| Titel: | Ueber ein Maximal-Manometer für Locomotiven; vom Oberbergingenieur Couche zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. XVIII., S. 81 | 
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                        XVIII.
                        Ueber ein Maximal-Manometer für
                           Locomotiven; vom Oberbergingenieur Couche zu Paris.
                        Aus den Annales des mines, 5te Reihe, Bd. XIV S.
                              617.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. II.
                        Couche, über ein Maximal-Manometer für
                           Locomotiven.
                        
                     
                        
                           Man stellt seit einiger Zeit auf der Lyoner Eisenbahn Versuche mit einem veränderten
                              oder vielmehr vervollständigten Manometer an, welches der Mechaniker dieser
                              Bahnlinie, Hr. Peschel, verfertigt hat.
                           Man hat schon seit langer Zeit darauf verzichtet, es den Locomotiveführern materiell
                              unmöglich zu machen, die Ventile der Locomotiven vorübergehend zu überlasten. Der
                              Sperrring, welcher an der mit Schraubengewinde versehenen Stange angebracht ist,
                              gestattet nicht die Springfeder der Sicherheitsventile über die durch das Probiren
                              des Kessels bestimmte Gränze hinaus zu spannen; nichts hindert aber den
                              Locomotiveführer und den Heizer einen Druck auf die Hebel auszuüben, und es gibt
                              fast Keinen, der nicht manchmal davon Gebrauch macht, während Manche einen Mißbrauch
                              damit treiben.
                           Dieser Mißbrauch würde aber gänzlich wegfallen, wenn die erzeugte hohe Spannung
                              Spuren zurückließe, also die vorgeschriebene Gränze nicht überschritten werden
                              könnte, ohne daß die Inspectoren und Ingenieure auf den Stationen es bemerken.
                           Hierzu genügt es aber, an den Manometern die Einrichtung anzubringen, welche die
                              Maximal-Thermometer charakterisirt. Hr. Peschel
                              hat das Princip dieses Thermometers auf sehr einfache Weise bei den an den
                              Locomotiven gebräuchlichsten Manometern, den Bourdon'schen angewendet. Der Index a, Fig. 19, ist
                              ein besonderer Zeiger, muß aber den Bewegungen des gewöhnlichen Zeigers b folgen, welcher ihn durch Reibung mitnimmt, so lange
                              als die vorgeschriebene Gränze nicht überstiegen ist; sobald dieß aber der Fall ist,
                              wird der zweite Zeiger durch einen Einschnitt c, c, c
                              zurückgehalten, bleibt stehen, und geht nicht wieder mit dem gewöhnlichen Zeiger
                              zurück, wenn der Dampfdruck abnimmt. Dieser Zeiger behält dann seine eingenommene Stellung, es
                              müßte denn ein noch stärkerer Druck ihn in einen zweiten Einschnitt treiben, der ihn
                              wieder zurückhält.
                           Die Anzeige des Maximaldruckes ist schon beim Betriebe der Locomotive von Nutzen;
                              noch mehr ist dieses aber beim Stillstande derselben der Fall, denn die
                              absichtlichen Ueberlastungen der Sicherheitsventile sind weniger zu fürchten, als
                              die zu hohen Pressungen, welche aus Mangel an gehöriger Aufsicht beim Stillstande
                              der Maschinen entstehen. Der Zug im Kamin der Maschine ist in diesem Falle
                              allerdings gering, aber die Cylinder verbrauchen auch keinen Dampf mehr und die
                              Verdampfung bleibt daher oft noch bedeutend genug, daß der Druck, obgleich die
                              Ventile vollständig gehoben sind, schnell über die vorgeschriebene Gränze steigen
                              kann; die Versuche welche ich gemeinschaftlich mit dem Bergingenieur Lamé-Fleury in Folge der Explosion einer
                              stationirenden Locomotive der Ostbahn angestellt habe, erwiesen diese
                              Thatsache.Es wurde zuvörderst mit Saarbrücker Steinkohlen und dann mit Kohks, die aus
                                    denselben dargestellt waren, gefeuert; mit den Kohks steigt der Dampfdruck
                                    nicht so schnell, aber hievon abgesehen ist die Wirkung dieselbe. Mit minder
                                    leicht entzündlichem Brennmaterial, als dem auf der Ostbahn angewendeten,
                                    wird natürlich die Wirkung nicht so auffallend seyn. Uebrigens ist es eine bekannte Sache und ich habe es selbst häufig
                              beobachtet, daß die z.B. auf einen Druck von 8 Atmosphären regulirten Ventile,
                              welche während des Ganges der Maschine sich genau bei diesem Druck öffnen, beim
                              Stillstand der Maschine ihren Sitz bei einem Druck von 9 und selbst von 9 1/2
                              Atmosphären nicht verlassen. Die durch einen schwachen Stoß, z.B. durch einen auf
                              den Kessel geführten Hammerschlag, veranlaßt Erschütterung ist jedoch hinreichend,
                              damit sich die Ventile plötzlich heben.
                           Nach den Fahrvorschriften einiger Eisenbahngesellschaften sollen die Locomotiveführer
                              die Federn bis auf einen Druck von 5 Atmosphären abspannen, sobald die Dauer des
                              Aufenthalts auf der Station eine gewisse Gränze übersteigt, aber diese Zeitdauer
                              weiß man nicht immer vorher. Wenn ein Güterzug auf einer Bahnhofslinie oder auf
                              einer Kreuzung aufgehalten wird, um einen Personenzug vorübergehen zu lassen, so ist
                              der Locomotiveführer nicht im Stande, die Dauer des Stillstandes seiner Maschine
                              vorauszusehen. Im Zweifel vermeidet er es, den Druck sinken zu lassen; er
                              verschließt den Kamin nicht und beschickt den Rost wieder. Jedenfalls gehört aber
                              diese Vorschrift unter diejenigen, von deren Befolgung außerhalb der Bahnhöfe man
                              sich nicht leicht überzeugen kann.
                           
                           Das Maximal-Manometer würde hingegen ihre genaue Befolgung sichern; bei seiner
                              Anwendung müssen jedoch zwei Bedingungen erfüllt werden:
                           1) der Maschinenführer darf das Instrument nicht öffnen können, um den Zeiger aus den
                              aufhaltenden Einschnitten herauszunehmen;
                           2) es muß ihm unmöglich gemacht seyn, durch Schließen des Verbindungshahns zwischen
                              dem Kessel und dem Manometer die Function des Instruments zu unterbrechen.
                           Diese beiden Bedingungen sind leicht zu erfüllen; ein Schloß, dessen Schlüssel in den
                              Händen des Bahnhof-Inspectors ist, würde keine genügende Sicherheit
                              darbieten, allein das Instrument kann leicht plombirt
                              werden. Wenn eine Maschine, deren Zeiger einen verbotenen Druck nachweist, in den
                              Bahnhof gelangt, so würde der Vorstand des Bahnhofs den Stempel zerbrechen, den
                              Zeiger auf seinen gehörigen Standpunkt zurückführen, und das Gehäuse wieder
                              plombiren.
                           Was den zweiten Punkt betrifft, so könnten gegen das Weglassen des Hahns einige
                              Einwürfe erhoben werden; obgleich der Bruch der elastischen Röhre sehr selten ist,
                              so kann er doch vorkommen, so daß man das Instrument von dem Kessel isoliren muß. Da
                              aber die Benutzung des Hahns nur sehr selten nothwendig ist, so kann man ihn ohne
                              Nachtheil ebenfalls plombiren. Wird nun die Plombirung zerbrochen, so muß sich der
                              Locomotiveführer darüber rechtfertigen, daß er genöthigt war den Hahn zu
                              schließen.
                           Diese Verbesserung ist vielleicht wichtig genug, um ihre Einführung durch die
                              Administrativbehörden zu veranlassen; nach meiner Ansicht dürfte sich aber das
                              Instrument unter einem noch weit wirksamem Einfluß verbreiten, nämlich durch das
                              eigene Interesse der Eisenbahn-Gesellschaften, deren Reingewinn durch die
                              sehr gewöhnliche Uebertreibung des Dampfdrucks in den Locomotivekesseln vermindert
                              wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
