| Titel: | Notiz über das Maximum-Thermometer; von C. A. Grüel, Mechaniker in Berlin. | 
| Autor: | C. A. Grüel | 
| Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. LIX., S. 193 | 
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                        LIX.
                        Notiz über das Maximum-Thermometer; von
                           C. A. Grüel, Mechaniker in
                           Berlin.
                        Grüel, über das Maximum-Thermometer.
                        
                     
                        
                           Das Maximum-Thermometer bildet meist einen Bestandtheil des für
                              meteorologische Zwecke sehr wichtigen Thermometrographen, der die Bestimmung hat,
                              das in einem willkürlich gewählten Zeitraum stattgehabte Maximum und Minimum der
                              Temperatur durch einen innerhalb der Röhren des Instruments befindlichen Index genau
                              anzugeben.
                           Die Erfordernisse eines gut construirten Instruments sind ganz besonders die
                              folgenden: Die Röhren müssen neu, frei von Feuchtigkeit und bei gleichmäßigem Caliber
                              vorzüglich von genau cylindrischer Höhlung ausgewählt seyn, damit der innerhalb der
                              Röhren auf- und abwärts spielende Index von ebenfalls cylindrischer
                              Beschaffenheit die Höhlung beinahe ausfüllen, dabei aber an keiner Stelle irgend
                              eine Klemmung oder einen Reibungswiderstand finden möge. Das Quecksilber muß
                              vollkommen rein und der Eisenstift sehr glatt seyn, eben so muß die für das
                              Minimum-Thermometer gewählte gefärbte Flüssigkeit von solcher Art seyn, daß
                              sie selbst nach langer Zeit ihren Farbstoff in vollkommener Auflösung behalte und
                              keine Veranlassung zur Ausscheidung von Niederschlägen gebe, welche den gewöhnlich
                              aus Glas gefertigten Index sofort an seiner Beweglichkeit hindern würden. Dieser an
                              einem oder beiden Enden mit einem Köpfchen versehene Glaskörper muß so beschaffen
                              seyn, daß sein specifisches Gewicht mit dem des Mediums, in welchem er sich
                              befindet, ziemlich übereinstimme, da es nur der äußerst schwache Antrieb einer
                              Capillaritätswirkung ist, welcher ihn beim Fallen der Flüssigkeitssäule mit sich
                              zieht, ihn aber ruhig liegen läßt, wenn die Flüssigkeit steigt, und demnach über den
                              Stift hinweggeht.
                           Die Erfahrung hat nun gelehrt, daß vorzugsweise das Quecksilber-Thermometer,
                              welches das Maximum der Temperatur angeben soll, häufigen Störungen, in der Regel
                              beim Transport dadurch unterliegt, daß der kleine Eisenstift in das Quecksilber
                              hinein versinkt und den doppelten Uebelstand erzeugt, unbeweglich zu erscheinen und
                              durch sein Volumen eine Quantität Quecksilber zu verdrängen, wodurch die Säule des
                              letzteren länger und die Angabe des Instruments höher und falsch werden muß.
                           Da es für den Besitzer unangenehm seyn muß, seine Beobachtungen wegen einer solchen
                              Störung einstellen und erleben zu müssen, daß unmittelbar nach geschehener Reparatur
                              und verlegten Kosten für Porto, Emballage etc. das Instrument abermals beschädigt
                              oder unbrauchbar anlangt, so glaubte ich wohl Manchem einen Dienst damit erweisen zu
                              können, wenn ich die Manipulation beschreibe, durch welche bei einem gut
                              verfertigten Instrument dem Fehler an Ort und Stelle in den meisten Fällen in
                              wenigen Minuten abgeholfen werden kann. Nachdem man das Rohr von seiner Scala
                              abgenommen, bedarf man nur noch der Flamme einer kleinen Spirituslampe, und verfährt
                              nun folgendermaßen:
                           Man erwärmt die Stelle der Röhre, wo der versunkene Eisenstift sitzt, so lange, bis
                              das Quecksilber den Stift verläßt. Es kommt jetzt noch darauf an, das über dem Stift
                              befindliche Quecksilber und den Stift selbst bis in den obersten Theil der dort mit
                              einer Ausweitung versehenen Röhre hineinzutreiben. Dieß geschieht bei einer fast
                              horizontalen Lage der Röhre auf die Weise, daß man sogleich nach der vorhin beschriebenen Erwärmung auch
                              die Kugel erwärmt, um das Thermometer steigen und das Quecksilber, welches hierbei
                              den Stift immer vor sich hertreiben wird, bis an den Anfang der ausgeweiteten
                              Röhrenstelle gelangen zu lassen. Ist dieser Erfolg eingetreten, so ist nichts
                              leichter, als denjenigen Theil des Quecksilbers, der sich früher über dem Stift
                              befand, später aber in die Ausweitung gelangte, mit der gesammten Quecksilbersäule
                              zu vereinigen, die Temperatur sinken und nun den Stift sanft auf das Quecksilber
                              hinab gleiten zu lassen. Es bedarf keiner Erwähnung, daß die Erhitzung eines
                              vielleicht kalten Rohres allmählich, eben so die der Kugel mit Vorsicht und genauer
                              Abmessung der zur genügenden Ausdehnung der Quecksilbersäule eben erforderlichen
                              Zeit geschehen muß. Ist der Stift aber durch Oxydation träge geworden, oder klemmt
                              er sich durch Conicität, so trifft die Schuld den Verfertiger, und es läßt sich der
                              gute Erfolg des eben beschriebenen Mittels dann nicht verbürgen. Die zuweilen
                              vorkommende Trennung der gefärbten Flüssigkeitssäule im Minimum-Thermometer
                              läßt sich durch Erwärmung ebenfalls ohne große Mühe repariren.