| Titel: | Centrifugal-Regulator mit constanter Umdrehungszahl; construirt von W. Ehrhardt in Dresden. | 
| Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. XLVII., S. 163 | 
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                        XLVII.
                        Centrifugal-Regulator mit constanter
                           Umdrehungszahl; construirt von W.
                              Ehrhardt in Dresden.
                        Aus dem Civilingenieur, 1859, Bd. V S.
                              263.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Ehrhardt's Centrifugal-Regulator mit constanter
                           Umdrehungszahl.
                        
                     
                        
                           Unter allen den eigentlichen Regulatoren bei Dampfmaschinen und Wasserrädern ist es
                              der Watt'sche, den man am häufigsten angewendet sieht. Er
                              hat den großen Vorzug der Einfachheit und wird deßwegen immer noch gebraucht,
                              obgleich man ihn, besonders da, wo es auf einen genau gleichförmigen Gang der
                              Maschine ankommt, durch viele andere, besser regulirende Apparate zu ersetzen
                              gesucht hat. Es haben sich aber dieselben noch wenig Eingang verschafft, da sie zum
                              größten Theil sehr complicirt sind und dabei doch nicht in beabsichtigter Weise
                              arbeiten.
                           Der Grund, weßwegen der erstere für viele Zwecke ganz unbrauchbar ist, liegt in der
                              Veränderlichkeit der Umdrehungszahl für die verschiedenen Stellungen der
                              Admissionsklappe. Man wird dieses aus der Gleichung, welche für alle Lagen des
                              Regulators gültig ist, sogleich erkennen. Es sey (Fig. 18) AE = AF
                              = b die Länge der Kugelstange von ihrem Drehpunkt bis
                              zum Mittelpunkt der Kugel; α der Winkel, welchen
                              die Kugelstange mit der Verticalen einschließt; P das
                              Gewicht der Kugel; M deren Masse, g die Beschleunigung der Schwere; w die
                              Winkelgeschwindigkeit. Abgesehen von dem passiven Widerstand im Muff und dem Gewicht
                              der Stäbe hat man alsdann folgende Gleichung
                           Pb sin α = Mw² b² sin α cos
                                 α.
                              
                           Statt P dessen Werth Mg gesetzt, erhält man
                           w² =
                                 g/(b cos α)
                           Hierin sind w und α
                              die einzig veränderlichen Größen. Verändert sich die Winkelgeschwindigkeit, so wird
                              auch α sich ändern; oder es entspricht einem
                              gegebenen Winkel α immer nur eine gewisse
                              Winkelgeschwindigkeit 
                              w. Hieraus entsteht nun ein ganz unregelmäßiger Gang der
                              Maschine. Denn gesetzt, es nehme dieselbe, und daher auch der Regulator, eine
                              größere Umdrehungsgeschwindigkeit an, so werden sich die Schwungkugeln heben.
                              Hierbei wird sich der Durchlaßcanal für Dampf und Wasser entsprechend schließen, so
                              daß die Maschine mit ihrer früheren Geschwindigkeit wieder umläuft. Der Regulator
                              kann sich aber alsdann in seiner Höhe nicht erhalten, fällt zurück und öffnet wieder
                              den Durchlaßcanal. Das Spiel beginnt von Neuem. Um die Veränderlichkeit der
                              Winkelgeschwindigkeit mit der Aenderung des Winkels α zu vermeiden, müßte man, wie es durch den parabolischen Regulator
                              geschieht, die Kugeln so führen, daß das Product b cos
                                 α immer eine constante Größe bleibt. Die Winkelgeschwindigkeit wird
                              sich aber auch nicht ändern, wenn wir den Regulator nur parallel mit sich selbst
                              verschieben, nach Oben oder Unten, da für diesen Fall der Winkel α immer derselbe bleibt. Hierauf gründet sich der
                              in Fig. 16
                              bis 20
                              abgebildete Regulator. Die stehende Welle a, a' wird
                              durch das conische Getriebe b, b' in Umdrehung versetzt.
                              Die Kugelstangen hängen an den Bolzen d, d', welche mit
                              der Welle fest verbunden sind. Der Muff o, welcher durch
                              zwei Federn die in Nuthen der Welle eingreifen, an der drehenden Bewegung um die
                              Welle gehindert ist, kann nur eine Bewegung herauf oder herab machen. Er wird in
                              seiner Lage festgehalten durch die Verbindungsstäbe e' f', e,
                                 f und f', g', f, g, von welchen die letzteren
                              in langen Nuthen der Welle liegen und mittelst eines Vorsprunges i in den Muff eingreifen. g, h,
                                 k sind drei conische Räder, die im steten Eingriff mit einander sind. g sitzt auf der Welle, kann sich um dieselbe drehen und
                              ist nach Unten mit einer Klaue versehen. k ist mit einer
                              Schraube fest verbunden und hat die Klaue nach Oben gekehrt. Das Rad h wird durch einen Mitnehmer r,
                                 m, n in stetem Eingriff mit g und k erhalten. Der Muff o
                              besitzt an seiner oberen und unteren Fläche Klauen, welche in die Klauen der Räder
                              g und k eingreifen
                              können. Gehen nun z.B. die Schwungkugeln in Folge einer Geschwindigkeitsvermehrung
                              nach Oben, so wird sich gleichfalls der Muff nach Oben verschieben. Hierdurch kommen
                              die Klauen desselben mit denen des Rades g in Eingriff,
                              wodurch die Schraube q bewegt wird.
                           Die Schraube bewegt sich nach Aufwärts, hebt hierbei den ganzen Regulator mit dem
                              conischen Getriebe so lange, bis der Muff, welcher auf der Welle gleitet, außer
                              Eingriff mit dem Rade g ist. Schwingt dagegen der
                              Regulator nach Unten aus, so fällt die Muffklaue in die des Rades k und dreht alsdann die Schraube q in entgegengesetzter Richtung als vorher um. Der Regulator wird sich
                              hierbei senken, so lange bis das Rad wieder außer Eingriff mit dem Muff ist. In Fig. 17 sind
                              die Stellungen der
                              Kugeln angegeben für den Fall, daß dieselben nach Oben ausschwingen. Die ganz
                              ausgezogene Figur stellt den Regulator in seiner ersten Lage dar, die punktirte die
                              Lage nachdem die Kugeln nach Oben gegangen sind, und die strichpunktirte Figur die
                              Lage des Regulators, nachdem die Maschine ihre frühere Geschwindigkeit wieder
                              angenommen hat. Man wird sogleich sehen, daß die theilweise Verrückung erst des
                              Muffes und dann die darauf folgende des Aufhängepunktes einer parallelen
                              Verschiebung gleichkommt; der größte Theil der Regulatorgeschwindigkeit ist hier
                              oberhalb des conischen Getriebes b, b' balancirt, so daß
                              ein kleiner Theil auf der Schraube lastet und daher die Kraft zur Bewegung derselben
                              nur unbedeutend zu seyn braucht.
                           Die Steigung der Schraube hängt von dem Gange der Maschine ab, und wird sich sehr
                              leicht in der Praxis bestimmen lassen.
                           Der eben beschriebene Regulator besitzt außer der bei verschiedenen Stellungen der
                              Admissionsklappe gleichen Umdrehungszahl alle die Vortheile, welche dem Watt'schen Regulator zukommen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
