| Titel: | Die elektrischen Bilder und die Lichtbilder; von Dr. H. M. C. zur Nedden. | 
| Autor: | H. M. C. zur Nedden | 
| Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. LXII., S. 278 | 
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                        LXII.
                        Die elektrischen Bilder und die Lichtbilder; von
                           Dr. H. M. C. zur
                              Nedden.
                        zur Nedden, über die elektrischen Bilder und die
                           Lichtbilder.
                        
                     
                        
                           I. Geschichtliches.
                           Die nach ihm benannten Figuren entdeckte Lichtenberg im
                              Jahre 1777 als er die besondere Art und Weise bemerkte, wie der Staub auf dem
                              Harzkuchen seines Elektrophors sich nach Entfernung des Deckels niederschlug. Als er
                              hierauf den Kuchen absichtlich bepuderte, stellte sich die Erscheinung noch
                              auffallender dar und veranlaßte ihn zu einer Reihe von Versuchen. Es diente dabei
                              eine Metallröhre, die er auf den Harzkuchen stellte und in dieselbe bald positive,
                              bald negative Elektricität aus einer Maschine, oder aus einer Leydener Flasche leitete. Wurde
                              die Röhre hierauf mit der Hand entfernt, so erhielt er nach vorgängiger positiver
                              Ladung durch Beuteln mit Harzpulver eine Sonne, welche von sich verzweigenden
                              Strahlen des Pulvers umgeben war; nach vorgängiger negativer Ladung aber unter
                              denselben Umständen eine von concentrischen Kreisen eingeschlossene Figur. Sobald er
                              mit dem Knopfe einer Leydener Flasche auf den Kuchen schrieb, erhielt er nach dem
                              Bepudern bei positiver Ladung der Flasche die Schriftzüge von Strahlen eingefaßt,
                              bei negativer Ladung dieselben von rundlichen Figuren umgeben. Lichtenberg stellte durch diese und ähnliche Versuche den Unterschied
                              fest, welchen die Art der Elektricität unter den Formen der Figuren hervorbrachte,
                              er erkannte schon den Einfluß, den die Wahl des Pulvers auf feinen Niederschlag
                              haben konnte; verleitet jedoch besonders durch den Umstand, daß metallische Pulver,
                              obgleich nicht zu den idiolektrischen Körpern damals gerechnet, dennoch zur Bildung
                              der Figuren, wenn auch weniger deutlich, dienen konnten, beachtete er dieses
                              Verhalten fast gar nicht. Erst Cavallo hob 1795 die
                              Bedeutung hervor, welche die bei der Beutelung gewonnene eigene Elektricität auf die
                              Bildung der Figuren hat, und bewies die Elektrisirung sehr verschiedener Arten
                              pulverisirter Körper durch die bei der Beutelung stattfindende Reibung. Wir
                              übergehen das Detail dieser Versuche, indem wir bemerken, daß zwar allerdings je
                              nach der Natur der reibenden Körper auch die geriebenen Stoffe bald positiv, bald
                              negativ werden können, daß die Versuche jedoch bisher ergeben haben, daß Mennige
                              immer positiv elektrisch wird, und daß Schwefelblumen mit Mennige gerieben, immer
                              negativ elektrisch werden. Sobald daher einer nicht leitenden Fläche positive und
                              negative Elektricität gleichzeitig, z.B. in Namenszügen, mitgetheilt wird, und
                              Mennige mit Schwefelblumen gemeinschaftlich aus demselben Beutel darüber gepudert
                              werden, so wird das erstere Pulver die Verbreitung der negativen Elektricität in
                              rothen Zügen und die letzteren die Verbreitung der positiven Elektricität in gelben
                              Zügen markiren. Durch Veränderung der concurrirenden Apparate und Manipulationen ist
                              die Erscheinung der Lichtenberg'schen Figuren großer
                              Mannichfaltigkeit fähig, und gleichzeitig von Cavallo und
                              Dehns besonders ausgebildet worden. Außerdem befaßten
                              sich Singer, Kortüm, Paets, van Troostwyck und Krayenhoff vorzüglich mit diesem Gegenstande; die beiden
                              letzteren unter Anwendung 4–5 Zoll im Durchmesser haltender Platten von Harz
                              und schwarzem Siegellack bei 1/8 Zoll Dicke, einer Leydener Flasche von 44
                              Quadratzoll Fläche Belegung und des Bärlappsamens zum Bepudern der Figuren. Ihre
                              Versuche verbreiteten viel Licht über die Elektricitäts-Entwickelung durch
                              Vertheilung. Endlich ist noch zu erwähnen der schwedische Naturforscher Ekmarck, der im J. 1800 eine Reihe interessanter Versuche
                              dieser Art mittheilte. Noch viele andere Gelehrte haben die Lichtenberg'schen Figuren behandelt, jedoch wurde eine Erweiterung unserer
                              Kenntniß von den elektrischen Erscheinungen überhaupt, noch von den hier
                              besprochenen dadurch nicht erreicht. Die Erzeugung der elektrischen Figuren war eigentlich mit den Entdeckungen Lichtenberg's vollständig gegeben, sie wurden nur durch
                              die Arbeiten Cavallo's etwas
                              mehr befestigt, aber eine nützliche Verwendung hat sie bis heute nicht gefunden.
                           Mehr als ein Drittheil eines Jahrhunderts der angestrengtesten Arbeit ausgezeichneter
                              Naturforscher bedurfte dagegen die Photographie, um an
                              die Oeffentlichkeit treten zu können, und fast ein halbes Jahrhundert, um das
                              nützliche Gemeingut Aller in dem Grade zu werden, wie sie es zur Zeit geworden ist.
                              Der leitende Gedanke war von Anbeginn in diesem Zweige, das in der camera obscura aufgefangene zierliche Bild durch die
                              chemische Reaction, welche die Lichtstrahlen auf manche Stoffe ausüben, auf einer
                              präparirten Platte darstellen zu lassen. Unsere Kenntniß der chemischen Wirkungen
                              des Lichts ist indessen noch heute höchst unbedeutend, und so waren die
                              Naturforscher in diesem Fache ausschließlich auf den Weg des Experimentirens, und
                              zwar eines höchst mühsamen Experimentirens, verwiesen. So gelang es denn zwar Davy schon 1801 mit dem Sonnenmikroskop Heliographien
                              darzustellen, wie man diese Zeichnungen des Lichts damals nannte, allein er
                              vermochte die Bilder nicht zu fixiren, und bis zum Jahre 1814 scheint dieß Niemand
                              gelungen zu seyn. Damals war es Niepce, der die Bilder
                              der camera obscura dadurch zu fesseln suchte, daß er
                              gewisse Harze, die nach Einwirkung des Lichts an Löslichkeit verlieren, in dünnen
                              Schichten auf polirten Kupfer- und Silberplatten ausgebreitet, dem Lichte in
                              der camera obscura aussetzte und hierauf durch geeignete
                              Lösungsmittel das Harz von den Stellen entfernte, welche am wenigsten vom Lichte
                              getroffen waren. So unvollständig die Resultate der angeführten und anderer Versuche
                              gewesen seyn mögen, sie mußten vorausgehen in der Lichtbildnerei, welche fortan in
                              Verbindung mit demselben Niepce und später dessen Sohn
                              von Daguerre zu brauchbarer Vollkommenheit geführt und
                              1839 unter dem Namen der Daguerreotypie veröffentlicht wurde. Sein Verfahren besteht
                              darin, eine polirte Silberfläche durch Joddämpfe für das Licht empfindlich und nach
                              dem Einstellen in die camera obscura durch Eintauchen in
                              unterschwefligsaures Natron für weitere Veränderung unempfindlich zu machen. Die
                              gleichzeitige Publication Talbot's zur Darstellung der
                              Lichtbilder auf Papier, sowie die weiteren in diesem Fache gemachten Entdeckungen
                              bestehen in
                              Veränderung und Verbesserung der Manipulation und des Materials jeder Art: das
                              Princip blieb nach wie vor die chemische Wirkung des Lichts.
                           Nur ein Versuch von Daguerre ist dem Verfasser
                              unvollständig bekannt geworden in einer Mittheilung, wonach derselbe die Erzeugung
                              der Bilder durch Anwendung der Elektricität zu beschleunigen gedachte. Es heißt
                              darinFrance industrielle, 1841, No. 26; daraus im polytechn. Journal Bd. LXXXI S. 157. daß er auf den Gedanken gekommen sey die jodirte Metallplatte zu
                              elektrisiren, wobei er sie isolirte und während der Operation in der camera obscura auch isolirt erhielt. Dadurch soll jedoch
                              die Platte so empfindlich geworden seyn, daß er zu folgendem Verfahren geschritten
                              sey: „Er überzieht die Platte mit einer Substanz, welche weniger
                                 empfindlich ist als das Jod (was dieß für eine Substanz ist, wird nicht gesagt),
                                 bringt sie hierauf in die camera obscura und läßt im
                                 Augenblick, in welchem er ein Bild erzeugen will, einen elektrischen Funken
                                 hindurchschlagen, und in dieser so äußerst kurzen Zeit, welche Hr. Talbot auf eine
                                 Milliontel-Secunde schätzt, erzeugt sich das Bild etc.“
                              Erhebliche Erfolge scheinen nicht weiter auf diesem Wege errungen worden zu seyn und
                              auch eine weitere Prüfung des Einflusses der Elektricität nicht stattgefunden zu
                              haben.
                           Etwas später fällt die 1842 gemachte Entdeckung des Professors L. Moser zu Königsberg der nach ihm benannten BilderDie erste Entdeckung und Darstellung der Moser'schen Bilder soll von ihm in einer besonderen Schrift
                                    veröffentlicht worden seyn, die mir nicht vorliegt: Was hier, sowie im
                                    weiteren Verlauf, besprochen ist, findet sich in einzelnen Abhandlungen des
                                    Entdeckers in Poggendorff's Annalen Bd. LVI S. 177 „über den
                                       Proceß des Sehens und die Wirkungen des Lichts auf alle
                                       Körper“; Bd. LVII S. 1 „über das Latentwerden des
                                       Lichts“; Bd. LVIII S. 105 „über die Verschiedenheit
                                       der Licht- und Wärmestrahlen“; Bd. LIX S. 155
                                    „über die sogenannten Wärmebilder.“
                                    , welche er dadurch erzeugte, daß er eine Münze oder andere gravirte
                              Gegenstände eine Zeit lang auf eine Metall- oder Glasfläche legte. Nach
                              Entfernung der Münze und Anhauchen der Stelle, welche sie bedeckt hatte, wurde ein
                              vollständiges Bild derselben auf der Platte sichtbar. Moser blieb bei dieser Erzeugung durch Hauch, also dem condensirten
                              Wasserdampf, nicht stehen, und fand, daß Jod und Quecksilberdämpfe dieselbe Wirkung
                              hatten. Durch eine Menge höchst mühsamer Versuche fand er bei dem Proceß so viel
                              Aehnlichkeit mit dem der kurz zuvor veröffentlichten Daguerreotypie, daß er beide
                              Wirkungen derselben Ursache zuschreiben zu müssen glaubte. Jedoch findet die
                              Erzeugung der Moser'schen Bilder sowohl im hellen
                              Tageslicht wie im Finstern, sowohl bei unmittelbarer Berührung des Gegenstandes mit der Platte, als auch
                              bei sehr geringer Entfernung beider statt, so daß alle diese Umstände den Entdecker
                              veranlaßten, die Existenz eines nach ihm so benannten unsichtbaren oder latenten
                              Lichts anzunehmen, welches nach seinen zahlreichen Versuchen in jedem Körper
                              vorhanden ist. Es ist dieß Licht nicht allein verschieden von dem sichtbaren,
                              sondern auch von dem sogenannten dunklen Licht, dessen chemische Wirkung Ritter in den Strahlen jenseits des Violetts im
                              Sonnenspectrum nachgewiesen hat. Es ist dasselbe weder im Sonnenlichte, noch in dem
                              Lichte unserer Flammen enthalten, obgleich beide dieselbe Wirkung wie die hier
                              erwähnten des unsichtbaren Lichts zu leisten vermögen, welche darin bestehen, die
                              dem abzubildenden Gegenstande gegenüberliegenden Theile der Oberfläche derartig zu
                              disponiren, daß sie fähig werden gewisse Dämpfe auf eine bestimmte Art und Weise zu
                              condensiren. Dieselbe Disposition können dann Dämpfe selbst auch den Theilen einer
                              Fläche verleihen, wie Moser durch vielfache Versuche
                              bewiesen. Endlich glaubt er den allgemeinen Satz aufstellen zu dürfen, daß
                              Berührung, Condensirung von Dämpfen und Licht – worunter dann auch das von
                              ihm sogenannte unsichtbare oder latente Licht zu begreifen ist – auf alle
                              Körper eine gleiche Wirkung ausüben, und daß durch sie die Affinität aller
                              Substanzen für die Dämpfe modificirt werde. Es erscheint hiernach die Daguerreotypie
                              als ein besonderer Fall der allgemeinen chemischen Wirkung des Lichts, sowie der
                              Dämpfe und der Körper überhaupt auf einander.
                           Bereits im Jahre 1838 bemerkte P. Rieß bei einer
                              Untersuchung über Erwärmung des Schließungsdrahts, einer elektrischen Batterie, daß
                              an einer völlig isolirenden Glasplatte von 0,37 Linien Dicke, als der Funke dennoch
                              übersprang, obgleich jene Belegung noch 15 1/2 Linien vom Rande entfernt war,
                              derselbe auf beiden Oberflächen Spuren von der Ansatzstelle bis zum Rande
                              hinterließ. Diese Spuren bestanden in Rissen, ähnlich wie durch kleine
                              Quarzkrystalle zerrissen, welche durch Anhauchen sichtbar wurden. Noch interessanter
                              beobachtete er hierauf dieselben Erscheinungen auf Glimmerblättchen. Durch die
                              Wirkung erinnert das Experiment an die Lichtenberg'schen
                              Figuren, während es sich durch die Art des Sichtbarmachens mittelst des Anhauchens
                              an die Moser'sche Entdeckung anschließt.
                           In der That schienen auch G. Karsten die von Rieß gefundenen Zeichnungen den Moser'schen Bildern so analog, daß er die letzteren zu Ende des Jahrs 1842
                              auf elektrischem Wege darzustellen versuchte. Die Resultate seiner ausführlichen
                              Forschungen hat er in drei Abhandlungen „über elektrische
                                 Abbildungen“ veröffentlicht.Poggendorff's Annalen Bd. LVII S. 492, Bd. LVIII S. 115 u. Bd. LX S. 1. Es erschien eine auf einer Metallplatte ruhende Glastafel, auf die er eine Münze
                              gelegt hatte, nachdem er durch letztere die Funken von 100 Umdrehungen einer
                              Maschine mit 20zölliger Scheibe hatte schlagen lassen, nach Wegnahme derselben zwar
                              unverändert, zeigte jedoch nach dem Behauchen ein vollständiges Bild der Münze an
                              ihrer Stelle. Um auf Metallplatten dergleichen Bilder zu erzeugen, mußte ein
                              Nichtleiter zwischen ihnen und das Object eingeschoben werden, worauf jedoch durch
                              15 bis 20 Umdrehungen außerordentlich scharfe Bilder erhalten wurden. Auch hat er in
                              dieser Weise viele und mannichfaltige Stoffe, sowohl an Platten als Objecten
                              geprüft. Die letzte Abhandlung enthält die vollendetsten Darstellungen Karsten's, er gelangt darin
                              schließlich zu den folgenden vier Aufstellungen, in denen er seine ungefähre Ansicht
                              über den Hergang der Erzeugung der Bilder ausspricht:
                           1) Wir wissen, daß durch Elektricität Abbildungen entstehen;
                           2) diese haben viele gleiche Eigenschaften mit den Moser'schen;
                           3) die Moser'schen entstehen durch einen Proceß bei dem
                              man die Elektricität als anwesend betrachten kann, während das unsichtbare Licht
                              eine qualitas occulta ist und die Wärme am wenigsten als
                              die Ursache der Bilder angesehen werden kann;
                           4) werden die Versuche so eingerichtet, daß kein elektrischer Strom entstehen kann,
                              so entstehen auch keine Abbildungen. Wenn man also zwischen Object und Platte einen
                              Isolator einschaltet, entsteht kein Bild. Ein Zusammenhang mit der Elektricität ist
                              also bei der Bildererzeugung wohl ersichtlich, nicht aber mit dem unsichtbaren
                              Lichte, wenn dieses die Haupteigenschaften des Lichtes haben soll.
                           Als Einwände, welche gegen diese Aufstellungen erhoben werden könnten, führt er
                              zunächst den Umstand an, daß Bilder in einer, wenn auch sehr geringen Entfernung des
                              Objects von der Platte erzeugt werden können; jedoch wäre dieß die auch von Volta schon erwähnte Vertheilung der elektrischen
                              Spannung in der Entfernung. Ein zweiter bedeutenderer Einwand wäre der, daß durch
                              Galvanismus keine Bilder erzeugt werden, wobei jedoch zu erwähnen, daß der Beweis
                              davon damit noch nicht geliefert ist, daß die Bildererzeugung mit dieser
                              Elektricität noch nicht ausgeführt ist, und wie wir hier schon bemerken wollen, ist
                              diese Erzeugung später wirklich ausgeführt worden. Einen dritten Einwand könnte man
                              aus dem Schlusse ziehen, daß, da die Leitung der Elektricität sehr schnell
                              stattfindet, scharf begränzte Bilder durch sie nicht erhalten werden konnten. Allein
                              Karsten schreibt auch die Bildererzeugung nicht
                              allgemein der Elektricität zu, sondern ganz bestimmt der Spannung, die an gewissen
                              Punkten erregt wird. Den Einfluß endlich den die Wärme auf Erzeugung der Bilder haben kann, reducirt
                              Karsten darauf, daß sie etwa eine thermoelektrische
                              Spannung hervorruft.
                           Gleichzeitig scheinen die HHrn. Morren und Masson
                              Comptes rendus de l'Académie de France,
                                    1843. hier zu erwähnende Versuche angestellt zu haben, die mir indeß nur durch das
                              kurze Referat bekannt sind, welches Karsten von denselben
                              gibt und das hier folgen mag, so weit es von Interesse ist.
                           
                              „Hr. Masson legt
                                 eine Münze auf einen Harzkuchen, elektrisirt sie und pudert nach ihrer
                                 Entfernung mit Mennige und Schwefelblumen, worauf das Bild der Münze
                                 hervortritt. Hr. Morren
                                 bestreut eine Münze mit Tripel, und wischt diesen so weit fort, daß er nur in
                                 den Vertiefungen der Münze zurückbleibt. Diese Münze legt er auf eine isolirende
                                 Substanz und elektrisirt sie, alsdann erscheint auf dem Isolator das Bild der
                                 Münze, indem der Staub abgestoßen wird.“
                              
                           Fizeau,Poggendorff's Annalen Bd. LVIII S. 592. und mit ihm soll Daguerre
                              Poggendorff's Annalen Bd. LX S. 40 enthalten eine Erwiederung Moser's an die HHrn. Fizeau und Daguerre, welche jedoch von dem
                                    letzteren nur einen, so vereinzelt wenig verständlichen Versuch
                                    bespricht. so ziemlich übereinstimmen, fand zwar die Moser'schen Bilder, schreibt sie aber der an jedem Körper anhaftenden leichten
                              Unreinigkeit zu, die er organische Materie nennt und mehr oder weniger flüchtig
                              annimmt. Diese Materie wird durch die Annäherung eines zweiten Körpers an den
                              verschiedenen Theilen einer polirten Fläche mehr oder weniger verdichtet, je nachdem
                              jene erhabene oder vertiefte Theile hat. Die Folge dieser verschiedenen Anhäufung
                              würde dann auch eine verschiedene Condensirung der Dämpfe seyn.
                           In einem Aufsatz in den Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom
                              Jahr 1846, unter dem Titel „über elektrische Figuren und
                                 Bilder“ gibt Peter Rieß
                              Von den §. 5 derselben an abgedruckt in Poggendorff's Annalen Bd. LXIX
                                    S. 1. eine kurze Uebersicht dessen, was über Erzeugung von Zeichnungen auf
                              elektrischem Wege bis dahin geleistet ist; zugleich aber auch die eigenen auf
                              Experimente gestützten Erweiterungen und Anschauungen. Sein Aufsatz ist durch
                              Letzteres nicht allein im allgemeinen, sondern auch noch dadurch von den bisher
                              betrachteten Abhandlungen ausgezeichnet, daß er sich an die Figuren und Bilder
                              ausschließlich hält, welche durch elektrische Mittel erzeugt worden, ohne alle
                              Rücksicht auf die Moser'sche und Daguerre'sche Verfahrungsweise. Zur Darstellung der Figuren bediente er
                              sich nach Bedürfniß 5/24 Linien starker Kupferbleche von 1 3/4 Zoll Weite, welche
                              einseitig oder auf beiden Seiten in der Dicke einer starken Pappe mit schwarzem Pech überzogen waren. Sie
                              wurden zwischen Metallspitzen senkrecht gegen die Richtung der Seiten eingeklemmt
                              und bald durch eine 1 1/2 Quadratfuß haltende Leydener Flasche, bald direct durch
                              die Maschine elektrisirt. Er unterscheidet im Allgemeinen zwei Arten Figuren: die
                              primär elektrischen Zeichnungen und die secundär
                                 elektrischen Zeichnungen. Die Zeichnungen der ersten Art sind entweder
                              Staubfiguren, wie sie Lichtenberg erfunden hatte, oder
                              Staubbilder, welche in Laxtorph's Elektricitätslehre, Copenhagen 1803, und später von Masson, wie erwähnt, beschrieben sind. Die Bedingungen
                              für Entstehung der Staubfiguren hat er noch näher als dieß bisher der Fall war,
                              dahin festgestellt, daß sie nur entstehen bei einer discontinuirlichen Entladung auf
                              den Nichtleiter, aber nicht bei continuirlicher Ladung, auch nicht bei Ladung durch
                              Influenz. Besonders macht er aufmerksam auf die verschiedenen Raumverhältnisse der
                              durch positive und der durch negative Elektricität gebildeten Figuren, wonach von
                              den unter möglichst gleichen Umständen erzeugten Figuren jene eine mehr als
                              siebenmal so große Fläche erfüllen als diese.
                           Zur Darstellung der Staubbilder benützte Rieß ebenfalls
                              seine Pechplatten, auf welche als Objecte der Abbildung ein Messingstempel mit dem
                              erhabenen Buchstaben T oder ein Petschaft gestellt
                              wurden. Nach Ableitung des Blechs der Platte erhielt er sowohl durch die directe
                              Ladung jeder Art mit der Maschine, als durch die Leydener Flasche und selbst durch
                              Elektrisirung mittelst Influenz nach Entfernung des Objects und Bepudern der Platte
                              vollständige Bilder.
                           Besonders bemerkenswerth ist die von ihm vollendete Darstellung scharfer Bilder durch
                              Galvanismus. Er benutzte dazu eine alte trockene Säule, deren jeder Pol bei
                              Ableitung des andern ein Goldblatt-Elektroskop mit zolllangen Blättern etwa
                              60° divergiren machte.
                           „Die secundär elektrischen Zeichnungen“, wie Peter Rieß ihre Beschreibung zusammenfaßt, „werden
                                 sichtbar durch eine mechanische oder chemische Aenderung, welche die Oberfläche
                                 einer Platte durch elektrische Entladungen erfahren hat; sie entstehen auf
                                 Platten jeden Stoffes, und sind nach der angewandten Elektricitätsart nicht
                                 verschieden. Sie zerfallen in zwei Gruppen, je nachdem jene Aenderung nur die
                                 jede Oberfläche deckende fremde Schicht trifft, wonach die Zeichnungen erst
                                 durch Condensation von Dämpfen sichtbar werden, oder nachdem die Substanz der
                                 Oberfläche selbst verändert wird, wonach sie unmittelbar sichtbar
                                 sind.“
                              
                           Die durch Condensation von Dämpfen sichtbaren Zeichnungen sind nun entweder Hauchfiguren oder Hauchbilder.
                              „Die Hauchfiguren entstehen nach P. Rieß
                                 durch eine einzelne elektrische Entladung und sind nach dem Stoffe der Platte,
                                 auf der sie gebildet werden, verschieden geformt. Die Hauchbilder entstehen
                                 durch abwechselnd in entgegengesetzter Richtung erfolgende Entladungen. Sie sind
                                 nach dem Stoffe der Platten nicht verschieden: eine unwesentliche
                                 Verschiedenheit wird durch die Reinheit der Platten bedingt.“
                              
                           Diese von Karsten erfundenen Hauchbilder vermochte Rieß durch einfache Elektrisirung vermittelst der
                              erwähnten trockenen Säule während 16stündiger Dauer nicht darzustellen, obgleich
                              sich ein vollständiges Staubbild zeigte. Uebrigens schreibt er, wie Fizeau, die Hauchbilder der Veränderung zu, welche die
                              die Oberfläche der Körper deckende fremde Schicht erleidet.
                           Seine zweite Gruppe der unmittelbar sichtbaren Zeichnungen ordnet P. Rieß wie folgt:
                           
                              „Die Farbenstreifen entstehen durch eine
                                 heftige elektrische Entladung auf der Oberfläche von Glimmer oder weichem Glase;
                                 sie erscheinen als gefärbte, von zwei scharf gezeichneten dunkeln Linien
                                 eingefaßte Bänder.
                              
                           
                              Wenn mehrere Entladungen einer Batterie zwischen einer Spitze und einer polirten
                                 Metallfläche stattfinden, so entstehen auf der letzteren mehrere gefärbte
                                 concentrische Kreise, die Priestley'schen Ringe, durch Oxydation des Metalls.
                              
                           
                              Die festen Bilder entstehen auf jeder Platte durch
                                 eine Reihe von Entladungen in abwechselnder Richtung, die nach Entstehung des
                                 vollkommenen Hauchbildes eine längere Zeit fortdauern.
                              
                           
                              Die elektrolytischen Bilder entstehen auf Papieren,
                                 die mit einer geeigneten zersetzbaren Flüssigkeit getränkt sind, durch eine
                                 Reihe von abwechselnd entgegengesetzten Entladungen, von welchen nur die Hälfte
                                 wirksam ist, bei welchen sich eine bestimmte Elektricitätsart auf das Papier
                                 entladet.“
                              
                           
                              
                                 (Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)