| Titel: | Die hydraulische Presse von F. Schmitz in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. LI., S. 248 | 
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                        LI.
                        Die hydraulische Presse von F. Schmitz in
                           Paris.
                        Patentirt in Bayern den 31. März 1858 – Aus dem bayer. Kunst- und Gewerbeblatt, 1859 S.
                              413.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Schmitz's hydraulische Presse.
                        
                     
                        
                           Die bis jetzt angewendete Construction der hydraulischen Pressen ist auf die
                              Unzusammendrückbarkeit des Wassers basirt. Alle bekannten Apparate bestehen aus
                              einer bewegenden Füllungspumpe und aus einem Druckcylinder, welcher das durch die
                              Arbeit der Pumpe gelieferte Wasser aufnimmt und deren Kolben, über welchen die
                              seiner Wirkung auszusetzenden Materien gelegt werden, fortdrückt.
                           Das Verhältniß, welches zwischen der Oberfläche des Kolbens der Füllungspumpe und
                              jener des Kolbens des Druckcylinders stattfindet, bestimmt die Kraft der Wirkung des
                              ersteren auf den letzteren, und die ganze Kraft der Presse ergibt sich aus der
                              Differenz der Länge des Hebelarmes des Pumpenschwengels, welcher den Kolben der
                              Pumpe mit seinem Stützpunkt oder seiner Achse in Bewegung setzt, je nachdem man an
                              dem äußersten Theile des Pumpenschwengels eine mehr oder weniger beträchtliche Kraft
                              anbringt.
                           Daher die Reibungen, welche bei dem Spiel des Druckkolbens und seines Cylinders, und
                              bei jenem des Kolbens der Füllungspumpe und seines Cylinders entstehen. Die
                              Dimensionen des einen sowie des andern sind allzu begränzt, um so viel als möglich
                              den Verlust an Bewegungskraft, welche zur Ueberwindung dieser enormen Reibungen
                              nöthig ist, zu vermeiden. Diese Durchmesser variiren im Allgemeinen zwischen 15 bis
                              30 Centimeter bei den ersteren und zwischen 15 bis 30 Millimeter bei den zweiten,
                              was unter ihnen ein Verhältniß von ungefähr 1 zu 100 begründet.
                           
                           Die Differenz der Länge des Hebelarmes des Pumpenschwengels mit seinem Stützpunkte
                              anbelangend, so ist sie fast allgemein zehnmal größer als dieser letztere, in der
                              Art, daß man mit den Differenzen der Oberfläche der Füllungs- und
                              Druckcylinder, vereinigt mit jener des Hebelarmes des Pumpenschwengels mit seinem
                              Stützpunkte, eine beträchtliche Kraft erhält, sobald die Kraft eines einzigen
                              Menschen an dem äußersten Theile des Pumpenschwengels angewendet wird, welche nach
                              den den Füllungs- und Druckcylindern gegebenen Proportionen in dem Innern
                              dieser letzteren eine Spannung von mehreren hunderttausend Pfund erreichen kann, je
                              nach dem Widerstande, welchen die einzelnen Theile dieser Apparate zu leisten
                              vermögen.
                           Um diesen mächtigen Kräften zu widerstehen, werden diese Maschinen aus Metall
                              construirt, und um solche in genügenden Stand zu setzen, gibt man, bei einer Dicke
                              von 12 bis 25 Centimeter der verticalen Wände, den Druckcylindern nur einen innern
                              Durchmesser von 15 bis 30 Centim., auf deren Flächen die Kräfte ihre Wirkung
                              ausüben, und es geschieht sehr häufig, daß ungeachtet der ansehnlichen Dicke, welche
                              man den Cylindern gibt, dieselben unter der Ladung zerbrechen, und fast immer am
                              Boden, obgleich dieser Theil stets um ein Fünftheil oder Viertheil dicker ist als
                              die Wände. Dieser Umstand ist bemerkenswerth und beweist einerseits, daß der Druck,
                              welcher im Innern der Preßcylinder stattfindet, seine Wirkung auf eine gleichförmige
                              Weise und perpendiculär auf die Seitenwände dieser Cylinder ausübt; – und
                              andererseits, daß es der Gleichförmigkeit der Wirkung, welche sich gleichmäßig über
                              die ganze von dem Wasser comprimirte Fläche vertheilt, zuzuschreiben ist, daß man
                              den Boden eher brechen sehen muß als die Wände – weil, obwohl man ihm 1/5
                              oder 1/4 mehr Dicke als den letzteren gibt, er ihnen dennoch an Widerstand
                              nachsteht.
                           Die vervollkommnete Presse des Patentträgers ist fast ganz von Holz construirt. Dieß
                              geschieht eben so sehr aus Oekonomie, als um deren Errichtung an Orten, welche von
                              Metallgießereien oder von großen industriellen Mittelpunkten entfernt sind, zu
                              erleichtern; denn man kann die Theile, welche hier von Holz angezeigt sind, wenn man
                              will, auch durch Metall oder Eisen ganz oder theilweise ersetzen.
                           Die Figuren 4
                              und 5 stellen
                              den Aufriß der fraglichen Presse von vorn und im Durchschnitte dar. Man hat im
                              Schnitte bei beiden Figuren die inneren Einrichtungen des Cylinders und des
                              Preßkolbens angezeigt; den letzteren im Zustand der Ruhe Fig. 4, und in seiner
                              höchsten Erhebung Fig. 5. Die übrigen Figuren 6 bis 11 stellen die
                              Details der Füllungspumpe und ihres Zubehörs bar. Diese Form des Gestelles, welche aus der Zeichnung
                              deutlich hervorgeht, ist die, welche man bei den hydraulischen Pressen der Oelmühle
                              anzuwenden pflegt; – sie kann nach dem Bedürfnisse geändert werden.
                           Im vorliegenden Falle ist sie zusammengesetzt aus zwei Säulenfüßen A, zwei Pfeilern oder Schenkeln B und zwei Querstücken C von Eichenholz,
                              vereinigt und zusammengehalten durch vier Bolzen D und
                              befestigt durch Bänder von Schmiedeeisen, welche durch den Buchstaben Z angezeigt sind.
                           Diese Construction des Gestelles der Presse bietet nichts Besonderes dar, wenn es
                              nicht die Art und Weise der Zusammenfügung der Querstücke mit den Pfeilern ist. Die
                              Zapfen, welche in die in den letzteren angebrachten Zapfenlöcher eindringen, sind
                              keilförmig anstatt rechtwinkelig, wie man sich deren zu einer solchen Vereinigung
                              bedient. Diese Einrichtung, welche in Fig. 4 punktirt angezeigt
                              ist, läßt diese Querstücke wie wirkliche Keile wirken, welche unter der Wirkung der
                              Presse, indem eines von dem andern sich entfernt, um auch die Pfeiler auseinander zu
                              halten, die ganze Kraft der Maschine spannen und auf diese Weise direct auf die sie
                              vereinigenden vier Bolzen übertragen. Die Oberfläche des Schnittes dieser Bolzen ist
                              nach Maaßgabe der Kraft berechnet, welche sie aushalten müssen.
                           Der Cylinder und der Preßkolben, durch die Buchstaben E
                              und E' angezeigt, ruhen auf dem untern Querstück des
                              Gestelles. Sie sind von Eichenholz construirt, ebenso wie die Preßplatte R, welche über ihnen liegt. Der Kolben kann von massivem
                              Holze oder zusammengesetzt seyn, je nach dem Bedürfniß. Der Cylinder ist an seinem
                              äußeren Umkreis mit Ringen von Schmiedeeisen garnirt, deren Dicke nach der Kraft
                              berechnet ist, welcher sie zu widerstehen haben. Das Innere des Cylinders, sowie die
                              Außenseite des Preßkolbens findet sich mit einer wasserdichten Hülse garnirt, welche
                              sich nach ihren Formen richtet und deren Geschmeidigkeit die Auf- und
                              Niederbewegungen des Kolbens erleichtert. Diese Garnitur, angezeigt durch den
                              Buchstaben J, hat die Bestimmung, in steter Folge der
                              Bewegungen des Kolbens das durch die Pumpe in den Preßcylinder eingepumpte Wasser
                              zusammenzuhalten, – sie ist vollständig geschlossen, und der Zwischenraum,
                              welchen sie in ihrer Entfaltung gegen die Wände des Cylinders und jene des Kolbens
                              beschreibt, indem sie auf diese Weise die beiden Theile trennt, zerstört vollständig
                              die enorme Reibung, welche stattfinden würde, wenn diese Theile in Nebeneinanderlage
                              functioniren müßten, wie dieß bei den gewöhnlichen hydraulischen Pressen der Fall
                              ist. Diese Garnitur, welche der Haupttheil der Maschine ist, worin das Princip und die Vortheile des
                              neuen Systems bestehen, kann von starkem, gehörig präparirtem und vermittelst eines
                              Metallringes oder einer Nath zusammengehaltenen Leder verfertigt werden, indem man
                              ihr die nöthige Form gibt. Sie kann noch viel vortheilhafter und leichter von
                              Doppellagen aus gewebten Stoffen jeder Art gefertigt werden, zwischen welchen ein
                              Ueberzug von natürlichem oder vulcanisirtem Kautschuk, je nach der Geschmeidigkeit,
                              welche diese Garnitur haben muß, gelegt wird; die Fabrication geschieht durch
                              dieselben Proceduren, wie sie bei Verfertigung von Schläuchen, Riemen und
                              verschiedenen aus obigen Stoffen zusammengesetzten Geweben angewendet werden.
                           Bei dem ersten Anblick wird der Widerstand, welchen man durch eine solche Garnitur
                              erreichen kann, geringer erscheinen, als jener aller übrigen, zur Zusammenstellung
                              unseres Systems gehörigen Theile; die vom Patentträger gemachten Erfahrungen jedoch
                              beweisen im Gegentheil, daß die auf oben beschriebene Art angefertigte Garnitur ohne irgend eine Veränderung einen zehnmal größeren Druck
                              aushalten kann, als jenen, welcher alle übrigen zerbrechen würde. Man bemerkt in dem
                              Durchschnittstheile Fig. 4 die Art und Weise, wie diese Garnitur an dem inneren Theile des
                              Cylinders E mittelst einer Verbindungsschraube befestigt
                              ist, welch letztere gleichzeitig zur Verbindung der Communicationsröhren der
                              Füllungspumpe dient; ebenso bemerkt man, daß die Hülsen von Leder die Stellung und
                              das Spiel des Preßkolbens leiten und unterhalten.
                           Ein Preßschlägel (Stampfer) F, massiv von Holz oder aus
                              mehreren Stücken zusammengesetzt, wird oberhalb des oberen Querstücks des Gestells
                              angebracht. Er ist beweglich und kann willkürlich mittelst der Schienen, auf welchen
                              seine Frictionsrollen gleiten, nach rechts oder links des Apparats erweitert oder
                              durch einen anderen von Form und Höhe verschiedenen ersetzt werden. Die Stellung der
                              Frictionsrollen und jene der Schienen und ihre Verschiebung sind in Fig. 4 und 5 angezeigt. Die Gefäße
                              anbelangend, welche die zu pressenden Materien zusammenhalten müssen, so sind ihre
                              Einrichtungen und Formen willkürlich und werden durch die Natur und Eigenschaften
                              derselben bestimmt.
                           Die in Fig. 4
                              durch den Buchstaben G angezeigte Füllungspumpe wird von
                              Bronze construirt, sie kann nöthigenfalls auch von Eisenguß gemacht werden. Sie wird
                              ebenso wie die Achse des Pumpenschwengels auf der Seite eines Schenkels des Gestells
                              mittelst eines Reifes von Schmiedeeisen befestigt. Der untere Theil des
                              Pumpenkörpers steht durch ein Rohr mit einer Reserve P
                              in Verbindung, welche das Wasser zur Speisung der Pumpe enthält, der Seitentheil
                              aber mit dem Preßcylinder mittelst eines Rohrs von Schmiedeeisen, welches mit Verbindungsschrauben und mit
                              Füllungs- und Entleerungshähnen garnirt ist, wie in der Abbildung angezeigt,
                              und mittelst welcher die Communication zwischen der Pumpe und dem Preßcylinder nach
                              Willkür geöffnet oder geschlossen wird. Der äußerste Theil des Rohrs ist mit einem
                              Ventil M versehen, welches die Pressung, die man
                              erlangen will, regulirt und mittelst eines Hebels N von
                              Eisen und eines Gewichtes 0 festgestellt wird.
                           Die Figuren
                                 6–11 zeigen alle inneren Einrichtungen dieser Pumpe an, wobei zu bemerken
                              ist, daß
                           
                              1) die beiden Ventile beweglich sind und in den
                                 Vereinigungsschrauben zusammengehalten werden, um nach Bedürfniß visitirt und
                                 gewechselt werden zu können;
                              2) daß die Hähne von drei Oeffnungen durchbohrt, sowohl die
                                 Ladung des Preßkolbens als dessen Unterbrechung und Entleerung nach Willkür
                                 gestatten;
                              3) daß die Einrichtung des Pumpenkörpers eine solche ist, daß
                                 drei durch die Buchstaben i, i, i angezeigte Kolben
                                 in Bewegung gesetzt werden können, entweder gleichzeitig oder einer nach dem
                                 andern, je nachdem man den Gang des Preßkolbens nöthigenfalls beschleunigen oder
                                 die Kraft des Füllungskolbens vermehren will. Um dieses Resultat augenblicklich
                                 zu erreichen, darf man nur ein Drittheil der beweglichen Büchse des durch den
                                 Buchstaben U angezeigten Cylinders der Pumpe
                                 umdrehen. Diese Büchse greift durch diese Rotationsbewegung in den oberen Theil
                                 des Pumpenkörpers, mit welchem sie solidarisch wird, ebenso wie der größte
                                 Kolben, und macht den mittleren Kolben frei, welcher solidarisch bleibt mit dem
                                 Hauptschafte und welchem der große Kolben als Cylinder dient. Dasselbe Manöver
                                 wird ausgeführt, wenn man mit dem kleinsten Kolben wirken will, welcher nichts
                                 anderes als der Hauptschaft ist, für welchen der mittlere Kolben, der mit dem
                                 großen solidarisch geworden ist, den Dienst des Cylinders verrichtet.
                              
                           Wie man aus dem Vorhergehenden steht, ist diese Maschine so einfach als möglich. Die
                              Kraft ist fast unbegränzt durch die Fähigkeit, den Durchmesser der Preßcylinder nach
                              Willkür zu vergrößern. Ihr System gestattet die Anwendung dieser letzteren entweder
                              einzeln oder in Gruppen von unbestimmter Zahl, welche durch eine oder mehrere
                              Handpumpen, durch Dampf oder jedes andere passende Mittel in Bewegung gesetzt
                              werden.
                           Sie können unter dem oberen Querstücke des Preßgestelles befestigt werden, um von
                              Oben nach Unten zu operiren, sowie sie auch horizontal und paarweise eingerichtet
                              werden können, um eine Pressung in dieser Richtung auszuüben, nach Bedürfniß
                              entweder einzeln oder nach einander.
                           Endlich kann die Construction des Preßcylindergestells und seines Zubehörs eben
                              sowohl von Gußeisen, als von Holz ausgeführt werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
