| Titel: | Die Porzellanfabrik von Krister in Waldenburg. | 
| Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. XL., S. 176 | 
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                        XL.
                        Die Porzellanfabrik von Krister in
                           Waldenburg.
                        Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                                 Gewerbfleißes in Preußen, 1859 S. 122.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Die Porzellanfabrik von Krister in Waldenburg.
                        
                     
                        
                           Das Waldenburger Revier ist berühmt durch seinen
                              Steinkohlenreichthum, der hier eine Industrie hervorgerufen hat, so blühend, wie sie
                              an keinem zweiten Punkte Niederschlesiens sich findet.
                              Ueberall sieht man rauchende Schornsteine in die Luft emporragen, und die Flamme der
                              Kohks- und Porzellanöfen weit durch die Nacht dahinleuchten.
                           Die Porzellanfabrik von Krister in Waldenburg ist eine
                              sehr umfangreiche Anlage, welche 1500 Arbeiter beschäftigt; ihre Besichtigung
                              geschah unter Leitung der Fabrikbeamten.
                           Die Rohmaterialien, welche in dieser Fabrik verwendet
                              werden, sind:
                           
                              1) Der Porzellanthon kommt theils aus
                                 Morl bei Halle, theils aus der dem Hrn. Krister gehörigen Grube bei Zern in der Nähe
                                 von Meißen.
                              2) Der Kapselthon, eine graue,
                                 feuerfeste Thonart, stammt aus Buschkau bei Freiburg; derselbe wird vermischt
                                 mit
                              3)gestampfter Kapselmasse und dient alsdann zur
                                 Anfertigung neuer Kapseln.
                              4)Feldspath aus den Brüchen bei Schreiberhau.
                              5)Alabastergyps kommt aus Löwenberg, wird gestampft,
                                 gebrannt und dient alsdann zur Herstellung der Gypsformen.
                              
                           Der bereits in Halle einmal geschlämmte Porzellanthon wird
                              in der Fabrik einer zweiten, sorgfältigen Schlämmung
                              unterworfen. Fig.
                                 7 stellt den Apparat dar, in welchem dieses Schlämmen geschieht. Der Thon
                              wird in dem Fasse A mit Hülfe des Rührers a, a in Wasser aufgerührt, wobei sich die gröbsten
                              Theile zu Boden setzen; das Uebrige fließt durch das Rohr a' auf das grobe Sieb b', dann durch das
                              feinere b in den Kasten B,
                              in welchem sich die noch mitgerissenen, gröberen Theile zu Boden setzen. Das
                              Schlämmgut läuft in die Rinne C; hier setzen sich die
                              letzten, noch mitgerissenen, groben Theilchen ab, während die feine aufgeschlämmte
                              Masse durch das Haarsieb d in das Reservoir D läuft. – Die so geschlämmte Masse wird in
                              größeren Mengkübeln mit 1/4 ihres Gewichtes fein geriebenem Feldspath gemengt, in große
                              Abdampfpfannen geleitet, und hier durch Abdampfen das überflüssige Wasser entfernt.
                              Die Abdampfpfannen sind von rechteckiger Form, den
                              Salzpfannen der Salinen an Form und Umfang ähnlich. Das Rauchgemäuer besteht aus
                              gewöhnlichen Backsteinen; das Pfannenfutter aus Charmotte. Die Feuerung geht in
                              Zügen unter dem Charmotteboden entlang, welcher 3 1/2 Zoll stark ist. Hier wird die
                              Masse so weil verdampft, bis der zurückbleibende Thon sich mit Spaten in ziemlich
                              consistenten Stücken herausheben läßt. Gewöhnlich dauert das Abdampfen 40 Stunden.
                              Die so erhaltene Porzellanmasse wird durch Arbeiter geschlagen, um das Ganze
                              gleichförmig zu machen und die Luftblasen heraus zu schaffen, und ist jetzt zur
                              Verarbeitung geeignet.
                           Der Feldspath, welcher der Porzellanmasse zugesetzt wird,
                              wird zunächst gewaschen, dann in Charmotteretorten geglüht, um ihn mürbe zu machen,
                              abgeschreckt und auf ein Pochwerk gebracht, wo er zerstampft wird.
                           Das Pochwerk hat 14 Stampfen, deren Köpfe, mit eisernen
                              Schuhen versehen, 5 Zoll im Quadrat sind. Die einzelnen Stampfen stehen in 9 Zoll
                              Entfernung von Mitte zu Mitte. Von diesen 14 Stampfen dienen jedoch nur 7 für
                              Feldspath, die anderen 7 zum Zerstampfen der Kapselmasse. Die Daumenwelle macht 15
                              Umdrehungen in der Minute.
                           Hier sey gleichzeitig bemerkt, daß sich in der Fabrik noch zwei Stampfwerke zum Zerkleinern von Charmotte vorfinden, mit 14 Stampfen und 3
                              Hebedaumen für jede Stampfe, in ähnlichen Dimensionen, wie die Feldspathstampfen.
                              Die Daumenwelle macht hier 16 Umdrehungen in der Minute, und ist die Theilung der
                              Betriebsräder 2 Zoll.
                           Die gepochte Feldspathmasse geht durch Siebe und wird dann
                              nochmals gewaschen, wobei der entstehende Schaum, welcher sehr nachtheilig auf das
                              Porzellan einwirkt, abgenommen wird. Die gewaschene Masse kommt jetzt auf die
                              Mühlen. Es sind 60 Massenmühlen vorhanden, welche sich
                              mit 40 Mühlen zum Mahlen der Glasurmasse, die ganz analog eingerichtet sind, in
                              einem großen Saale befinden. Diese 100 Mühlen sind in 5 Doppelreihen à 20 Stück gruppirt und werden von einer
                              durchgehenden Betriebswelle a, in Fig. 8, mit Abzweigungen
                              durch conische Räder getrieben. Jedes der beiden conischen. Räder b, b sitzt mit einem Stirnrade c auf einer kurzen Welle; von jedem dieser Räder c,
                                 c aus werden je zwei zur Seite eingreifende Stirnräder und dadurch zwei
                              parallel nebeneinanderlegende Wellen d umgetrieben, von
                              welchen aus durch conische Räder direct der Betrieb der Mühleisen e, e, e... bewirkt wird. Die Anordnung der Mühlen in der Doppelreihe
                              erhellt noch deutlicher aus Fig. 9. Durch das erwähnte
                              Stirnrad c werden die nebenliegenden, auf den Wellen d, d befestigten Stirnräder c',
                                 c', und somit auch die conischen Räder f, f
                              umgetrieben. Diese haben 15 Zoll Durchmesser und 1 Zoll Theilung. Die 2 Zoll im
                              Durchmesser haltenden Mühleisen e, e sind bei g, g mit dreizölligen Hülsen umgeben. Ueber den
                              horizontalliegenden conischen Rädern befindet sich eine Kuppelung, deren Handhebel
                              mit h, h bezeichnet sind; durch dieselbe ist es
                              ermöglicht, den Betrieb der Mühleisen auszurücken; diese machen pro Minute 10 bis 11 Umdrehungen. Die in den 30 Zoll im
                              Durchmesser haltenden Kübeln i, i liegenden Mahlsteine
                              sind ein grobkörniges Sandsteinconglomerat; der Bodenstein ist kreisrund mit 26 Zoll
                              Durchmesser und 6 1/2 Zoll Höhe, und die Form des Läufers in Fig. 10 und Fig. 11
                              wiedergegeben. Jeder Feldspathmahlgang geht 18 Stunden; alsdann ist der Feldspath
                              fein genug, um der Porzellanthonmasse zugesetzt und mit ihr auf schon beschriebene
                              Weise weiter verarbeitet zu werden.
                           Der rohe Kapselthon wird in Mühlen, von denen je vier zusammenstehen und einen Satz bilden, geknetet;
                              diese Anordnung ist in Fig. 12 skizzirt. Die in
                              der Mitte der 4 Mühlen stehende Welle a wird von der
                              Hauptbetriebswelle b umgetrieben und betreibt durch
                              Stirnräder die stehenden Messerwellen c, c der 4
                              Thonschneidemaschienen; die Messer sind 4 Zoll breit und unter 15 bis 20 Grad gegen
                              die Horizontale geneigt; die Wellen machen pro Minute 12
                              Umdrehungen.
                           Der aus einer Mühle kommende Thon wird mit gepochter und gesiebter Kapselmasse
                              beschüttet und auf die folgende Mühle gegeben. Der durch die vier Mühlen gegangene
                              Thon wird schließlich wieder mit Kapselmasse bestreut, auf die Drehbänke gebracht
                              und dort verarbeitet. Das Pochen der Kapselmasse geschieht auf dem schon oben angeführten
                              Pochwerke mit 7 Stampfen. Die gepochte Masse fällt aus der schrägen Pochrinne auf
                              ein Sieb mit Schüttelkasten, und wird die gesiebte Masse durch einen Elevator
                              fortgeschafft. Die gedrehten Kapseln werden in der Nähe der oberen Etage des
                              Porzellanofens nur lufttrocken gemacht und alsdann sogleich, ohne verglüht zu seyn,
                              im Porzellanofen verwendet.
                           Die nach oben beschriebener Methode hergerichtete Porzellanmasse wird behufs der weiteren Verarbeitung in Lappen
                              ausgemangelt. Sollen Tassen und Teller daraus gefertigt werden, so wird die Masse auf der Drehbank mit
                              Hülfe von Gypsformen aus dem Rohen gearbeitet, und alsdann von einem zweiten
                              Arbeiter die Form der Gegenstände mit Schablone und Messer auf der Drehbank
                              vollendet. Andere Gegenstände werden nicht aus gemangelten Lappen, sondern direct
                              aus einer Partie Masse, die auf die Drehbank gebracht wird, mit der Hand aus dem Rohen geformt, und die
                              Vollendung der Form auf einer zweiten Drehbank vorgenommen. Schnauzen, Henkel und
                              ähnliche, nicht drehbare Gegenstände werden in Gypsformen gepreßt und, nachdem sie
                              lufttrocken geworden sind, mit Hülfe von Schlicker, d.h. mit Wasser aufgerührter
                              Porzellanmasse, an die zugehörigen Geräthe gekittet. Die Pfeifenköpfe, welche hier in großen Massen fabricirt werden, werden
                              einfach mit der Hand gedreht.
                           Die so geformten Gegenstände werden lufttrocken gemacht, in der oberen Etage des
                              Porzellanofens in Cassetten verglüht und alsdann glasirt.
                           Die Glasur besteht aus einem Gemenge von vielem Feldspath
                              und wenig Porzellanthon, welcher in den schon beschriebenen Mühlen hergestellt wird.
                              Die quantitative Zusammensetzung der Glasur ist ein Geheimniß der Fabrik. In diese
                              mit Wasser aufgerührte Glasurmasse werden die verglühten Gegenstände, das Biscuit,
                              getaucht, und die Stellen, an welchen sie beim Eintauchen angefaßt wurden, mit einem
                              Pinsel mit der Glasurmasse bestrichen. Die Glasurmasse zieht schnell in das poröse
                              Biscuit ein, so daß dieses binnen kurzer Zeit trocken erscheint. Die so
                              hergerichteten und wieder trocken gewordenen Biscuitgegenstände werden in Kapseln
                              verpackt und in die untere Etage des Porzellanofens eingetragen.
                           Die Porzellanöfen dieser Fabrik haben nur zwei Etagen; die
                              dritte, welche hier vorhanden zu seyn scheint, dient nur als Fuchs, die zweite Etage
                              zum Verglühen und die untere zum Brennen der gearbeiteten Gegenstände. Jeder Ofen
                              hat sieben Feuerungen in seinem Umkreise. Eine Skizze solcher Feuerung findet sich
                              in Fig. 13 u.
                              Fig. 14.
                              Bei jeder Feuerung ist oberhalb des Feuerraumes C eine
                              horizontale, von den schiefen, nach der Oeffnung b
                              laufenden Seitenwänden a', a' begränzte Fläche a, auf welcher die Steinkohlen aufgeschichtet und
                              vorgewärmt werden. Die vorgewärmten Kohlen werden alle fünf Minuten in die Oeffnung
                              b geschoben und fallen in den Feuerraum C, dessen vordere Seite sie vollständig ausfüllen, so
                              daß der Zug nur unterhalb des nach hinten geneigten Rostes d,
                                 d eintreten kann. Neben jeder Feuerung ist eine Probezugöffnung angebracht
                              zur Beobachtung der Gluth im Ofen und zur Herausnahme einzelner Stücke
                              Probegeschirr. Der Brand dauert 18 bis 21 Stunden; es wird so lange gefeuert, bis
                              eine herausgenommene Probe weißen Geschirres, gewöhnlich eine Tasse, nicht mehr
                              bläulich, sondern rein weiß erscheint. Dann verschließt man die Feuerungen, setzt
                              den Ofen zu und läßt ihn erkalten; dieses dauert etwa drei Tage. Alsdann werden die
                              vermauerten Ofenöffnungen aufgebrochen, der Ofen ausgeräumt, die Kapseln geleert,
                              und das erhaltene Geschirr sortirt; die vorstehenden Kanten werden abgeschliffen,
                              kleine Fehler durch Ausschleifen mit Porzellanscheiben entfernt, und die dadurch
                              entstandenen Flecke
                              durch Poliren mit einer kleinen Holzscheibe und Polirsand geglättet; solche Stellen
                              haben gegen die übrige Glasur nur einen matten Glanz. Das Abschleifen der Tellerfüße
                              geschieht auf gußeisernen Scheiben.
                           Ein Theil des Geschirrs wird weiß verkauft, das übrige bemalt und vergoldet. Die Farben werden, mit
                              Terpenthinöl angerührt, aufgetragen; die Zusammensetzung derselben ist größtentheils
                              Fabrikgeheimniß. Zur Vergoldung wird auf chemischem Wege fein zertheiltes Gold mit
                              Terpenthinöl angerührt.Eine genauere Vorschrift der Bereitung der Goldfarbe kann hier nicht
                                    angegeben werden. Die so bemalten und vergoldeten Gegenstände werden in der Muffel in
                              besondern Muffelöfen gebrannt, wobei mit Farben bemalte
                              Probescherben als Richtschnur dienen, und später die Vergoldung durch Poliren mit
                              Achat, Ueberwischen mit Schlämmkreide und Poliren mit Blutstein glänzend gemacht;
                              der Blutstein selbst wird auf Thonsteinen mit Zinnasche angeschliffen.
                           Das Bemalen der ordinairen Porzellanwaren geschieht durch
                              Knaben, welche unter Leitung eines Lehrers darin große Fertigkeit erlangen.
                           Eine in der Ruffer'schen Maschinenfabrik zu Breslau
                              erbaute Dampfmaschine treibt sämmtliche Maschinen der
                              Fabrik und zwar: 100 Massenmühlen, 8 Thonschneidekübel, 1 Feldspathstampfwerk, 2
                              Charmottestampfwerke, 1 Schachtpumpe und 1 Mahlgang für Getreide. Die Maschine hat
                              33 Pferdekräfte, arbeitet mit 4 Atmosphären Dampfspannung und macht 48 Umdrehungen
                              in einer Minute. Der Cylinderdurchmesser beträgt 11 Zoll, der Kolbenhub 23 Zoll. Zur
                              Dampferzeugung dienen zwei 32 Fuß lange Kessel.
                           Mit der Porzellanfabrik ist eine Schneidmühle verbunden,
                              welche die Breter zu den zur Verpackung der Porzellangegenstände nöthigen Kisten
                              herstellt. In derselben befinden sich folgende Maschinen: 3 Sägegatter, 2 Kreissägen
                              und 1 Charmottepochwerk. Zum Betriebe dieser Maschinen dient eine auf der Carlshütte
                              zu Altwasser erbaute Dampfmaschine mit liegendem Cylinder
                              von 12 Pferdekräften. Der Cylinderdurchmesser beträgt 11 Zoll, der Kolbenhub 28
                              Zoll. Die Maschine macht 46 bis 48 Umdrehungen in einer Minute und arbeitet mit
                              einer Dampfspannung von 3 Atmosphären Ueberdruck. Zur Dampferzeugung für diese
                              Maschine gehören ebenfalls 2 Kessel.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
