| Titel: | Beschreibung eines Kalkofens; von Prof. Dr. Heeren. | 
| Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. LV., S. 258 | 
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                        LV.
                        Beschreibung eines Kalkofens; von Prof. Dr.
                           Heeren.
                        Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
                              1859 S. 317.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Heeren, Beschreibung eines Kalkofens.
                        
                     
                        
                           Dieser, meines Wissens in technischen Werken noch nicht beschriebene Kalkofen ist in
                              Fürstenwalde bei Berlin, so wie zu Velpe bei Osnabrück in Anwendung.
                           Fig. 25
                              stellt denselben im Aufriß, Fig. 26 im verticalen
                              Durchschnitt, Fig.
                                 27 im horizontalen Durchschnitt in zwei verschiedenen Höhen, nämlich links
                              nach den Linien AB der Fig. 26 rechts nach der
                              Linie AC der Fig. 26 dar. In Fig. 29 ist
                              der untere Raum des Ofens in verticalem Durchschnitt, in Fig. 28 derselbe im
                              Grundriß abgebildet; Fig. 30 endlich zeigt die
                              Verbindung der Stücke des um den Ofen gelegten eisernen Reifes.
                           Dieser Ofen gehört in die Kategorie der periodischen
                              Kalköfen, welche nicht ununterbrochen im Gange bleiben, sondern in welchen die
                              Füllung fertig gebrannt, sodann nach dem Abkühlen ausgefahren wird, und welche dann
                              frisch gefüllt werden. Mögen auch die continuirlichen
                              Kalköfen, in welchen das Brennen ununterbrochen fortgeht, ihre großen Vorzüge
                              besonders hinsichtlich der Ersparung an Brennmaterial darbieten, so sind sie doch
                              nur an solchen Orten zu empfehlen, wo der fortdauernde Absatz des gebrannten Kalkes
                              ein gesicherter ist und man nicht in Gefahr kommen kann, den Kalk längere Zeit
                              aufbewahren zu müssen. An kleineren Orten, wo nicht regelmäßig immerfort gebrannt
                              werden kann, neigt sich der Vorzug daher auf die Seite der kleinen compendiösen
                              periodischen Oefen.
                           Zum Brennen des Kalkes dient bei dem uns vorliegenden Ofen der untere, oben
                              überwölbte Raum von unten 11 1/2, oben 10 Fuß (rheinl.) Durchmesser und 11 Fuß Höhe. Er
                              enthält unten 4 Schürlöcher e, e, e, e mit Rosten für
                              das Brennmaterial (Steinkohle zu Velpe, Braunkohle zu Fürstenwalde), wie solche die
                              Fig. 29
                              veranschaulicht. B der Zugang zum Einbringen des rohen
                              Kalksteins; derselbe wird während des Brennens zugemauert; d die Thür zum Ausfahren des gebrannten Kalkes; auch sie bleibt während
                              des Brandes vermauert; o eine Bedachung über dem Eingang
                              zu dem bedachten kreisförmigen Raum um den Ofen, also zu den Schürlöchern und der
                              Thür d. a ein Zugang zu dem obern Mantel über dem Ofen,
                              und zu den Abzüchten in dem Gewölbe des Ofens. Dieser Zugang ist nöthig, um das
                              Austreten der Flamme aus den einzelnen Gewölböffnungen beobachten, und je nach
                              Erforderniß einzelne derselben durch aufgelegte Steine verschließen und dadurch die
                              Gluth mehr nach anderen Punkten des Ofens hinleiten zu können.
                           Aus Fig. 28
                              und 29
                              erkennt man ohne weitere Beschreibung die Art, wie der Kalkstein eingesetzt wird, so
                              daß bei jeder der Feuerungen ein zur besseren Vertheilung der Flamme dienendes
                              Gewölbe entsteht. In der Mitte wird ein Stück Holz eingesetzt, durch dessen
                              Verbrennung nachher eine ebenfalls zur besseren Vertheilung der Flamme dienende
                              cylindrische Höhlung entsteht.
                           In Velpe werden zu 100 Tonnen à 4 Berliner
                              Scheffel Kalk 150 bis 160 Scheffel Ibbenbührener Steinkohlen während einer Brennzeit
                              von circa 3mal 24 Stunden verbraucht. Während der ersten
                              6 Stunden feuert man schwach, dann aber schreitet man zu scharfem Feuer bis die
                              gelbe Kalkflamme aus den Gewölböffnungen herausschlägt und eine klare Gluth im Ofen
                              sichtbar ist.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
