| Titel: | Ringförmige Brennöfen mit immerwährendem Betrieb; von Fr. Hoffmann und A. Licht. | 
| Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. LVI., S. 178 | 
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                        LVI.
                        Ringförmige Brennöfen mit immerwährendem Betrieb;
                           von Fr. Hoffmann und
                           A. Licht.
                        Aus der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
                              1859, Bd. III S. 309.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Hoffmann's ringförmige Brennöfen mit immerwährendem
                           Betrieb.
                        
                     
                        
                           Einrichtung und Betrieb dieser Oefen sind sehr einfach. Sie bestehen aus einem im
                              Grundriß ringförmigen, im Querschnitt beliebig geformten Ofencanal, der zwar an
                              verschiedenen Punkten von Außen zugänglich und beschickbar und an eben so viel
                              Punkten gegen einen im Centrum stehenden Schornstein verschließbar, im Uebrigen aber
                              frei ist.
                           Denkt man sich den Querschnitt des Ofencanals mittelst eines Schiebers, der durch
                              Falze eingesetzt wird, an irgend einer Stelle geschlossen (Fig. 9), die zunächst
                              davor gelegene Eingangsthür und den zunächst dahinter liegenden Rauchcanal geöffnet,
                              alle übrigen Eingänge und Rauchcanäle aber geschlossen, und im Schornstein eine
                              aufsteigende Luftsäule, so wird ein Luftzug entstehen, der aus der Atmosphäre durch
                              die geöffnete Thür in den Ofen tritt, diesen seiner ganzen Länge nach bis auf die
                              andere Seite des Schiebers durchstreicht, um durch den dort geöffneten Rauchcanal
                              (und den Rauchsammelcanal) in den Schornstein zu treten.
                           Denkt man sich ferner den Ofencanal mit den zu brennenden Gegenständen, z.B.
                              Kalksteinen gefüllt, und zwar der Art, daß der Luftzug in der ersten Hälfte des qu.
                              Canals bereits fertig gebrannte, in der Abkühlung begriffene Steine durchstreicht,
                              demnächst das Feuer speist (welches durch Einstreuen des Brennmaterials in die
                              glühenden Steinmassen von Oben unterhalten wird) und auf der letzten Hälfte des
                              Ofencanals durch noch nicht gebrannte Steine zieht, um dann durch den offenen
                              Rauchcanal in den Schornstein zu entweichen, so ist es klar:
                           1) daß die in die offene Thür eindringende atmosphärische Luft auf dem ersten Theil
                              ihres Laufes im Ofen, indem sie die fertig gebrannten Steine abkühlt, sich in hohem
                              Grade erhitzt; folglich
                           2) im Stande ist, den Effect des Feuers in eben dem und (wegen der dann erfolgenden
                              Zersetzung der schwer entzündlichen Gase) in noch höherm Grade zu vermehren,
                              während
                           3) die durch das Feuer unverbrannt streichende Luft, sowie die gasförmigen
                              Verbrennungsproducte auf ihrem übrigen Wege durch den Ofen bis zum Schornstein
                              (resp. Rauchsammelcanal) noch eine Menge Wärme an die noch ungebrannten Steine absetzen und dieselben bis
                              zu einer solchen Temperatur vorwärmen und erhitzen, daß nur
                                 eine kurze Brennzeit und eine verhältnißmäßig geringe Menge Brennmaterial
                                 erforderlich ist, um sie vollständig gahr zu brennen.
                           Da nun die der offenen Thür zunächst stehenden Steine am meisten abgekühlt, also zum
                              Herausziehen tauglich seyn werden, so kann man sie durch frische ungebrannte
                              ersetzen; der Abschluß des Ofens mittelst des Schiebers kann vor der nächsten Thür
                              hinter den frisch eingesetzten Steinen erfolgen, diese Thür kann geöffnet, die
                              vorhergehende geschlossen werden und ebenso der nächste Rauchcanal geöffnet, der
                              geöffnet gewesene geschlossen und das Feuer vorwärts geschoben werden.
                           Durch stetige Wiederholung dieses Vorganges macht das Feuer wiederkehrend die Runde
                              im Ofen, wie auch gleichzeitig das Ausziehen und Einsetzen der Steine ringsum ohne
                              Unterbrechung stattfindet; und bedarf es wohl kaum der Erwähnung, daß, um diese
                              letzten beiden Manipulationen gleichzeitig vornehmen zu können, die zwei ersten Thüren, die eine für das Ausziehen, die
                              andere für das Einsetzen, zu gleicher Zeit offen stehen können.
                           Je nachdem Kalk, Gyps, Thonwaaren etc. gebrannt werden sollen, werden die einzelnen
                              Constructionstheile des Ofens speciell angeordnet und eingerichtet werden müssen. Es
                              wird hier beispielsweise ein Ofen angegeben, der speciell für
                                 Ziegel-Fabrication eingerichtet und zu dem Zwecke mit einer
                                 Trockenscheune verbunden ist.
                           
                        
                           Ringförmiger Ziegelofen.
                           Es wird angenommen, daß der frisch geformte Ziegel aus nächster Nähe von einer
                              Ziegelform- (Preß- oder Schlag-) Maschine oder dem
                              Ziegelstreicher der Anlage zugeführt werde, der Art, daß er sie nicht eher wieder zu
                              verlassen hat, als bis er zum Verkauf oder zur Verwendung fertig ist.
                           Der Schornstein im Centrum der ganzen Anlage ist vor
                              Abkühlung möglichst durch eine zum Theil isolirende Luftschicht geschützt. Er
                              conmunicirt mit der Feuerung im Ofen mittelst eines zwischen beiden liegenden ringförmigen Rauchcanals (Rauchsammelcanal), der durch 4 Spalten
                              fortwährend nach dem Schornstein offen ist, während aus dem Ofen 12 mittelst
                              hermetisch schließender Deckel (Glocken) absperrbare Canäle, die Rauchcanäle, in ihn ausmünden (Fig. 10). Der Ofencanal
                              ist mittelst 12 Thüren (Einfahrten) von allen Seiten zugänglich und befahrbar.
                           
                           Diese Thüren haben einen doppelten Verschluß: nach Innen (nach dem Ofencanal zu)
                              mittelst einer durch Lehm verklebbaren Charmotteplatte,
                              nach Außen durch eine ebenso zu dichtende Thür von
                                 Eisenblech. Außerdem ist der Ofen durch eine doppelte, ja dreifache Ummauerung, sowie durch eine isolirende Luftschicht und Umhüllung mit Asche oder Sand gegen Abkühlung
                              nach Außen geschützt, während diese letztere (die Umhüllung) auch jegliches
                              Eindringen von Nebenluft durch etwa sich bildende Spalten und Haarrisse abschneidet.
                              Der Ofencanal ist mittelst eines Schiebers von
                              Eisenblech, der durch (im Uebrigen mit hermetisch schließenden Deckeln versehene)
                              Schlitze Fig.
                                 11 und durch Falze von Oben her eingelassen werden kann, an 12
                              verschiedenen Stellen absperrbar.
                           Das Feuer brennt, wie oben bereits erwähnt, an der dem Schieber entgegengesetzten
                              Stelle des Ofens; also der Theil des letztern vom Feuer bis zur offenen Einfahrt
                              enthält fertig gebrannte, in allmählicher Abkühlung
                              begriffene Steine, während der andere noch ungebrannte in allmählicher Anwärmung begriffene faßt. – Der Schieber kann aus nur mäßig starkem Eisenblech
                              bestehen, weil er sich immer an der kühlsten Stelle des Ofencanals befindet, also
                              den Angriffen des Feuers gar nicht zu widerstehen hat. Während der Schlitz über ihm
                              mittelst des in Fig. 10 skizzirten Deckels hermetisch geschlossen wird, kann er an den
                              Rändern im Anschluß an die Ofenwandungen von der Seite der geöffneten Thür aus,
                              mittelst Lehm, ebenfalls hermetisch schließend gedichtet werden. Mittelst eines auf
                              zwei ringförmigen Eisenschienen über dem Ofen
                              fahrbaren, leichten Gerüstes kann er auf und niederbewegt
                              und von einem Schlitz nach dem andern versetzt werden. Um den Zug in dem übrigen
                              Theile des Ofens willkürlich oben oder unten, auf einer Seite oder der andern zu
                              halten, können entsprechend gehaltene Schütze, welche durch die Schlitze
                              herabgehängt werden, theilweise Coupirungen des Ofencanalquerschnitts bewirken (Fig. 12).
                              Diese Schütze müssen, sofern sie dem Feuer nahe stehen, aus Charmotteplatten
                              bestehen.
                           Die Befeuerung des Ofens geschieht von Oben, mittelst
                                 Einstreuen des Brennmaterials zwischen die glühenden Steine; sie begründet
                              sich auf die Thatsache, daß die vollkommenste Verbrennung stattfindet:
                           1) wenn das Brennmaterial in möglichst hoher Temperatur, also auch in möglichst
                              kurzer Zeit zersetzt wird, weil dann vorzugsweise die leicht brennbaren Gase,
                              namentlich die Kohlenwasserstoffe sich bilden, während die sich etwa bildenden
                              schwerer entzündlichen, namentlich die Kohlenoxyde doch auch in dieser höhern
                              Temperatur zur Verbrennung gelangen und die intensive Wirkung des Feuers
                              erhöhen;
                           2) wenn der Luftzutritt ungehindert ist, also die Verbindung des atmosphärischen
                              Sauerstoffs mit den gasförmigen Verbrennungsproducten unbemessen ist.
                           Diese beiden Bedingungen werden hier erfüllt: einmal durch die sofortige Zersetzung
                              des eingestreuten Brennstoffs innerhalb der glühenden Massen, dann durch den
                              unbehinderten Zutritt der bereits in hohem Grade erhitzten und den ganzen freien
                              Querschnitt des Ofens füllenden atmosphärischen Luft. Die Befeuerungslöcher sind in der Decke des Ofens in kurzen Entfernungen von
                              einander angebracht und können sämmtlich durch mit Glas versehene Deckel, Fig. 13,
                              welche die Controle des Feuers auf jeder Stelle des Ofencanals gestatten, hermetisch
                              verschlossen werden.
                           Ueber diejenigen Löcher, durch welche gefeuert werden soll, werden blecherne, mit dem
                              Brennstoff gefüllte trichterförmige, nur nach Unten offene Gefäße aufgestellt, aus
                              denen das Brennmaterial ununterbrochen oder stoßweise nachfällt. Die Steine unter
                              diesen Löchern werden so aufgesetzt, daß in verschiedenen Höhen des Ofencanals ein
                              Theil des Brennmaterials liegen bleibt und zur Verbrennung gelangt. Fein zertheilte Brennstoffe sind, wie dieß keines
                              weiteren Beweises bedarf, die vortheilhaftesten, nicht allein wegen der hier
                              speciell gebotenen Verwendung, sondern auch, weil ihre Zersetzung in gasförmige
                              Producte am schnellsten erfolgt.
                           Asphaltplatten von Büsscher
                              und Hoffmann zu Neustadt-Eberswalde schützen den
                              ganzen Bau gegen aufsteigende Erdfeuchtigkeit. Steinpappen aus derselben Fabrik
                              decken das Dach und geben das Material zur Herstellung der festen Umgränzungen und
                              der beweglichen Abschließungen der Trockenräume, um in diesen den Luftzug zu
                              erzeugen und zu reguliren. Die Trockenräume (Fig. 14 und 15) sind
                              zweietagig, radial und so angeordnet, daß der vor jeder Ofeneinfahrt vorhandene
                              Trockenraum die zur Beschickung des dahinter liegenden Ofentheils nöthigen Ziegel in
                              entsprechender Zeit vertrocknet. Eisenbahngeleise
                              verbinden alle Trockenräume, den Formplatz und Ablage.
                           Leitende Motive für die Anordnungen waren:
                           1) Den Ziegel auf dem kürzesten Wege und mittelst der
                                 billigsten Transportmittel aus der Form in den Ofen und von da auf den
                                 Lager- oder Abführplatz zu schaffen.
                           Die jetzige Methode ist in dieser Beziehung sehr umständlich. Die Ziegel werden
                              einzeln oder paarweise durch Kinder oder Erwachsene vom Formtisch in den
                              Trockenschuppen getragen, hier nach einiger Zeit gewendet, dann nach vollständiger
                              Austrocknung mittelst Karren in den Ofen geschoben, in denselben in ziemlich
                              unbequemen Höhen eingesetzt, nach dem Brennen in Karren wieder ausgeschoben, und auf
                              die Ablage oder den Abfuhrplatz gesetzt. Die Trockenscheunen sind stets in einiger
                              Entfernung vom Ofen und zerstreut aufgebaut, um sie möglichst luftig zu halten. Bei
                              der Handformerei hat man, um eine Menge sehr zeitraubender Wege, durch welche nur
                              immer 1 oder 2 frisch gestrichene Ziegel vom Formtisch in den Trockenschuppen
                              gefördert werden, zu sparen, das sehr einfache Mittel, die Formtische zu wechseln
                              und nur immer in unmittelbarster Nähe der zu füllenden Trockenscheune zu streichen,
                              was bei der Formerei mittelst Maschinen nicht möglich, und wodurch dann in mehr als
                              einem Falle das paradoxe Resultat erzielt ist, daß bei Benutzung einer solchen
                              Maschine zum Formen (Pressen, Schlagen) der Steine mehr oder doch mindestens nicht
                              weniger Menschen erforderlich gewesen sind, als bei der Handformerei.
                           Bei unserer Anlage fallen alle diese Uebelstände fort:
                           a) es sind die Entfernungen vom Formplatz zum
                              Trockenplatz und von diesem in den Ofen auf ein Minimum reducirt;
                           b) werden die frisch gestrichenen Ziegel nicht einzeln
                              oder zu je zweien vom Formplatz auf die Trockengerüste gebracht, sondern mittelst
                              der fahrbaren Gestelle zu circa 200 Stück und darüber
                              auf den Eisenbahnen durch zwei Arbeiter transportirt, und zu je 60 Stück und mehr
                              auf Einem Brete in die Trockengerüste abgesetzt;
                           c) werden die abgetrockneten Steine mittelst kleinen
                              Plattformwagen auf mobilen Geleisen bis in den Ofen geschoben und hier in solchen
                              Höhen aufgesetzt, die fast alle mit der Hand noch gut erreichbar sind; endlich
                           d) tritt dieselbe Erleichterung und Vereinfachung wie
                              ad c) beim Ausschieben der Steine ein.
                           2) Den Proceß des Abtrocknens der Ziegel möglichst gleichmäßig
                                 und unabhängig von dem Einfluß der Witterung zu machen, ohne jedoch die
                                 Benutzung der Vortheile aufzugeben, welche durch günstiges Wetter, namentlich
                                 trocknende Winde und warme Luft, oft reichlich geboten werden.
                           Die beste Aufstellung der Trockengerüste ist unzweifelhaft die in schmalen, möglichst
                              weit auseinander und luftig aufgestellten Reihen. Je tiefer die Trockenscheune, je
                              ungünstiger das Trocknen. Es würde also im vorliegenden Falle ganz verkehrt seyn,
                              die Trockengerüste in einer so compacten Weise wie geschehen zusammenzustellen, wenn
                              nicht durch die Thätigkeit des Ofens in der Mitte der Trockenräume ein
                                 beständig durch diese circulirender Luftzug hervorgerufen wäre, wie dieß in
                              der Skizze Fig.
                                 14 angedeutet ist. Um aber die besondern, durch günstiges Wetter gebotenen
                              Vortheile beim Trocknen in vollem Maaße zu genießen, sind die Umfangswände des
                              polygonalen Gebäudes mit vorspringenden Pfeilern und einem vorspringenden Dache
                              versehen, durch welche der Wind aufgefangen wird, er möge von einer Seite kommen von
                              welcher er wolle. Er tritt dann (Fig. 15) durch die Luken
                              der Umfassungswände in den Raum (welcher den ringförmigen obern und untern
                              Geleisestrang enthält und welcher durch Klappthüren bei jedem Unterzug abgeschlossen
                              werden kann) ein, streicht zwischen dem mit Steinpappe gedeckten Dache und dem durch
                              dasselbe Material luftdicht hergestellten Zwischenboden fort nach dem mittlern durch
                              die von dem Ofen aufsteigende Wärme beständig geheizten Raum und tritt von hier aus
                              in die Trockenräume, um dieselben zu durchstreichen und schließlich den Zug im Ofen
                              und Schornstein zu erhöhen. Durch diese Einrichtung erhält man Kühlung in dem
                              bezeichneten mittleren Raume über dem Ofen und benutzt gleichzeitig die sich hier
                              ansammelnde Wärme zum Abtrocknen der Steine. Es ist also
                                 dadurch ermöglicht auch im Winter zu trocknen, und da die Fabrication der
                              Ziegel im Winter nicht sowohl im Formen, als vielmehr an der Schwierigkeit des
                              Trocknens scheiterte, so liegt es auf der Hand, welche großen Vortheile eine Anlage
                              bietet, in der die Fabrication ununterbrochen Sommer und Winter fortdauert, der Art,
                              daß gerade dann Vorräthe angesammelt werden können, wenn andere Ziegeleien feiern
                              müssen und nicht im Stande sind, der vermehrten Nachfrage beim Beginne der Bauten im
                              Frühjahr zu genügen.
                           3) Brennmaterial zu ersparen.
                           Wie unvortheilhaft die Benutzung der Wärme in den derzeit üblichen Oefen ist, mag aus
                              folgender Zusammenstellung hervorgehen:
                           a) Die Oefen sind gegen aufsteigende Erdfeuchtigkeit
                              nicht geschützt. Da nun aber durch die stark ausdörrende Hitze, während des Brandes,
                              das Mauerwerk derselben, namentlich das der Herde außerordentlich hygroskopisch
                              wird, so saugt dasselbe die im Untergrunde enthaltene Erdfeuchtigkeit sehr begierig
                              ein, und es ist immer ein nicht unwesentlicher Theil des verwendeten Brennmaterials
                              auf die Verdunstung dieser aufgesogenen Feuchtigkeit namentlich dann zu rechnen,
                              wenn, wie dieß sehr häufig der Fall ist, der Ofen am Fuße eines Lehm- oder
                              Thonberges liegt, der fast immer von Quellen durchzogen ist;
                           
                           b) die Oefen sind nur unvollkommen oder gar nicht gegen
                              Verlust der ausstrahlenden Wärme geschützt, indem die Mauern derselben zwar dick,
                              aber ohne Isolation durch schlechte Wärmeleiter hergestellt sind, ebenso die
                              Abdeckung der Oefen von Oben in der Regel sehr mangelhaft ist;
                           c) das Feuer wird mit kalter Luft gespeist;
                           d) die Hitze muß übermäßig lange unterhalten und
                              stellenweise zu unverhältnißmäßiger Gluth gesteigert werden, weil die
                              zusammen- und aufeinandergeschichteten, zu brennenden Ziegelmassen sich nur
                              zum bei Weitem geringern Theile in unmittelbarer Nähe oder Berührung mit dem Feuer
                              befinden; während die obersten oder entfernter liegenden Schichten nur dadurch in
                              die entsprechende Gluth kommen können, daß sich diese Gluth von der Feuerstätte aus
                              durch 10, ja 20 Fuß dicke Massen fortpflanzt. Da nun aber der
                                 Effect der strahlenden Wärme mit den Quadraten der Entfernung abnimmt, so
                              müssen die dem Feuer zunächst stehenden Steine tagelang befeuert werden, damit die
                              vom Feuer entferntesten überhaupt nur nothdürftig in Gluth kommen;
                           e) die einmal benutzte Wärme entweicht in die
                              Atmosphäre, ohne der Fabrication noch irgend wie förderlich zu seyn. Weil aber nur
                              ein geringer Theil der durch die Verbrennung erzeugten Wärme durch den Brenn-
                              und Erhärtungsproceß der Steine wirklich gebunden, der größte Theil derselben
                              dagegen wiederum frei wird, so liegt eine große Verschwendung darin, daß diese bei
                              der Abkühlung sich entwickelnde Hitze unbenutzt bleibt. Aber nicht allein die ad
                              e) erwähnte Wärme, sondern
                           f) auch die dem Ofenmauerwerk mitgetheilte wird ganz
                              ungenutzt vergeudet. Indem nämlich das Feuer tagelang ununterbrochen im Ofen
                              unterhalten wird, dringt die Wärme sehr tief in das Umfassungs- und
                              Herbmauerwerk ein, hat aber auch wiederum Zeit vollständig zu entweichen, und zwar
                              nutzlos in die Atmosphäre, weil der Ofen tagelang unbeheizt stehen muß: erst um den
                              Steinen Frist zur Abkühlung zu gewähren, dann um sie auszukarren, endlich um den
                              Ofen von Neuem zu besetzen.
                           Das Alles wird bei unserm Ofen vermieden:
                           ad a) Nicht allein der Ofen, sondern auch die
                              Trockenräume sind, wie bereits erwähnt, von einer ununterbrochenen Isolirschicht aus
                              Asphaltplatten gegen aufsteigende Erdfeuchtigkeit vollständig geschützt und vom
                              Untergrunde getrennt.
                           
                           ad b) Der Ofen ist durch eine Luftschicht, welche den
                              innern aus Charmottestein gemauerten Kern umgibt, und weiter durch eine nicht
                              unbedeutende Ausfütterung und Umhüllung von Asche und Sand vollständig gegen
                              ausstrahlende Wärme geschützt; was aber etwa noch entweichen sollte, kommt der
                              Abtrocknung der Ziegel zu gut.
                           ad c, e und f) Die bei der Abkühlung der Steine und des Ofengemäuers frei
                                 werdende Wärme kommt zunächst der Speisung des Feuers zu gut, und trägt,
                              wie bereits nachgewiesen, zur Vermehrung der Intensität desselben bei. Da nun
                              deßhalb und aus dem weiter unten ad
                              d) nachgewiesenen Grunde das Feuer nur verhältnißmäßig
                              sehr kurze Zeit zu unterhalten ist, so hat auch die dem Ofengemäuer sich
                              mittheilende Wärme nicht Zeit tief einzudringen; was davon aber dennoch eindringt,
                              bleibt für die Fabrication nicht ungenützt; denn da die Mauerflächen sich nur nach
                              dem Innern des Ofens hin abkühlen können, so wird die dabei frei werdende Wärme
                              ebenfalls dem Feuer zugeführt, während die gasförmigen
                                 Verbrennungsproducte, nachdem sie die Feuerstätte verlassen, noch einen langen
                                 Weg durchlaufen, auf welchem sie Wärme an die noch zu brennenden Steine
                                 abzugeben haben, und diese somit für das Brennen stufenweise, aber doch sehr
                                 schnell vorbereiten.
                           add) Die Feuerstätten sind in so
                                 kurzen Intervallen angeordnet, daß die zu brennenden Steine der ungleich größern
                                 Anzahl nach in unmittelbare Berührung mit der Flamme kommen. Die zu erhitzenden
                                 Objecte sind also dem primitiven Ausgangspunkte der Wärme, dem Herde des Feuers
                                 möglichst nahe gerückt, und der Effect der strahlenden Wärme wird unter den
                                 günstigsten Bedingungen benutzt.
                           4) Den Herstellungsproceß der Ziegel zu vereinfachen und
                                 abzukürzen. Dieß ist in einem solchen Grade erreicht, daß der ganze Vorgang
                              sich auf 4 bis 6 Tage reduciren wird, während er jetzt ebensoviel Wochen in Anspruch
                              nimmt. Was zunächst das Trocknen betrifft, so ist
                              dasselbe, aus Anlaß des in den Trockenräumen herrschenden Luftzugs, stetig und kann,
                              wenn ein günstiger Wind herrscht, unter Berücksichtigung der für die verschiedenen
                              Thon- resp. Lehmarten gegen das Reißen zu beobachtenden Vorsichtsmaßregeln
                              noch gesteigert werden. Es ist jedoch nur nöthig den Stein bis zu einer solchen
                              Consistenz im Trockengerüst abtrocknen zu lassen, daß er das Aufsetzen im Ofen, bei
                              welcher Procedur er keinen hohen Druck erleidet (insofern der Ofen überhaupt nicht hoch ist)
                              vertrage. Da es ganz in die Hand des Brenners gegeben ist, den Zug im Ofen zu leiten
                              wie er will, so kann er die vollständige Austrocknung der nassen Steine im Ofen
                              selbst sehr energisch und doch auch allmählich herbeiführen, auch das nachtheilige
                              Erweichen der Steine, welches bei dem bisherigen Betriebe noch immer unvermeidlich
                              gewesen ist, ganz umgehen. Daß das Brennen der Steine
                              selbst in der möglich kürzesten Frist erfolgt, ist bereits erwähnt und in seinen
                              Vorbedingungen nachgewiesen. Es ist anzunehmen, daß hohle Steine in 6 bis 10
                              Stunden, volle Steine in höchstens der doppelten Zeit fertig gebrannt seyn werden.
                              Wenn man aber auch nur, um bei dieser Berechnung sicher zu gehen, einen viel längern
                              Turnus, nämlich 48 Stunden annimmt, so hat man, da der
                              Ofen von Schlitz zu Schlitz circa 10,000 Steine
                              aufzunehmen im Stande ist, bei ununterbrochenem Jahresbetrieb die außerordentliche
                              Brennleistungsfähigkeit von (12 · 10000)/48 · 24 · 360 = über 20 Millionen Steinen!
                              
                           Bei der großen Einfachheit des Betriebes und der Construction sind Störungen gar
                              nicht vorauszusetzen, und etwa vorkommende Beschädigungen sehr leicht zu repariren,
                              weil jede Stelle des Ofens in sehr kurzen Zeiträumen zugänglich wird.
                           Nach alle dem bleibt darüber, daß
                           5) die Ziegelbereitung dem handwerksmäßigen Betriebe entrissen
                                 und ihr die Charakteristik des Fabrikbetriebs, die ihr vorzugsweise zukommen zu
                                 müssen scheint, gegeben werden solle, nichts mehr hinzuzufügen. Der
                              ununterbrochene, in Bezug auf willkürliche Beeilung oder Verlangsamung, Vermehrung
                              oder Verminderung sehr elastische Betrieb ist nachgewiesen, die Verminderung der
                              Handarbeiten ebenfalls. Alle Arbeit concentrirt sich auf Einen
                                 Punkt und macht eine geregelte Verwaltung und strenge Beaufsichtigung
                              dadurch möglich, ja leicht. Das sind Vortheile, die im Verein mit den übrigen
                              aufgezählten keine einzige zu gleichem Zwecke eingerichtete Anlage auch nur in
                              annähernder Weise bietet, und die doch so wichtig sind, wo es sich um die
                              Befriedigung eines Bedürfnisses handelt, das für das Gedeihen so vieler Stätten
                              menschlicher Thätigkeit so überaus bedeutungsvoll ist.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
