| Titel: | Die elektrischen Bilder und die Lichtbilder; von Dr. H. M. C. zur Nedden. | 
| Autor: | H. M. C. zur Nedden | 
| Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. LXXIX., S. 365 | 
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                        LXXIX.
                        Die elektrischen Bilder und die Lichtbilder; von
                           Dr. H. M. C. zur
                              Nedden.
                        (Fortsetzung von S. 286 des vorhergehenden
                           Heftes.)
                        zur Nedden, über elektrischen Bilder und die
                           Lichtbilder.
                        
                     
                        
                           II. Die elektrischen Bilder.
                           Da in der vorher besprochenen Abhandlung von P. Rieß die
                              elektrischen Bilder, unter welchem Ausdruck hier wie im Folgenden auch alle näher
                              unterschiedenen elektrischen Figuren begriffen werden, am einfachsten nach ihrer
                              Natur behandelt sind, so bin ich derselben in meinen Untersuchungen vorzugsweise
                              gefolgt. Nun sind zwar die dort aufgeführten Farbenstreifen, die Priestley'schen Ringe und die festen Bilder ebenfalls
                              unter dem allgemeinen Titel der elektrischen Bilder zu begreifen; jedoch stehen
                              diese drei Arten von elektrischen Erscheinungen meinem Zweck ferne, und zeigen bis
                              jetzt keine Aussicht, die ihre weitere Prüfung oder Ausbildung möglich oder
                              wünschenswert!) erscheinen ließen, so daß sie im Folgenden eine besondere
                              Berücksichtigung nicht finden konnten. Die übrigen elektrischen Bilder sind dagegen
                              vielfach untersucht und beginne ich mit den Staubbildern.
                           Zur Darstellung dieser Erscheinungen habe ich mich ebenfalls der Harzplatten bedient,
                              welche auf Metallbleche in rechteckiger Form von 2 und 3 Zoll bis zu 3 und 4 Zoll
                              Seite, so wie in einer runden Form von 3 Zoll Durchmesser entweder nur auf eine oder
                              auf beide Seiten gegossen waren. Die angewandte Mischung bestand aus 12 Thln.
                              Colophonium, 2 Thln. venetianischem Terpenthin und 2 Thln. Schelllack, welche schön spiegelnde und fast völlig durchsichtige Flächen
                              lieferte. Vielfach habe ich aber auch zu meinen Versuchen den vulcanisirten
                              Kautschuk angewandt; der in meinen Händen befindliche ist schwarz von Farbe, im
                              Schnitt braun. Er eignet sich auch zu Elektrophoren, wozu ich ihn bei seiner Dicke
                              von etwa 2 Linien in Scheiben von 10 Zoll Durchmesser benutzt habe. Die kleinen
                              Platten, die ich anwandte, hatten verschieden eckige Formen, deren Seiten von 1 bis
                              2 1/2 Zoll wechselten, und deren beiderseitige Oberflächen, wie die jener größeren
                              Scheiben glatt abgeschliffen waren. Dieses Material würde den üblichen Harzplatten
                              unbedingt vorzuziehen seyn, da sie leicht in großer Ausdehnung zu haben, dabei nicht
                              zerbrechlich sind und wenn ihre Politur leidet, leicht wieder abgeschliffen werden
                              können. Allein die von mir benutzte Sorte hat im Gebrauch sehr bald an Güte für den
                              vorliegenden Zweck verloren, insofern die Coercitivkraft der Platten für die
                              Elektricität sich so verlor, daß die Schönheit der Figuren in dem frühern Grade bald
                              nicht mehr zu erreichen war. Es scheint als würden die Flächen theils mit der Zeit
                              sehr hygroskopisch und dadurch sehr wandelbar in ihren elektrischen Eigenschaften,
                              theils an sich wirklich mehr leitend für die Elektricität.
                           Die von mir gebrauchte Maschine hatte eine Glasscheibe von 17 1/4 Zoll Hamburgisch
                              Durchmesser und die angewandte Leydener Flasche etwa 59 Quadratzoll äußere Belegung.
                              Zum Pudern bediente ich mich theils eines Gemenges von Schwefelblumen und Mennige,
                              theils des Bärlappsamens allein. Wurden die Funken direct aus der Maschine durch
                              eine isolirte Spitze senkrecht gegen die übrigens nicht isolirte Kautschuk-
                              oder Harzfläche geleitet, sey diese nun zwischen zwei Spitzen eingeklemmt, oder mit
                              der zweiten Fläche auf eine beliebige Unterlage gelegt, so. genügen bei einer
                              Schlagweite der Funken von 1/4 Zoll ein bis drei Funken um eine vollständige Figur,
                              der Spitze gegenüber durch Bestauben hervorzurufen, welche die Elektricität der
                              Maschine aufnimmt. Ist die Spitze positiv elektrisirt, so erhält man bei Anwendung
                              des Pulvergemenges eine gelbe strahlige Figur, welche in der Regel sich von einer
                              rothen Mitte aus, umgeben von einem freien Kreise, ausbreitet. Empfängt die Spitze
                              negative Elektricität, so treten bei der Bestäubung im Allgemeinen eine oder mehrere
                              rundliche Figuren hervor. Bei Anwendung der Flasche wurde diese durch 50 Umdrehungen
                              der Maschine geladen und genügte dann um mehrmals durch einen einzelnen Funken eine
                              deutliche Figur hervorzurufen.
                           Zur Ausführung des von Lichtenberg angegebenen Verfahrens
                              bediente ich mich einer gewöhnlichen Tischglocke, aus welcher der Klöpfel und der
                              Stiel entfernt waren. Nachdem sie auf eine idioelektrische Fläche gestellt war, und
                              aus der durch 50 Umdrehungen der Maschine geladenen Flasche bis zu 12 Funken
                              erhalten hatte, wurde sie mit der Hand entfernt, worauf die Fläche beim Bestäuben
                              die Lichtenberg'schen Figuren mitunter in überaus schönen
                              Formen lieferte. Bei positiver Ladung breiteten sich von dem scharf markirten
                              Umfangsringe der Glocke gegen die rothe Mitte des Kreises und nach Außen hin die
                              schärfsten gelben Verästelungen aus. Bei negativer Ladung wurde der ebenfalls
                              scharfe Ring der Glocke zu beiden Seiten von rund begränzten, durch unbestäubte
                              Stellen durchbrochene rothe Figuren umlagert. Großartiger wurden die Verhältnisse
                              der Figuren, wenn die Flasche durch 100 Umdrehungen der Maschine geladen war und die
                              Glocke bis zu 12 Funken erhalten hatte. Man findet darin alle Verhältnisse der
                              kleinern Figur wieder, nur in mancher Beziehung deutlicher.
                           
                           Die Form und Ausbildung der Figuren ist ganz besonders von der Coercitivkraft der
                              Platten abhängig, und dieß finde ich nirgend bemerkt; daher besonders unter übrigens
                              ganz gleichen Umständen oft eine bedeutende Verschiedenheit derselben, namentlich
                              auf Harzplatten von ungleichmäßigem Guß, und wahrscheinlich daher auch die oft ganz
                              verschiedenen Zeichnungen, welche von verschiedenen Beobachtern geliefert werden. Es
                              verschwindet z.B. das Strahlige der positiven Figuren mitunter ganz, so daß sie sich
                              dem Ansehen nach den negativen außerordentlich nähern. Daß außerdem die Form des die
                              Elektricität unmittelbar übertragenden Leiters auf die Form jener Bildungen von
                              Einfluß ist, so wie auch die Quantität der zugeführten Elektricität, ist gewiß.
                              Außer dem für die positiven Figuren neben ihrer bedeutenden Ausdehnung vorzugsweise
                              strahligen Charakter und der für die negativen vorherrschenden abgerundeten Bildung
                              der Figuren, ist also das Weitere von der Manipulation und der Beschaffenheit der
                              Mittel abhängig.
                           Bei der Darstellung der Staubbilder leitete mich eine Erfahrung die ich machte, als
                              ich vor längerer Zeit die Lichtenberg'schen Figuren
                              darstellen wollte. Indem ich zu diesem Zweck einen preußischen Thaler auf einem
                              Harzkuchen elektrisirte, fand ich nach Hinwegnahme desselben und Bestäuben seiner
                              Stelle mehrere Theile desselben deutlich abgebildet. Man gelangt alsdann bald zu der
                              Ueberzeugung, daß als Modell zur Darstellung der Staubbilder eine jede leitende
                              Fläche dienen kann, aus welcher bestimmte Erhabenheiten in gleicher Höhe
                              hervortreten, sobald die Fläche, welche das Bild aufnehmen soll, nicht nur jener
                              parallel, sondern auch sehr schlecht leitend und möglichst homogen ist. Der letztere
                              Zweck wurde durch die beschriebenen Harzplatten erreicht, und als Modell bot sich
                              die Sorte preußischer Thaler dar, welche die Inschrift: „Segen des
                                 Mansfelder Bergbaues“ trägt. Auf die entgegengesetzte Seite wurde
                              senkrecht gegen die Fläche ein Kupferdraht gelöthet, dessen mittlerer Theil mit
                              Siegellack überzogen war, um diesen Stempel isolirt von der Harzplatte entfernen zu
                              können. Nach dieser Wahl hängt die Sicherheit des Gelingens eines reinen Bildes von
                              unbekannten Bedingungen ab, die nur versuchsweise zu erfüllen sind. Im Allgemeinen
                              erhält man ein reines Bild bei directer Anwendung der Elektricität sowohl aus der
                              Maschine als der Leydener Flasche, selten; viel häufiger bildet sich alles Detail
                              als Kern einer Lichtenberg'schen Figur ab, wodurch die
                              eigentliche Copie bis zum Unkenntlichen undeutlich wird. Bei hinreichend trockner
                              Luft, in welcher meine Maschine ihre längsten Funken auf reichlich 1 Zoll Entfernung
                              gab, waren 30 Umdrehungen erforderlich um die Leydener Flasche genügend stark zu
                              laden. Ließ man aus dieser Flasche einen einzigen leuchtenden Funken in den Stiel des
                              beschriebenen Stempels schlagen, so fand sich fast immer nach isolirter Entfernung
                              desselben und Bestäuben der Platte das Bild des Stempels vollkommen rein und scharf
                              vor, und zwar die erhabenen Theile in gelbem Staub, wenn die Flasche positiv, und in
                              rothem Staub, wenn sie negativ geladen war. Die Räume zwischen den erhabenen Theilen
                              waren entweder völlig rein, wenn sie geringe Ausdehnung haben, oder bei größerer
                              Ausdehnung vielfach mit dem Staube bedeckt, welcher der der Ladung entgegengesetzten
                              Elektricität angehört; zuweilen aber auch mit dem der Natur der Ladung
                              entsprechenden Staube. In jedem Falle waren die vertieft liegenden Flächen des
                              Stempels von den erhabenen durch staubfreie Umrisse geschieden. Die guten Bilder
                              lieferten nicht nur den äußern Rand des Thalers scharf ausgeprägt, sondern ebenso
                              alle einzelnen, den nächsten Kreis nach Innen bildenden Punkte, die Umschrift und
                              die Inschrift auf das Deutlichste. Sie wurden sowohl durch die positiv wie durch die
                              negativ geladene Flasche erhalten; jedoch leichter durch eine Ladung ersterer Art.
                              Die negativen Bilder gaben das Detail breiter ausgeprägt, so daß bei oberflächlicher
                              Betrachtung die Abbildung zuweilen mißlungen erschien, näher betrachtet aber alles
                              Detail und ebenso scharf begränzt zeigte, als dieß bei den positiven Bildern der
                              Fall war. Aus der Angabe der Farbe der Bestäubung geht hervor, daß die auf dem
                              angegebenen Wege erzeugten Bilder durch übergegangene Elektricität hervorgebracht
                              sind. Es bewirkt diese außerdem, daß alle Bilder beim Bestäuben von mehr oder
                              weniger ausgedehnten elektrischen Zeichnungen umgeben werden und auf diese Weise die
                              Abbildung die Mitte einer Lichtenberg'schen Figur bildet.
                              Es ist übrigens klar, daß man durch gleichmäßig erhabene Lettern und sonstige
                              geeignete Vorrichtungen jede beliebige elektrische Staubschrift würde hervorrufen
                              können. P. Rieß gibt noch ein Verfahren an, durch welches
                              er nicht allein durch Influenz-Elektricität die Staubbilder zuverlässiger
                              hervorgebracht habe, sondern auch die umgebenden elektrischen Figuren dabei
                              vollständig vermieden seyen.
                           Erst anderthalb Jahrhunderte nach Entdeckung der Lichtenberg'schen Figuren wurden die so oft in ihrer Begleitung
                              vorkommenden durch den Hauch sichtbar werdenden Erscheinungen bemerkt. Die
                              einfachsten von ihnen, die wir mit P. Rieß unter dem
                              Namen der Hauchfiguren begreifen, sind auf den eben
                              beschriebenen Harzplatten am leichtesten herzustellen, wenn man diese mit der
                              Metallfläche in die Hand legt und die Mitte der Harzfläche gegen einen Knopf des
                              Conductors der Maschine drückt. Sobald nach dem Drehen der Maschine einige Funken
                              zur Hand übergeschlagen sind, bemerkt zwar das Auge unmittelbar keine Veränderung
                              im Aeußern der
                              Fläche; nach dem Anhauchen derselben sind jedoch die Wege der Elektricität in
                              geschlängelten wasserhellen Linien zu erkennen, welche mit dem Hauch verschwinden.
                              Die Darstellung dieser Figuren auf Glas wird auf dem angegebenen Wege so schön nicht
                              erreicht, es bedarf dazu einer mehr comprimirten Elektricität und sie gelingt
                              vollständig durch den Batteriefunken. Bei Anwendung so starker elektrischer
                              Entladungen entstehen indessen eben so oft gleichzeitig mit den Hauchfiguren die
                              oben erwähnten elektrischen Farbenstreifen, und sind vielfach von Hauchfiguren
                              eingefaßt. Will man nur eine Ansicht von letzteren haben, so gewinnt man sie am
                              sichersten und reinsten durch die alsbald zu erwähnende Darstellung irgend eines
                              Hauchbildes, wo sie beim Anhauchen auf dem Wege des überschlagenden Funkens als
                              wasserhelle, je nach der Wiederholung des Ueberschlagens an derselben Stelle
                              schmalere oder breitere Bänder erscheinen. Diese verschwinden völlig mit dem Hauch,
                              während die Farbenstreifen, wenn auch nicht immer im durchfallenden, doch im
                              reflectirten Licht auch ohne Hauch sichtbar und daher von jenen zu unterscheiden
                              sind. Die Farbenstreifen erscheinen anfangs öfter in irisirenden Farben, gewöhnlich
                              aber blau und braun, in welche Farben auch jene mit der Zeit überzugehen scheinen.
                              Ueberdieß sind jene Hauchfiguren durch Putzmittel, z.B. Alkohol, von der Glasfläche
                              zu entfernen, diese Farbenstreifen leiden nicht dadurch; jene verlieren sich, wie es
                              scheint, nach einigen Tagen, diese halten sich jedenfalls wochenlang.
                           Es ist erklärlich, daß diese regellosen Wirkungen der Elektricität wenig Beachtung
                              fanden; als man sie an bestimmte Wege fesselte, gewannen sie alle größeres
                              Interesse. Dieß geschieht bei der Erzeugung der Hauchbilder, wozu ich den auch bei Darstellung der Staubbilder angewandten
                              Thaler benutzte, indem derselbe mit einem Viertelpfund-Stück beschwert auf
                              eine viereckige Platte von Spiegelglas von 1 3/4 und 2 1/4 Zoll Seite, welche
                              ihrerseits auf einer leitenden Unterlage ruhte, gelegt, und durch die Maschine
                              elektrisirt wurde. Nach 300 Umdrehungen der Scheibe erhielt ich beim Anhauchen der
                              Stelle ein vollständiges und lesbares Bild der Schrift auf der Münze in wasserhellen
                              Buchstaben. Das Ueberschlagen der Funken von dem Modell zur leitenden Unterlage
                              während des Elektrisirens ist unerläßlich hiebei, und man kann, sobald dasselbe,
                              nachdem es einmal begonnen wiederum aufhört, bevor die übrigens nöthig erkannte Zahl
                              von Umdrehungen der Maschine stattgefunden hat, die Operation als nutzlos
                              unterbrechen, um die angewandte oder eine andere Glasplatte, in den ursprünglichen
                              reinen und völlig trockenen Zustand zurückversetzt, aufs Neue zu verwenden. Wie weit
                              die chemische Beschaffenheit des Glases bei der Erzeugung des Bildes von Einfluß ist,
                              möchte schwer zu bestimmen seyn; von größtem Einfluß wird es seyn, daß die Platte
                              hinreichend eben ist, oder allgemein sich dem Stempel möglichst anschließt.
                           Als dritte Haupterscheinung der hier zu besprechenden Wirkungen der Elektricität
                              führt P. Rieß die elektrolytischen
                                 Bilder an, unter welche ich jedoch hier, analog den vorhergehenden
                              Eintheilungen, auch elektrolytische Figuren begreife, da, sobald man die Wirkungen
                              des Galvanismus hiermit in Betracht zieht, die auch von mir früher besprochenenIm polytechn. Journal Bd. XCIV S.
                                       369. Auch in der Abhandlung des Verf. „über die Fähigkeit
                                       der Leiter, Ströme verschiedener Batterien gleichzeitig aufzunehmen und
                                       die Telegraphie“ im polytechn. Journal Bd. CXXXVIII S. 28 und 100, finden sich über die Bedingungen
                                    der Elektrolyse einige Winke.
                              Nobili'schen Figuren diese Stelle vertreten. Es ist mir
                              nicht gelungen, die Bilder durch die Maschine zuverlässig und brauchbar
                              herzustellen, wobei ich jedoch bemerke, daß Glimmer mir nicht zur Hand war, und die
                              statt dessen angewandten Isolirungsmittel, welche in einfachem oder mehrfach
                              zusammengelegtem geölten Papier, oder Wachstaffet, oder Collodiumhäuten, oder mit
                              Kautschuklösung getränktem Papier bestanden, entweder von den Schlägen der Maschine
                              durchbrochen wurden und auf diesem Wege zu völlig regellosen Zersetzungen
                              Veranlassung gaben, oder die Wirkung gänzlich hemmten. Nachträglich ist hier der
                              geeignete Ort zu bemerken, daß diese Uebelstände die Erzeugung der Hauchbilder auf
                              Metall durch die Maschine ohne Oxydation derselben unmöglich machten. Auch fand ich
                              in einer den Angaben von P. Rieß nachgebildeten
                              Mikrometer-Vorrichtung, so ausgezeichnet günstig die Wirkungen bei seinen
                              Versuchen gewesen seyn müssen, da sie die mitunter nöthige Arbeit der Maschine von
                              einigen hundert Umdrehungen auf 40–50 reducirten, entweder gar keine oder
                              selbst eine nachtheilige Wirkung, so daß ich glauben möchte, daß die a. a. O.
                              gegebene Beschreibung mangelhaft ist. Inzwischen konnte mir die Volta'sche Säule
                              keinen Ersatz bieten, da es auf eine einfache Elektrolyse hier nicht ankommt,
                              sondern auf die Wirkung elektrischer Spannung, und eine so bedeutende, wie hier
                              erforderlich, auch mit größeren Batterien, als mir zu Gebote stehen, schwerlich
                              genügend erreicht wird. Neben dieser Spannung ist für das Gelingen der zuletzt
                              besprochenen Erscheinungen, der Hauchbilder und der elektrolytischen Bilder, die
                              stete Bewegung der Elektricität oder das stete Erzeugen und Aufheben dieser Spannung
                              unerläßliche Bedingung, und diese wird nach der Theorie in der Arbeit unserer
                              elektrischen Induktionsapparate auf das vollständigste erfüllt. Bei der Anwendung
                              eines solchen fand ich meine Erwartungen überraschend bestätigt und werbe im Folgenden
                              die hierher gehörigen Versuche in kurzer Uebersicht beschreiben.
                           Der angewandte Apparat ist ein Schlittenapparat mit 3 1/2 Zoll rhl. langer Rolle von
                              Eisendrähten bei 1 Zoll Durchmesser. Die Anzahl der Windungen auf der Inductorrolle,
                              wie auf der Inductionsrolle sind nicht angegeben, jedoch läßt sich nach dem
                              Widerstande, welchen die letztere ausübt, im Vergleich zu dem einer Inductionsrolle
                              von bekannter Windungszahl an einem zweiten Apparat, mit Sicherheit schließen daß
                              sie reichlich 5000 Windungen enthielt. Zur Erzeugung des inducirenden Stromes wandte
                              ich eine Zink-Eisen-Batterie an, deren Eisencylinder bis zu 6 Zoll
                              Höhe von der Salpetersäure benetzt waren. Der Inductionsstrom lieferte zwischen
                              Kohlenspitzen Funken auf reichlich 2/3 Linie Entfernung. Die Anwendung jener starken
                              Batterie hat zwar den Nachtheil, daß das Platin an den Strom unterbrechenden Theilen
                              bei mehrfachem Gebrauch während zwei bis drei Tagen durch die Kraft und Hitze des
                              Funkens bald allmählich zerstäubt und durchbrochen wird; jedoch schien mir dieselbe
                              gediegene Wirkung des Apparats an sich selbst durch zwölf Daniell'sche kleinere Elemente nicht erreichbar. Zur Vergleichung übrigens
                              der Leistungen dieses Apparats mit denen der Maschine und der Mühe, welche die
                              Anwendung der letztern verursacht, bemerke ich noch, daß ich bei anhaltender
                              Bewegung meiner Maschine durch abwechselnde Arbeit des rechten und linken Arms
                              durchschnittlich 100 Umdrehungen in der Minute machte.
                           Die hier folgenden Resultate wurden stets durch mehrere Versuche auch unter
                              variirenden Umständen festgestellt, und der Vollständigkeit wegen ist auch auf nicht
                              gelungene oder gar nicht angestellte Prüfungen hingewiesen.
                           Staubfiguren. 1) Es wurde der eine Pol der
                              Inductionsrolle zur Erde abgeleitet, während der andere Pol in einer Spitze
                              senkrecht auf einer Kautschuk- oder Harzplatte ruhte; nach 1/2 bis 2 Minuten
                              anhaltendem Spiel des Apparats wurde beim Bestäuben eine deutlich positive, in der
                              Hauptsache gelbe Figur erhalten. Sie bestand in einer rothen Mitte, welche nach
                              einem freien Umkreis von einem mehrere Aeste aussendenden gelben Ringe umgeben war.
                              Es wechselten, wie es schien, bei verschieden längerem Spiel des Apparates die
                              Farben von der Mitte aus, allein der Haupttheil der Figur, der Ring und seine Aeste,
                              blieben gelb.
                           2) Bei umgekehrter Verwendung der Pole wurde von dem vorhin abgeleiteten, bei
                              wechselnder Zeitdauer des Spiels von 1 Minute bis zu 1 Stunde, keine bestimmt
                              markirte Figur irgend eines Charakters erhalten. Es ist jedoch zu erinnern, daß auch
                              hier wie bei der Reibungselektricität die Wirkung in der einen Richtung sich nicht
                              so stark zu erkennen gibt, als in der andern, und daß die Beschaffenheit der Platten
                              auf die Entwickelung der Figuren von großem und verschiedenem Einfluß ist.
                           3) Als ich bei der in (1) bezeichneten Aufstellung die positive Elektrode der Rolle
                              in die oben erwähnte Tischglocke münden ließ, welche auf eine der großen
                              Kautschukplatten gestellt war, wurde innerhalb 10 Minuten nach der Bestäubung ein
                              vollständiger gelber Ring, jedoch noch ohne Verästelungen, erhalten.
                           Staubbilder zu erzeugen ist nicht versucht worden.
                           Hauchfiguren. 4) Eine kleinere Glasscheibe wurde auf eine
                              Platinplatte gelegt, welche ihrerseits mit der einen Elektrode der Rolle verbunden
                              war, während die andere senkrecht auf der Glasplatte ruhte. Nach 5 Minuten
                              anhaltendem Spiel des Apparats wurde beim Behauchen der Glasplatte ein Heller
                              eckiger Raum erhalten, von etwa 2 Linien Durchmesser, wenn die positive Elektrode
                              auf derselben geruht hatte; ein ähnlicher, jedoch mehr gerundeter und sichtbar
                              kleinerer Raum dagegen, wenn die negative Elektrode die Platte berührt hatte.
                           Hauchbilder. 5) Ein Stück Spiegelglas in der Größe eines
                              Thalers, rund abgeschliffen, wurde auf eine Platinplatte von etwas größerem
                              Durchmesser gelegt, welche mit dem negativen Pol der Rolle verbunden war, während
                              der positive Pol senkrecht auf den Mansfelder Thaler mündete, der auf die Glasplatte
                              gelegt war. Unter stetem Ueberschlagen der Funken aus dem Thaler über den Rand der
                              Glasplatte zur Unterlage, wurde, sobald das Spiel des Apparats eröffnet war, nach 1
                              Minute die Inschrift beim Anhauchen vollständig deutlich, die Umschrift nur wenig
                              angedeutet erhalten; nach 3 Minuten dauernder Wirkung wurden Inschrift und Umschrift
                              tadellos beim Anhauchen sichtbar.
                           6) Verschiedene Glasplatten von den oben näher angegebenen und selbst etwas größeren
                              Dimensionen wurden nun in derselben Weise wie in (5) der Wirkung des Apparates,
                              nachdem das Modell aufgelegt war, ausgesetzt. Die Dauer der Einwirkung, welche
                              erforderlich war um ein tadellloses Bild des Modelles in wasserhellen Zeichen und
                              Buchstaben durch den Hauch sichtbar zu machen, wechselte je nach der Verschiedenheit
                              der Gläser von 2 bis zu 5 Minuten. Bei der geringen Schlagweite der Rolle kann nun
                              bei diesen größeren Platten ein Ueberschlagen der Funken zur Unterlage nicht
                              stattfinden; jedoch bemerkt man im Dunkeln auf dem ganzen Umfange des Modells die in
                              fortwährendem Blinken sich offenbarende Ausgleichung der Elektricität zwischen ihm
                              und der Glasplatte. Dabei ist die Verbindung des negativen Poles mit der Unterlage
                              nothwendig zur Erzeugung
                              des Bildes: als nur der positive Pol in das Modell mündete und der negative sich
                              selbst überlassen blieb, schien zwar ein schwaches Phosphoresciren am Umfange des
                              Modells von den in dem Pol wechselnden verschiedenen Spannungen statt zu finden,
                              jedoch nach 5 Minuten dauernder Wirkung wurde beim Anhauchen der Glasplatte nichts
                              wahrnehmbar.
                           7) Die Darstellung der Hauchbilder wurde auch auf den Harzplatten und gefirnißtem
                              Papier versucht, jedoch nie vollständig erhalten.
                           8) Hauchbilder auf Messing, Neusilber und Daguerreotypplatten gelangen je nach der
                              Ebenheit und Politur der Platten, sowie der Beschaffenheit der oben erwähnten
                              Isolirungsmittel innerhalb 5 Minuten mehr oder weniger vollständig. Was erhalten
                              wurde, war stets scharf und deutlich. Hier wie bei den folgenden Versuchen ist das
                              Leuchten auf dem Umfange des Modells im Dunkeln einigermaßen ein Zeichengeber, ob
                              ein gutes Bild zu erwarten ist. Unter übrigens gleichmäßigem Anschluß und
                              gleichmäßiger Isolirung aller Theile in der innern Ausdehnung des Bildes ist dieß
                              der Fall, wenn der Schein gleichmäßig ist, wie bei der Darstellung der Bilder auf
                              Glas. Findet jedoch ein Ueberströmen der Elektricität vorwaltend an einzelnen
                              Punkten statt, wie es sich dann in dem helleren Lichte daselbst kund gibt, so wird
                              sicher kein vollständiges Bild erhalten.
                           Elektrolytische Figuren habe ich mit dem
                              Inductionsapparat nicht dargestellt.
                           Elektrolytische Bilder. 9) Die elektrolytischen
                              Abbildungen des Modells habe ich auf einem mit starker Jodkaliumlösung getränkten,
                              dicken photographischen Papier durch eine mit Kautschuklösung getränkte
                              Papierscheibe erhalten; jedoch wurde dieselbe binnen wenigen Stunden, auch nach
                              Ueberstreichen einer dicken Lösung von arabischem Gummi, durch Ueberhandnehmen der
                              Jodreaction undeutlich. Mit' feuchtem Papier gelangen indessen die Abbildungen mit
                              den angeführten Mitteln sehr selten vollständig.
                           10) Die bezeichnete Papiersorte wurde mit einer Lösung von Jodkalium in 15 Theilen
                              Wasser befeuchtet, getrocknet und trocken mit einer isolirenden Scheibe der
                              Elektrolysirung unter dem Modell ausgesetzt. Je nach der Güte und Gleichmäßigkeit
                              der Isolirung wurde ein mehr oder weniger vollständiges Bild des Stempels in 5
                              Minuten erhalten, das zwar in Betreff der Farben nicht absolut unveränderlich, aber
                              bei weitem mehr haltbar war als die auf feuchtem Papier dargestellten Bilder.
                           Indem ich noch darauf aufmerksam mache, daß die Vorgänge bei der Bildung der
                              Hauchfiguren sich vielmehr als die Ursachen der Staubbilder dazu eignen, durch
                              geeignete Lettern und sonstige Vorrichtungen jede beliebige Schrift durch elektrischen Druck
                              zu erzeugen, bemerke ich noch, daß wir auf die so eben besprochenen Reactionen
                              später noch besonders zurückkommen werden.
                           Schwerin, im September 1859.
                           
                        
                           
                              (Der Schluß folgt.)