| Titel: | Bemerkungen zu Bunsen's Photometer; von C. Bohn. | 
| Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. VI., S. 15 | 
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                        VI.
                        Bemerkungen zu Bunsen's Photometer; von C. Bohn.
                        Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXI S.
                              335.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. I.
                        Bohn, Bemerkungen zu Bunsen's Photometer.
                        
                     
                        
                           Der sinnreiche Gedanke, welcher dem Photometer von Bunsen
                              zu Grunde liegt, und die größere Genauigkeit, welche mit diesem Meßinstrument
                              erreicht werden kann, haben dem neuen Photometer rasch den Weg gebahnt. Der
                              Erfinder, dem die Wissenschaft und die Technik der Apparate schon so viele
                              Bereicherungen verdanken, hat sich begnügt, die Idee anzugeben und deren
                              Brauchbarkeit darzuthun, – eine eingehende Besprechung des Instrumentes hat
                              er nicht veröffentlicht, – es ist von seinem Laboratorium aus bekannt
                              geworden.
                           Bekanntlich gründet sich das neue Photometer auf die Thatsache, daß befettetes Papier
                              das Licht in beträchtlich größeren Mengen hindurchläßt, als nicht befettetes, und
                              daß umgekehrt das Licht an befetteten Stellen in beträchtlich geringerer Menge
                              reflectirt wird, als vom reinen Papier. Ein Papierschirm mit einem Stearinfleck
                              erscheint daher im durchgelassenen Lichte an der befetteten Stelle Heller als an den
                              übrigen, während bei directer Beleuchtung die reinen Stellen Heller erscheinen.
                           Würde alles Licht, welches auf den Schirm fällt, nur in zwei Theile zerlegt –
                              einen Theil der reflectirt, und einen der durchgelassen wird – so würde, bei
                              gleich starker Beleuchtung der entgegengesetzten Seiten des Schirmes, dieser seiner
                              ganzen Ausdehnung nach nothwendig von derselben Helligkeit erscheinen, – der
                              Stearinfleck würde verschwinden. Denn bezeichnet α einen Bruch, der ausdrückt, welch ein Antheil des auffallenden
                              Lichtes von reinem Papier
                              reflectirt wird, und β einen Bruch der angibt,
                              welch einen Antheil des auffallenden Lichtes das Papier hindurchläßt, so ist, nach
                              der gemachten Voraussetzung der Zerlegung des Lichtes in nur zwei Theile, immer α + β = 1.
                              Bezeichnet J die Intensität des Lichtes, mit welchem
                              jeder Punkt der einen Seite des Schirmes direct beleuchtet wird, so drückt αJ die Intensität des zurückgeworfenen und βJ des durchgelassenen Lichtes aus. Wird die
                              andere Seite des Schirmes mit gleich intensivem Lichte beleuchtet, so wird auch dort
                              (angenommen das Papier sey auf beiden Seiten gleich) an allen Punkten Licht von der
                              Intensität αJ zurückgeworfen und Licht von der
                              Intensität βJ durchgelassen. Jeder Punkt des
                              Schirmes wird also gleichzeitig im reflectirten und im durchgelassenen Lichte
                              gesehen und erscheint in der totalen Helligkeit αJ + βJ = (α + β) J = J.
                           An den benachbarten, mit Stearin getränkten Stellen des Papieres ist dieß nicht
                              anders als an dem reinen Papier, denn wenn auch die Reflexions- und
                              Durchlassungscoefficienten α' und β' für befettetes Papier andere Werthe besitzen
                              als für reines, so ist doch immer, nach der gemachten Annahme, α' + β' = 1
                              und die Helligkeit eines jeden Punktes der befetteten Stelle ist α'J + β'J =
                              (α' + β')J = J,
                              d.h. gerade so groß wie die eines Punktes des reinen Papiers. Ist die aufgestellte
                              Hypothese richtig, so kann der Stearinfleck nicht mehr von dem reinen Papier
                              unterschieden werden, er muß verschwinden, sobald der Schirm auf beiden Seiten von
                              gleich hellem Licht getroffen wird.
                           So naheliegend die gemachte Annahme ist, so ist sie doch nicht zulässig, sie wird
                              durch den Versuch widerlegt. Die Beobachtung zeigt, daß der Fleck nicht
                              verschwindet, wenn der Schirm genau in die Mitte zwischen zwei Lichtquellen gleicher
                              Intensität gebracht wird. – Dieß deutet sofort an, daß das Licht nicht in nur
                              zwei Theile zerlegt wird; – es zerlegt sich in drei und der dritte Antheil wird absorbirt. Diese Annahme hat nichts
                              Befremdendes, da bekanntlich selbst die durchsichtigsten Körper Licht
                              absorbiren.
                           Es sollen die Brüche α, β, γ
                              ausdrücken, welche Antheile des auffallenden Lichtes vom reinen Papier
                              zurückgeworfen, durchgelassen und absorbirt werden. Dann ist immer:
                           α + β + γ = 1.
                           Für die befetteten Stellen des Papiers haben die Coefficienten der Zurückwerfung,
                              Durchlassung und Absorption des Lichtes andere Werthe; – sie seyen α', β', γ'. Immer aber ist:
                           α' + β' + γ' = 1.
                           
                           Wird jeder Punkt der einen, z.B. der rechten Seite des Schirmes, von Licht, dessen
                              Intensität J ist, getroffen, so geht von jedem Punkte
                              der rechten Seite der reinen Papierfläche Licht von der Intensität αJ zurück und von jedem rechts gelegenen Punkte
                              der befetteten Stelle Licht von der Intensität α'J. Fällt auf der linken Seite des Schirmes überall Licht von der
                              Intensität J' auf, so kommt zu dem Lichte, welches von
                              den Punkten der rechten Seite ausgeht, noch durchgelassenes Licht, und zwar von der
                              Helligkeit βJ' für die Punkte der reinen, und von
                              der Helligkeit β'J' für die Punkte der befetteten
                              Stellen. Es erscheinen sonach die ersteren in der Totalhelligkeit αJ + βJ' und
                              die letzteren in der Helligkeit α'J + β'J'. Soll die Erkennbarkeit des Stearinflecks
                              verschwinden, so muß die Helligkeit eines Punktes desselben gleich seyn der
                              Helligkeit eines Punktes des reinen Papiers, – oder es muß seyn:
                           αJ + βJ' = α'J + β'J'.
                              
                           Woraus folgt
                           J (α –
                                 α') = J' (β' – β)
                           und unter Berücksichtigung der Gleichungen:
                           α + β + γ = α' + β' + γ' =
                              1
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 154, S. 17
                              
                           Man sieht, daß wenn für den Fall des Verschwindens des Flecks die Lichtintensität auf
                              beiden Seiten des Schirmes gleich wäre, d.h. J = J', alsdann auch γ =
                              γ' oder der Absorptionscoefficient des
                              reinen, gleich jenem des befetteten Papiers seyn müßte. Der Versuch zeigt, daß der
                              Stearinfleck nicht verschwindet für J = J', er zeigt ferner, daß derselbe auf der rechten Seite
                              (jener, die in jedem Punkte direct Licht von der Intensität J empfängt) nur dann verschwindet, wenn J' >
                              J. (Bei der im Versuche angewendeten Papiersorte und
                              Befettung mit Stearin ergab sich J' etwa zu 12/9 J.) Da nun die befettete Stelle, wie der erste Anblick
                              lehrt, weniger Licht reflectirt als die reinen Stellen, mit anderen Worten α' < α ist, so ist der Nenner des
                              Bruches in der vorstehenden Gleichung positiv. Da der Ausdruck in der Klammer größer
                              als 1 seyn muß, so muß auch der Zähler jenes Bruches positiv seyn, oder γ' < γ,
                              d.h. an der befetteten Stelle ist die Lichtabsorption geringer als an den reinen
                              Stellen.
                           Aus dem Vorangegangenen kann gefolgert werden:
                           daß der Stearinfleck niemals auf beiden Seiten des Papiers zu
                                 gleich verschwinden kann.
                           
                           Denn das Verschwinden des Flecks auf der rechten Seite verlangt, daß die linke
                              stärker beleuchtet sey als die rechte, während das Verschwinden des Flecks auf der
                              linken Seite nur dann eintreten kann, wenn im Gegentheil die rechte Seite intensiver
                              beleuchtet ist als die linke.
                           Aus α + β + γ = α' + β' + γ' und
                              α' < α, γ' < γ folgt noch unmittelbar β' > β.
                           Die angestellten Betrachtungen setzen stillschweigend voraus, daß die Bestrahlung
                              durch paralleles und senkrecht zur Schirmfläche auffallendes Licht erfolge, daß das
                              Auge des Beobachters eben so senkrecht der Schirmfläche gegenüber stehe, daß endlich
                              das Papier auf beiden Seiten gleiches Reflexionsvermögen besitze. Genau sind diese
                              Bedingungen im Versuche nicht zu erfüllen. Im Uebrigen ist leicht einzusehen, wie
                              bei einer Messung zu verfahren wäre. In einem dunkeln Zimmer müßte man den Schirm
                              auf der einen Seite durch irgend ein constantes Licht, das in constanter Entfernung
                              vom Schirme bleibt, beleuchten und müßte von der anderen Seite die zu vergleichenden
                              Lichtquellen, eine nach der anderen, in jene Entfernungen bringen, für welche der
                              Stearinfleck in der Mitte des Schirmes nicht mehr zu unterscheiden ist. Die
                              leuchtenden Körper und das Auge sind dabei senkrecht der Mitte des Schirmes
                              gegenüber zu stellen. Zweckmäßig wird es seyn, durch eine Röhre oder durch die hohle
                              Hand zu sehen, um das directe Licht abzuhalten. Die Quadrate der Entfernungen der
                              Lichtquellen von dem Schirme würden bekanntlich das Verhältniß der Lichtstärken
                              angeben.
                           Weit bequemer und exacter wird die photometrische Messung, wenn man passend geordnete
                              Spiegel mit dem Papierschirm verbindet und die Beobachtung an den Spiegelbildern
                              ausführt.Solche Spiegel-Photometer sind längst im Gebrauch, ohne daß bekannt
                                    ist, durch wen diese Abänderung des Bunsen'schen
                                    Photometers eingeführt wurde. Die Spiegel sind unter einem Winkel von
                                    ungefähr 120° verbunden. Die Bildflächen fallen hiernach nicht in
                                    eine Ebene, wie bei rechtwinkelig gegen einander stehenden Spiegeln. Die
                                    kleine Modification, die Spiegel unter rechtem Winkel zu verbinden, gewährt
                                    mehrere namhafte Vortheile. Es hat keine Schwierigkeit, das Auge in eine
                                    Richtung zu bringen, welche genau senkrecht zu einer beliebigen Stelle der
                                    Bildfläche ist, und die zu vergleichenden Lichter können leicht so
                                    aufgestellt werden, daß das Licht tangirend zu den Spiegeln wird, keiner
                                    derselben direct von Licht getroffen wird. Wer diese alteren
                                    Spiegel-Photometer geprüft hat, weiß, daß mit denselben keine
                                    brauchbaren Resultate zu erzielen sind. Es wird sich aber zeigen, daß unter
                                    Anwendung rechtwinkelig verbundener Spiegel und unter Berücksichtigung
                                    einiger, im Texte bezeichneter Punkte eine Schärfe der Messung erreicht
                                    werden kann, die 2 Procent der zu messenden Größe sicher erkennen läßt. Die nach einer Photographie des benutzten Apparates verfertigte Abbildung in
                              Fig. 15
                              wird mit einem Blicke die Einrichtung erläutern. Zwischen zwei rechtwinkelig verbundenen Spiegeln a und b ist der Papierschirm
                              an einem Metallrähmchen unter 45° gegen jeden der Spiegel befestigt; –
                              die beiden Bilder desselben liegen also in einer Ebene.
                              In der verlängerten Richtung des Spiegels a, in
                              beliebiger, aber unveränderlicher Entfernung (30 Centimeter) ist ein möglichst
                              constantes Licht (Wachs- oder Stearin-Kerze, – die den
                              Verträgen mit Gasfabriken zu Grunde liegende Normalkerze) befestigt und in der Ebene
                              des linken Spiegels b, in gleicher Höhe mit der Flamme
                              des Normallichtes, ist am Ende eines um die Rolle c
                              geschlungenen Maaßbandes der auf seine Intensität zu prüfende leuchtende Körper
                              angebracht. Direct auf die Spiegel darf kein Licht fallen, sie sollen nur tangirt
                              werden. Dieß ist erreicht, wenn der Schatten der sehr wenig vorstehenden Haken d, d, welche die Spiegel in ihrer Lage festhalten, genau
                              auf die Durchschnittslinie der Spiegel fällt, wenn kein scharf begränzter hellerer
                              Lichtstreif von den Spiegeln reflectirt und eben so wenig ein Schatten der Spiegel
                              auf dem Schirme wahrgenommen wird. Der Papierschirm tritt hinlänglich vor, um ein
                              directes Bestrahlen jenes Spiegels unmöglich zu machen, der senkrecht auf die Linie
                              vom Lichte zur Durchschnittslinie der Spiegelebenen gerichtet ist. Der Stearinfleck
                              ist auf dem Schirme möglichst nahe an der Durchschnittslinie der Spiegelebenen
                              angebracht, seine zwei Bilder liegen deßhalb sehr nahe beisammen. Stellt sich der
                              Beobachter so, daß er genau auf die hohe Kante des Schirmes sieht, so läßt eine sehr
                              geringe Verrückung des Auges aus der angegebenen Stellung nach Links den links
                              gespiegelten und eine eben solche Verrückung des Auges nach Rechts den rechts
                              gespiegelten Fleck genau senkrecht gegen die gemeinschaftliche Bildebene erblicken.
                              Die Helligkeit der Bilder hängt, unter sonst gleichen Umständen, lediglich von der
                              Beschaffenheit der Spiegel ab. Hier leisten die mit Silber belegten Spiegel des Hrn.
                              v. Liebig, wie in allen Fällen der Anwendung von Spiegeln
                              zu optischen Instrumenten, vortreffliche Dienste, die sofort einleuchtend sind, wenn
                              man sich an die Messungen des Hrn. v. Steinheil
                              erinnertPolytechn. Journal Bd. CXLVIII S.
                                       465., nach welchen die Liebig'schen Silberspiegel 92
                              Proc., die besten Quecksilberspiegel aber nur 56 Proc. des auffallenden Lichtes
                              zurückgeben. Es ist dieß besonders hervorzuheben, weil die Empfindlichkeit des
                              Apparates wesentlich unter Anwendung der Silberspiegel erhöht wird. – Die
                              beiden Spiegel sind aus einem Stücke geschnitten.
                           Es ist leicht einzusehen, daß bei gleicher Beleuchtung der beiden Seiten des Schirmes
                              der Fleck weder aus dem Bilde im einen, noch aus dem Bilde im anderen Spiegel
                              verschwinden kann. Es geht dieß aus Betrachtungen hervor, die den früher
                              angestellten für einen Schirm ohne Spiegel ähnlich sind. Nur ist der Fall insofern
                              zusammengesetzter, als das von dem Schirme nach den Spiegeln gelangende Licht dort
                              zurückgeworfen wird, den Schirm von Neuem beleuchtet und theils durch Reflexion an
                              dem Papier, theils durch Durchdringung desselben abermals zu den Spiegeln gelangt.
                              Es erfährt an diesen neue Reflexionen und macht unendlich oft auf verschiedene Arten
                              den Weg zwischen den zwei Spiegeln. Hierdurch wird eine Modification in der
                              Helligkeit des Schirmes hervorgebracht, – sie wird beträchtlich vermehrt.
                           Die leuchtenden Körper seyen in der oben näher angegebenen Weise aufgestellt; J bezeichne die Intensität jenes Lichtes, welches von
                              der rechtsstehenden Lichtquelle direct nach einem Punkte der rechten Seite des
                              Schirmes gelangt, J' die Intensität des Lichtes, welches
                              von dem linksstehenden leuchtenden Körper direct auf einen Punkt der linken Seite
                              des Papierschirmes fällt. Denkt man sich für einen Augenblick die Spiegel nicht
                              vorhanden, so wären, wie in dem vorigen Falle:
                           (Jα + J'β), (J'α + Jβ) und (Jα' +
                              J'β'), (J'α' + Jβ')
                           die Helligkeiten des Lichtes, das von den rechts und links
                              gelegenen Punkten der reinen Papierfläche und von den rechts und links gelegenen
                              Punkten der befetteten Stellen ausgeht.
                           Aber es werden durch die Anwesenheit der Spiegel diese Helligkeiten erhöht und den
                              erhöhten Helligkeiten ist die Intensität der Bilder proportional.
                           Die Vermehrung, welche die Intensität (Jα + J'β) erfährt, hängt offenbar nur von den
                              Coefficienten α und β und von dem Bruche m ab, der angibt,
                              welch ein Antheil des auffallenden Lichtes von den Silberspiegeln zurückgeworfen
                              wird, oder mit anderen Worten: diese Vermehrung ist eine Function der genannten
                              Größen. Sie werde durch f (α, β, m) bezeichnet, so ist die Intensität des Lichtes,
                              welches ein Punkt der rechten Seite des Papiers nach dem rechten Spiegel sendet:
                           (Jα + J'β) f (α, β, m) oder kürzer geschrieben (Jα + J'β) F.
                           Die Lichtintensität (J'α + Jβ) erfährt dieselbe Vermehrung, denn alle Verhältnisse sind
                              dieselben, sie wird also zu:
                           (J'α + Jβ) f (α,
                                 β, m) = (J'α + Jβ) F.
                           Für die Helligkeiten (Jα' +
                              J'β') und (J'α' + Jβ') welche sich auf
                              Punkte der befetteten Stelle beziehen, ist es im Wesentlichen nicht anders. Nur der
                              absolute Werth ihrer Vermehrung ist ein anderer, da sie Function der Größen α', β', m ist, deren zwei erste andere
                              Werthe haben als bei dem
                              reinen Papier. Die allgemeine Form der Function ist dieselbe, da der Weg des Lichtes
                              derselbe wie vorher. Man kann also sogleich schreiben:
                           Intensität des Lichtes, welches ein rechts gelegener Punkt der befetteten Stelle nach
                              dem rechten Spiegel aussendet:
                           (Jα' + J'β') f (α', β', m) = (Jα' + J'β') F
                              
                           und
                           Intensität des Lichtes, welches ein links gelegener Punkt der befetteten Stelle nach
                              dem linken Spiegel aussendet:
                           (Jα' + Jβ') f (α', β', m) = (J'α' + Jβ') F'.
                           Würde kein Licht absorbirt, so müßte die Helligkeit des gesammten, von zwei
                              gegenüberliegenden Punkten des Schirmes ausgehenden Lichtes gleich seyn der
                              Helligkeit des gesammten, diese Punkte treffenden Lichtes. Das Licht erleidet aber
                              auf seinem Wege Absorptionen und jede der Intensitäten:
                           (Jα + J'β) F + (J'α + Jβ) F
                              
                           und
                           (Jα' + J'β') F' + (J'α' + Jβ') F'
                              
                           muß daher kleiner seyn als J + J'.
                           Die eintretenden Verminderungen der Helligkeiten hängen ab: von den Intensitäten J und J', von dem
                              Absorptionscoefficienten γ, beziehungsweise γ', und von dem Bruche δ, der den von den Spiegeln absorbirten Antheil des auffallenden
                              Lichtes angeben soll; die Verminderungen sind, mit anderen Worten, Functionen der
                              genannten Größen, und zwar hat die Function in den beiden Fällen, da die allgemeinen
                              Verhältnisse dieselben sind, dieselbe allgemeine Form, die durch das Zeichen φ angedeutet werden möge.
                           Es können somit die Gleichungen:
                           (Jα + J'β) F + (J'α + Jβ) F = J + J'
                              – φ (J, J',
                                 γ, δ)
                           und
                           (Jα' + J'β') F + (J'α' + Jβ') F' = J + J' – φ (J', J, γ', δ)
                           aufgestellt werden.
                           Es ist nicht nöthig, die Function φ zu entwickeln,
                              da auch ohnedieß einleuchtet, daß ihr Werth, das ist die Verminderung der
                              Lichtintensität, unter sonst gleichen Bedingungen für jenen Fall der größere ist,
                              für welchen der Absorptionscoefficient den größeren Werth hat. Wie gefunden ist γ > γ'; also
                              ist die Helligkeit des gesammten, von den gegenüberliegenden Punkten des reinen
                              Papiers ausgehenden Lichtes kleiner als die Helligkeit
                              des gesammten, von
                              den gegenüberliegenden Punkten der befetteten Stelle ausgehenden Lichtes. In Zeichen
                              ausgedrückt:
                           (A.) (Jα + J'β) F + (J'α + Jβ) F < (Jα' + J'β') F' + (J'α' + Jβ') F'.
                              
                           Soll der Fleck im Spiegel verschwinden, so muß die Helligkeit seines Bildes gleich
                              seyn der Helligkeit des Bildes der benachbarten Punkte des reinen Papiers. Und da
                              die Helligkeit eines Spiegelbildes proportional ist der Intensität des Lichtes,
                              welches vom Gegenstande nach dem Spiegel gelangt, so erhält man folgende
                              Bedingungsgleichungen:
                           für das Verschwinden des Flecks im rechten Spiegel:
                           (Jα + J'β) F = (Jα' + J'β') F'
                              
                           und für das Verschwinden des Flecks im linken Spiegel:
                           (J'α + Jβ) F = (J'α' + Jβ') F'.
                              
                           Gleichzeitig können diese beiden Bedingungen nie erfüllt seyn, sonst würden in der
                              Ungleichheit (A.) die zwei Glieder links einzeln den
                              zwei Gliedern rechts gleich, was mit dem Bestehen der Ungleichheit unverträglich
                              ist:
                           Also „kann der Fleck nie gleichzeitig in beiden Spiegeln
                                 verschwinden.“ Ferner:
                           
                              „kann der Fleck nicht im Spiegel verschwinden, wenn die Beleuchtung des
                                 Schirmes auf beiden Seiten gleich intensiv ist,“
                              
                           weil alsdann die Bedingung des Verschwindens des Flecks für
                              beide Spiegel zugleich erfüllt wäre, was so eben als unmöglich erwiesen wurde.
                           Die gewonnenen Resultate stimmen mit denjenigen überein, welche sich für den
                              Papierschirm ohne Spiegel ergaben; – der Versuch bestätiget sie.
                           Für das Verschwinden des Flecks auf einer Seite des Bunsen'schen Photometers ohne Spiegel ist eine einfache Relation ermittelt
                              worden zwischen den Lichtintensitäten J und J', von welchen die beiden Seiten des Schirmes
                              beleuchtet werden, und den Coefficienten α, α',
                                 γ, γ' der Reflexionsfähigkeit und des Absorptionsvermögens
                              des reinen und des mit Stearin getränkten Papiers. Für das Verschwinden des Flecks
                              in einem der Spiegel läßt sich gleichfalls eine solche Relation finden. Um sie
                              aufzustellen ist es aber nöthig, die Functionen f (α, β, m) und f
                              (α', β', m), welche die Vermehrung der
                              Helligkeit der Punkte des Schirmes durch die Wirkung der Spiegel angeben,
                              vollständig zu entwickeln. Die Entwickelung dieser Function bietet zwar keine
                              Schwierigkeiten – es handelt sich einfach um Summation geometrischer Reihen
                              –, allein sie ist nicht ohne Weitläufigkeit zu bewerkstelligen. Das Resultat
                              der Entwickelung ist eine ziemlich zusammengesetzte Formel, deren Nutzen nur ein
                              sehr geringer, denn um mit ihrer Hülfe das Verhältniß J : J' für den Fall des Verschwindens des Flecks abzuleiten,
                              wäre vor allem die Kenntniß der numerischen Werthe von α, β, γ, α', β', γ' und m nöthig. Die Bestimmung derselben ist selbst schon eine
                              ziemlich umständliche Arbeit und müßte für jedes einzelne der vorgeschlagenen
                              Meßinstrumente gemacht werden, da selbst unter Anwendung des gleichen Papiers α', β', γ' doch wesentlich von der
                              größeren oder geringeren Sättigung des Papiers mit Stearin abhängen wird. Es wird
                              also von der Aufstellung einer solchen Relation als Function der genannten
                              Coefficienten Umgang genommen und das Verhältniß J : J' aus Versuchen mit dem Apparate selbst abgeleitet. Zu
                              diesem Zwecke sind zwei gleich intensiv leuchtende Körper in solche Entfernungen zu
                              bringen, daß das Bild des Flecks in einem Spiegel verschwindet. Verkehrt wie die
                              Quadrate der Entfernungen, verhalten sich die Intensitäten J : J' für den einen Spiegel, und ähnlich kann
                              das Verhältniß dann auch für das Verschwinden des Flecks im anderen Spiegel gefunden
                              werden. Gleich intensive Lichtquellen sind aber sehr schwer zu finden; – ohne
                              vorgängige photometrische Untersuchung darf man keineswegs annehmen, ein Paar
                              Wachs- oder Stearinkerzen aus demselben Packet, von gleichem Gewichte und aus
                              derselben Fabrik stammend, leuchteten auch nur annähernd gleich hell. Später
                              mitzutheilende Versuche werden dieß bestätigen.
                           Ist durch irgend welche Versuche das Verhältniß J : J' einmal festgestellt, so liegt der Gedanke nahe, die
                              erworbene Kenntniß in Verbindung mit einigen anderen Versuchen zur Ermittelung der
                              numerischen Werthe von α, β, γ,
                                 α', β', γ' zu benutzen. Wie bereits erwähnt sind aber
                              die Formeln, aus welchen man diese Größen ableiten müßte, allzu complicirt und
                              erscheinen zu numerischen Bestimmungen nicht brauchbar.
                           Die Lichtquelle, welche direct die rechte Seite des Papierschirmes beleuchtet, ist in
                              einer constanten Entfernung vom Stearinfleck. Diese Entfernung wird im Folgenden zur
                              Einheit genommen.
                           Der Versuch lehrt, daß man links in der Entfernung D ein
                              Licht von derselben Intensität, wie das rechts in der Entfernungs-Einheit
                              stehende, anbringen muß, um das Bild des Flecks im rechten Spiegel verschwinden zu machen. Es bezeichne Jz die Intensität
                              des Lichtes, das direct auf einen, dem Spiegel, in welchem der Fleck verschwindet,
                              zugewendeten Punkt des Schirmes fällt, und Ja die Intensität
                              jenes Lichtes, das direct auf einen demselben Spiegel abgewendeten Punkt des Schirmes fällt. Das Ergebniß des Versuches läßt
                              sich dann in der Proportion
                           Jz : Ja = 1 : 1/D²
                           aussprechen.
                           
                           Ein zweiter Versuch lehrt, daß, um den Fleck im linken
                              Spiegel verschwinden zu machen, die Kerze links in der Entfernung Δ angebracht seyn muß, während die gleich
                              intensive Kerze rechts in der Entfernung 1 bleibt. Dieser zweite Versuch gibt die
                              Proportion:
                           iz : ia = 1/Δ² : 1,
                           in welcher iz und ia die Intensitäten des Lichtes bedeuten,
                              welches direct auf einen Punkt der dem linken Spiegel zugekehrten und der ihm abgewendeten Seite des
                              Schirmes fällt.
                           Das Verschwinden des Flecks in einem Spiegel hängt ab von dem Verhältniß der
                              Intensität der Erleuchtung auf der dem Spiegel zugekehrten Seite des Schirmes, zur
                              Intensität der Erleuchtung auf der dem Spiegel abgewendeten Seite, d. i. im ersten
                              Versuche von Jz :
                              Ja, im
                              zweiten Versuche von iz : ia.
                              Da die Spiegel sich unter ganz gleichen Bedingungen finden, so muß das
                              Intensitätsverhältniß auf der zu- und abgewendeten Seite des Schirmes, für
                              den Fall des Verschwindens des Flecks, für beide Spiegel dasselbe seyn, oder es
                              ist:
                           Jz : Ja = iz : ia
                              
                           und mit Rücksicht auf die vorhergehenden Proportionen:
                           1 : 1/D² = 1/Δ² : 1,
                           woraus
                           D = 1/Δ oder DΔ = 1².
                           Die Messungen werden zeigen, ob dieses Verhältniß exact stattfindet. Aus der
                              Abweichung des Productes der gemessenen Längen von der Einheit, in welcher sie
                              ausgedrückt, wird ein Schluß auf die Gränzen der in beiden Messungen begangenen
                              Fehler gemacht werden können, wenn man die absolute Gleichheit der Intensität der
                              beiden Kerzen annimmt. – Der unvermeidliche Fehler in der Messung kann für
                              verschiedene Beobachter, die dasselbe Instrument benutzen, verschieden seyn,
                              – weniger wegen der ungleichen Uebung der Experimentatoren, als wegen der
                              ungleichen Empfindlichkeit ihrer Augen gegen Helligkeitsdifferenzen.
                           Sind die Größen D und Δ für einen Apparat einmal bestimmt, so ist es sehr leicht, dieses
                              Instrument so herzurichten, daß jeder Beobachter
                              hinlänglich genaue Messungen mit demselben ausführen kann.
                           Auf das Maaßband werden die Längen D, D√2, D√3, D√4, D√5... und die Längen Δ, Δ√2, Δ√3, Δ√4, Δ√5.... getragen; an die Endpunkte der
                              ersteren die Zahlen 1, 2, 3, 4, 5.... mit schwarzer Farbe gesetzt, und an die Endpunkte der
                              letzteren Längen dieselben Zahlen, aber mit rother Farbe. Der Nullpunkt der Theilung
                              liegt in der Spitze eines am Bande befestigten Hakens; diese Spitze ist beim
                              Gebrauche möglichst genau auf die Mitte des leuchtenden Körpers einzustellen.
                           Die zu prüfende Lichtquelle, oder wenn sie feststehend der Apparat selbst, mit der
                              brennenden Normalkerze in der constanten Stellung rechts, werden so lange
                              verschoben, bis die Lichtquelle genau in der Ebene des linken Spiegels steht und das
                              Bild des Flecks im rechten Spiegel verschwindet. Das Maaßband wird ausgezogen, bis
                              die Spitze des Hakens auf die Mitte des leuchtenden Körpers kommt, – die
                              Entfernung des leuchtenden Körpers von dem Stearinfleck ist gleich der Länge des
                              Maaßbandes, die zwischen der Spitze des Hakens und einem kleinen, die Rolle, um
                              welche das Band geschlungen, überbrückenden Zeiger enthalten ist. Möge
                              beispielshalber gerade die mit schwarzer Farbe geschriebene Zahl 5 unter dem Zeiger
                              stehen, dann ist die Distanz der Lichtquelle vom Stearinfleck D√5. Bezeichnet nun x die Intensität
                              der Lichtquelle für die Entfernungseinheit und bezeichnet N dieselbe Größe in Bezug auf das Normallicht rechts, so ist die
                              Intensität des auf die linke Seite des Schirmes direct auffallenden Lichtes oder Ja = x/(D√5)² es
                              ist Jz = N.
                           Da aber:
                           Jz : Ja = 1 : 1/D² = D² :
                              1,
                           so ist
                           x/5D² . D² = N oder x = 5N,
                           d.h. die Lichtquelle hat die fünffache Intensität des
                              Normallichtes.
                           So das Ergebniß des ersten Versuches. Man wird sogleich einen zweiten zur Controle
                              folgen lassen, indem man durch passende Verschiebung das Bild des Flecks im linken
                              Spiegel zum Verschwinden bringt. Auf der rothen Theilung
                              findet man alsdann die Zahl 5, d.h. die Entfernung der Lichtquelle beträgt Δ√5. Jetzt ist also Jz = x/(Δ√5)² und Ja = N.
                           Erinnert man sich an die Proportion Jz : Ja = 1/Δ² : 1, so erhält man x/5Δ² : N = 1/Δ² : 1, oder x
                              = 5N, wie vorher.
                           
                           Ist der genaue Werth von x wirklich 5N, so wird, im Allgemeinen, bei keiner der beiden
                              Einstellungen der Zeiger gerade auf die Zahl 5 fallen, sondern etwas darüber oder
                              darunter. Da die Umstände beim Einstellen auf das Verschwinden des Flecks in beiden
                              Spiegeln so ziemlich die gleichen sind, so steht zu vermuthen, daß der eine Versuch
                              etwas mehr, der andere etwas weniger als 5 Lichtstärken angeben wird. Sind die
                              Unterschiede der auf der schwarzen und auf der rothen Theilung gefundenen Angaben
                              nur gering, so kann das arithmetische (genauer das geometrische) Mittel aus beiden
                              ohne merklichen Irrthum als Verhältniß der gesuchten Lichtintensitäten angesehen
                              werden. Sind die Unterschiede in den Angaben bedeutend, betragen sie schon eine
                              halbe Lichtstärke, so zeigt dieß an, daß man entweder recht schlecht beobachtet,
                              oder daß die Helligkeit der Lichter von einem Versuche zum andern sich geändert hat.
                              Alsdann sind die Versuche zu wiederholen.
                           Die angegebene Art der Theilung erlaubt nur ganze Lichtstärken mit Sicherheit zu
                              bestimmen, – will man auch die halben noch mit Genauigkeit finden können, so
                              darf man nur die Längen D√1/2, D√3/2, D√5,2,
                              D√7/2... und Δ√1/2, Δ√3/2, Δ√5/2, Δ√7/2...... auf das Maaßband tragen und die Zahlen 1/2, 1
                              1/2, 2 1/2, 3 1/2... dazu schreiben.
                           Für den technischen Gebrauch, der bei der Construction des Apparates besonders vor
                              Augen lag, nämlich für die Ueberwachung der Gasbeleuchtungen, reicht diese Theilung
                              vollkommen aus.
                           Will man größere Genauigkeit, – der Apparat gestattet sie zu erreichen. Nur
                              muß man dann auf die Bequemlichkeit verzichten, die Lichtstärken sogleich an dem
                              Maaßbande ablesen zu können und muß sich zu einer kleinen Rechnung verstehen.
                           D und Δ sind, als
                              durch Fundamentalversuche ermittelt, bekannt vorausgesetzt. – Die Längen, bis
                              zu welchen das Maaßband ausgezogen werden muß, werden in Centimeter und Millimeter,
                              oder Zollen und Linien gemessen. Seyen sie e und η für das Verschwinden des Flecks im rechten und
                              im linken Spiegel, so findet man aus dem ersten Versuche: x = e²/D² N = e²Δ² . N und aus dem zweiten x =
                              η²D² N = η²/Δ² . N.In diesen Gleichungen müssen natürlich D und Δ in derselben Einheit ausgedrückt seyn,
                                    wie e und η.
                              
                           Diese vier Werthe von x sind einander gleich, woraus mit
                              Leichtigkeit gefolgert werden kann: eΔ =
                              ηD oder e/η = D². Die
                              Betrachtung dieser
                              Ausdrücke lehrt: Daß zu dieser photometrischen Messung mit dem Apparate nicht einmal
                              die Kenntniß der für jedes Instrument individuellen Größen D und Δ erforderlich ist; man hat nur
                              nöthig, die Längen e und η zu messen, für welche das Bild des Flecks einmal im rechten, das
                              anderemal im linken Spiegel verschwindet; diese mit einander multiplicirt und durch
                              das Quadrat des Abstandes der Normalkerze vom Stearinfleck dividirt, geben eine
                              Zahl, welche das Verhältniß der Intensität der untersuchten Lichtquelle zur
                              Intensität der Normalkerze angibt. Bei dieser Art der Messung entbehrt man freilich
                              der Annehmlichkeit der Bestätigung durch einen sofort anstellbaren Gegenversuch.
                              Will man einen solchen machen, so muß man die Entfernung der Normalkerze vom
                              Stearinfleck ändern.
                           Der Ausdruck e/η = D² zeigt aber noch etwas Wichtigeres an, nämlich
                              daß es möglich ist, die Werthe D und Δ genau zu bestimmen, ohne daß man über
                              Lichtquellen von gleicher Intensität verfügen kann. Man macht mit einer beliebigen
                              Lichtquelle zwei Versuche; in dem einen bringt man den Fleck im rechten Spiegel zum
                              Verschwinden, im andern Versuche im linken Spiegel. Die Quadratwurzel aus dem
                              Quotienten der in beiden Versuchen gefundenen Entfernungen der Lichtquelle vom
                              Stearinfleck gibt den Werth von D. Diese Bestimmung läßt
                              sich mit Hülfe verschiedener Lichtquellen beliebig oft leicht wiederholen, –
                              der Werth von D kann sonach mit großer Genauigkeit
                              gefunden werden.
                           Es sollen nun noch einige Versuche mit dem Spiegelphotometer angegeben werden. Sie
                              werden ohne weiteres die Fehlergränzen, wie sie sich für den Verfasser stellen,
                              erkennen lassen. – Es sey noch bemerkt, daß die hier mitgetheilten Versuche
                              die ersten sind, welche überhaupt angestellt wurden, es war also bei ihrer Vornahme
                              keinesweges eine besondere Uebung bereits erworben.
                           
                        
                           I. Vergleichung zweier Wachskerzen A und B, die beide als
                                 „Normalkerzen, wie sie dem Vertrage des Münchener Magistrates mit
                                    der dortigen Gasfabrik zu Grunde liegen“ bezeichnet
                                 sind.
                           War die Kerze A rechts in der constanten Entfernung von
                              30 Centimeter gehalten, so mußte die Kerze B links in
                              die Entfernungen e = 21c, 9 und η = 26c,5 gebracht werden, um den Stearinfleck im
                              rechten und dann im linken Spiegel verschwinden zu machen. Es berechnet sich
                              hieraus:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 154, S. 27
                              
                           
                           War die Kerze B rechts in der constanten Entfernung von
                              30c gehalten, so mußte die Kerze A links in die Entfernungen 33c,7 und 41c,0
                              gebracht werden, um den Fleck im rechten und dann im linken Spiegel verschwinden zu
                              machen. Es berechnet sich hieraus:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 154, S. 28
                              
                           Die beiden Versuche bestätigen einander. Denn die daraus abgeleiteten Werthe von D sind fast identisch, – das Verhältniß der
                              Intensität der Kerze A zur Intensität der Kerze B ist gefunden: 1 : 0,645 und das Umgekehrte ergibt der
                              Versuch 1 : 1,538, während die Rechnung 1 : 1/0,645 oder 1 : 1,550 angibt.
                           Es zeigen diese zwei Messungen ferner, in welch' bedeutenden Irrthum man verfallen
                              wäre, hätte man die Kerzen, weil sie aus einem Packet derselben Fabrik stammen, als
                              gleich hellleuchtend ansehen und unter dieser Annahme die Fundamentalverhältnisse
                              D und Δ bestimmen
                              wollen. – Zugleich lehren sie aber auch, wie unsicher es ist, bei Verträgen
                              über Erleuchtung Kerzenlicht als Einheit der Lichtintensitäten zu unterlegen. Zwei
                              gleich sorgfältig ausgeführte Messungen, deren eine auf die Normalkerze A basirte, die andere aber auf die Normalkerze B, hätten am 5. Juli die Intensität einer gewissen
                              Gasflamme in München zu 14 oder 21 1/2 Kerzenhelle angegeben.
                           Untersuchungen mit mehreren Stearin- und Wachskerzen, die je paarweise aus
                              demselben Packet genommen waren und vor Beginn der Untersuchung hinlängliche Zeit am
                              selben Orte gebrannt hatten, zeigten überall merkliche Ungleichheiten der
                              Intensitäten. Die Stearinkerzen waren im allgemeinen weniger verschieden als die
                              Wachskerzen, und zufällig waren die zwei „Normalkerzen“ jene,
                              welche hinsichtlich der Intensität ihres Lichtes die größte Verschiedenheit
                              zeigten.
                           Photometrische Messungen, mit Kerzen angestellt, werden immer leicht an einiger
                              Unsicherheit leiden, die nur durch große Behutsamkeit zu vermeiden ist. Der
                              geringste Luftzug verändert die Intensität der Kerzenflamme und ihre Stellung;
                              werden die Messungen zur Controle vertragsmäßiger Verpflichtungen angestellt, so
                              muß, außer dem Vorhergehenden, auch noch an den Umstand erinnert werden, daß die
                              Helligkeit, mit welcher ein und dieselbe Kerze leuchtet, auch von der Temperatur des
                              Raumes, in welchem sie brennt, abhängig ist. Die angedeuteten Gründe lassen es daher
                              gerathen erscheinen, bei Verträgen mit Gasfabriken nicht Kerzenflammen, und
                              besonders nicht Wachskerzenflammen, als Lichteinheit zu Grunde zu legen.
                           
                        
                           
                           II. Vergleichung der Helligkeit einer
                                 Lampe mit doppeltem Luftzuge mit jener der Normalkerze
                              A.
                           
                              
                                 
                                 Verschwinden des Flecks im
                                 
                              
                                 Distanz der
                                 rechten Spiegel
                                     linken Spiegel
                                 
                              
                                 Kerze
                                 Distanz der Lampe
                                 
                              
                                 30c
                                 e = 57c
                                     η = 69c,5.
                                 
                              
                           Die äußersten Gränzen, zwischen welchen man, ohne einen deutlich hervortretenden
                              Fleck im Spiegel wahrzunehmen, die letztere Distanz variiren konnte, waren 69 und 70
                              Centimeter. Für diese beiden Werthe die Intensität x der
                              Lampe und den Werth D berechnet, findet man
                           
                              
                                 
                                    x
                                    
                                 =
                                 4,43
                                      D
                                 =
                                 27c,09
                                 
                              
                                 
                                 =
                                 4,37
                                 
                                 =
                                 27,26.
                                 
                              
                           Nachdem die Lampe eine Stunde gebrannt, war das Resultat der Messung ein anderes. Man
                              fand:
                           e = 60,5 η = 73,5,
                              woraus x = 4,9 und D =
                              27,21.
                           Der Werth von D ist nicht bedeutend geändert, was
                              anzeigt, daß die Versuche etwa gleich genau waren. Es hat sich also die Intensität
                              der verglichenen Lichter während der Stunde, die zwischen zwei Messungen verflossen,
                              geändert, und mag diese Aenderung hauptsächlich die Kerze getroffen haben.
                           
                        
                           III. Vergleichung der Intensität einer
                                 Gasflamme mit jener der Normalkerze
                              A.
                           Die Gasflamme ist eine breite, sogenannte Schmetterlingsflamme. In den drei ersten
                              Versuchen war die breite, im vierten Versuche die schmale Seite der Flamme dem Apparate zugekehrt. Die
                              Versuche 2 und 3 wurden von anderen, ganz ungeübten Beobachtern angestellt:
                           
                              
                                 
                                 beobachtet
                                 berechnet
                                 
                              
                                 Versuch
                                 1 : e = 102    η =
                                    131,0    
                                 x = 14,846    D = 26,47
                                 
                              
                                 „
                                 2 : e = 101    η = 129,5
                                 x = 14,533    D = 26,49
                                 
                              
                                 „
                                 3 : e = 102    η = 130,0
                                 x = 14,732    D = 26,338
                                 
                              
                                 „
                                 4 : e =  
                                    98    η =
                                    125,0
                                 x = 13,611    D = 26,56
                                 
                              
                           Die drei ersten, unter denselben Umständen, obgleich von verschiedenen Beobachtern
                              ausgeführten Messungen zeigen in ihren Angaben keine größere Differenz als 0,3
                              Lichtstärken oder etwa 2 Proc. der zu messenden Größe, – für photometrische
                              Messungen ein sehr günstiges Verhältniß. Daß im vierten Versuche eine kleinere
                              Intensität gefunden wurde, hat wohl nichts Befremdendes. Auffallend ist hingegen,
                              daß die Werthe von D zwar unter einander gut stimmen,
                              allein nicht ganz unbedeutend von dem D, das aus den Vergleichungen von
                              Kerze mit Kerze und Kerze mit Lampe sich ergab, abweichen. Zum Theile mag sich diese
                              Abweichung aus dem Umstande erklären, daß die Gasflamme einen viel größeren Umfang
                              hat, als die anderen Flammen (für den vierten Versuch, in welchem die schmale Seite
                              der Flamme dem Apparat zugewendet war, ergibt sich ein etwas höherer Werth von D), zum größeren Theile dürfte die Ursache jedoch in der
                              Verschiedenheit der Farben der Wachskerzen- und Gasflamme zu suchen seyn.
                              Erstere ist relativ gelbroth, letztere blau. – Die Verschiedenheit in der
                              Farbe des Lichtes erschwert alle photometrischen Messungen, – bei dem
                              besprochenen Apparate ist bei Anwendung ungleich gefärbter Flammen nie ein
                              gänzliches Verschwinden des Flecks zu erzielen, sondern nur ein Minimum seiner
                              Sichtbarkeit, welches aber mit großer Sicherheit die Stellung angibt, welche der
                              Apparat einnehmen muß. – Bei dem älteren Schattenphotometer bleibt die
                              Differenz in der Farbe der zu vergleichenden Lichter ungeschwächt, eben so bei Ritchie's Lichtmesser, – diese Photometer sind die
                              ungenauesten; – bei dem einfachen Bunsen'schen
                              Photometer ohne Spiegel findet schon eine Mischung der Farben statt, indem ja jede
                              Stelle des Schirmes im durchgelassenen und reflectirten Lichte zu gleicher Zeit
                              gesehen wird. Endlich bei dem Photometer mit Spiegeln ist die Vermischung eine viel
                              vollständigere, vermöge der häufigen Reflexionen des Lichtes und seines häufigen
                              Durchdringens des Papierschirmes. Auch in dieser Hinsicht dürfte das neue Instrument
                              vor früheren den Vorzug verdienen.
                           Die mitgetheilten Versuche sind ohne Benutzung des auf Lichtstärken getheilten Bandes
                              gemacht; sie erforderten zur Ermittelung des Resultates daher eine kleine Rechnung.
                              An dem Werth der gleichfalls berechneten Größe D, die
                              von früheren Versuchen bekannt, ließ sich der Grad der Genauigkeit der Messung
                              abnehmen.
                           Findet das Photometer Anwendung zur Beaufsichtigung öffentlicher Beleuchtungen, so
                              kann jede Rechnung erspart werden; man kann die Messung rasch, sicher und bequem
                              ausführen und besitzt in der Uebereinstimmung der Angaben der schwarzen und der
                              rothen Theilung eine Anzeige, ob der Versuch genau ausgeführt sey. Es war gerade
                              dieß das Anliegen, mit welchem der Magistrat der Stadt München sich an das
                              physikalische Institut wendete, und es wurde dem Verfasser durch den Vorstand des
                              Institutes, Hrn. Prof. Jolly, die Lösung der Aufgabe
                              anvertraut.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
