| Titel: | Ueber die Ermittelung des Kalkgehaltes in der Knochenkohle der Zuckerfabriken; von Dr. C. Stammer. | 
| Autor: | Karl Stammer [GND] | 
| Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. LXV., S. 302 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXV.
                        Ueber die Ermittelung des Kalkgehaltes in der
                           Knochenkohle der Zuckerfabriken; von Dr. C. Stammer.
                        Ueber die Ermittelung des Kalkgehaltes in der Knochenkohle der
                           Zuckerfabriken.
                        
                     
                        
                           Nachdem die Unzuverlässigkeit der Kalkbestimmung sowohl nach der Schatten'schen Kalkwaage, wie mittelst der Bestimmung der
                              Kohlensäure mehrfach erwiesen, blieb nur die gewöhnliche Methode der
                              Knochenkohlenuntersuchung zur Kaltbestimmung übrig. In ihrer bisherigen Gestalt
                              hatte dieselbe jedoch den großen Nachtheil, erst nach mehreren Tagen ein Resultat zu
                              geben, und daher in den meisten Fällen, wo eine baldige Auskunft verlangt wird,
                              unanwendbar zu seyn. Dieß ist wohl der Grund, weßhalb sich jene äußerst ungenauen
                              Methoden so lange erhalten haben mögen, und es ist vielleicht Manchem lieb, eine
                              kurze aber genauere Methode der Kalkermittelung kennen zu lernen. Zahlreiche, in
                              dieser Richtung angestellte Versuche haben mich zunächst überzeugt, daß es auf keine
                              Weise, namentlich durch keine irgendwie modificirte Anwendung von kohlensaurem
                              Ammoniak gelingt, den in der Knochenkohle enthaltenen freien Kalk in kohlensauren
                              überzuführen (natürlich ohne dabei Kohlensäure hinzuzubringen, die nicht an Kalk
                              gebunden ist), daß es also unmöglich ist, die Knochenkohle so vorzubereiten, daß nachher eine
                              Kohlensäurebestimmung ausreicht. Wohl aber kann man das gewöhnliche etwas
                              umständliche analytische Verfahren abkürzen, und namentlich die Wägungen auf eine reduciren, die Zahl der Waschungen vermindern und
                              das Glühen ganz umgehen, wenn man folgendermaßen verfährt. In einem ein für allemal
                              tarirten Uhrglase oder Porzellanschälchen wiegt man die erforderliche Menge (2 bis 3
                              Gramme) Knochenkohlenpulver (bei dessen Auswahl und Herstellung auf einen
                              zuverlässigen Durchschnitt zu achten ist) ab, und behandelt dasselbe in einem
                              Kölbchen mit Salzsäure bei gelinder Wärme einige Stunden lang, bis vollkommene
                              Zersetzung erfolgt ist. Dann fügt man ohne vorherige Filtration einen Ueberschuß von
                              kohlensäurefreiem Ammoniak hinzu, schüttelt um und filtrirt durch ein gewöhnliches
                              großes Filter. Da es nur auf die Lösung ankommt, so hat es nichts zu sagen, wenn von
                              dem Gemisch des Niederschlags und der ungelösten Kohle etwas im Kolben hängen
                              bleibt, wenn derselbe nur gut ausgespült wird. Auch das Auswaschen dieses
                              Niederschlags geht sehr rasch, wie durch oralsaures Ammoniak zu erkennen. Zur
                              filtrirten Lösung setzt man oralsaures Ammoniak, und filtrirt nach gelindem Erwärmen
                              und Abgießen der überstehenden klaren Lösung durch ein großes gewöhnliches Filter.
                              Der Niederschlag ist sehr bald so weit ausgewaschen, daß kein freies oralsaures
                              Ammoniak mehr zurück bleibt, und wird dann mit Salzsäure und Wasser in ein tarirtes
                              Glas gespült, bis ein bestimmtes Volumen, welches sich auf 300 K. C. bemessen wird,
                              erreicht ist. Hiervon titrirt man endlich einen vorerst bestimmten Theil mit
                              Chamäleon, was sehr rasch geschehen ist. Nach dieser Methode, welche sehr genau
                              übereinstimmende Resultate gibt, ist es sehr leicht, jede Bestimmung in einem Tage zu beendigen, ohne daß andere gleichzeitige
                              Arbeiten Abbruch zu erleiden brauchten; und es wird gewiß jeder technische Chemiker,
                              der die Unbequemlichleiten der früheren umständlichen Methode kennt, die kleinen,
                              aber wesentlichen Erleichterungen zu schätzen wissen, welche dieses abgekürzte
                              Verfahren bietet.