| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 149, Jahrgang 1858, Nr. , S. 461 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Statistische Notizen über die Baumwollen-Fabrication in
                              Großbritannien und in Deutschland; von Hrn. Regierungsrath Moser.
                           
                              A. Großbritannien.
                              Vor der Thronbesteigung Königs Georg III. (1760)
                                 betrug der Gesammtwerth der in Großbritannien verfertigten
                                 Baumwollen-Waaren nicht über 2 Millionen Thaler, die Einfuhr an roher
                                 Baumwolle 1 1/2 bis 2 Millionen Pfund. Der große Aufschwung, welchen diese
                                 Industrie seit jener Zeit genommen, ist der Ersparniß an Arbeitslohn, durch die
                                 Erfindung der bei derselben in Anwendung kommenden Maschinen, namentlich der
                                 Spinn- und Dampfmaschinen, und der Ermäßigung der Kosten des Rohproducts
                                 zuzuschreiben. – Es wurden im Durchschnitte jährlich an roher Baumwolle
                                 verbraucht:
                              
                                 
                                    in den fünf Jahren
                                    1771–1775    
                                        3,000,000
                                       Pfd.
                                    
                                 
                                      
                                       „          
                                       „
                                    1781–1785
                                      10,800,000  
                                       „
                                    
                                 
                                      
                                       „          
                                       „
                                    1791–1795
                                      27,400,000  
                                       „
                                    
                                 
                                      
                                       „          
                                       „
                                    1801–1805
                                      56,600,000  
                                       „
                                    
                                 
                                      
                                       „          
                                       „
                                    1811–1815
                                      79,680,000  
                                       „
                                    
                                 
                                      
                                       „          
                                       „
                                    1821–1825
                                    152,200,000   „
                                    
                                 
                                      
                                       „          
                                       „
                                    1831–1835
                                    313,510,000   „
                                    
                                 
                                      
                                       „          
                                       „
                                    1841–1845
                                    585,300,000   „
                                    
                                 
                                      
                                       „          
                                       „
                                    1851–1855
                                    711,500,000   „
                                    
                                 
                                                          
                                       im Jahre 1856
                                    913,800,000   „
                                    
                                 
                              Es hat mithin eine Zunahme des Verbrauchs um das 300fache gegen die Zeit vor
                                 achtzig Jahren stattgesunden. Die brittischen Manufacturen consumiren 2/3 des
                                 Gesammtverbrauchs an roher Baumwolle in ganz Europa. Würde das Quantum des
                                 brittischen Consums gegenwärtig noch nach der Methode von 1770 verarbeitet, so
                                 würden dazu 91,380,000 Menschen, d.h. gerade soviel Menschen, als die
                                 Gesammtbevölkerung Frankreichs, Oesterreichs und Preußens beträgt, erforderlich
                                 seyn. Gegenwärtig sind indeß in den 2210 großen Baumwollen-Fabriken
                                 (Spinnereien und Webereien zusammengerechnet) nur 379,219 Arbeiter beschäftigt,
                                 die mehr oder weniger nur als Aufseher für die Maschinen verwendet werden. Diese
                                 letztern wirken mit
                              
                                 
                                    
                                    88,001 Dampf- und
                                    
                                 
                                    
                                      9,131
                                       Wasser-Pferdekräften
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    zusammen 
                                    97,132 Pferdekräften,
                                    
                                 
                              
                              und treiben etwas über 20 Millionen Spindeln. Man rechnet gegenwärtig 315
                                 Spindeln auf die Pferdekraft.
                              Die Kosten des Rohproducts ermäßigten sich in Folge des Anbaues der
                                 Baumwollenpflanze in Nordamerika und Ostindien. Bis zu Ende des vorigen
                                 Jahrhunderts erfolgte der Einkauf der rohen Baumwolle in den brittischen
                                 Colonien in Westindien, in den französischen, spanischen, holländischen und
                                 portugiesischen Colonien und in Kleinasien. Der Preis schwankte in den Jahren
                                 1781–1785 zwischen 20 Sgr. und 1 Thlr. 8 Sgr. für das Pfund. Erst 1786
                                 begann man die Baumwollenpflanze in Nordamerika (Georgien und Südcarolina) im
                                 Großen und regelmäßig zu cultiviren; jetzt gilt die nordamerikanische Baumwolle
                                 als die vorzüglichste. Es wurden aus den Vereinigten Staaten exportirt:
                              
                                 
                                    1791    
                                            
                                       189,316 Pfd.
                                    
                                 
                                    1796
                                          6,276,300  
                                       „
                                    
                                 
                                    1806
                                        37,491,282  
                                       „
                                    
                                 
                                    1816
                                        81,747,116  
                                       „
                                    
                                 
                                    1826
                                      204,535,415  
                                       „
                                    
                                 
                                    1840
                                      743,941,064  
                                       „
                                    
                                 
                                    1845
                                      672,905,996  
                                       „
                                    
                                 
                                    1849
                                    1026,602,209   „
                                    
                                 
                                    1853
                                    1111,570,395   „
                                    
                                 
                                    1854
                                      987,833,106  
                                       „
                                    
                                 
                                    1855
                                    1008,424,001   „
                                    
                                 
                              Diese Ausfuhr beträgt etwa 2/3 des gesammten Handelsverkehrs mit roher Baumwolle
                                 auf der Erde und 4/5 der ganzen Ernte in den nordamerikanischen Staaten. Der
                                 Preis bewegt sich jetzt zwischen 4 und 10 Sgr. für das Pfund.
                              Die Ausdehnung des Anbaues der Baumwollenpflanze in Ostindien ging trotz der
                                 Bemühungen der ostindischen Compagnie nur langsam von statten. Die Schlaffheit
                                 der Hindu und weniger günstige climatische Verhältnisse bereiteten schwer zu
                                 überwindende Hindernisse. Die Ausfuhr nach England betrug
                              
                                 
                                    im Jahre 1820
                                    erst 23,125,000 Pfd., sie war
                                    
                                 
                                         „      
                                       1833
                                    auf  32,755,000  
                                       „
                                    
                                 
                                         „      
                                       1845
                                      „  
                                       58,437,000   „
                                    
                                 
                              gestiegen, und belief sich in den Jahren 1851–1855
                                 jährlich auf 122,411,948 Pfd.
                              Außerdem lieferten in den genannten Jahren durchschnittlich dem brittischen
                                 Verbrauche jährlich:
                              
                                 
                                    Aegypten, die Levante, die Türkei,
                                       Syrien, Morea und      die griechischen
                                       Inseln
                                    28,601,000 Pfd.,
                                    
                                 
                                    Brasilien
                                    21,996,000   „
                                    
                                 
                                    Die brittischen Besitzungen in
                                       Westindien, Guyana, der   Mauritius-Insel
                                       etc.
                                      3,798,000   „
                                    
                                 
                              (Aus der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde, neue Folge, Bd.
                                 IV S. 89.)
                              
                           
                              B. Deutschland.
                              Die Zahl der Baumwollen-Spinnereien und der laufenden Spindeln war im
                                 Jahre 1857 in den einzelnen Staaten des Zollvereins folgende:
                              
                                 
                                    
                                    Spinnereien.   
                                       Spindeln.
                                    
                                 
                                    Bayern
                                          16
                                       316,700
                                    
                                 
                                    Sachsen
                                        133
                                       554,646
                                    
                                 
                                    Preußen
                                          20
                                       289,000
                                    
                                 
                                    Baden
                                          10
                                       185,600
                                    
                                 
                                    Hannover
                                            1
                                         48,800
                                    
                                 
                                    Oldenburg
                                            4
                                         20,400
                                    
                                 
                                    Württemberg   
                                          12
                                       119,000
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                         196
                                    1,534,146.
                                    
                                 
                              Der Verbrauch an roher Baumwolle wird auf 185,950 Ballen berechnet. Für das Jahr
                                 1858 wird eine Vermehrung der Spinnereien um zwölf mit 484,000 Spindeln
                                 erwartet, so daß demnächst in Betrieb seyn würden: 208 Spinnereien mit 2,018,146
                                 Spindeln.
                              
                              In Oesterreich waren nach den statistischen Aufnahmen des Jahres 1851 vorhanden:
                                 208 Spinnereien mit 1,482,138 Spindeln, welche etwa 130,000 Ballen roher
                                 Baumwolle consumirten. Die seitdem eingetretene Vermehrung ist auf 15 Proc. zu
                                 veranschlagen. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in
                                 Preußen, 1858 S. 101.)
                              Ueber die Baumwollen-Spinnereien, Webereien, Druckereien, Bleich-
                                 und Appreturanstalten in den östlichen Departements von Frankreich verweisen wir
                                 auf die Abhandlung von Emil Dollfuß im Jahrgang 1857
                                 des polytechn. Journals, Bd. CXLIV S.
                                    422.)
                              
                           
                        
                           Neue Methode zur Herstellung von erhabenen Holzornamenten; von
                              Amies.
                           Das neue Verfahren zur Erreichung des in der Ueberschrift angedeuteten Zweckes ist im
                              Wesentlichen folgendes: Man bringe die zu diesem Behufe eigens hergerichteten
                              Furnüre von gewöhnlichem oder Lurusholz zwischen zwei Metallplatten (Matrizen),
                              deren eine die Figur, welche man zu erlangen wünscht, in Relief darstellt, während
                              die andere dieselbe Figur vertieft zeigt. Nachdem diese beiden Platten einer
                              gelinden Wärme ausgesetzt werden, wird das Furnür zwischen denselben einer starken
                              Pressung unterworfen, so daß es aus der Form genommen, auf einer seiner Flächen die
                              Figur in erhabener Arbeit präsentirt und von einer wirklichen Sculptur in Holz kaum
                              zu unterscheiden ist. Die Vertiefungen auf der anderen Fläche des Furnürs werden
                              alsdann mit irgend einer plastischen Masse, wie z.B. Cement, Papiermache,
                              ausgefüllt, und sobald dieselbe getrocknet und hinreichend geschliffen ist, braucht
                              man das Furnür nur auf Möbel oder andere damit zu verzierende Gegenstände
                              aufzuleimen.
                           In Nachfolgendem geben wir eine detaillirte Beschreibung des ganzen Verfahrens.
                              Gesetzt, es würden 20 Sculptur-Imitationen aus Holz verlangt, alle nach
                              demselben Modell, so nimmt man 20 Furnüre von der gewünschten Dimension, polirt sie
                              auf der einen Seite, um alle Spuren der Sage oder sonstige Unvollkommenheiten zu
                              beseitigen, und schleift die andere Seite mit Glaspapier. Nachdem dieß geschehen,
                              bestreicht man die Rückseite jedes einzelnen Furnürs mit Leim, worauf ein Blatt
                              Papier geklebt wird, und wartet alsdann, bis die Feuchtigkeit des Leims theilweise
                              von dem Holze absorbirt worden ist. Während die Blätter noch feucht sind, bringt man
                              sie einzeln zwischen die zwei Seiten der erwärmten Matrizen und unterwirft sie, wie
                              bereits erwähnt, der Einwirkung einer Presse. In Folge der dem Holze durch den Leim
                              mitgetheilten Feuchtigkeit macht die Hitze, wenn die Reliefpartie mit dem Papier in
                              Berührung kommt, das Furnür zu einer bildsamen Masse, welche dem Drucke der
                              erhabenen Platte leicht nachgibt und so allmählich die entsprechenden Vertiefungen
                              der anderen ausfüllt. Man läßt das Furnür so lange Zeit zwischen den Matrizen, als
                              nothwendig ist, um das Holz, den Leim und das Papier unter dem trocknenden Einflusse
                              der Hitze der Matrizen vollkommen erhärten zu lassen. Alsdann herausgenommen, zeigt
                              die polirte Fläche des Furnürs genau das Bild des Modells. Die übrigen Furnüre
                              werden successive ganz in derselben Weise behandelt. Wenn die vertieften Theile noch
                              mit irgend einem Kitt ausgefüllt worden, schreitet man zur Politur, worauf diese
                              Sculptur-Imitationen zur Ornamentation auf Möbeln oder in anderer beliebiger
                              Art verwendet werden können.
                           Schließlich sey noch bemerkt, daß der Leim und das Papier einem doppelten Zwecke
                              dienen: Der erste besteht darin, die Furnüre in Folge der Einwirkung der Wärme in
                              eine plastische Masse umzubilden, die sich den zu erlangenden verschiedenen
                              Gestaltungen fügt, ohne zu spalten oder zu springen. Der zweite Zweck ist, auf der
                              Rückseite der Furnüre eine diesen adhärirende und durch die Hitze erhärtende
                              Substanz zu bilden, um jede Veränderung, wenn der Druck der Presse aufhört, zu
                              verhindern. Die Erfahrung hat gelehrt, daß der gewöhnliche Mehlkleister sich am
                              besten eignet, und daß ein Papier von der Dicke eines feinen Briefpapiers den Vorzug
                              verdient. (Aus Armengaud's
                              Génie industriel, durch die Würzburger
                              Wochenschrift, 1858 S. 266.)
                           
                        
                           
                           Fabrication von Dachpappen mit gebleichtem Mineraltheer; vom
                              Ingenieur P. Wagenmann in Bonn.
                           Da die Fabrication der mit Steinkohlentheer getränkten Dachpappen sich bereits sehr
                              ausdehnte, so habe ich diesem Industriezweig im Lauft dieses Jahres besondere
                              Aufmerksamkeit gewidmet. Die mit Steinkohlentheer gekochte Pappe hat den Fehler daß
                              sie sehr bald zu fest wird; überdieß ist ihre schwarze Farbe sehr unvortheilhaft,
                              indem sie unnöthig die Hitze auf den Pappdächern verstärkt; endlich ist solche Pappe
                              für Gase und Dämpfe undurchdringlich, daher sich während kühler Nächte Feuchtigkeit
                              zwischen der Schalung und der Pappe niederschlägt.
                           Ich habe im Frühjahr d. J. angefangen diese Mängel dadurch zu beseitigen, daß ich von
                              meinem Mineraltheer (gewonnen mittelst der bituminösen Kohle der Grube Georg bei
                              Dierdorf, Kreis Neuwied) Pappe fabriciren und im Laufe des Jahres mehrere Dächer
                              damit decken ließ. Der Mineraltheer ist braun und wird nie hart, die Pappe erhält
                              dadurch eine gewisse Elasticität und Porosität. Ein Hauptvortheil des Mineraltheers
                              ist aber, daß derselbe unter gewissen Umständen sich mit Kalk verseifen läßt und
                              dann in kurzer Zeit an der Sonne bleicht, so daß die mit solchem dargestellte
                              Dachpappe eine weiße Oberfläche erhält, daher sie nie so viel Wärme absorbirt wie
                              die schwarze Steinkohlentheer-Pappe.
                           Ich halte den Preis solcher Dachpappen per 100 Stück um 2
                              Thlr. theurer als Steinkohlentheer-Pappe, was per
                              Quadratruthe 20 Sgr. ausmacht. Den Mineraltheer liefere ich per 100 Pfd. zu 6 Thaler.
                           
                        
                           Ueber den Einfluß des Messingstaubes und des
                              Schweinfurtergrüns auf die Gesundheit der Arbeiter; von P. de
                                 Pietra Santa.
                           Als Arzt im Besserungshaus der Magdalenerinnen in Paris hatte ich die beste
                              Gelegenheit die Frage zu studiren, ob der Messingstaub schädlich ist. Im
                              Erdgeschosse dieser Anstalt befindet sich nämlich eine wenig geräumige Werkstatt,
                              worin durchschnittlich zwölf Arbeiter mit dem Abdrehen, Schleifen und Poliren
                              messingener Handelsartikel, wie kleiner Schlösser, Nachtriegel, Thürknöpfe etc.
                              beschäftigt sind. Beim Eintreten in diese Werkstatt wird man sogleich gewahr, daß
                              feine und leichte Messingtheilchen herumflattern, welche glänzend aufsteigen und in
                              einem leuchtenden Bogen niedersinken.
                           Ich unternahm zwei Reihen von Versuchen; die erste umfaßte die drei Jahre von 1852
                              bis 1854; die zweite erstreckte sich vom Juli 1855 bis zum Juli 1856. Die Details
                              derselben sind in meiner der Akademie der Wissenschaften eingereichten Abhandlung
                              enthalten. Diese Untersuchungen haben mich zu folgenden Schlüssen geführt:
                           1) der Mensch kann in einer mit Messingstaub beladenen Atmosphäre leben, ohne daß
                              seine Gesundheit merklich leidet;
                           2) die Messing- oder Kupferkolik, wie sie von den Aerzten des achtzehnten und
                              neunzehnten Jahrhunderts beschrieben wurde, existirt nicht;
                           3) die prophylaktischen Mittel bestehen hauptsächlich darin, die Nahrungsmittel gegen
                              den Messingstaub zu verwahren, sich vor der Mahlzeit sorgfältig die Hände zu
                              waschen, und so oft als möglich Bäder zu nehmen.
                           Schweinfurtergrün. – In einem geräumigen und
                              vollkommen gelüfteten Saal der erwähnten Anstalt sind beiläufig sechzig Arbeiter
                              beschäftigt Papier mit Schweinfurtergrün zu färben, welches für kleine Laternen etc.
                              in den Handel gebracht wird. Der Vorarbeiter reibt das Schweinfurtergrün in einer
                              Schale mit Wasser an; ein Arbeiter trägt die Farbe mit einem groben Pinsel auf das
                              Blatt weißen Papiers auf; ein anderer hängt dieses dann im Trockenzimmer auf; am
                              folgenden Tage ertheilt ein Arbeiter mittelst der Pressung einer starken hölzernen
                              Walze dem Papier den erforderlichen Glanz etc.
                           Ich habe diese Arbeiten während zweier Jahre mit Aufmerksamkeit verfolgt und die
                              Kranken Tag für Tag untersucht. Meine Beobachtungen, welche in der von mir der Akademie eingereichten
                              Abhandlung zusammengestellt sind, haben mich zu folgenden Schlüssen geführt:
                           1) die Arbeiter welche das Papier mit Schweinfurtergrün überziehen oder bedrucken,
                              sind einer eigenthümlichen Krankheit ausgesetzt;
                           2) diese Krankheit charakterisirt sich durch das Erscheinen von Bläschen, Pusteln und
                              Geschwüren auf denjenigen Theilen, welche mit dem Farbstoff unmittelbar in Berührung
                              kommen (Fingern und Zehen, Geschlechtstheilen und insbesondere dem Hodensack);
                           3) die Zufälle sind local und erstrecken sich nicht auf den Organismus, die
                              Circulir- und Assimilirsysteme werden nicht gestört;
                           4) die erwähnten Wirkungen sind gar nicht gefährlich. Ihre Entwicklung kann durch
                              prophylaktische Mittel gehemmt werden (häufige Waschungen, Bader, lederne
                              Handschuhe, Theilung der Arbeit). Nachdem sich die Pusteln etc. eingestellt haben,
                              kann man sie schnell durch eine specifische Behandlung bekämpfen (Abwaschen der
                              kranken Theile mit Salzwasser, worauf man sie unmittelbar mit Calomel bestreut);
                           5) die erwähnten prophylaktischen Mittel, deren Wirksamkeit die Erfahrung erwiesen
                              hat, müssen von den mit Schweinfurtergrün beschäftigten Arbeitern täglich angewendet
                              werden. (Comptes rendus, August 1858, Nr. 8.)
                           
                        
                           Dritter Bericht über die photograpyisch-chemische
                              Lehranstalt zu Jena.
                           Dem photographischen Publicum und meinen zahlreichen wissenschaftlichen Freunden
                              gegenüber halte ich es für meine Pflicht, von Zeit zu Zeit einen öffentlichen
                              wahrheitsgetreuen Bericht über die fortschreitende Wirksamkeit meiner Lehranstalt zu
                              geben. Der zweite Bericht erschien im vorigen Jahre in der dritten Auflage des
                              weitverbreiteten, trefflichen Werkes von J. Krüger:
                              „Vademecum des Photographen.“
                              
                           Die Zahl der seit Gründung der Anstalt im Mai 1855 persönlich unterrichteten
                              Photographen beträgt bis heute 29, worunter mehrere Ausländer (aus Rußland, Schweden
                              und Norwegen). Weit größer ist die Zahl solcher, welche sich im Wege der
                              (Correspondenz theils Belehrung erbaten, theils photographische Präparate (im
                              engeren Sinn) geliefert erhielten.
                           Der ursprüngliche Zweck der Anstalt, daß sich womöglich junge Männer bei Erwählung
                              ihres Lebensberufes der Photographie widmen und dieselbe nebst ihren
                              Hülfswissenschaften gründlich studiren möchten, ist leider unausführbar geblieben
                              und vielleicht erst der Zukunft vorbehalten. Die Ansprüche der in die Anstalt
                              Eintretenden, welche, meist in reiferem Lebensalter, bisher einem anderen Berufe
                              vorstanden, waren die, in möglichst kurzer Zeit eine oder mehrere photographische
                              Methoden so weit praktisch gründlich zu erlernen, daß sie sofort ein Geschäft damit
                              eröffnen konnten. Unter diesen Umständen betrug die Dauer des Unterrichtes
                              3–6 Wochen. Der Erfolg war trotz der oft heterogenen Individualität der
                              Schüler doch stets ein solcher, daß sie den nöthigen sicheren Blick zum
                              selbstständigen Weiterschreiten auf der goldenen Bahn der Praxis sich aneigneten und
                              schon während ihres Unterrichtes anerkennenswerthe Proben ihrer Kunst ablegten. Das
                              meist auch nach dem Austritt aus der Anstalt fortdauernde freundschaftliche oder
                              Geschäftsverhältniß der Schüler mit Unterzeichnetem ist wohl ein ferneres Zeugniß
                              für den Geist der Anstalt.
                           Von den in den letzten Jahren neu hinzugekommenen Unterrichtsgegenständen verdient
                              besonders die Panotypie hervorgehoben zu werden, eine eben so interessante als
                              schwierige Kunst, welche die Daguerréotypie in Europa fast vollständig
                              verdrängt hat. Es sind nach meiner Anweisung darin schöne und sichere Resultate zu
                              erreichen.
                           Die Taupenot'sche Methode auf trockenen
                              Albumin-Collodium-Platten erfreute sich starker Nachfrage, weßhalb
                              dieselbe tüchtig eingeübt wurde. Sie ist noch das sicherste von allen bis jetzt
                              bekannten sogenannten „trocknen“ Verfahren, und deßhalb schon
                              längst von mir ausschließlich angewendet. Ihre gebotenen Vortheile sind besonders
                              auf photographischen Reisen ungemein groß, und die Sicherheit wie Schönheit der
                              damit erzeugten Resultate läßt bei sorgfältiger Ausführung der Präparation nichts zu wünschen
                              übrig. Mir wurde bezüglich des dießjährigen Jubelfestes unserer Universität die
                              Gelegenheit, in Kurzem gegen 20 verschiedene landschaftliche und architektonische
                              Aufnahmen nach dieser Methode zu machen, deren Copien im Buchhandel zu haben sind.
                              (Jena, F. Frommann.) Die präparirten Platten lassen sich
                              leicht versenden.
                           Auch die allgemein gewordene Photographie auf feuchtem Collodium für Porträts erfuhr
                              in meiner Anstalt mehrfache Verbesserung, namentlich durch die Combination
                              verschiedener Hervorrufungsmittel, so daß die Copien der damit erhaltenen Negativs
                              selten der Retouche und nur eines feinen Firnißüberzuges bedürfen. – So
                              schließe ich denn meinen dießmaligen Bericht mit dem Wunsch, daß meine
                              Unterrichtsanstalt – das erste, obgleich jetzt vielfach nachgeahmte
                              Unternehmen dieser Art in Deutschland – sich des ferneren Vertrauens des
                              photographischen Publicums zu erfreuen haben möge.
                           Jena, im September 1858.
                           Dr. J. Schnauß.
                           
                        
                           Ueber die Färbung der Glascylinder für Lampen, um von
                              Oel- und Gasflammen ein weißes Licht zu erhalten.
                           Die Glasfabrikanten nehmen zu Glascylindern für Lampen gewöhnlich reines weißes Glas.
                              Das ist am geeignetsten, das Licht vollständig durchgehen zu lassen, und für schönes
                              weißes Licht würden daher diese Gläser auch die geeignetsten seyn; allein die
                              wenigsten Flammen von Oel und Leuchtgas geben ein weißes Licht, das meiste ist
                              gelblich, grünlich und dergl., und dieser Umstand trägt nicht wenig bei, den
                              Glasflammen und Oelflammen den Eingang überall zu versperren, wo man auf weißem
                              Licht besteht.
                           Wir brauchen hier nur Andeutungen zu geben, um die Leser sogleich alle Folgerungen
                              aus der Anwendung von gefärbten Flammen ziehen zu lassen.
                           Ein Tanzsaal, Concertsaal, ein Theater, jeder ähnliche Saal für größere Versammlungen
                              gewinnt nach der verschiedenen Beleuchtung ein verschiedenes Ansehen. Die Farben der
                              Kleider wechseln; was gelb oder grünlich war, wird scheinbar weiß) helle Farben
                              dunkeln; grelle Farben werden mild; matte Farben schmutzig; alle weiße Wäsche
                              verliert ihren Glanz und was das ärgste ist, die Hautfarbe verliert ihr wahres
                              Aussehen, so daß in einem Saal mit mißfarbigem Lampenlichte die ganze Versammlung
                              krank aussehen kann. Wir sehen das an unseren Schauspielern, die sich färben und
                              schminken müssen, wollen sie leidlich aussehen, und so zum Opfer schlechten Lichtes
                              werden.
                           Und doch gibt es ein einfaches Mittel, das mißfarbige Lampenlicht zu verbessern
                              – das liegt in der Anwendung geeigneter Glascylinder und Glaskugeln, in
                              welche man die Flammen einschließt.
                           Ein bläulicher Glascylinder aus England, den wir dieser Tage in einer interessanten
                              Sammlung des Hrn. Dr. Pohl am
                              Polytechnicum in Wien gefunden haben, veranlaßt uns im allgemeinen Interesse aller,
                              welche sich nicht der weißen Wachsflammen bedienen können, darauf aufmerksam zu
                              machen und in besonderem Interesse der Glasfabrikanten, diese daran zu mahnen, die
                              völlig farblosen Glascylinder bei Seite zu lassen und Cylinder und Glaskugeln von
                              bläulicherDa Violett die Complementärfarbe von Gelb ist und in fast allen unseren Oel-
                                    und Gasflammen meist nur das Gelb oder Röthlichgelb vorherrscht, so dürfte zur Ergänzung
                                    dieser letzteren Farben zu Weiß die Anwendung von
                                    bläulich oder schwach
                                       violett gefärbten Lampencylindern vorzugsweise zu empfehlen seyn.
                                    Böttger. oder solcher Farbe einzuführen, welche eine gefärbte, Flamme, wohin fast
                              alle Oel- und Gasflammen gehören, in ein weißes Licht verwandeln.
                           
                           Die Leuchtgasanstalten, die man ihres farbigen Lichtes wegen oft hart angreift,
                              werden in vielen Städten die Einwohner am ehesten zufrieden stellen, wenn sie auf
                              diesen Kunstgriff achten, um dessen willen man ihnen oft eine schwächere Flamme
                              weniger übler anrechnen wird.In Schmuck- und Kleiderläden dürften bläulich oder violett gefärbte Lampencylinder
                                    besonders einen guten Effect hervorbringen. Böttger. Die Engländer haben auch oft schlechtes Leuchtgas, aber besseres
                              Laternenglas und nach dem Gesetz der Farbenlehre zubereitete Glascylinder, die
                              unseren Fabrikanten zum Vorbilde dienen können. (Stamm's illustrirte Wochenschrift,
                              1858 S. 125; Böttger's polytechn. Notizblatt, 1858, Nr. 11)
                           
                        
                           Ueber die Entdeckung des Jods durch Stärkmehl; von O. Henry und E. Humbert.
                           Das Chlor, welches man benutzt um das Jod frei und folglich fähig zumachen das
                              Stärkmehl zu bläuen, hat einige Vorzüge vor den anderen oxydirenden Körpern welche
                              man zu demselben Zweck angewendet hat, weil es die Schwefelmetalle und die
                              schwefligsauren Salze – deren Gegenwart das Freiwerden des Jods und das
                              Bläuen der Flüssigkeit verhindern könnte – leichter zerstört und in
                              schwefelsaure Salze umwandelt. Aber ein Ueberschuß von Chlor, welcher schwer zu
                              vermeiden ist, selbst bei Anwendung von sehr verdünntem Chlorwasser, bewirkt oft,
                              daß die auf den ersten Zusatz des Reagens entstandene Färbung wieder verschwindet,
                              indem sich das Jod in Jodsäure oder in Chlorjod verwandelt. Durch Zusatz eines
                              Desoxydationsmittels, z.B. schwefliger Säure, wird neuerdings das Jod frei und die
                              Flüssigkeit blau gemacht; aber ein Ueberschuß dieses Reagens bewirkt ebenfalls, daß
                              die Färbung wieder verschwindet. Man kann diese zweite Klippe vermeiden und die
                              verschwundene blaue Farbe bleibend wieder herstellen, indem man die Desoxydation
                              mittelst Wasserstoff im Entbindungsmoment bewerkstelligt. Wenn man der mit
                              überschüssigem Chlor behandelten Flüssigkeit, deren vorübergehende Bläuung übersehen
                              werden konnte, einige Tropfen Schwefelsäure und ein kleines Zinkstückchen zusetzt,
                              so stellt sich die blaue Farbe nach 15 bis 20 Minuten wieder ein und ist selbst nach
                              48 Stunden, ungeachtet des großen Ueberschusses von entwickeltem Wasserstoff, nicht
                              verschwunden. (Comptes rendus, August 1858, Nr. 7.)
                           
                        
                           Reinigung der Glasgefäße von Theer und Fett.
                           Bei häufiger Beschäftigung mit Theer und seinen Destillationsproducten wurde mir die
                              umständliche Reinigung der Gefäße mit Aether, Terpenthinöl, Photogen etc. sehr
                              lästig und sie veranlaßte auch nicht unbedeutende Kosten. Ich habe nun gefunden, daß
                              diese Reinigung am vollständigsten erfolgt, wenn man die Gefäße mit reinem trockenen
                              und nicht zu groben Sande schüttelt. Nur in verzweifelten Fällen muß man noch etwas
                              Photogen zusetzen. Selbst Retorten in denen der Theer fast bis zur Trockne
                              abdestillirt wurde, ließen sich auf diese Weise bei einiger Ausdauer wieder rein
                              herstellen. Dr. H. Schwarz.
                           
                        
                           Ueber die Anwendung des Chloroforms zur Prüfung der Mehle auf
                              beigemengte Mineralsubstanzen; von Lassaigne.
                           Das Chloroform, welches bereits bei verschiedenen Prüfungen organischer Substanzen
                              auf ihre Reinheit u.s.w. mit Glück angewendet wird, hat nun auch der Apotheker Cailletet zu Charleville, zur Prüfung der Mehle auf beigemengte
                              Mineralsubstanzen in Gebrauch gezogen. Derselbe stellte in meiner Gegenwart die
                              betreffenden Versuche an, und da ich mich dabei von der Zweckmäßigkeit seines
                              Verfahrens überzeugt habe, so übergebe ich dasselbe hiermit der allgemeinen
                              Benutzung.
                           Bekanntlich sind die meisten Mineralsubstanzen nicht allein in Chloroform unlöslich,
                              sondern auch schwerer als dieses, während die Mehle viel leichter sind. Bringt man
                              daher diese drei Stoffe miteinander in Berührung, so wird sich Unten die
                              Mineralsubstanz ablagern, über derselben wird das Chloroform stehen, und auf diesem
                              das Mehl schwimmen. Auf diesen einfachen Thatsachen beruhet das Cailletet'sche Prüfungsverfahren.
                           Zur Ausführung des Versuchs bringt man in eine 15 bis 20 Centimeter lange und 3
                              Centimeter breite Proberöhre 5 bis 10 Grm. des verdächtigen Mehls, gießt auf
                              dasselbe so viel Chloroform, daß die Röhre fast ganz voll wird, verschließt mit
                              einem Korkstöpsel, schüttelt einige Minuten lang und stellt alsdann die Röhre in
                              senkrechter Lage bei Seite. Nach einer gewissen Zeit findet man das reine Mehl oben
                              auf dem Chloroform schwimmend, darunter dieses klar und hell, und unter demselben
                              alles, was an Mineralsubstanz dem Mehle beigemengt war, vereinigt. Beim Decantiren
                              bleibt die Mineralsubstanz in der Röhre rein zurück und kann dann leicht auf ihre
                              Natur untersucht werden. (Aus den Annal. d'hygiène
                                 publ. et de med. légale, durch Wittstein's Vierteljahresschrift f. praktische Pharmacie, Bd. VII S.
                              459.)
                           
                        
                           Firniß für die Kunsttischlerei, von Hrn. Perdrix in Lyon.
                           Zur Darstellung dieses Firnisses, welchen man auf den Ballen nimmt, löst man
                              Gummilack und Kleber in Alkohol auf, in folgenden Verhältnissen:
                           
                              
                                 Alkohol
                                   1 Liter,
                                 
                              
                                 Gummilack   
                                 16 1/2 Gramme,
                                 
                              
                                 Kleber
                                 62 1/2 Gramme.
                                 
                              
                           Wenn man sehr reinen Gummilack besitzt, braucht man von demselben nur die
                              vorgeschriebene Menge im Alkohol zergehen zu lassen.
                           Anders ist es mit dem Kleber, welcher stets im Alkohol unauflösliche Theile enthält.
                              Damit daher von demselben das vorgeschriebene Quantum (62 1/2 Grm.) wirklich
                              aufgelöst wird, muß man auf je 1 Liter Alkohol 125 Gramme Kleber anwenden.
                           Diese Composition gibt einen Firniß, welcher glänzender und ökonomischer ist als der
                              gewöhnlich angewendete. Während man nämlich mit 1 Liter von dem gewöhnlichen Firniß
                              nur eine Fläche von 11 Quadratmetern überziehen kann, überzieht man mit dem neuen
                              Firniß in kürzerer Zeit die doppelte Fläche, und das Holz erhält dadurch ein
                              Ansehen, welches dessen Adern sichtbarer macht. (Brevets
                                 d'invention, t. XXVII. – In Frankreich erloschenes Patent.)