| Titel: | Ueber das Platin und die es begleitenden Metalle; von H. Sainte-Claire Deville und H. Debray. | 
| Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. XXVIII., S. 130 | 
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                        XXVIII.
                        Ueber das Platin und die es begleitenden Metalle;
                           von H. Sainte-Claire
                              Deville und H.
                              Debray.Wir haben bereits im polytechn. Journal Bd.
                                    CLIII S. 38 den Bericht mitgetheilt, welchen die Verfasser über den
                                 Inhalt dieser Abhandlung der französischen Akademie der Wissenschaften
                                 erstatteten. A. d. Red
                           
                        Im Auszug aus den Annales de Chimie et de Physique, August
                              1859, S. 385–496.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Deville, über das Platin und die es begleitenden
                           Metalle.
                        
                     
                        
                           I. Schmelzen des Platins.
                           Das beste Verfahren sich reines Platin zu verschaffen, besteht darin, es in einem aus
                              gebranntem Kalk bestehenden Behälter zu schmelzen und zu feinen. Man findet im Handel Platin, welches aus der zweiten und dritten Auflösung des Erzes
                              abgeschieden wurde und nahezu frei von Iridium ist, aber stets Spuren von Osmium und
                              ein wenig Silicium enthält. Solches Platin läßt sich durch das Schmelzen im Kalk bei
                              Oxydationsfeuer mit der größten Vollkommenheit feinen, es entbindet sich Osmiumsäure
                              und das Silicium geht in kieselsauren Kalk über, welcher zu einer farblosen Perle
                              schmilzt, die sich auf der Oberfläche des Metalls rasch hin und her bewegt, bis sie
                              an die Ränder des Behälters gelangt und von den Wänden desselben absorbirt wird.
                           Das geschmolzene und gefeinte Platin ist ein eben so weiches Metall wie das Kupfer, wovon man sich in der Pariser Münze
                              überzeugte; es ist weißer als das gewöhnliche Platin, und besitzt nicht dessen
                              Porosität, welche bisher die Herstellung einer undurchdringlichen Platinplattirung
                              verhinderte.
                           Das geschmolzene Platin besitzt noch die Eigenschaft, die Gase an seiner Oberfläche
                              zu verdichten. Seine Dichtigkeit ist gleich 21,15 und geringer als diejenige des
                              gewöhnlichen Platins, welches behufs seiner Verarbeitung in sehr kräftiger Weise
                              anhaltend kalt geschlagen wurde.
                           Wir wollen nun den Apparat beschreiben, mittelst dessen
                              wir das Platin in ziemlich beträchtlichen Quantitäten schmelzen, und dasselbe in
                              einen offenen Einguß gießen konnten, wie ein Metall von gewöhnlicher
                              Schmelzbarkeit.
                           Das Brennmaterial, welches wir meistens angewandt haben, ist das Leuchtgas. Man kann
                              aber auch das Wasserstoffgas benutzen, welches eine noch größere Hitze gibt,
                              wenigstens wenn es rein ist. Die Verbrennung wird durch einen Sauerstoffstrom
                              bewirkt, und die Vertheilung der Gase geschieht mit dem in Fig. 10 abgebildeten Löthrohr.
                           Dieses Löthrohr besteht in einem Cylinder E, E aus
                              Kupfer, von 12 Millimeter Durchmesser, welcher an seinem untern Theil mit einer
                              Verlängerung E', E' versehen ist, die schwach conisch,
                              40 Millimeter lang und aus Platin verfertigt ist. Eine kupferne Röhre C, C, C von 3 bis 4 Millimeter lichtem Durchmesser,
                              welche in einem Ansatz von Platin C' endigt, der an sie angeschraubt wird, ist in den Cylinder von seinem
                              obern Theil aus gesteckt und wird darin durch eine Druckschraube P festgehalten; mittelst letzterer kann man dem Ansatz
                              C' die gewünschte Höhe bezüglich des untern Endes
                              des Cylinders E, E, E', E' geben. – Ein Hahn H
                              von großem Querschnitt ist seitlich mittelst eines sehr
                              weiten Verbindungsstücks ebenfalls am Cylinder E
                              angebracht. Am Ende der gebogenen Röhre C ist ein Hahn
                              O angebracht. Durch den Hahn H läßt man, mittelst eines Kautschukrohrs das als Brennmaterial dienende
                              Wasserstoff- oder Leuchtgas zuströmen; durch den Hahn O führt man den Sauerstoff ein, welcher dasselbe verbrennen muß. Der platinene Ansatz
                              C' ist mit einer Oeffnung von 2 bis 3 Millimetern
                              Durchmesser versehen. – Um beträchtliche Quantitäten von Platin zu schmelzen,
                              z.B. 12 bis 15 Kilogr., müssen die Hähne dieses Apparats, besonders derjenige für
                              das Leuchtgas, einen verhältnißmäßig großen Querschnitt haben, weil für das
                              Ausströmen des Gases eine Oeffnung von 1 Quadratcentimeter oder wenigstens 75
                              Quadratmillimetern angewandt werden soll. Der platinene Ansatz des Löthrohrs aus
                              welchem der Sauerstoff entweicht, muß in diesem Falle eine Oeffnung von wenigstens 2
                              Millimet. Durchmesser haben. Dem Sauerstoffgas muß man einen Druck von 4 bis 10
                              Centimetern Quecksilbersäule geben können.
                           Der Ofen, Fig. 8, worin die
                              Verbrennung erfolgt, ist von KalkNämlich einen gut gebrannten schwach hydraulischen Kalk, der gerade dicht
                                    genug ist, um das Abdrehen auszuhalten; es gewährt keinen Vortheil, einen
                                    sehr harten Kalk zu benutzen, welchen der Drehstahl nicht mit
                                    außerordentlicher Leichtigkeit angreift. Die Verfasser erhielten ihren Kalk
                                    durch Brennen des grobkörnigen Kalksteins des Pariser Tertiärgebirges. angefertigt und dieser mit sehr weichem Eisendraht gebunden, so daß die
                              Reife sich in geringer Entfernung von einander befinden. Er besteht aus zwei
                              Theilen: 1) dem Gewölbe A, A, aus einem cylindrischen
                              Kalkstück hergestellt, welchem an seinem untern Theil eine schwache Bogenrundung
                              gegeben und das bei Q mit einem conischen Loch zum
                              Einstecken des Löthrohrs E versehen ist; 2) der Sohle
                              B, welche in einem andern, ebenfalls cylindrischen
                              Kalkstück ausgehöhlt ist; man muß derselben eine solche Tiefe geben, daß das
                              geschmolzene Platin darin eine Dicke von höchstens 3 bis 4 Millimetern hat; am
                              vordern Theil D, welcher einen schwachen Vorsprung
                              bildet, stellt man mit einer Raspel eine etwas nach Innen geneigte Nuth her, welche
                              zugleich als Ausgießloch und als Austrittsöffnung für die Flamme dient. Um eine
                              Schmelzung zu machen, stellt man die aus Kalk bestehenden Theile des Ofens zusammen,
                              wie es die Abbildung zeigt, dann, das Löthrohr in der Hand haltend, öffnet man den
                              Hahn H (Fig. 10), so daß ein sehr
                              schwacher Strom von dem brennbaren Gas austritt, welches man bei C' entzündet; dann dreht man den Hahn O, durch welchen der Sauerstoff zugeführt wird, läßt
                              jedoch das brennbare Gas stark vorwalten. Hierauf erst führt man die Flamme durch
                              das Loch Q (Fig. 8) in den Apparat
                              ein, weil sonst eine kleine Explosion in demselben entstehen könnte. Alsdann
                              verstärkt man allmählich (um die Ofenwände langsam zu erhitzen) die Geschwindigkeit
                              des Sauerstoff- und des Wasserstoffstroms, bis man die Maximaltemperatur
                              erreicht hat.Wenn die Gasvolume im gehörigen Verhältniß sind, verursacht das Löthrohr nur
                                    noch ein sehr schwaches Geräusch. Mit einem Platinblech, welches man durch den Vorsprung D
                              (Fig. 8)
                              einführt und auf den Gasstrahl bringt, sieht man wo die Maximaltemperatur
                              stattfindet, d.h. der Punkt liegt wo das Schmelzen am schnellsten erfolgt; nun gibt
                              man mittelst der horizontalen Druckschraube P (Fig. 10),
                              welche man löst, dem Platinansatz C' die geeignete
                              Stellung und befestigt ihn dann in derselben durch starkes Anziehen der Schraube.
                              Hierauf führt man das Platin nach und nach durch die Oeffnung D ein. Besteht dasselbe aus Blechstücken von weniger als 1 Millimeter
                              Dicke, so verschwinden und schmelzen sie fast in dem Augenblick wo sie in den Ofen
                              gelangen. Das Sauerstoffgas muß unter einem gewissen Druck, von beiläufig 4 bis 5
                              Centimet. Quecksilbersäule, ausströmen und dem Platin eine Drehbewegung ertheilen,
                              wodurch die Temperatur in dessen ganzer Masse eine gleichförmige wird.
                           Man muß das Platin so lange im Schmelzen erhalten, bis es vollständig gefeint ist,
                              was man daran erkennt, daß sich keine glasige Substanz mehr auf seiner Oberfläche
                              bildet. Will man alsdann das Platin nicht gießen, so vermindert man allmählich die
                              Geschwindigkeit der beiden Gase, indem man das reducirende Gas stets in sehr
                              schwachem Ueberschuß vorwalten läßt. Dieses Gas veranlaßt eine sehr rasche Bildung
                              von Wasser oder Kohlensäure auf Kosten des im Platin aufgelösten Sauerstoffs; die
                              Metallmasse kommt dabei in ein schwaches Sieden. Nach und nach dringt die Erstarrung
                              bis zur Mitte vor, und man sperrt dann die Gase ganz ab. Es wird stets ein wenig
                              Platin an das Gewölbe des Ofens geschleudert, welches man nach der Operation mit der
                              größten Leichtigkeit sammeln kann.
                           Will man hingegen das geschmolzene und gefeinte Platin gießen, so verschafft man sich
                              einen Einguß, welcher entweder aus dickem und mit Graphit gut geriebenem Gußeisen
                              besteht, oder aus Gasretorten-Kohks, oder aus Kalk; die beiden letzteren
                              lassen sich mit der größten Leichtigkeit aus Platten herstellen, welche man zersägt
                              und mit Eisendraht bindet. Man hebt das Gewölbe des Ofens ab, faßt den Herd mit
                              einer Zange, und gießt das Platin aus, aber ohne sich zu beeilen wie bei einem
                              gewöhnlichen Metall. Die einzige Schwierigkeit besteht hierbei darin, gleichzeitig
                              die blendende Oberfläche des Platins und die Oeffnung des Eingusses zu
                              unterscheiden, um sicher ausgießen zu können. Mit der Zange soll man höchstens 3 bis
                              4 Kilogr. Platin gießen, mit einem größeren Quantum wäre es zu gefährlich, falls die
                              Zange oder irgend ein anderer Theil des Apparats nachgeben würde.
                           Um große Quantitäten von Platin, z.B. 12 Kilogr., auf einmal gießen zu können, muß
                              man einen Ofen (Fig.
                                 9) anwenden, welcher nach denselben Principien wie der beschriebene
                              construirt, aber wegen seiner Größe aus Kalkstücken zusammengesetzt ist, welche man wie
                              Ziegel in einem cylindrischen Apparat von Eisenblech anordnet, indem man darin
                              hernach die Sohle K aushöhlt. Das Gewölbe V besteht auch aus mehreren Kalkstücken, welche durch
                              einen sehr starken und mit einer Druckschraube versehenen Eisenreif zusammengehalten
                              werden; nachdem die Kalkstücke gut zusammengefügt und an einander gepreßt worden
                              sind, bearbeitet man die Oberfläche des Gewölbes und bohrt das Loch Q mit der größten Leichtigkeit aus. Der im Blechcylinder
                              K enthaltene Herd ist um zwei mit Scharnier
                              versehene Träger L, L beweglich, welche so angeordnet
                              sind, daß die horizontale Linie, welche die Scharniere verbindet, durch das
                              Ausgießloch D geht; wenn man daher den Blechcylinder
                              mittelst des an ihm angebrachten Schwanzes S hebt, so
                              dreht sich der ganze Apparat um diese Linie LL,
                              und die auf der Ofensohle enthaltene Flüssigkeit lauft bei D aus, ohne daß der Punkt D selbst sich
                              verrückt. Um sich in der Behandlung dieses Apparats zu üben, füllt man die Sohle mit
                              Quecksilber und führt das Gießen mit diesem Metall aus, ehe man es mit dem
                              geschmolzenen Platin vornimmt.
                           Die Principien, auf welche sich die Construction unserer Apparate gründet, sind sehr
                              einfach:
                           1) Der Kalk ist vielleicht der schlechteste Wärmeleiter, welchen man kennt; ein
                              Apparat von höchstens 2 Centimeter Dicke, welcher voll geschmolzenen Platins ist,
                              hat äußerlich kaum eine Temperatur von 150° C.
                           2) Der Kalk ist der Körper welcher die Wärme und das Licht am vollkommensten
                              ausstrahlt, weßhalb er auch gewählt wurde um das Drummond'sche Licht zu erhalten. Wände aus Kalk sind daher die besten, welche
                              man einem derartigen Flammofen geben kann.
                           3) Der Kalk wirkt auf alle aus dem Platin zu entfernenden Unreinigkeiten, das Eisen,
                              Kupfer, Silicium etc., und verwandelt sie in schmelzbare Verbindungen, welche seine
                              so poröse Substanz durchdringen. Er wirkt wie eine Kapelle, deren Material das
                              Metall reinigt, welches man darin schmilzt.
                           Ein Versuch, welcher im Laboratorium der Normalschule mit Gasometern, welche 1400 bis
                              1500 Liter Sauerstoffgas enthielten und mit Leuchtgas angestellt wurde, gab bei
                              Anwendung des beschriebenen Apparats mit Scharnieren (Fig. 9) folgende
                              Resultate. In 42 Minuten, worin die Zeit inbegriffen ist, welche zur Bestimmung der
                              erforderlichen Gasverhältnisse nöthig war, schmolzen wir 11 Kilogr. 595 Gramme
                              Platin als russische Münze. Nach dem Schmelzen war man genöthigt das Metall zu
                              feinen, welches ein wenig Osmium und eine beträchtliche Menge Silicium enthielt,
                              dann goß man es in einen Einguß von Gasretorten-Kohks, worin es lange Zeit flüssig
                              blieb. Der Verbrauch an Sauerstoffgas betrug 1200 Liter, und der Gewichtsverlust des
                              Platins 135 Gramme, wovon die Hälfte in mechanischen Verlusten bestand, in Folge des
                              Spritzens während des Gießens, so daß der wirkliche Verlust auf höchstens 1/2 Proc.
                              vom Gewicht des Platins geschätzt wurde, was nahezu den Unreinigkeiten entspricht,
                              welche das Platin enthielt.Bei einem andern Versuch mit Münzen von russischem Platin ergaben 3 Kil. 110
                                    Grm. einen Verlust von 10 Grm., entsprechend 1/311 = 0,0032. Jedes Kilogramm Platin erfordert also zum Schmelzen, das Feinen inbegriffen,
                              100 Liter Sauerstoffgas; davon kommt aber fast die Hälfte auf das Feinen.
                           Das Gießen des Platins in Formen erheischt dieselben Vorsichtsmaßregeln wie das
                              Gießen des Silbers. Bei oftmaligem Umschmelzen desselben Platins erhielten wir
                              einigemal mißlungene Stäbe, welche zwar hämmerbar aber blasig waren, meistens fielen
                              jedoch die Stäbe ganz vorwurfsfrei aus. Es bleibt daher den Praktikern noch ein
                              Kunstgriff zu ermitteln, damit diese Operation sicher gelingt.
                           Zur Bereitung des Sauerstoffgases haben wir
                              Mangansuperoxyd (Braunstein) und Quecksilberstaschen angewandt, welche wir in einem
                              kleinen Flammofen (Fig. 1) mittelst einer dicken Schicht von möglichst backenden Steinkohlen
                              erhitzten; um das Verbrennen der Flaschen zu verhüten, umhüllen wir sie also mit
                              einer sehr rußigen Flamme, wodurch der Zweck vollständig erreicht wird. Jede
                              Quecksilberflasche (Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6 in Fig. 1) enthält 5 Kilogr.
                              Braunstein; nachdem man sie beschickt hat, bringt man sie im Flammofen an, entweder
                              horizontal oder vertical; wir wollen annehmen daß sie horizontal angeordnet wird:
                              eine schmiedeeiserne Röhre, welche an einem ihrer Enden etwas conisch ist, durch
                              Schläge mit einem hölzernen Hammer in die Oeffnung der Quecksilberflasche
                              eingetrieben und mit Lehm lutirt wurde, führt mittelst Kautschukröhren das
                              Sauerstoffgas in ein kupfernes Tönnchen (Fig. 6), welches Wasser
                              enthält und die von den Quecksilberflaschen kommenden Röhren aufnimmt, so daß
                              dieselben mittelst der Wasserschicht, welche die Gase durchziehen müssen, voll
                              einander abgesondert sind. Aus dem Tönnchen führt eine Röhre, welche an der Seite
                              desselben oberhalb angebracht und anfangs horizontal dann schwach geneigt ist, die
                              Gase und das verdichtete Wasser in eine mit gelöschtem Kalk oder mit
                              Aetznatronlösung gefüllte Flasche, wo der Sauerstoff seine Kohlensäure verliert.
                              Dieses Gefäß muß abgekühlt werden (wenn man das Tönnchen nicht abkühlt), weil das im
                              Braunstein enthaltene Wasser darin als Dampf anlangt und es übermäßig erhitzen könnte.
                              Aus dieser Flasche zieht das Gas in den Gasometer, welcher voll Wasser ist, dessen
                              Ausfließen man so regelt, daß der Druck stets um einige Centimeter Wassersäule
                              größer ist als der atmosphärische Druck.
                           Den von uns angewendeten Flammofen, welcher in Fig. 1 nach dem
                              beigegebenen Maaßstab gezeichnet ist, brauchen wir nicht näher zu beschreiben. Wir
                              haben nur zu bemerken, daß die drei ersten Flaschen (Nr. 1, 2, 3) einander sehr nahe
                              gelegt seyn müssen, um in erforderlicher Weise die Geschwindigkeit der Flamme zu
                              vermindern. Die erste Flasche muß das Gewölbe nahezu berühren; die zweite, welche
                              auf derselben verticalen Linie angebracht ist, muß der ersten sehr nahe liegen, und
                              nur die dritte muß zwischen sich und der Ofensohle den Raum lassen, welcher
                              erforderlich ist damit fast die ganze Flamme durchziehen kann. Hernach werden die
                              drei anderen FlaschenWenn man nur fünf Flaschen anwendet, muß der für die sechste angegebene Platz
                                    leer bleiben.
                              regelmäßig in dem übrigen Raume vertheilt. Man muß sich
                              erinnern, daß die Flamme und die Wärme stets aufzusteigen streben, und daß es immer
                              vortheilhaft ist, sie niedersteigen zu machen.
                           Fig. 6 zeigt
                              die Einrichtung des Tönnchens; A sind die Röhren, welche
                              das Gas herbeiführen; B ist die Austrittsöffnung, von
                              welcher der Wasserstand abhängt; M ist das Manometer,
                              welches den Druck des Gases anzeigt. Das Tönnchen wird durch einen Strom kalten
                              Wassers abgekühlt.
                           Fig. 5 zeigt
                              die sehr einfache Construction unserer Gasometer, welche von Zink angefertigt sind.
                              Der Hahn A für das Ausfließen des Wassers dient auch zum
                              Einführen des Wassers, welches das Gas austreiben muß, wenn dasselbe benutzt werden
                              soll. Dieser Hahn muß einen großen Querschnitt haben, von wenigstens 2
                              Quadratcentimet. für einen Gasometer von 800 Liter Inhalt. Der Hahn B dient abwechselnd für das Einführen und den Austritt
                              des Sauerstoffgases. Das Manometer M enthält Quecksilber
                              und zeigt den Druck an, während sich der Gasometer entleert. Der Wasserstand ist an
                              der Glasröhre N ersichtlich, welche durch
                              Kautschukröhren mit zwei kleinen Tubulaturen T, T
                              verbunden ist, die an der Seite des Gasometers angebracht sind und mit dessen
                              Innerem communiciren.
                           Wenn man statt des Leuchtgases Wasserstoffgas anwendet, so erhält man, wie erwähnt,
                              eine höhere Temperatur. Zur Bereitung des
                              
                              Wasserstoffgases benutzen wir einen Apparat nach der
                              Construction des Hrn. Desbassayns de
                                 Richemond,Polytechn. Journal Bd. LXXVII S.
                                       33. von 60 Liter Inhalt, in welchen wir 100 Kilogr. Zink bringen. Oder wir
                              wenden dazu eine Steinzeugflasche an, welche unten tubulirt ist, 50 bis 60 Liter
                              Inhalt hat, und mit Zinkstücken genau gefüllt wird; durch eine Uförmige Röhre fließt Schwefelsäure, mit 9 Theilen
                              Wasser verdünnt, auf den obern Theil des Zinks, und das gebildete schwefelsaure Zink
                              fließt durch eine kupferne Röhre ab, welche mit einem kupfernen Hahn versehen ist,
                              den man nach jeder Operation waschen muß. Die mit Zink gesättigte Flüssigkeit soll,
                              nachdem sie durch die Metallschicht gedrungen ist, sich in der Flasche nicht
                              ansammeln, wornach man den Ausfluß des Hahns reguliren muß. Eine Glasröhre, welche
                              oben und unten durch Kautschukröhren mit dem Innern der Flasche in Verbindung steht,
                              zeigt den Flüssigkeitsstand in derselben an. Die Flasche muß beständig mit kaltem
                              Wasser besprengt werden, um jede Temperatur-Erhöhung zu verhindern, was sehr
                              wichtig ist. In dem Pfropf am obern Theil der Flasche wird eine gekrümmte Röhre
                              angebracht, welche in einen Glascylinder taucht, der mit Wasser gefüllt und 20 bis
                              30 Centimeter hoch ist; derselbe bildet ein Sicherheitsventil, durch welches das
                              Wasserstoffgas entweicht, wenn man sein Ausströmen unterbricht oder verzögert.
                              Anstatt in einer Steinzeugflasche, kann man das Wasserstoffgas in einem bleiernen
                              Behälter erzeugen, welchem ein aus mit Blei plattirtem Kupferblech angefertigter
                              noch vorzuziehen ist; einen solchen Behälter taucht man gänzlich in einen mit Wasser
                              gefüllten Bottich, worin das Wasser beständig erneuert wird. – Man muß auf
                              jede Weise zu verhindern suchen, daß sich in den Röhren, welche das Gas dem Löthrohr
                              zuführen, Wasserdampf verdichtet und Wasser darin verweilt, weil dadurch
                              Schwankungen im Druck veranlaßt würden, welche für die Schmelzoperation sehr
                              nachtheilig wären. Wir bemerken wiederholt, daß alle Hähne, alle Leitungsröhren
                              dieser verschiedenen Gase, besonders wenn man das Leuchtgas anwendet, einen großen
                              Querschnitt haben müssen.
                           Die von uns vorstehend beschriebene Methode, zum Wiederherstellen alten Platins
                              angewandt, gibt vortreffliche Resultate. Wenn man das Platin nach unserm Verfahren
                              geschmolzen und gefeint hat, so kann es, das Iridium und Rhodium ausgenommen, kein
                              anderes fremdes Metall mehr enthalten. Alle Substanzen, welche das Platin am
                              leichtesten angreifen, der Schwefel, Phosphor, Arsenik, das Gold womit man es
                              löthet, das Eisen, Kupfer, Palladium, Osmium, werden von demselben abgeschieden, indem sie entweder
                              oxydirt und vom Kalk absorbirt, oder verflüchtigt werden. Das Platin, welches Gold
                              und Palladium enthält, läßt diese Metalle in Dampfform entweichen, und man kann sie
                              leicht sammeln, indem man die aus dem Ofen tretende Flamme in ein thönernes Rohr
                              leitet, wo sie alle flüchtigen fremdartigen Substanzen absetzt, mit Ausnahme der
                              Osmiumsäure, welche sich aber auch verdichtet, wenn man die Dämpfe durch eine mit
                              Ammoniak gefüllte Flasche ziehen läßt. Ein Theil des Osmiums setzt sich jedoch in
                              dem Rohr in metallischem Zustande ab, indem es sich im gasförmigen Strom der Flamme
                              verflüchtigt, oder indem die im Ofenherd erzeugte Osmiumsäure sich später im
                              Condensationsrohr reducirt.
                           Die Form der von uns angewandten Oefen kann man abändern und z.B. eine elliptische
                              oder länglich-viereckige wählen, wenn man das Schmelzen mittelst zweier
                              Löthrohre bewerkstelligen will. Alle Personen, welche bei unseren Versuchen
                              gegenwärtig waren, haben sich zu ihrer Verwunderung mit uns überzeugt, daß das
                              Platin außerordentlich leicht zu schmelzen und zu gießen ist; denn das Platin bleibt
                              in einer aus Kalk bestehenden Gießform, welche vorher auf 500 oder 600° C.
                              erhitzt wurde, lange Zeit geschmolzen. Man könnte auch das Platin in getrennten
                              Oefen schmelzen, welche 25 bis 50 Kilogr. enthalten, und deren Inhalt gleichzeitig
                              in dieselbe Form ausgießen, wie man es beim Stahl macht. Nur sollte man dem
                              Platinbad, selbst beim Schmelzen großer Quantitäten, niemals über 4 bis 5 Centimeter
                              Dicke geben, es sey denn daß man es beständig umrührt, entweder mittelst des
                              gepreßten Windes der Löthrohre, oder mittelst stark gebrannter Haken von Kalk oder
                              Magnesia; dieses Metall ist nämlich kein so guter Wärmeleiter, daß es bei einer
                              beträchtlicheren Dicke vollkommen flüssig bleibt. Wenn man diese Vorsichtsmaßregel
                              unbeachtet ließe, so könnte das Feinen oder sogar das Schmelzen der Metallmasse
                              fehlschlagen.
                           
                        
                           II. Probiren der Platinerze.
                           1. Gold. – Um dem Erze das Gold zu entziehen,
                              behandelt man 10 Grm. desselben einige Stunden lang mit kleinen Quantitäten
                              kochenden Quecksilbers, wascht mit heißem und reinem Quecksilber, gießt sämmtliches
                              Quecksilber zusammen und destillirt es in einer kleinen Glasretorte. Der Rückstand,
                              zum Rothglühen erhitzt und gewogen, gibt den Goldgehalt des Erzes. Die
                              amerikanischen Platinerze liefern hierbei gewöhnlich 60 bis 110 Milligramme Gold, im
                              Durchschnitt 1 Proc. entsprechend.
                           
                           2. Sand. – Um den Sand zu bestimmen, wiegen wir von
                              einer durchschnittlichen Probe des Erzes 2 Grm. ab; in einem gewöhnlichen kleinen
                              Tiegel mit glatten Wänden schmelzen wir ein wenig Borax, so daß seine Wände gut
                              glasirt werden, geben in denselben 7 bis 10 Grm. reines und gekörntes Silber, auf
                              dasselbe das Platinerz, dann 10 Grm. geschmolzenen Borax und endlich eines oder zwei
                              kleine Stücke Holzkohle. Man schmilzt das Silber und erhält es einige Zeit auf einer
                              Temperatur welche seinen Schmelzpunkt ein wenig übersteigt, damit der Borax recht
                              flüssig wird und den Sand auflösen kann. Den Borax kann man übrigens mit einem
                              Pfeifenrohr umrühren. Man läßt erkalten und sondert den Silberkönig ab, welcher das
                              Osmium und das Platin mit allen dasselbe begleitenden Metallen enthält (um die
                              letzten Boraxtheile zu beseitigen, digerirt man den König nöthigenfalls mit ein
                              wenig schwacher Flußsäure). Endlich trocknet man den König, erhitzt ihn zum
                              schwachen Rothglühen und wiegt ihn. Zieht man das Gewicht des Königs von der Summe
                              der Gewichte des Erzes und des angewandten Silbers ab, so erhält man die Quantität
                              Sand welche das Erz enthält. Dieselbe zu ermitteln, ist sehr wichtig, weil der Sand
                              der einzige ganz werthlose Bestandtheil des so theuren Platinerzes ist.
                           3. Platin. – Außer dem Sand bestehen die
                              Unreinigkeiten des Platinerzes hauptsächlich in Eisen und Osmium-Iridium. Die
                              anderen Metalle, das Palladium, Rhodium und Iridium, machen zusammen eine ziemlich
                              constante Quantität aus, stets zwischen 4 und 5 Proc.; man braucht daher nur den
                              Betrag dieser Metalle zusammengenommen zu kennen, um die Zusammensetzung des
                              Platinerzes selbst zu haben. Wir werden diesen Betrag in der Folge nur zu 4 Proc.
                              berechnen, weil das Palladium bei den Schmelzoperationen, denen wir das Platin vor
                              dem Wägen unterziehen, sich verflüchtigt.
                           Zur Bestimmung des Platins erhitzt man 50 Grm. einer durchschnittlichen Probe des
                              Erzes in einem gewöhnlichen Tiegel mit 75 Grm. Weichblei und 50 Grm. reinem, gut
                              krystallisirtem Bleiglanz zum Schmelzen. Man setzt dann 10 bis 15 Grm. Borax zu, und
                              steigert das Feuer bis zur Schmelzhitze des Silbers: man rührt von Zeit zu Zeit mit
                              einem Pfeifenrohr um, und hört erst auf zu erhitzen, nachdem alle Platinkörner
                              verschwunden sind, nämlich sich im Blei aufgelöst haben und sich unter dem
                              Pfeifenrohr nicht mehr zeigen. Alsdann setzt man 50 Grm. Bleiglatte zu, in der Art,
                              daß man die Temperatur immer steigert und die Bleiglätte nur nach und nach einträgt,
                              in dem Maaße als sie sich reducirt und bis sie in Ueberschuß ist, was man daran
                              erkennt, daß die Schlacke dann das Pfeifenrohr angreift und die Entbindung von
                              schwefliger Säure aufhört. Man läßt nun den Tiegel langsam erkalten, zerschlägt ihn dann, löst die
                              Schlacke ab, welche bleihaltig und eisenreich seyn muß, und putzt den König gut ab,
                              welcher beiläufig 200 Grm. wiegen muß. Zur Erläuterung dieser Operation bemerken
                              wir, daß das mehr oder weniger eisenhaltige Platinerz sich nur sehr langsam im Blei
                              auflöst; man greift es hier durch einen Bleistein an, welcher das Eisen in
                              Schwefeleisen verwandelt und dadurch die Vereinigung des Bleies mit dem Platin
                              erleichtert, welche Legirung sogleich auf den Boden des Tiegels niedersinkt. Das
                              Eisen und das Kupfer verwandeln sich in Schwefelmetalle und gehen in die Schlacke;
                              und das Osmium-Iridium, welches im Blei unauflöslich ist, aber von demselben
                              benetzt werden kann, begibt sich auf den Boden und bleibt im König. Durch die später
                              zugesetzte Bleiglätte zerstört man den Bleiglanz und das Schwefeleisen; es bildet
                              sich einerseits Blei und andererseits Oxyde, welche vom Borax absorbirt werden.
                           Nachdem der König gut abgeputzt ist, wiegt man ihn, dann sägt man den untern Theil
                              ab, welcher beiläufig ein Zehntel vom Gewicht des Königs betragen muß, und wiegt
                              ihn. Man sammelt die Sägespäne, zerreibt den obern Theil des Königs, welcher
                              krystallisirt und sehr spröde ist, und gibt zu ihm die Sägespäne von platinhaltigem
                              Blei, vermengt gut, und wiegt wieder. Wenn kein Verlust stattfand, muß natürlich die
                              Summe dieser beiden Gewichte dem Gewicht des ganzen Königs gleich seyn. Man nimmt
                              alsdann von dem Pulver des platinhaltigen Bleies eine Quantität welche den neunten
                              Theil vom Gesammtgewicht des Königs repräsentirt, kupellirt dieselbe nach dem unten
                              beschriebenen Verfahren, und wiegt das Platin, nachdem man es geschmolzen hat. Es
                              ist einleuchtend, daß wenn man das Gewicht dieses Königs mit 10 multiplicirt, man
                              den Platingehalt des Erzes erhält.
                           Indem man den untern Theil des platinhaltigen Bleikönigs abschneidet, beseitigt man
                              alles Osmium-Iridium, welches sich am Boden des Tiegels absetzte. Indem man
                              den obern Theil des Königs zerreibt, bevor man einen Theil desselben kupellirt, kann
                              man eine homogene Probe nehmen, welche die gleiche Zusammensetzung hat wie die ganze
                              Masse desselben. Indem man den neunten Theil vom Gesammtgewicht des Königs kupellirt
                              und die erhaltene Platinmenge mit 10 multiplicirt, um das gesammte Platin zu
                              erhalten, geht man von der Annahme aus, daß die Zusammensetzung des Königs durchaus
                              dieselbe ist, und vernachlässigt das Gewicht des am untern Theil befindlichen
                              Osmium-Iridiums. Will man diese Fehlerquelle vermeiden, so kann man anders
                              verfahren.
                           Man behandelt den untern Theil des Königs mit seinem zehnfachen Gewicht gewöhnlicher
                              Salpetersäure, welche mit ihrem gleichen Gewicht Wasser verdünnt wurde. Man
                              erhitzt, und bald ist alles Blei aufgelöst. Wenn die Operation gut gelang, so darf
                              nur Osmium-Iridium zurückbleiben und Platin als sehr feines Pulver, ohne daß
                              sich von letzterm ein Korn vorfindet (bekanntlich kann das Osmium-Iridium
                              auch in Körnern vorkommen, aber mittelst Königswasser läßt sich nach beendigter
                              Operation leicht die Zusammensetzung der Körner ermitteln, wenn solche vorhanden
                              seyn sollten). Man wascht mit der größten Sorgfalt, zuerst mit gesäuertem Wasser,
                              und hernach mit reinem und heißem Wasser. Dieses Waschen geschieht durch Decantiren.
                              Man trocknet in einem geheizten Raum und wiegt, dann behandelt man mit
                              Königswasser,Man kann auch das Pulver durch ein ganz dichtes Seidengewebe sieben. Das
                                    Platin geht durch die Maschen, und das Osmium-Iridium bleibt in
                                    Körnern oder in Schuppen auf dem Sieb zurück. welches das zurückbleibende pulverförmige Platin augenblicklich auflöst,
                              wascht das Osmium-Iridium und wiegt es wieder. Diese beiden Gewichte geben
                              das im König enthaltene Platin und das Osmium-Iridium. Wir empfehlen nach der
                              Probe eines Platinerzes stets noch diese Operation vorzunehmen, weil es oft von
                              Wichtigkeit seyn kann, den Gehalt des Erzes an Osmium-Iridium zu
                              erfahren.
                           Nachdem man den Gehalt des Erzes an Platin kennt, zieht man 4 Proc.Eigentlich müßte man 4 1/2 Proc. abziehen; mit Berücksichtigung der
                                    unvermeidlichen Verluste kommt man aber der Wahrheit näher, wenn man nur 4
                                    Procent abzieht. von der erhaltenen Zahl ab und hat dann, bis auf 1 oder 2 Proc. genau, die
                              Zusammensetzung des probirten Erzes. Wir müssen bemerken, daß die mühsamsten und
                              genauesten analytischen Methoden keine viel größere Annäherung geben.
                           Wir haben zahlreiche Proben mit russischem Platinerz gemacht, wobei wir 80 Proc. für
                              seinen Gehalt an legirtem Platin fanden; zieht man 4 Proc. für das Iridium und das
                              Rhodium ab, so kommt man für den Platingehalt auf die Ziffer 76 Proc., welche mit
                              dem Resultat unserer Analyse solchen Platinerzes übereinstimmt.
                           
                        
                           III. Kupellation des
                                 Platins.
                           Das Platin legirt sich, wenn es eisenfrei ist, mit dem Blei außerordentlich leicht.
                              Eine sehr harte und sehr spröde Legirung, welche erst bei der Schmelzhitze des
                              Silbers schmilzt, enthält:
                           
                              
                                 Platin
                                 78,3
                                 
                              
                                 Blei
                                 21,7
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 
                              
                           
                           Sie kupellirt sich leicht in einer auf die Temperatur der Goldproben erhitzten
                              Muffel, und wenn man das Feuer bis zur lebhaften Rothglühhitze (wo das Zink siedet)
                              steigert, so verwandelt sie sich in eine schwammige Masse, welche noch ein wenig
                              Bleiglätte ausschwitzt, aber nur noch 6 bis 7 Proc. Blei enthält. Um ein solches
                              Resultat zu erhalten, muß man jedoch die Legirung sehr lange rösten.
                           Das Kupelliren des Platins, behufs seiner vollständigen Trennung vom Blei und seiner
                              Bestimmung auf trocknem Wege, kann nach zwei Methoden geschehen.
                           1) Kupellation mit Silber als Zwischenmittel. – Das
                              Platin ist sehr leicht direct mittelst der Kupellation zu bestimmen, wenn man seiner
                              Legirung mit Blei beiläufig fünf- bis sechsmal soviel Silber zusetzt, als sie
                              Platin enthält. Man gibt nöthigenfalls noch Blei zu, treibt auf der Kapelle ab, und
                              wiegt das Korn. Was das Korn über das zugesetzte Silber wiegt, ist das Gewicht des
                              Platins. Bei dieser Operation geht immer ein wenig Silber durch Verflüchtigung
                              verloren, weil man bei der Temperatur der Goldproben abtreiben muß. Wir haben jedoch
                              gefunden, daß dieser Verlust ganz unbedeutend ist. Das erhaltene Silberkorn ist
                              leicht in Schwefelsäure aufzulösen, wobei man das Platin als Rückstand erhält.
                           Muffelofen, mit Flamme geheizt. – Wir benutzen zu
                              den Kupellationen vorzugsweise einen Flammofen, Fig. 4, worin die Muffeln
                              auf eine außerordentlich hohe Temperatur erhitzt werden können, ohne daß ihre Wände
                              durch die Asche der Steinkohlen zerstört werden, was sehr bald geschieht, wenn man
                              in Kohksöfen die Temperatur über eine gewisse Gränze treiben will. Bei dieser
                              Heizung mit Flamme conserviren sich die Muffeln so gut, daß ein solcher Ofen seit
                              zwei Jahren im Winter täglich zum Heizen des Laboratoriums gefeuert und dabei zu
                              Calcinationen jeder Art und zu Kupellationen bei hoher Temperatur verwendet wurde,
                              ohne daß man die Muffeln zu wechseln brauchte, welche noch eine lange Dauer
                              versprechen.
                           Die Brücke A, welche den Feuerungsraum von dem Flammofen
                              trennt, worin sich zwei Muffeln befinden, muß wenigstens 20 Centimeter Dicke haben,
                              wenn der Ofen oft gebraucht werden soll; der Rost des Feuerungsraumes F muß dieselbe Länge haben wie die Muffeln und beiläufig
                              eine zweimal so große Breite. Die erste Muffel M ist im
                              Flammofen so angebracht, daß der zwischen dem Dom der Muffel und dem Gewölbe des
                              Flammofens befindliche Raum F höchstens 1 1/2 bis zwei
                              Centimeter beträgt; der Raum E hat beiläufig 3 bis 4
                              Centimeter, richtet sich übrigens nach der Rostfläche. Wenn man diese Anordnung
                              nicht berücksichtigt, so erhitzen sich die Muffeln oben mehr als unten. Für die zweite Muffel M' müssen hingegen die zwei Räumen I und J gleich seyn, damit
                              sich der zwischen den beiden Muffeln befindliche Raum zum Theil mit der Flamme
                              füllt, welche aufzusteigen strebt. Die Muffeln sind in den Seitenwänden des Ofens in
                              einer kleinen Bogenrundung von Ziegelsteinen eingesetzt, so daß ihre Mündung auf
                              jeder Seite des Ofens frei bleibt. Man schließt diese beiden Mündungen unvollkommen
                              mit einer thönernen Thür, selbst während der Kupellation. Jede Muffel ist aber in
                              der Mitte ihrer Seitenwand nahe am Boden mit einer Oeffnung O von 2 bis 3 Centimeter Durchmesser versehen, welche mit einem Thonpfropf
                              verschlossen werden kann, und, wenn sie offen ist, das Einziehen der äußern Luft und
                              das Verbrennen des Bleies befördert, sowie den Abzug der gebildeten Dämpfe von
                              Bleioxyd und Osmiumsäure in die Esse veranlaßt. Die in unserm Ofen benutzten Muffeln
                              sind Halbcylinder, deren Basis 12 bis 15 Centimeter Durchmesser hat; ihre Länge
                              beträgt 35 Centimeter. Der Feuerungsraum besitzt ein Register R von feuerfestem Thon. Zum Eintragen der Steinkohle dient eine am
                              Vordertheil des Feuerungsraumes angebrachte Oeffnung, vor welcher sich eine
                              Blechtafel mit erhöhten Rändern befindet, auf der man das Brennmaterial in Form
                              einer Böschung anhäuft. So bildet die Steinkohle selbst die Oeffnung, durch welche
                              man sie später in den Feuerraum schafft.
                           2) Directe Kupellation. – Wir ziehen aber bei den
                              Platinproben der beschriebenen Kupellation mit Silber als Zwischenmittel eine
                              Methode vor, welche das Platin direct als geschmolzenes Metall liefert und folglich
                              dessen physische Eigenschaften zu ermitteln gestattet.
                           Das platinhaltige Blei wird zuerst in gewöhnliche Kapellen von großen Dimensionen
                              gebracht, weil man fast immer mit großen Quantitäten von Blei und von Platin
                              operirt. In der gut erhitzten Muffel eines gewöhnlichen Probirofens gelingt es
                              leicht, auf den Kapellen die flüssige Legirung in den festen Zustand überzuführen,
                              und das dann noch bleihaltige Platin bildet eine Masse von der Gestalt des
                              Blumenkohls, welche sich ziemlich leicht vom Boden der Kapelle ablöst, wenn man
                              letztere noch glühend befeuchtete.
                           In der Regel löst man aber diese kupellirte Masse nicht von der Kapelle ab, sondern
                              unterzieht sie rothglühend der Einwirkung des in Fig. 3 abgebildeten
                              Löthrohrs, indem man besorgt ist wenig Wasserstoff und viel überschüssigen
                              Sauerstoff zu geben. Auf diese Weise erhitzt man die Masse nicht übermäßig, schmilzt
                              sie aber theilweise, und oxydirt sie mit großer Raschheit. Wenn die Kapelle nicht
                              mit Bleiglätte vollgesogen ist, absorbirt sie leicht diejenige, welche sich an den
                              verschiedenen Punkten der Masse bildet, die man nacheinander erhitzt. Zu dieser Zwischenoperation
                              benutzen wir vorzugsweise ein sehr bequemes kleines Instrument, Fig. 2, welches dem früher
                              beschriebenen Löthrohr sehr ähnlich, aber auf einem Fuß oder Träger angebracht ist,
                              von welchem aus das brennbare Gas bei geöffnetem Hahn H
                              einzieht. Das mit seinem Platinansatz K, seiner
                              Druckschraube P und dem Hahn O versehene kupferne Rohr, durch welches der Sauerstoff zuströmt, ist in
                              dem es umgebenden, den Wasserstoff enthaltenden kupfernen Rohr in einer verticalen
                              Ebene, der Linie AB parallel, beweglich, daher es
                              gehoben und gesenkt werden kann, ohne den Zufluß des brennbaren Gases zu
                              unterbrechen. Bei solchen Operationen genügt es oft, anstatt des Sauerstoffs, durch
                              den Hahn O ein Gemisch von gleichen Volumen Luft und
                              Sauerstoff zuströmen zu lassen. Nachdem man auf diese Weise der Platinlegirung den
                              größten Theil des Bleies entzogen hat, löst man sie von der aus Knochenasche
                              bestehenden Kapelle ab und bringt sie in eine andere Kapelle von derselben Form,
                              welche in einem Kalkstück ausgehöhlt wurde. Man erhitzt dann allmählich die Masse,
                              wobei sie sehr stark raucht, und schmilzt endlich das Platin in einem oxydirenden
                              Feuer; man sammelt es mittelst Drehens der Kapelle zu einem einzigen Kügelchen, und
                              läßt es nun erkalten. Im Anfang der Operation kann man durch Spratzen Metall
                              verlieren, wenn man nämlich zu schnell erhitzt oder die letzten Spuren von Blei zu
                              rasch verbrennt, was daher sorgfältig vermieden werden muß. Man sondert den
                              Platinkönig ad, reinigt ihn in kochender Salzsäure und wiegt ihn. Man muß nun noch
                              auf der Oberfläche der Kapelle den Kalk auf 1 Millimeter Dicke wegnehmen, diesen
                              Kalk in Salzsäure auflösen, welche in einer Platinschale enthalten ist, den
                              Rückstand waschen, dann mit ein wenig Aetzkali oder Flußsäure versetzen, um die
                              Kieselerde aufzulösen, und mittelst der Loupe untersuchen ob kleine Kügelchen
                              vorhanden sind. Manchmal findet man solche, und hat dann noch das Gewicht des so
                              gesammelten Platins zu bestimmen. Wenn man mit einem König operirt, welcher 5 bis 6
                              Gramme Platin enthält, ist man sicher, daß der Verlust niemals 1 Centigramm beträgt,
                              vorausgesetzt, daß man vorsichtig verfuhr und einige Uebung in der Behandlung des
                              Löthrohrs hat.
                           Wir geben als Beispiel die Durchführung einer Operation nach beiden Methoden.
                           
                              1) Kupellation mit Silber als
                                    Zwischenmittel.
                              Man nimmt:
                              
                                 
                                    Legirung von Platin und Blei
                                    24,30
                                    
                                    
                                 
                                    Gemischt mit Silber
                                    25,30
                                    
                                    
                                 
                                    Die Kupellation gibt eine Legirung von
                                       Silber    und Platin, welche
                                       wiegt
                                    28,75
                                    
                                    
                                 
                                    woraus man Platin erhält
                                    
                                    3,45
                                    
                                 
                              
                           
                              
                              2) Directe Kupellation.
                              Man nimmt:
                              
                                 
                                    Legirung von Platin und Blei
                                    24,30
                                    
                                    
                                 
                                    mit dem Knallgas-Löthrohr geschmolzen
                                       liefert    sie Platin
                                    
                                    3,45
                                    
                                 
                              Wir ziehen die zweite Methode, nämlich die Anwendung des
                                 Knallgas-Löthrohrs vor, weil sie bei einiger Uebung sehr genaue Resultate
                                 liefert, überdieß die Qualität des Platins, womit man operirt, zu beurtheilen
                                 gestattet.
                              
                                 
                                        Das russische
                                       Platin, mit welchem wir unsere Versuche anstellten,
                                    
                                 
                                    ergab uns eine mittlere Ausbeute von
                                    80 Procent,
                                    
                                 
                                    zieht man davon die im Platinerz befindlichen
                                       Metalle    (Palladium, Rhodium und
                                       Iridium) ab mit
                                      4      „
                                    
                                 
                                    so ergibt sich der schon bestimmte Platingehalt
                                       von
                                    76 Procent.
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––
                                    
                                 
                                    Als man den untern Theil des Metallkönigs mit
                                       Salpetersäure    angriff, erhielt man
                                       Iridium-Osmium
                                      1,25 Proc.,
                                    
                                 
                              daher die Probe folgende Zusammensetzung des Platinerzes
                                 ergab:
                              
                                 
                                    Platin
                                      76
                                    
                                 
                                    Metalle des Platinerzes (Palladium, Rhodium und
                                       Iridium)
                                        4
                                    
                                 
                                    Osmium-Iridium
                                        1,2
                                    
                                 
                                    Sand
                                        1,4
                                    
                                 
                                    Eisen, Kupfer, durch Differenz bestimmt
                                      17,4
                                    
                                 
                                    
                                    –––––
                                    
                                 
                                    
                                    100,0.
                                    
                                 
                              
                                 
                                    (Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)
                                    
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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