| Titel: | Verfahrungsarten zur Darstellung violetter und rother Farbstoffe mittelst Anilin; von David Price, analytischer Chemiker in London. | 
| Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. XCII., S. 306 | 
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                        XCII.
                        Verfahrungsarten zur Darstellung violetter und
                           rother Farbstoffe mittelst Anilin; von David Price, analytischer Chemiker in London.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Februar
                              1860, S. 159.
                        Price's Verfahrungsarten zur Darstellung violetter und rother
                           Farbstoffe mittelst Anilin.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung (patentirt in England am 25. Mai
                                 1859) besteht in der Behandlung von schwefelsaurem Anilin, Toluidin oder
                              Cumidin, oder einem Gemisch dieser Salze, mit Bleisuperoxyd, um violette und rothe
                              Farbstoffe zum Färben und Drucken zu erzeugen.
                           Violin. – Um Dunkelpurpurroth zu erhalten, nehme
                              ich 1 Aeq. Anilin, 2 Aeq. Schwefelsäure von 1,850 spec. Gewicht, setze eine
                              geeignete Menge Wasser,
                              beiläufig 20 Th. auf 1 Th. Anilin zu, erhitze das Gemisch auf nahezu 100° C.
                              und gebe ihm dann 1 Aequiv. Bleisuperoxyd zu. Hierauf koche ich das Gemisch einige
                              Zeit, und filtrire es während es noch heiß ist. Das Filtrat ist dunkel Purpurroth,
                              und enthält den Farbstoff nebst harziger Substanz und unzersetzt gebliebenem
                              schwefelsauren Anilin. Um aus dieser Lösung den reinen Farbstoff zu erhalten,
                              versetze ich sie mit einem Ueberschuß von Aetznatron, und unterziehe sie der
                              Destillation bis sämmtliches oder beinahe alles darin enthaltene Anilin übergegangen
                              ist. Der Inhalt der Blase wird dann filtrirt; den auf dem Filter gebliebenen
                              Rückstand wascht man schwach mit Wasser und läßt ihn dann abtropfen. Um diesen
                              Niederschlag, welcher aus unreinem Farbstoff besteht, zu reinigen, koche ich ihn mit
                              Wasser, welches schwach mit Weinsteinsäure angesäuert ist, bis kein Farbstoff mehr
                              aufgelöst wird, wobei der größere Theil der Unreinigkeiten unaufgelöst bleibt; dann
                              sondere ich diese Unreinigkeiten durch Filtriren ab, und koche das Filtrat auf ein
                              kleines Volum ein. Während des Abdampfens scheidet sich nochmals harzige Substanz
                              aus. Die Flüssigkeit wird dann filtrirt, und kann nun zum Färben verwendet
                              werden.
                           Purpurin. – Um diesen Farbstoff darzustellen,
                              nehme ich 2 Aeq. Anilin, 2 Aequiv. Schwefelsäure von 1,850 spec. Gewicht, löse sie
                              in beiläufig 20 Theilen Wasser auf, erhitze die Lösung zum Kochen, und setze ihr
                              dann 1 Aequiv. Bleisuperoxyd zu. Das Gemisch wird nun 1–2 Stunden gekocht.
                              Hernach filtrire ich die purpurfarbige Lösung während sie noch heiß ist, und lasse
                              sie stehen bis sie kalt ist. Beim Erkalten sondert sich ein Theil des Farbstoffs in
                              Flocken ab; diesen Niederschlag sammle ich, wasche ihn schwach mit Wasser und lasse
                              ihn abtropfen. Dann koche ich ihn mit Wasser, welches schwach mit Weinsteinsäure
                              angesäuert ist, und vollende die Reinigung so wie es vorher für das Violin
                              beschrieben wurde. – Die von dem erwähnten stockigen Niederschlag abfiltrirte
                              Flüssigkeit mache ich durch Zusatz von Aetznatron alkalisch, und destillire sie bis
                              das darin enthaltene (unzersetzt gebliebene) Anilin übergegangen ist. Den Rückstand
                              in der Blase sammle ich auf einem Filter, und behandle ihn in der für das Violin
                              beschriebenen Weise.
                           Rosein. – Zur Darstellung desselben nehme ich 1
                              Aequiv. Anilin und 1 Aequiv. Schwefelsäure von 1,850 spec. Gewicht, löse sie in
                              beiläufig 20 Theilen Wasser auf, erhitze die Lösung zum Kochen, setze ihr dann 2
                              Aequiv. Bleisuperoxyd zu, und erhalte die Mischung kurze Zeit im Kochen. Hernach
                              filtrire ich die rosenrothe Lösung, concentrire sie durch Kochen, um die harzigen
                              Unreinigkeiten abzusondern, welche sich niederschlagen, und filtrire. Das Filtrat
                              ist eine zum Färben geeignete Lösung des Farbstoffs. Bei der Bildung dieses
                              Farbstoffs wird fast sämmtliches Anilin zersetzt.
                           Bei allen diesen Verfahrungsarten wende ich das Bleisuperoxyd in feuchtem und fein
                              zertheiltem Zustande an.
                           Bei der Bereitung des Violins und Purpurins entweicht während des Kochens der
                              Mischung von schwefelsaurem Anilin und Bleisuperoxyd eine beträchtliche Menge
                              Anilin; man nimmt daher diese Operation am besten in einer Blase vor, um das Anilin
                              sammeln zu können.
                           Um diese Farbstoffe in fester Form zu erhalten, werden die in beschriebener Weise
                              gereinigten Lösungen durch Zusatz eines schwachen Ueberschusses von Aetznatron
                              gefällt; den Niederschlag sammelt man auf einem Filter, läßt die Mutterlauge
                              abtropfen, und trocknet ihn dann bei einer 100° C. nicht überschreitenden
                              Temperatur.