein kräftiges anästhetisches
                              Mittel; der leichteste dieser Kohlenwasserstoffe, welcher im Handel Oel von Sherwood
                              heißt, hat ein kräftiges Reinigungsvermögen, indem er fettige Flecken aus Seide etc.
                              wegnimmt, ohne selbst die zartesten Farben zu beschädigen; die schweren
                              Kohlenwasserstoffe dienen zum Brennen in Lampen, wobei sie eine sehr glänzende weiße
                              Flamme geben.
                           Der Rückstand von der Destillation des Rohmaterials, welcher etwa drei Viertel vom
                              Gewicht desselben ausmacht, wird geschmolzen und durch Behandlung mit Schwefelsäure
                              gereinigt. Die fremdartigen Stoffe setzen sich dabei als ein schwarzer Niederschlag
                              zu Boden. Man zapft die Flüssigkeit von demselben ab, bringt sie in eine Blase und
                              destillirt sie mittelst überhitzten Wasserdampfes, indem die Temperatur auf 150 bis
                              300° erhöht wird. Die bei dieser Destillation oberhalb der Temperatur von
                              220° erhaltenen Producte enthalten eine feste Substanz, welche dem Paraffin
                              ähnlich ist und den Namen Belmontin erhalten hat. Diese
                              Substanz dient zur Fabrication von Kerzen, welche sehr hell brennen, so daß eine
                              solche Kerze, von denen 8 auf 1 Pfd. gehen, ein Licht von derselben Helligkeit gibt,
                              wie eine Wallrath- oder Stearinkerze von 6 auf 1 Pfd. Die bei der
                              Destillation gewonnenen flüssigen Producte eignen sich sehr gut zu
                              Maschinenschmiere.
                           Was die chemische Constitution dieser Producte anbetrifft, so sind die
                              Hauptbestandtheile Radicale der Aethyl- und zum kleinen Theile Radicale der
                              Benzolreihe, wogegen
                              Kohlenwasserstoffe von der Zusammensetzung des ölbildenden Gases unter diesen
                              Producten nicht vorhanden sind. (Cosmos, vol. XII p. 513, durch polytechnisches Centralblatt, 1858 S.
                              1033.)
                           
                        
                           Darstellung und Anwendung des Glycerins, nach Fergusson Wilson.
                           Das Glycerin kann nach Wilson außer verschiedenen
                              medicinischen und den sonst schon vorgeschlagenen Anwendungen sicherlich noch für
                              mancherlei andere Zwecke benutzt werden. Barlow hat u.a.
                              gefunden, daß organische Stoffe, z.B. Fleisch, bei der Aufbewahrung in Glycerin
                              nicht mehr faulen; es dürfte daher zur Aufbewahrung gewisser Gegenstände in
                              zoologischen Sammlungen, namentlich zur Aufbewahrung von Fischen mit glänzenden und
                              gefärbten Schuppen, geeignet seyn. Wilson verwendet bei
                              der Darstellung von Fettsäuren und Glycerin aus Palmöl Wasserdampf und Wärme als
                              einzige Zersetzungsmittel und erhält das Glycerin nach seinem Verfahren vollkommen
                              rein. In das in einem Destillirapparate befindliche Palmöl wird Wasserdampf
                              geleitet, welcher die Temperatur von 500–600° F. hat. Das Glycerin und
                              die Fettsäuren nehmen dabei ihr Aequivalent Wasser auf und destilliren zusammen
                              über. In der Vorlage erhält man zwei Schichten, nämlich unten das Glycerin und
                              darüber die Fettsäuren. Man muß die angemessene Menge Dampf anwenden und die
                              Temperatur gut reguliren, da sonst das Glycerin nicht sein Aequivalent Wasser
                              aufnimmt und Acrolein entwickelt wird. Das in der Vorlage angesammelte Glycerin ist
                              für manche Zwecke noch nicht concentrirt genug; es wird daher abgedampft, und wenn
                              es sich gefärbt hat, nochmals destillirt. Man erhält so eine Flüssigkeit, die bei
                              gewöhnlicher Temperatur 1,240 spec. Gewicht hat und 94 Proc. wasserfreies Glycerin
                              enthält. Man kann sie durch noch weitere Concentration auf 1,260 spec. Gewicht und
                              den Gehalt von 98 Proc. bringen. (Journal of the Society of
                                 arts, durch polytechnisches Centralblatt, 1858 S. 1036.)
                           
                        
                           Hoffmann's Verfahren zur Fabrication von Stärkegummi und
                              Traubenzucker.
                           Der Chemiker T. A. Hoffmann aus Altenburg, gegenwärtig in
                              Beardstown, Ill. in den Vereinigten Staaten, ließ sich ein Verfahren zur Verwandlung
                              des Stärkmehls und der Getreidearten in Dextrin oder in Traubenzucker patentiren,
                              welches im Wesentlichen darin besteht, das mit Wasser und verdünnter Säure gemischte
                              Stärkmehl oder Korn im geschlossenen Behälter mittelst darauf einwirkenden
                              Hochdruckdampfs auf die Temperatur von 225° bis 300° F. (107°
                              bis 149° Celsius) zu erhitzen.
                           Das Korn wird in einen geschlossenen und dampfdichten Maischbottich gebracht, und es
                              werden auf je 8 Gallons (= 1 Bushel) desselben beiläufig 12 Gallons kochendes Wasser
                              (im Verhältniß des Dampfdrucks eine größere Quantität) angewandt, nebst 1 oder 2
                              Proc. des Korngewichts concentrirte Schwefelsäure. Diese Substanzen werden nach und
                              nach zusammengebracht und dann unter Dampfdruck zwei bis drei Stunden lang umgerührt
                              (gemaischt). Das Stärkmehl ist hernach in Dextrin
                              verwandelt. Die aus dem Behälter abgezogene saure Flüssigkeit wird mit Kreide
                              vollständig gesättigt, und nachdem sich der Niederschlag in der Ruhe abgesetzt hat,
                              die klare Flüssigkeit abgedampft, um das Stärkegummi zu erhalten.
                           Traubenzucker erhält man, wenn man das Dämpfen der Masse
                              im geschlossenen Behälter längere Zeit über fortsetzt. (Scientific American vom 7. August 1858.)