| Titel: | Verfahren zur Garancinfabrication; von François Verdeil in Paris und Edmund Michel in Puteaux. | 
| Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. LXV., S. 207 | 
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                        LXV.
                        Verfahren zur Garancinfabrication; von François Verdeil in Paris
                           und Edmund Michel in Puteaux.
                        Aus dem London Journal of arts, November 1859, S.
                              286.
                        Verdeil's Verfahren zur Garancinfabrication.
                        
                     
                        
                           Der gemahlene Krapp wird in ein geeignetes Gefäß mit so viel Wasser gebracht, als
                              erforderlich ist um ihn zu bedecken; nach 5 bis 6 Stunden fügt man nach und nach
                              gelöschten Kalk hinzu und rührt die Mischung 24 bis 36 Stunden lang um, damit ihre
                              Oberfläche fortwährend erneuert und folglich der Einwirkung der Luft ausgesetzt wird
                              (man könnte auch 24 bis 36 Stunden lang Luft mittelst eines Gebläses durch die Masse
                              treiben). Nachher wird der Mischung, welche eine dunkelrothe oder violette Farbe
                              angenommen hat, Schwefelsäure zugesetzt, bis nicht nur der Kalk neutralisirt,
                              sondern auch eine stark saure Reaction erzielt ist. Man bringt die Masse dann auf
                              ein Filter, um die Flüssigkeit von dem festen Theile abzusondern, worauf letzterer
                              mit englischer Schwefelsäure, die man im Verhältniß von 3 Th. auf 10 Th. des in
                              Arbeit genommenen Krapps anwendet, gekocht wird. Das Kochen wird 2 1/2 bis 3 Stunden
                              lang fortgesetzt, wornach man die Säure abfiltrirt, die Krappmasse gut mit Wasser
                              wäscht, auspreßt und in der Wärme trocknet. Nachdem man sie wieder pulverisirt hat,
                              ist sie zur Anwendung in der Färberei fertig. Diese findet in derselben Weise statt
                              wie bei dem nach den bisherigen Verfahrungsarten dargestellten Garancin, nur besitzt
                              das auf beschriebene Weise erhaltene Product ein größeres Färbevermögen und braucht
                              also für denselben Zweck nicht in so großer Menge verwendet zu werden.
                           Statt den Krapp selbst der beschriebenen Behandlung zu unterziehen, kann man
                              derselben auch bloß den in Wasser löslichen Theil des Krapps unterwerfen. In diesem
                              Falle wird der Krapp mit heißem Wasser ausgezogen, der Auszug von dem Rückstande
                              abgegossen, mit Kalk vermischt und sodann durch Umrühren der Einwirkung der Luft
                              ausgesetzt, um den Farbstoff zu oxydiren. Nach 24 bis 36 Stunden wird eine Säure
                              zugefügt; der dadurch
                              entstandene Niederschlag wird abfiltrirt, mit Schwefelsäure gekocht, gewaschen und
                              getrocknet, worauf er zur Benutzung fertig ist. Der nach dem Ausziehen des Krapps
                              mit Wasser verbliebene Rückstand kann nach den gewöhnlichen Methoden in Garancin
                              verwandelt werden; es ist jedoch vorzuziehen, ihn in der zuerst beschriebenen Weise
                              zu behandeln.
                           Das Verfahren ist auch für ausgefärbte Krappbäder anwendbar. Nachdem man das Krappbad
                              in der beschriebenen Weise der Einwirkung von Kalk und Luft ausgesetzt hat, fügt man
                              Säure hinzu, sammelt den dadurch hervorgebrachten Niederschlag, kocht ihn mit
                              Schwefelsäure, wäscht und trocknet ihn. Das so erhaltene Product kann statt Garancin
                              zum Färben benutzt werden. Auf diese Weise gewinnt man weit mehr Farbstoff, als wenn
                              man den gebrauchten Krapp bloß mit Schwefelsäure behandelt. – Patentirt in
                              England am 5. März 1859.