| Titel: | Ueber das Platin und die es begleitenden Metalle; von H. Sainte-Claire Deville und H. Debray. | 
| Fundstelle: | Band 154, Jahrgang 1859, Nr. LXXXII., S. 384 | 
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                        LXXXII.
                        Ueber das Platin und die es begleitenden Metalle;
                           von H. Sainte-Claire
                              Deville und H.
                              Debray.
                        (Schluß von S. 295 des vorhergehenden
                           Heftes.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Deville, über das Platin und die es begleitenden
                           Metalle.
                        
                     
                        
                           VII. Darstellung des Osmiums,
                                 Rutheniums, Rhodiums und Iridiums in reinem Zustande.
                           
                              1. Osmium.
                              Um das Osmium in cohärentem Zustande, von einer Dichtigkeit gleich derjenigen des
                                 Platins (21,4) zu erhalten, verfährt man folgendermaßen. Man nimmt
                                 pulverförmiges Osmium-Iridium, welches durch ein Seidensieb passirt
                                 wurde. (Wenn dasselbe nicht ursprünglich pulverförmig ist, kann man es mittelst
                                 des unten für das Ruthenium angegebenen Verfahrens chemisch zertheilen.) 1 Thl. solchen
                                 Osmium-Iridiums vermengt man mit 5 1/2 Theilen Baryumsuperoxyd, welches
                                 man mit der größten Sorgfalt abwiegt, um es später durch ein bekanntes Gewicht
                                 Schwefelsäure gänzlich fällen zu können. Dieses Gemenge, welches durch
                                 andauerndes Zereiben in einem Porzellanmörser so innig als möglich gemacht
                                 worden seyn muß, erhitzt man in einem hessischen Tiegel, auf welchem sein Deckel
                                 angebracht und mit ein wenig Lehm lutirt worden ist, 1–2 Stunden lang auf
                                 den Schmelzpunkt des Silbers. Nach dem Erkalten findet man im Tiegel eine
                                 schwarze, homogene Masse, welche man gröblich zertheilt und in eine Glasretorte
                                 gibt. Man gießt in dieselbe zuerst ein wenig Wasser, dann 8 Theile Salzsäure und
                                 1 Theil gewöhnlicher Salpetersäure, rührt um und destillirt, wobei man die
                                 Vorlage der Retorte mit der größten Sorgfalt abkühlen muß, damit nicht
                                 Osmiumsäure-Dämpfe verloren gehen. Die Operation ist beendigt, wenn durch
                                 den Tubulus der Retorte ausgelassener Dampf nicht mehr den charakteristischen
                                 Geruch der Osmiumsäure besitzt. Die in der Vorlage enthaltene Flüssigkeit wird
                                 wieder destillirt, wobei man in den vorgeschlagenen tubulirten Ballon verdünntes
                                 Ammoniak bringt. Das so erhaltene osmiumsaure Ammoniak übersättigt man mit
                                 Schwefelwasserstoff, erhält die das Schwefelosmium enthaltende Flüssigkeit lange
                                 Zeit im Sieden, und filtrirt dann. – Man darf das Filter nicht bei einer
                                 zu hohen Temperatur trocknen, weil sonst das Schwefelosmium sich entzündet, wobei es sich in Osmiumsäure und
                                 schweflige Säure verwandelt. Das Schwefelmetall gibt man in einen Tiegel aus
                                 Gaskohks, welcher innerlich ganz glatt und mit einem dicht aufpassenden Deckel
                                 versehen ist; derselbe wird in einen Tiegel aus feuerfestem Thon gestellt, der
                                 Zwischenraum beider Tiegel mit Sand gefüllt, der thönerne Tiegel mit einem guten
                                 Deckel geschlossen und die Hitze dann vier bis fünf Stunden lang auf dem
                                 Schmelzpunkt des Nickels erhalten.Im Loboratorium der Normalschule zu Paris benutzt man als Brennmaterial,
                                       um diese hohe Temperatur zu erzielen, Abfälle von Gaskohks, welche zu
                                       hart sind, um daraus Elemente für die Bunsen'sche Säule schneiden zu können. Diese Gaskohks, welche
                                       keine Asche hinterlassen, greifen die Tiegel nicht an; die nicht
                                       hinreichend feuerbeständigen Tiegel werden durch sie zwar erweicht, aber
                                       deren Wände nicht zerstört, wie durch die Schlacke der gewöhnlichen
                                       Kohks. Die Gaskohks sind zwar schwierig zu entzünden, brennen aber
                                       außerordentlich kräftig.
                                 
                              Das Schwefelosmium ist durch die Hitze reducirbar und hinterläßt ein glänzendes
                                 Metall, welches eine hellere bläuliche Farbe als das Zink hat, in kleinen
                                 Stücken, die sich sehr leicht zertheilen. Dieses Osmium hat keinen Geruch; man
                                 kann es auf den Schmelzpunkt des Zinks erhitzen, ohne daß sich
                                 Osmiumsäure-Dämpfe bilden; bei einer höheren Temperatur wird es aber
                                 brennbar.
                              Um das Osmium krystallisirt zu erhalten, erhitzt man
                                 es in einem Kohlentiegel mit seinem 7 bis 8fachen Gewicht Zinn auf die lebhafte
                                 Rothglühhitze, bis es darin aufgelöst ist, und läßt dann die Metallmasse langsam
                                 abkühlen; im Moment des Erstarrens scheidet sich das Osmium vom Zinn ab, indem
                                 es krystallisirt. Man braucht dann bloß das Zinn in Salzsäure aufzulösen, um ein
                                 sehr hartes krystallinisches Pulver zu erhalten, welches kein Zinn zurückhält,
                                 ohne daß die Säure merklich Osmium auflöst.
                              
                           
                              2. Ruthenium.
                              Das Ruthenium ist das feuerbeständigste unter den Metallen des Platinerzes. Man
                                 kann es nur schmelzen, wenn man es in 1–2 Millimeter Entfernung vom Ende
                                 des Knallgas-Löthrohrs anbringt, an dem Punkt wo die höchste Temperatur stattfindet; dabei verflüchtigt sich
                                 Rutheniumoxyd, welches einen ähnlichen Geruch wie die Osmiumsäure hat und einen
                                 braunen Anflug bildet. Das Ruthenium ist spröde und hart wie das Iridium; reines
                                 geschmolzenes Ruthenium hat eine Dichtigkeit von 11 bis 11,4.
                              Um das Ruthenium darzustellen, legirt man rutheniumhaltiges Osmium-Iridium
                                 in Blättern mit seinem vier- bis fünffachen Gewicht Zink und verjagt dann
                                 letzteres durch Hitze; hierzu gibt man die gemengten Materialien in einen
                                 geeignet geschützten Kohlentiegel, worin man sie zuerst eine Stunde lang auf der
                                 bloßen Rothglühhitze erhält, dann zwei Stunden lang auf der Weißglühhitze, bis
                                 aus der Flamme aller Zinkdampf verschwunden ist. Man findet im erkalteten Tiegel
                                 eine zerreibliche poröse Masse, welche genau so viel wiegt wie das angewandte
                                 Osmium-Iridium. Diese Masse läßt sich leicht zerpulvern, bis auf ein
                                 kleines Quantum von Schuppen, welche man durch das Seidensieb absondert. Man
                                 vermengt höchst sorgfältig 1 Theil des feinen Pulvers mit 3 Thl. Baryumsuperoxyd
                                 und 1 Thl. salpetersaurem Baryt, und bringt das Gemenge in einen hessischen
                                 Tiegel, welchen man zum Rothglühen (auf eine Temperatur etwas unter dem
                                 Schmelzpunkt des Silbers) eine Stunde lang erhitzt. Nach dem Erkalten findet man
                                 darin eine schwarze, zerreibliche Masse, welche man höchst sorgfältig
                                 pulverisirt und dann in eine Flasche mit eingeschliffenem Stöpsel schüttet, in
                                 die man vorher 20 Thle. Wasser und 10 Thle. gewöhnliche Salzsäure gegeben hat.
                                 Die Flasche wird in kühles Wasser getaucht, damit sich die Temperatur in Folge
                                 der eintretenden Reaction nicht erhöht. Man schüttet dann den durch die Schmelzoperation
                                 erhaltenen osmium-iridiumsauren Baryt in kleinen Portionen hinein; diese
                                 Operation muß man unter einem gut ziehenden Kamin vornehmen, weil das Chlor oder
                                 der Sauerstoff, welche sich entbinden, ein wenig Osmiumsäure mit sich reißen.
                                 Nachdem die Operation ganz beendigt ist, setzt man 1 Thl. Salpetersäure, dann 2
                                 Thle. gewöhnliche concentrirte Schwefelsäure zu. Man verschließt die Flasche,
                                 schüttelt sie stark und läßt den schwefelsauren Baryt sich absetzen. Man
                                 decantirt, wascht den Niederschlag durch Decantiren aus und destillirt dann alle
                                 vereinigten Flüssigkeiten in einer tubulirten Retorte, bis der vierte Theil
                                 ihres Volums übergegangen ist; das Destillat ist eine an Osmium sehr reiche
                                 Flüssigkeit, welche man sogleich mit Ammoniak und Schwefelammonium fällt. Die in
                                 der Retorte zurückgebliebene rothe Flüssigkeit wird abgedampft, bis sie nur noch
                                 ein kleines Volum einnimmt; man versetzt sie dann mit 2 bis 3 Thln. Salmiak in
                                 Stücken und einigen Kubikcentimetern Salpetersäure; dann dampft man bei einer
                                 Temperatur, welche 100º C. nicht viel überschreiten darf, zur Trockne ab.
                                 Man findet in der Schale einen bläulichschwarzen krystallinischen Niederschlag,
                                 welchen man mit einer kleinen Menge Wasser behandelt, das zur Hälfte mit Salmiak
                                 gesättigt ist, und mit dieser Flüssigkeit auswascht, bis sie sich nicht mehr
                                 färbt. Man bringt das schwarze Salz (chlorwasserstoff- und iridiumsaures
                                 Ammoniak, welches Ruthenium enthält) in einen Porzellantiegel und calcinirt es,
                                 bis die Masse recht roth geworden ist. Es ist zweckmäßig, den Porzellantiegel in
                                 einen hessischen Tiegel zu stellen und in den Zwischenraum beider einige
                                 Kohlenstücke zu legen. Das so erhaltene, mit Ruthenium gemengte Iridium wird in
                                 einem Silbertiegel mit seinem doppelten Gewicht Salpeter und seinem gleichen
                                 Gewicht Kalihydrat 1–1 1/2 Stunden lang bei der Dunkelrothgluth
                                 geschmolzen. Man nimmt die Masse dann in kaltem Wasser auf und filtrirt die
                                 orangegelbe Flüssigkeit, welche rutheniumsaures Kali ist, in einem Trichter
                                 durch Amianth. Diese Flüssigkeit wird mit Kohlensäure oder Salpetersäure
                                 behandelt, bis sich einige Blasen von Kohlensäure, salpetriger Säure oder
                                 Stickoxyd entbinden und die gelbe Farbe ganz verschwunden ist; sie darf gar
                                 nicht nach Osmiumsäure riechen. Sie setzt einen Niederschlag ab, welcher
                                 Rutheniumoxyd, verunreinigt durch ein wenig Kieselerde, ist. Dieses Oxyd
                                 calcinirt man stark in einem Tiegel aus GaskohksWenn das Ruthenium Chromoxyd enthält, so verwandelt sich dieses im Tiegel
                                       in glänzendes und gut krystallisirtes Kohlen-Chrom., und schmilzt es dann mit großer Vorsicht mittelst des früher beschriebenen
                                 kleinen Knallgas-Löthrohrs in einer kleinen Schale, die man in einem
                                 Kalkstück ausgehöhlt hat. Wenn das Ruthenium Osmium, Chrom oder Kieselerde
                                 enthält, so entweichen diese Unreinigkeiten in Dampfform oder verbinden sich mit
                                 dem Kalk.
                              
                           
                              3. Palladium.
                              Das Palladium ist von allen Metallen des Platinerzes das leichtflüssigste. In den
                                 zum Schmelzen des Platins dienenden Oefen kommt es mit außerordentlicher
                                 Leichtigkeit in Fluß. Wenn man es mittelst des Knallgas-Löthrohrs der
                                 Schmelzhitze des Iridiums aussetzt, so verschwindet es, wobei es sich dreht und
                                 grüne Dämpfe verbreitet, welche sich zu einem schwarzbraunen Pulver verdichten,
                                 einem Gemenge von Metall und dessen Oxyd. Diesen Versuch muß man auf einer
                                 kleinen Kapelle machen, welche in einem Stück gebrannten Kalks ausgehöhlt ist.
                                 Das Palladium oxydirt sich noch leichter als das Silber bei niederer Temperatur,
                                 daher seine Oberfläche immer durch eine sehr schwache Oxydschicht matt
                                 erscheint.
                              Die Dichtigkeit des reinen, geschmolzenen und nicht hartgeschlagenen Palladiums
                                 ist 11,4 bei 22º,5 C.
                              
                           
                              4. Rhodium.
                              Das Rhodium befindet sich hauptsächlich in den bereits besprochenen Rückständen,
                                 welche man in den Platinfabriken erhält, wenn man die Mutterlaugen von der
                                 Fällung des Platins mittelst metallischen Eisens niederschlägt. Um aus diesen
                                 Rückständen das reine Rhodium darzustellen, schmelzen wir sie vorerst mit ihrem
                                 gleichen Gewicht Blei und ihrem doppelten Gewicht Bleiglätte. Nachdem der Tiegel
                                 gut rothglühend und die Bleiglätte recht flüssig ist, rührt man ein- oder
                                 zweimal um, läßt langsam erkalten, und löst dann den Bleikönig ab, welchen man
                                 gut reinigt; derselbe enthält alle in diesen Rückständen vorkommenden Metalle,
                                 welche weniger oxydirbar als das Blei sind. Man behandelt ihn mit Salpetersäure,
                                 die mit ihrem gleichen Gewicht Wasser verdünnt ist, welche ihm außer dem Blei
                                 auch das Kupfer und Palladium entzieht. Die zurückbleibende pulverförmige und
                                 metallische Substanz wird gut gewaschen, dann äußerst sorgfältig mit ihrem
                                 fünffachen Gewicht pulverisirten Baryumsuperoxyds gemengt, welches man genau
                                 abwiegt. Das Gemenge wird in einem hessischen Tiegel 1–2 Stunden lang der
                                 Rothglühhitze ausgesetzt, dann in Wasser aufgenommen und der verbleibende
                                 Rückstand mit Königswasser behandelt, welches eine große Menge Osmium austreibt,
                                 die man verloren gehen lassen oder durch Destillation als Osmiumsäure sammeln
                                 kann. Nachdem die Flüssigkeit ihren Geruch ganz verloren hat, setzt man ihr so viel
                                 Schwefelsäure zu, daß der Baryt aus dem Gemisch der Chloride ganz abgeschieden
                                 wird. Man läßt kochen und filtrirt; hernach dampft man die Flüssigkeit ab, indem
                                 man ihr zuerst ein wenig Salpetersäure, und dann nach einiger Zeit einen großen
                                 Ueberschuß von Salmiak zusetzt. Hierauf wird sie bei 100º C. zur Trockne
                                 verdampft, und der Rückstand mit einer concentrirten Salmiaklösung, welche ihm
                                 alles Rhodium entzieht, so lange gewaschen, bis das Waschwasser nicht mehr
                                 merklich rosenroth gefärbt ist. Die filtrirte Flüssigkeit dampft man mit einem
                                 großen Ueberschuß von Salpetersäure ab, welche den Salmiak zerstört, und wenn
                                 nur noch das Rhodiumsalz übrig ist, beendigt man das Abdampfen in einem
                                 Porzellantiegel, befeuchtet den Rückstand mit ein wenig Schwefelammonium und
                                 vermengt ihn mit seinem drei- bis vierfachen Gewicht Schwefel. Man stellt
                                 dann den mit seinem Deckel versehenen Porzellantiegel in einen hessischen Tiegel
                                 und füllt den Zwischenraum mit Kohlengestiebe. Das Ganze wird auf die lebhafte
                                 Rothglühhitze gebracht, und im Tiegel bleibt metallisches Rhodium zurück,
                                 welches man als nahezu rein betrachten kann, nachdem man es lange Zeit mit
                                 starkem Königswasser und hernach mit concentrirter Schwefelsäure sieden
                                 ließ.
                              Um dieses Rhodium in vollkommen reinen Zustand überzuführen, vermengt man es mit
                                 seinem 3–4fachen Gewicht Zink, schmilzt es bei schwacher Rothglühhitze,
                                 rührt gut um, läßt kurze Zeit in Ruhe und gießt dann. In dem Augenblick wo sich
                                 die beiden Metalle legiren, entwickelt sich eine solche Hitze, daß ein Theil des
                                 Zinks verflüchtigt werden kann; man muß alsdann den Tiegel mit der größten
                                 Sorgfalt wieder bedecken.
                              Die erhaltene Legirung behandelt man mit concentrirter Salzsäure, welche viel
                                 Zink auflöst und eine krystallisirte Masse hinterläßt, die eine Verbindung von
                                 Zink und Rhodium im stöchiometrischem Verhältniß (RhZn²) ist. Letztere
                                 löst man in Königswasser auf, und versetzt die Lösung mit überschüssigem
                                 Ammoniak, bis sich der Niederschlag ganz oder doch beinahe vollständig aufgelöst
                                 hat. Diese Flüssigkeit erhält man einige Zeit im Sieben und dampft sie dann in
                                 geeigneter Weise ab, wodurch man das gelbe Salz erhält, welches eine Verbindung
                                 von Rhodium, Chlor und Ammoniak (2Rh, 3 Cl, 5AzH³) ist; dasselbe läßt man
                                 mehrmals krystallisiren; mit ein wenig Schwefel in einem Kohlentiegel bei hoher
                                 Temperatur calcinirt, gibt es reines und zusammenhängendes Rhodium, welches man
                                 hernach ohne Verlust mittelst des Knallgas-Löthrohrs in einer kleinen
                                 Kapelle aus Kalk schmelzen kann.
                              Das Rhodium schmilzt weniger leicht als das Platin; in einem Feuer welches 300
                                 Grm. Platin zu schmelzen gestattet, kann man in derselben Zeit nur 40 bis 50
                                 Grm. Rhodium schmelzen. Nach unseren Beobachtungen ist dieses Metall gar nicht flüchtig: es
                                 oxydirt sich aber schwach auf der Oberfläche, wie das Palladium. Das in
                                 Berührung mit Kalk geschmolzene Rhodium ist frei von Silicium, einem steten
                                 Begleiter desselben, sowie von Osmium, dessen letzte Spuren erst im stärksten
                                 Feuer verschwinden, und es hat sehr schätzbare physische Eigenschaften erlangt.
                                 Weniger weiß und weniger glänzend als das Silber, hat es fast denselben Ton wie
                                 das Aluminium. Es ist dehnbar und hämmerbar, aber nur im Zustand großer
                                 Reinheit.
                              Die Dichtigkeit des reinen und geschmolzenen Rhodiums ist 12,1.
                              
                           
                              5. Iridium.
                              Zur Darstellung desselben verwendet man Osmium-Iridium, welches man
                                 mittelst Zink pulverisirt (siehe S. 385) und dann mit seinem fünffachen Gewicht
                                 Baryumsuperoxyd glüht, wie es zur Bereitung des Ruthemiums (S. 385) angegeben
                                 wurde. Die erhaltene schwarze Masse wird durch sehr lange fortgesetztes Kochen
                                 in Königswasser von der Osmiumsäure befreit, dann versetzt man die Auflösung mit
                                 der Quantität Schwefelsäure, welche zur Fällung des in der Flüssigkeit
                                 vorhandenen Baryts, dessen Gewicht man kennt, genau erforderlich ist. Die
                                 aufgelösten Chlormetalle haben eine sehr dunkle gelblichrothe Farbe; man dampft
                                 sie ab, nachdem man einen Ueberschuß von Salzsäure zugesetzt hat, und gegen das
                                 Ende gibt man Salmiak in Stücken hinein, so daß die Flüssigkeit gesättigt wird,
                                 aber eine viel größere Menge davon als zum Fällen des Iridiums erforderlich ist.
                                 Man dampft dann in einem auf 60° C. erwärmten Raum oder im Wasserbad zur
                                 Trockne ab, und nachdem aller saure Geruch verschwunden ist, wascht man den
                                 Rückstand mit einer concentrirten Salmiaklösung, bis die Flüssigkeit farblos
                                 abläuft (wodurch ihm außer den dem Platin fremdartigen Metallen das Rhodium
                                 entzogen wird), hernach mit Wasser welches etwas weniger Salmiak enthält. Auf
                                 dem Filter bleibt das rosenrothe Rutheniumsalz von Claus und hauptsächlich Iridiumsalmiak zurück. Dieser auf dem Filter
                                 zurückbleibende schwarze Iridiumsalmiak wird getrocknet, dann bei beginnender
                                 Rothglühhitze calcinirt, so daß die Ammoniaksalze vollständig und die
                                 Chlormetalle heilweise zersetzt werden. Ein Wasserstoffstrom entzieht die
                                 letzten Spuren von Chlor oder Sauerstoff, und man erhält einen lockern
                                 Metallschwamm, worin sich noch keine Legirung bilden konnte. Das Königswasser
                                 zieht aus demselben manchmal ein wenig Platin aus, von welchem aber keine Spur
                                 zurückbleibt; es entzieht ihm auch ein wenig Osmium, aber nicht alles darin
                                 befindliche. Dieses Pulver wird in einem Gemisch von Salpeter und Kalihydrat
                                 geschmolzen, dann sorgfältig gewaschen und in einem Kohlentiegel zum Weißglühen erhitzt, wodurch
                                 es cohärent wird, endlich in einen kleinen Kalkofen (Fig. 8 Tab. II)
                                 gebracht, welchen man mit Sauerstoff- und reinem Wasserstoffgas speist.
                                 Man erhitzt das Metall einige Zeit stark in einer oxydirenden Atmosphäre (um zu
                                 ermitteln ob die Atmosphäre eine oxydirende ist, hält man ein Zündhölzchen oder
                                 einen Eisendraht in die aus dem Ofen tretende Flamme; sie müssen darin mit
                                 lebhaftem Funkensprühen brennen). Nachdem aller Osmiumgeruch verschwunden ist,
                                 vergrößert man die Geschwindigkeit der beiden Gase so daß, während ihr
                                 gegenseitiges Verhältniß beibehalten bleibt, der Sauerstoff mit dem ganzen Druck
                                 der Gasometer, nämlich wenigstens 4–5 Centimeter Quecksilbersäule,
                                 entweicht. Das Iridium schmilzt dann nach und nach und wird endlich so flüssig
                                 wie Quecksilber. Um 25 Gramme Iridium zu schmelzen, braucht man, nachdem der
                                 Ofen angeheizt ist, wenigstens 200 bis 300 Liter Sauerstoffgas und folglich
                                 zweimal so viel Wasserstoffgas. Das Leuchtgas ist in Paris nicht so rein, daß
                                 wir es zum Schmelzen des Iridiums hätten verwenden können.
                              Ein Iridiumzain ist rein weiß und polirtem Stahl etwas ähnlich, dessen Glanz er
                                 hat. Unter dem Hammer gibt er nach, wird etwas platt und zerbricht wie ein
                                 krystallinisches Metall. Weißglühend verhalt er sich besser unter dem Hammer;
                                 wahrscheinlich könnte man bei dieser Temperatur und vermittelst eines Prägwerks
                                 seine krystallinische Textur zerstören und folglich ihn schmieden, wie man es
                                 für das Zink und gewisse Aluminiumlegirungen macht.Hr. Hulot, bei der
                                       Pariser Münze angestellt, hat unseres Wissens zuerst dieses mechanische
                                       Mittel angewandt, um durch das Schmelzen krystallisirte Metalle
                                       hämmerbar zu machen, nämlich ihnen ihre Textur zu benehmen, so daß sie
                                       bearbeitet werden können.
                                 
                              Das geschmolzene Iridium hat dieselbe Dichtigkeit wie das Platin, nämlich 21,15.
                                 – Das Iridium legirt sich mit dem Zink und dem Zinn; letztere Legirung
                                 hat zur Formel Sn²Jr.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
