| Titel: | Ueber einen neuen Gasbrenner-Regulator; vom Professor Dr. Heeren. | 
| Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. XXXIV., S. 106 | 
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                        XXXIV.
                        Ueber einen neuen Gasbrenner-Regulator;
                           vom Professor Dr. Heeren.
                        Aus den Mittheilungen des hannoverschen
                           Gewerbevereins. 1859 S. 297.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Heeren, über einen neuen Gasbrenner-Regulator.
                        
                     
                        
                           Die HHrn. Schaeffer und Walcker
                              in Berlin (Lindenstraße Nr. 19, Fabrik für Gaserleuchtungs- und
                              Wasserleitungs-Anlagen) liefern kleine Gasregulatoren, welche ihrer
                              Nützlichkeit wegen zum allgemeinen Gebrauch empfohlen werden, und deren nähere
                              Beschreibung unsern Lesern nicht unwillkommen seyn wird.
                           Die Verfertiger geben ihrem
                              „Universal-Gasbrenner-Regulator,“ welcher zum
                              Preise von 20 Sgr. bei ihnen zu haben ist, die folgende Ankündigung bei:
                           
                              „Von allen Regulatoren, die man bisher anwendete, um Gasflammen zu
                                 reguliren, ist dieß der einzige, der diesen Zweck so vollkommen erfüllt, daß er
                                 nichts mehr zu wünschen übrig läßt, um eine reine, ruhige und richtige Flamme zu
                                 erzielen. Dieser Universal-Regulator regulirt alle bis jetzt bekannten
                                 Gasflammen, mögen dieselben aus Argand-,
                                 Fledermaus-(Straßen-) oder Fischschwanzbrenner etc. brennen, und
                                 kann man durch denselben genau bestimmen, ob 3, 4, 5, 6, oder mehr Kubikfuß Gas
                                 in der Stunde verbrennen sollen, da derselbe zu den verschiedenen Flammengrößen
                                 angefertigt wird. – Die Anbringung desselben findet ohne besondere
                                 Vorrichtungen unmittelbar vor jedem einzelnen Brenner statt und bleibt es sich
                                 dabei ganz gleich, ob dieser stehend (vertical) oder liegend (horizontal) an dem
                                 betreffenden Gasbeleuchtungs-Gegenstande angebracht ist. Die Wirkung
                                 desselben ist so sicher, daß, wenn beispielsweise von hundert Flammen, welche
                                 alle einzeln mit diesem Regulator versehen sind, neunundneunzig ausgelöscht
                                 werden, die hundertste sich um Nichts vergrößert.“
                              
                           
                              „Dieser Regulator erspart nach den gemachten Erfahrungen circa 30 Procent am Gasconsum, wodurch sich derselbe
                                 schon in einigen Monaten bezahlt macht und für die Folge fortwährenden Nutzen
                                 erzielt. Das Reguliren durch die Haupt- und Brennhähne, welches bei dem
                                 oft veränderlichen Druck des Gases so häufig erforderlich war, wird durch diesen
                                 Regulator gänzlich beseitigt.“
                              
                           
                              „Abgesehen jedoch hiervon, verhindert dieser Regulator die Ausströmung
                                 unverbrannten Gases, welches nicht allein schädlich auf die Gesundheit, auf
                                 Möbel, Hausgeräthe, Gardinen, Gemälde, Gold, Silber, Stahl und Eisen etc., ja
                                 sogar auf Pflanzen wirkt; er verhindert auch Feuersgefahr durch die fortwährende
                                 Gleichmäßigkeit der Flamme und beseitigt das Platzen der Cylinder und
                                 Glas-Ballons, Schalen etc., so wie das unangenehme Geräusch der
                                 brennenden Flammen.“
                              
                           „Diese Eigenschaften sichern dem
                                 Universal-Gasbrenner-Regulator bei den Gasconsumenten eine
                                 willkommene Aufnahme und werden sich dieselben durch den Gebrauch bald
                                 überzeugen, welcher Vortheil durch die Anschaffung desselben erlangt ist. Wir
                                 enthalten uns denn auch aller weiteren Empfehlungen dieses Regulators, indem
                                 sich derselbe von selbst empfiehlt.“ –
                           Die folgende Beschreibung und Skizze ist nach einem mir vorliegenden
                              Gas-Regulator zu 4 Kubikfuß pro Stunde entworfen,
                              und zwar stellt Fig. 17 ihn im Aufriß in natürlicher Größe, Fig. 18 die drei Theile
                              desselben getrennt im Durchschnitt dar. Der Regulator wird auf die Gasleitungsröhre
                              unmittelbar unter dem Brenner geschraubt, so daß mithin jeder Brenner seinen eigenen
                              Regulator besitzt. Die ganze Regulirung ist in dem mittleren Theile enthalten,
                              während die beiden anderen Theile nur die Zu- und Fortleitung des Gases
                              bewirken. Den Haupttheil bildet ein kleines halbkugelförmiges Ventil a, welches unterhalb des Canales 
                              b an einer leichten Stange c,
                                 c hängt, deren oberes Ende in der Mitte einer Scheibe Wachstaffet d befestigt ist, welche Scheibe die weite Oeffnung e, e überspannt. Die Befestigung der Scheibe durch einen
                              umgelegten ganz feinen Messingdraht ist in der Art bewirkt, daß sie, nur schwach
                              angezogen, im gewöhnlichen Zustande durch das Gewicht des daran hängenden Ventils
                              eine abwärts gesenkte Krümmung annimmt, wie Fig. 18 zeigt, dagegen
                              bei starkem Gasdrucke anschwillt und in die, in Fig. 19 dargestellte
                              Wölbung übergeht, wobei das Ventil gehoben, mithin der Canal b geschlossen wird. Drei kleine Löcher o, o
                              lassen das Gas aus dem Raume unter dem Wachstaffet in den oberen glockenförmigen
                              Behälter f abströmen und so zum Brenner gelangen.
                              Befindet sich demnach das Gas unter ganz schwachem Druck, so bleibt das Ventil
                              völlig geöffnet, wogegen es bei starkem Druck bis an den Rand des Canals gehoben
                              wird und in diesem Fall das Gas völlig absperren und das Licht verlöschen machen
                              würde, wenn nicht in den Rand des Canales einige feine, in der Zeichnung nicht
                              sichtbare Furchen gefeilt wären, welche selbst bei völliger Hebung des Ventiles dem
                              Gase noch einen Durchgang gestatten. In diesem Falle hört die eigentliche Regulirung
                              durch das Ventil ganz auf, aber derselbe tritt erst bei einem Druck von etwa 16
                              Linien ein, der in Gasleitungen wohl selten vorkommen dürfte. Es ist übrigens wohl
                              zu bemerken, daß sich diese Angaben, so wie die folgenden, nur auf das mir
                              vorliegende Exemplar beziehen.
                           Die Idee des Apparates ist offenbar jener der schon länger bekannten Gasregulatoren
                              entnommen, wie man sie in einigen Gaswerken zur Regulirung des Druckes in den
                              Röhrenleitungen findet, nur mit dem Unterschiede, daß, statt eines Wassergasometers
                              hier eine Wachstaffetscheibe dient, wodurch zwar der Apparat viel einfacher und im
                              Kleinen ausführbar, aber freilich auch weit unvollkommener wurde. Diese
                              Unvollkommenheit liegt darin, daß das Spiel des Ventiles keineswegs genau dem
                              wachsenden Drucke, oder vielmehr der Menge des durchgehenden Gases proportional seyn
                              kann, was doch eigentlich zu verlangen wäre. Theoretisch betrachtet nämlich, sollte
                              bei wachsendem Drucke die Hebung der Wachstaffetscheibe und des Ventiles in solchem
                              Grade erfolgen, daß die Menge des durchgehenden Gases stets die gleiche bliebe,
                              welcher, allerdings schwierigen Aufgabe die Vorrichtung, wie auch die unten
                              folgenden Versuche zeigen, keineswegs gewachsen ist; denn, abgesehen davon, daß die
                              allmähliche Hebung einer schlaff ausgespannten, durch ein kleines Gewicht
                              beschwerten Membran in Folge eines darunter wirkenden Luftdruckes von Zufälligkeiten
                              abhängt, und unmöglich mit dem Luftdrucke in einem bestimmten gesetzmäßigen
                              Zusammenhange stehen kann, so richtet sich ja auch jener Luftdruck selbst nach einer
                              Zufälligkeit, nämlich nach der Weite der Bohrungen des Brenners, welche dem
                              durchgehenden Gase einen mehr oder weniger großen Widerstand entgegensetzen. Es ist
                              nämlich klar, daß der Luftdruck unterhalb der Membran auf einer Stauung des
                              Luftstromes beruht, welche Stauung theils durch die kleinen Löcher o, o, theils aber auch durch die Oeffnungen des Brenners
                              entsteht; würden daher diese Oeffnungen und Löcher sehr erweitert, um dem Gase ganz
                              freien Abzug zu gestatten, so würde jene Stauung in Wegfall kommen, und die
                              Regulirung würde, ungeachtet der starken Gas-Passage, völlig unthätig
                              bleiben. Würde die Fabrik einen jeden Regulator zugleich mit einem dazugehörigen
                              Brenner ausstatten, dann ließe sich sagen, es seyen die Oeffnungen genau darauf
                              berechnet, eine bestimmte Stauung zu veranlassen; aber die oben abgedruckte
                              Ankündigung erlaubt uns ja, irgend einen beliebigen Brenner aufzuschrauben; und wenn
                              auch bei einigen Brennern, z.B. dem Fischschwanz, die Ausströmungsöffnungen
                              einigermaßen dem Gasconsum entsprechen mögen, so ist dieses bei anderen, namentlich
                              den Argandbrennern, keineswegs der Fall.
                           Diese Betrachtungen haben nicht den Zweck, dem vorliegenden
                              Gasbrenner-Regulator alles Verdienst abzusprechen; sie sollen nur zeigen, daß
                              die ihm zu Grunde liegenden Principien eine genaue
                              Regulirung, wie sie die Ankündigung verspricht, gar nicht zulassen, was sich denn
                              auch durch die damit vorgenommene Prüfung bestätigt. Diese Versuche wurden mit einem
                              Fischschwanzbrenner Nr. 3, einem solchen Nr. 6 (der größten Sorte) und einem
                              Porzellan-Argand-Brenner von 32 Löchern angestellt und zwar theils ohne, theils mit Regulator, und bei verschiedenem Druck.
                              Die Menge des durchgehenden Gases wurde vermittelst einer genauen Gasuhr nach
                              englischen Kubikfußen bestimmt.
                           
                              
                                 
                                 Volumen des
                                       durchgegangenen Gasesin engl. Kubikfußen.
                                 
                              
                                 Druckin
                                    preußischenLinien.
                                 FischschwanzNr. 3 ohne
                                    Regulator.
                                 Derselbemit
                                    Regulator.
                                 FischschwanzNr. 6 ohne
                                    Regulator.
                                 Derselbemit
                                    Regulator.
                                 Argandohne
                                    Regulator.
                                 Argandmit
                                    Regulator.
                                 
                              
                                   4
                                 2,4
                                 1,8
                                   3,4
                                 2,2
                                   5,8
                                 2,2
                                 
                              
                                   7
                                 4,0
                                 2,7
                                   5,4
                                 2,8
                                   9,8
                                 3,2
                                 
                              
                                 12
                                 7,0
                                 4,6
                                   8,2
                                 4,8
                                 16,0
                                 5,0
                                 
                              
                                 15
                                 8,2
                                 5,2
                                 11,0
                                 5,6
                                 21,2
                                 5,6
                                 
                              
                                 20
                                 9,2
                                 5,6
                                 12,4
                                 5,8
                                 24,4
                                 5,8
                                 
                              
                           
                           Mit dem Drucke unter 4 Linien herabzugehen, konnte nicht nutzen, weil schon bei einem
                              Drucke von etwa 6,5 Linien das Ventil gänzlich geöffnet war, mithin bei schwächerem
                              Drucke der Regulator als solcher keine Wirkung mehr machen konnte.
                           Während nun bei diesen Versuchen der Druck von 4 auf 20 Linien, also auf das
                              Fünffache gesteigert wurde, stieg beim Fischschwanz Nr. 3 der Gasverbrauch ohne Regulator von 2,4 auf 9,2 Kubikfuß, d. i. nahe das
                              Vierfache, mit Regulator von 1,8 auf 5,6, also etwa das
                              Dreifache. Beim Fischschwanz Nr. 6 stieg der Gasverbrauch ohne Regulator von 3,4 auf 12,4 Kubikfuß, also ebenfalls fast auf das
                              Vierfache, mit Regulator von 2,2 auf 5,8, also etwa das 2
                              1/2fache; endlich beim Argand ohne Regulator von 5,8 auf
                              24,4, also reichlich das Vierfache, mit Regulator von 2,2
                              auf 5,8, also ebenfalls etwa das 2 1/2 fache.
                           Wäre, der Ankündigung nach, die Regulirung eine vollkommene, so müßten die Zahlen der
                              dritten, fünften und siebenten Columne sämmtlich übereinstimmen, wovon sie noch weit
                              entfernt sind. Es läßt daher der Regulator zwar noch ziemlich viel zu wünschen
                              übrig, aber dennoch liegt schon ein großes Verdienst darin, die Idee einer
                              Regulirung der einzelnen Gasflammen angeregt und zur Ausführung gebracht zu haben;
                              auch ist mit Gewißheit zu erwarten, daß bei der unverkennbaren Nützlichkeit solcher
                              Regulatoren die Fabrikanten dahin trachten werden, die ihrer Erfindung noch
                              anklebenden Mängel möglichst zu beseitigen, wozu sich ja Mittel und Wege in Menge
                              darbieten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
