| Titel: | Darstellung von Anilin-Violett und von analogen Farbstoffen mittelst verschiedener flüchtigen organischen Basen; von C. Greville Williams in London. | 
| Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. LXVII., S. 208 | 
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                        LXVII.
                        Darstellung von Anilin-Violett und von
                           analogen Farbstoffen mittelst verschiedener flüchtigen organischen Basen; von C. Greville Williams in
                           London.Der Patentträger ist der Verfasser des in Deutschland durch eine Uebersetzung
                                 bekannten Handbook of Chemical Manipulation.
                           
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Januar
                              1860, S. 70.
                        Williams, über Darstellung von Anilin-Violett etc. mittelst
                           verschiedener flüchtigen organischen Basen.
                        
                     
                        
                           Darstellung des Farbstoffs mittelst der
                                 flüssigen Basen, welche durch trockne Destillation von Chinin, Strychnin
                              etc. erhalten werden.
                           Ich mische Chinin, Cinchonin, Strychnin oder Brucin mit einem beträchtlichen
                              Ueberschuß von Kalihydrat, Natronhydrat oder Natronkalk. Dieses Gemisch destillire
                              ich in einer eisernen Blase über freiem Feuer, wodurch man eine Flüssigkeit von
                              ölartigem Ansehen erhält. Letztere wird umdestillirt, wobei man die Substanzen
                              welche bei einer niedrigeren Temperatur als 176°,6 Cels. übergehen, von
                              denjenigen trennt, welche eine höhere Temperatur zu ihrer Verflüchtigung erfordern.
                              Beide Portionen des Destillats liefern Farbstoff, müssen hiezu aber auf verschiedene
                              Weise behandelt werden.
                           Diejenige Portion des Destillats, welche einen hohen Siedepunkt hat, behandle ich mit
                              Amyljodür, Einfach-Schwefelamyl oder anderen geeigneten Amylverbindungen,
                              versetze die Mischung mit Wasser und mit Ammoniak in Ueberschuß und koche sie, bis
                              die ölartige Flüssigkeit eine dunkelblaue, violette oder purpurrothe Farbe annimmt
                              und die Farbe nicht mehr intensiver wird.
                           Die Portion des Destillats, welche den niedrigeren Siedepunkt hat, vermische ich wie
                              vorher mit der Amylverbindung, und erhitze die Mischung in einem geschlossenen Gefäß
                              auf beiläufig 121° C.; hernach setze ich Wasser zu und ein geeignetes
                              Oxydationsmittel, wie rothes Quecksilberoxyd, überhaupt ein Metalloxyd, welches an
                              die flüssigen organischen Basen Sauerstoff abzugeben vermag, und koche dann das
                              Ganze, bis die Farbe an Reinheit und Intensität nicht mehr zunimmt; die Flüssigkeit
                              geht durch eine Reihe von Farben, bis sie blau, violett oder purpurroth wird,
                              wornach der Proceß beendigt ist.
                           
                        
                           Darstellung des Farbstoffs mittelst der
                                 im Steinkohlentheer enthaltenen Basen.
                           Um die den vorhergehenden analogen Basen, welche im Steinkohlentheer enthalten sind,
                              zu gewinnen, wird der Theer in gewöhnlicher Weise destillirt und das Destillat mit
                              überschüssiger Schwefelsäure behandelt, welche sich mit den Basen verbindet und
                              dieselben abscheidet; dieselben werden hernach von der Säure durch Behandlung mit
                              einem Alkali getrennt und dann destillirt; das so erhaltene Product wird zur
                              Gewinnung eines Farbstoffs in der schon beschriebenen Weise behandelt, nämlich in
                              einem geschlossenen Gefäß mit Amylverbindung erhitzt und hernach mit Wasser und
                              einem geeigneten Oxydationsmittel gekocht.
                           
                        
                           Anwendung dieser Farbstoffe.
                           Die so erhaltenen blauen, violetten oder purpurrothen Flüssigkeiten ertheilen den
                              Faserstoffen (insbesondere Seide), womit sie in Berührung kommen, sogleich eine sehr
                              lebhafte und dauerhafte Farbe. Behufs des Färbens löse ich den Farbstoff in Alkohol
                              auf und vermische die Lösung mit so viel Wasser als erforderlich ist um ein Bad von
                              der gewünschten Stärke zu erhalten; in diesem Bad wird der Stoff bei der Siedhitze
                              gefärbt. In einigen Fällen gebe ich dem Gespinnst oder Gewebe eine Beize, um die
                              durch das Bad erzeugte Farbe zu modificiren und zu fixiren. – Behufs des
                              Druckens wird der Farbstoff in Alkohol aufgelöst und dann mit Eiweiß verdickt.
                           
                        
                           Abänderung des Perkin'schen
                                 VerfahrensBeschrieben S. 60 in diesem Bande des polytechn. Journals.zur Darstellung des Anilin-Violetts.
                           Ich vermische mit einer Auflösung von schwefelsaurem Anilin (Toluidin, Xylidin, oder
                              Cumidin) eine Auflösung von übermangansaurem Kali in äquivalentem Verhältniß;
                              dadurch entsteht ein Niederschlag, der einen blauen, violetten oder purpurrothen
                              Farbstoff enthält, welcher dem bisher durch Einwirkung von
                              zweifach-chromsaurem Kali auf das Anilinsalz erhaltenen ähnlich, aber von der
                              im letztern Falle erzeugten braunen Verbindung größtentheils oder ganz frei ist. Der
                              gefällte Farbstoff wird mit leichtem Steinkohlentheeröl gekocht, um einige
                              Unreinigkeiten auszuziehen, und hernach in Alkohol aufgelöst.
                           Bei der Einwirkung von übermangansaurem Kali auf ein Anilinsalz wird nicht nur ein
                              blauer, violetter oder purpurrother Farbstoff gefällt, sondern zugleich auch ein
                              zweiter Farbstoff erzeugt, welcher in der Flüssigkeit aufgelöst bleibt und die
                              Faserstoffe (insbesondere Seide) carmoisin- oder scharlachroth färbt. In
                              gewissen Fällen werden die Zeuge für die Anwendung dieses Farbstoffs gebeizt, um die
                              sich erzeugende Farbe zu modificiren. Zum Drucken wird die Flüssigkeit durch Abdampfen concentrirt und dann
                              mit Eiweiß verdickt. – Patentirt in England am 30. April 1859.