| Titel: | Anwendung des Klebers als Beizmittel zum Färben und Drucken der Baumwollenzeuge mit Anilin-Violett, Pikrinsäure etc.; von Walter Crum. | 
| Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. XCIII., S. 309 | 
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                        XCIII.
                        Anwendung des Klebers als Beizmittel zum Färben
                           und Drucken der Baumwollenzeuge mit Anilin-Violett, Pikrinsäure etc.; von
                           Walter Crum.Der Patentträger, als wissenschaftlicher Chemiker durch seine Untersuchungen über
                                 den Indigo, die Theorie der Färberei etc. bekannt, ist Besitzer der
                                 Kattundruckerei und Bleichanstalt zu Thornliebank bei Glasgow.
                           
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Februar
                              1860, S. 152.
                        Crum's Anwendung des Klebers als Beizmittel zum Färben und Drucken
                           der Baumwollenzeuge mit Anilin-Violett etc.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung (patentirt in England am 23. Mai
                                 1859) besteht in der Anwendung des mit einem Alkali verbundenen Klebers
                              als Beizmittel, um gewisse Farbstoffe auf baumwollenen und leinenen Zeugen zu
                              befestigen. Mein Verfahren ist folgendes:
                           1) Ich verschaffe mir Weizenkleber in bekannter Weise durch Auskneten des Weizenmehls
                              mit Wasser und Wegwaschen der Stärke; diesen Kleber lasse ich in einem geeigneten
                              Gefäße so lange verbleiben, bis er seinen zähen Charakter verloren und in gewissem
                              Grade denjenigen eines Schleimes angenommen hat. Die Zeit, in welcher diese
                              Veränderung eintritt, variirt nach der Güte des Weizenmehls, welches zur Darstellung
                              des Klebers angewendet
                              und nach der Temperatur bei welcher derselbe aufbewahrt wurde. Im Sommer ist er
                              gewöhnlich nach fünf bis sechs Tagen hinreichend flüssig, und nach weiteren acht bis
                              zehn Tagen ist er im besten Zustande zur Benutzung für meinen Zweck.
                           2) Nun reinige ich diesen Schleim dadurch, daß ich den darin enthaltenen Kleber
                              wieder unauflöslich und zusammenhängend mache, wozu ich ihn mit einer Auflösung von
                              kohlensaurem Natron vermische, bis die Säure, welche sich in ihm gebildet hat,
                              gesättigt ist; dabei bediene ich mich zur Erkennung des Sättigungspunktes des
                              Reagenzpapiers. 10 Pfd. Kleber erfordern in diesem Zustande gewöhnlich 18 Unzen
                              einer Auflösung von kohlensaurem Natron von 1,150 spec. Gewicht. Indem der Kleber
                              wieder unauflöslich wird, scheidet er sich nach und nach aus der Natronlösung ab,
                              und nimmt seinen zähen und cohärenten Zustand theilweise wieder an; wenn man nun das
                              Ganze auf Leinwand schüttelt, so geht die Lösung weg, nebst einigen früher nicht
                              abgesonderten Stärketheilchen. Sind die oben angegebenen Quantitäten angewendet
                              worden, so wird dieser zurückbleibende Kleber mit 3 Pfd. kaltem Wasser ausgeknetet
                              oder gewaschen und wie vorher auf Leinwand geschüttelt; dieses Auskneten muß dreimal
                              vorgenommen werden.
                           3) Von dem so gereinigten Kleber werden 10 Pfd. mit 14 Unzen Aetznatronlösung von
                              1,080 spec. Gewicht gemischt. Der Kleber löst sich sofort auf und bildet einen
                              Schleim, welchen man mit Wasser zu der für den Handdruck erforderlichen Consistenz
                              verdünnt. Für den Walzendruck setze ich gewöhnlich 7 Pfd. Wasser zu.
                           4) Nachdem der baumwollene oder leinene Zeug mit dieser Composition bedruckt oder auf
                              sonstige Weise imprägnirt und dann getrocknet worden ist, wird er gedämpft (oder der
                              Einwirkung erhitzter und mehr oder weniger feuchter Luft ausgesetzt), dann in Wasser
                              gespült.
                           5) Nun kann der Zeug mit einem Orseille-PräparatNämlich mit dem sogenannten französischen Purpur, man s. polytechn. Journal
                                    Bd. CLII S. 300. auf bekannte Weise, oder mit Pikrinsäure, oder mit Binitrophenylsäure, oder
                              mit den verschiedenen durch Oxydation des Anilins dargestellten Farbstoffen gefärbt
                              werden. Alle diese Farbstoffe kann man auch auf den mit Kleberbeize imprägnirten und
                              dann gedämpften und gewaschenen Zeug aufdrucken, wornach man den Zeug zur
                              Befestigung derselben nochmals dämpft.
                           Man kann den Kleber auch ohne die vorgeschriebene Reinigung anwenden, nachdem man ihn
                              so lange aufbewahrt hat, daß er den höchsten Grad des flüssigen Zustandes erreichte; in diesem Falle
                              vermischt man ihn mit beiläufig dem dritten Theil seines Gewichts Aetznatronlösung
                              von 1,080 spec. Gewicht. Bei Anwendung dieses Verfahrens ist man jedoch nicht ganz
                              sicher ein gleichförmiges Resultat zu erhalten.