| Titel: | Beschreibung des Verfahrens zur Zugutemachung des Nickels und Kupfers aus nickelhaltigem Schwefel- und Kupferkies auf der Isabellenhütte bei Dillenburg; von Fr. Heusler. | 
| Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. CVII., S. 362 | 
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                        CVII.
                        Beschreibung des Verfahrens zur Zugutemachung des
                           Nickels und Kupfers aus nickelhaltigem Schwefel- und Kupferkies auf der
                           Isabellenhütte bei Dillenburg; von Fr.
                              Heusler.
                        Aus den Mittheilungen für den Gewerbeverein des Herzogthums
                                 Nassau, 1859. Nr. 14.
                        Verfahren zur Zugutemachung des Nickels und Kupfers aus
                           nickelhaltigem Schwefel- und Kupferkies.
                        
                     
                        
                           Die im Dillenburgischen vorkommenden Nickelerze sind Kupfer- und
                              Schwefelkiese, die, nach einer neuerdings von Dr.
                              Casselmann vollzogenen Untersuchung mit Schwefelnickel
                              gemengt sind, und in denen ein Theil des Nickels durch eine äquivalente Menge Eisen
                              vertreten ist.
                           Die auf der Grube gewonnenen Erze werden ohne weitere Aufbereitung in großen Stücken
                              auf die Hütte zur Zugutemachung gebracht. Letztere zerfällt nach den verschiedenen
                              Operationen in drei Abtheilungen.
                           1te Abtheilung, die Arbeiten zur Darstellung eines concentrirten Nickelkupfersteins
                              vermittelst Röstung und Schmelzung umfassend.
                           2te Abtheilung, die Arbeiten zur Darstellung von Kupfernickel und Nickelmetall aus
                              dem concentrirten Steine auf nassem Wege umfassend.
                           3te Abtheilung, die Darstellung von Gaarkupfer aus den in der 2ten Abtheilung
                              erhaltenen Rückständen vermittelst Röstung und Schmelzung umfassend.
                           
                        
                           I. Abtheilung. Die Darstellung von
                                 concentrirtem Nickelstein aus den Erzen.
                           Die Darstellung des concentrirten oder verblasenen Steins zerfällt in folgende
                              Operationen:
                           1) Das Rösten der Erze.
                           2) Das Schmelzen der gerösteten Erze zu Rohstem.
                           3) Das Rösten des Rohsteins.
                           4) Das Schmelzen des gerösteten Rohsteins zu concentrirtem
                              Stein.
                           5) Das Umschmelzen oder Raffiniren des concentrirten
                              Steins.
                           Der Zweck sämmtlicher Operationen ist: den Nickel- und Kupfergehalt der Erze
                              in einem Steine zu concentriren, der möglichst wenig Eisen und noch so viel Schwefel
                              enthält, daß der Stein spröde ist und sich leicht zerkleinern läßt.
                           
                              1. Das Rösten der Erze.
                              Das Rösten der Erze hat den doppelten Zweck, den Schwefel theilweise zu entfernen
                                 und das Eisen zu oxydiren, um es bei dem Schmelzen der Erze zum größern Theile
                                 in die Schlacke überzuführen. Es ist dieserhalb ein starkes Rösten erforderlich,
                                 denn nur bei starker Hitze wird der größere Theil des Eisens in Eisenoxyd übergeführt, und
                                 dadurch bei dem Schmelzen in die Schlacke, da bekanntlich bei dem Schmelzen mit
                                 Kohle das Eisenoxyd zu Oxydul reducirt wird, und dieses mit der Kieselsäure und
                                 den Basen der Gebirgsart Schlacke bildet, während Eisenoxydul zu Eisen reducirt
                                 wird, und als solches in den Rohstein übergeht.
                              Eine gute Röstung der Erze ist aus diesem Grunde eine ganz wesentliche Bedingung
                                 zur Erzielung eines geeigneten Products.
                              Das Rösten geschieht in überwölbten Röststadeln, welche vorn zugestellt nur unten
                                 einige Oeffnungen zur Hervorbringung des Zuges haben. Sie münden in eine
                                 Schwefelkammer, welche neuerdings zur Condensation des Schwefels angelegt worden
                                 ist. Aus der Kammer geht ein unterirdischer Zug in die gemeinschaftliche 65 Fuß
                                 hohe Esse, welche gleichzeitig zum Zug für die Kesselfeuerung der Dampfmaschinen
                                 dient.
                              Der Proceß des Röstens wird sich annähernd folgendermaßen angeben lassen.
                              Der Kupferkies zersetzt sich in Kupfer, Eisen und Schwefel, der Schwefel
                                 verflüchtigt sich theilweise als Schwefelsäure und als schweflige Säure, theils
                                 oxydirt er sich zu Schwefelsäure und verbindet sich mit Kupfer zu schwefelsaurem
                                 Kupferoxyd.
                              Der Schwefelnickel zersetzt sich auf dieselbe Weise und es bildet sich
                                 schwefelsaures Nickeloxydul. Das Eisensesquisulphuret des Kupferkieses zersetzt
                                 sich in eine niedere Schwefelungsstufe des Eisens und Schwefel wird frei; dieß
                                 niedere Eisensulphuret oxydirt theilweise zu schwefelsaurem Eisenoxydul. Der
                                 Schwefelkies der Erze zersetzt sich ebenfalls in eine niedere Schwefelungsstufe,
                                 in Einfachschwefeleisen und Schwefel; das Einfachschwefeleisen oxydirt
                                 theilweise zu schwefelsaurem Eisenoxyd und Eisenoxydul.
                              Da die Röstung nie vollkommen ist, so wird immer noch ein Theil unzersetzter
                                 Schwefelmetalle bleiben. In den gerösteten Erzen sind demnach enthalten:
                              1) Unzersetzte Sulphurete des Eisens, Kupfers und Nickels
                                 (jedoch in geringer Menge).
                              2) Niedere Eisensulphurete, die durch Zersetzung der
                                 höheren entstanden sind.
                              3) Schwefelsaure Salze des Eisens, Kupfers und Nickels.
                              4) Oxyde und Oxydule des Eisens, Kupfers und Nickels.
                              5) Gebirgsart, welche vorwiegend aus Kalkerde, Thonerde und
                                 Kieselerde besteht.
                              
                           
                              2. Das Schmelzen der
                                    Erze.
                              Die gerösteten Erze werden in circa 1 1/2zöllige
                                 Stücke zerschlagen und im Krummofen über einer Brillenherdvorrichtung mit Kohks
                                 zu Rohstein
                                 verschmolzen. Da die Erze und Gebirgsart eine solche Zusammensetzung haben, daß
                                 ohne weitern Zusatz eine gute, flüssige und reine Schlacke gebildet wird, so
                                 werden dieselben ohne Zuschläge verschmolzen, und nur zuweilen etwas Quarz oder
                                 kieselreiche Substanzen zugeschlagen, wenn im Verhältniß viele Basen, namentlich
                                 Kalk und Eisen vorhanden sind.
                              Der bei dem Schmelzen stattfindende Proceß ist einfach der, daß die Oxyde und
                                 Salze der Metalle durch den Kohlenstoff der Kohks zu Metallen reducirt werden,
                                 die sich mit dem vorhandenen Schwefel zu Sulphureten verbinden, die das eine
                                 Product des Schmelzens, den Rohstein bilden, während die Erden der Gebirgsart,
                                 Kalk-, Thon- und Kieselerde mit dem Eisenoxydul, welches durch
                                 Reduction des Eisenoxyds vermittelst Kohlenstoff gebildet worden, das zweite
                                 Product des Schmelzens, die Schlacke liefern. Die sehr eisenreiche Schlacke
                                 kommt sehr häufig in kleinen Krystallen vor, welche ein augitähnliches Ansehen
                                 haben.
                              Der Rohstem enthält in abwechselnden Verhältnissen Kupfer, Nickel und Eisen in
                                 Verbindung mit Schwefel. Die durchschnittliche Zusammensetzung desselben
                                 ist:
                              
                                 
                                    Kupfer
                                    19
                                    
                                 
                                    Nickel
                                    13
                                    
                                 
                                    Eisen
                                    35
                                    
                                 
                                    Schwefel
                                    33
                                    
                                 
                                    
                                    ––––
                                    
                                 
                                    
                                    100
                                    
                                 
                              
                           
                              3. Das Rösten des
                                    Rohsteins.
                              Der Rohstein wird einem starken 3–4 maligem Rösten unterworfen, um den
                                 größten Theil des Schwefels zu entfernen und das Eisen zu oxydiren. Es ist also
                                 derselbe Proceß wie bei dem Rösten der Erze und geschieht in denselben Oefen, in
                                 überwölbten Röststadeln. Der sich verflüchtigende Schwefel soll demnächst auch
                                 condensirt werden, was bisher nicht geschah.
                              Nach 3–4 maligem Rösten ist der Rohstein so weit vorbereitet, um zu
                                 concentrirtem Stein verschmolzen zu werden.
                              
                           
                              4. Das Schmelzen des Rohsteins zu
                                    concentrirtem Stein.
                              Das Schmelzen des Rohsteins geschieht ebenfalls im Krummofen über einer
                                 Brillenherdvorrichtung, und ist der Proceß bei dem Schmelzen derselbe wie bei
                                 dem Schmelzen der Erze, nur mit dem Unterschiede, daß die Kieselerde der
                                 Gebirgsart größtentheils durch kieselreiche Schlacke ersetzt wird, um das
                                 Eisenoxydul zu binden. Die Zusammensetzung der Schlacke ist eine mehr basische,
                                 da im Verhältniß mehr Eisenoxydul darin enthalten, auch zeigt dieselbe aus
                                 diesem Grunde nie Krystallisation.
                              
                              Das Product des Rohsteinschmelzens, der concentrirte Stein, ist durchschnittlich
                                 zusammengesetzt wie folgt:
                              
                                 
                                    24
                                    Nickel,
                                    
                                 
                                    39
                                    Kupfer,
                                    
                                 
                                    12
                                    Eisen
                                    
                                 
                                    25
                                    Schwefel,
                                    
                                 
                                    ––––
                                    
                                    
                                 
                                    100
                                    
                                    
                                 
                              
                           
                              5. Das Raffiniren oder Verblasen des
                                    Concentrationssteins.
                              Das Raffiniren oder Verblasen des Concentrationssteins hat den Zweck, das Eisen
                                 noch möglichst zu entfernen, ohne daß der Schwefel gleichzeitig abgeschieden
                                 wird. Es ist nämlich erforderlich, daß das auf nassem Wege zu verarbeitende
                                 Halbproduct nur etwa 4–5 Procent Eisen enthalte, dagegen noch so viel
                                 Schwefel, daß es spröde ist und sich leicht zu Mehl zerkleinern läßt.
                              Mittelst Rösten und nachherigem Schmelzen würde das Eisen so weit als
                                 erforderlich entfernt werden, aber auch gleichzeitig noch ein großer Theil des
                                 Schwefels, so daß der Stein weniger spröde würde. Aus diesem Grunde wird der
                                 concentrirte Stein in einem Verblaseofen, nach Art der Kupfergaarherde, jedoch
                                 mit zwei Formen versehen, eingeschmolzen und bei starkem Winde einige Stunden
                                 Verblasen, wodurch sich das Eisen größtentheils verschlackt, indem sich
                                 Kiesel- und Thonerde des Herdes mit dem Eisenoxydul zu einer basischen
                                 Schlacke verbinden.
                              Der raffinirte Stein enthält durchschnittlich:
                              
                                 
                                    35 Procent
                                    Nickel.
                                    
                                 
                                    43      „
                                    Kupfer,
                                    
                                 
                                      2      „
                                    Eisen.
                                    
                                 
                                    20      „
                                    Schwefel
                                    
                                 
                              
                           
                        
                           II. Abtheilung. Die Darstellung von
                                 Kupfernickel und Nickelmetall aus dem raffinirten Stein.
                           Die Darstellung des Kupfernickels und Nickelmetalls auf nassem Wege umfaßt folgende
                              Operationen:
                           1) Das Lösen und Fällen.
                           2) Das Reinigen der Oxyde.
                           3) Das Reduciren der Oxyde und Einschmelzen des Metalls.
                           
                              1. Das Lösen und Fällen.
                              Der raffinirte Stein wird mittelst des Pochwerks in feines Mehl zerkleinert und
                                 in einem Flammenröstofen geröstet. Der Zweck des Röstens ist möglichst
                                 vollständige Entfernung des Schwefels und Oxydation des Kupfers, Nickels und Eisens.
                                 Um diesen Zweck zu erreichen, ist bei größter Zertheilung des Röstguts die
                                 Röstung in einem Flammenofen erforderlich, wo die Flamme fortwährend auf der
                                 Röstmasse aufschlägt, wodurch dieselbe erhitzt und der zutretenden Luft
                                 Gelegenheit gegeben ist sich mit den Metallen zu verbinden, während durch
                                 fortwährendes Umrühren der Röstmasse ein beständiger Wechsel der Oberfläche der
                                 einzelnen Theilchen erzielt und dadurch ein beständiges Oxydiren derselben
                                 herbeigeführt wird. Das Rösten eines Satzes (circa
                                 300 Pfd.) dauert 9 Stunden, innerhalb welcher Zeit das Röstgut verschiedene
                                 Stadien durchläuft. Diese Stadien lassen sich als folgende bezeichnen:
                              1) Das Abwärmen.
                              2) Das Abschwefeln.
                              3) Die Bildung der Oxyde und schwefelsauren Salze.
                              4) Die Zersetzung der schwefelsauren Salze.
                              Die erste Periode, das Abwärmen, dauert nur etwa eine Stunde und endigt dann,
                                 wenn die Masse anfängt roth zu werden, wo die zweite Periode, die Entwicklung
                                 von schwefliger Säure, beginnt. Da durch die Entwicklung der schwefligen Säure,
                                 wenn diese vollständig im Gange ist, viel Wärme erzeugt wird, so muß das Feuern
                                 vorsichtig und nicht zu rasch geschehen, da durch zu große Hitze die Schmelzung
                                 der Schwefelmetalle, und damit eine Knotenbildung veranlaßt wird, die nur schwer
                                 wieder zu beseitigen ist. Die Periode der Abschwefelung dauert 2–3
                                 Stunden, sie ist die wichtigste des ganzen Röstprocesses, da sie die gute oder
                                 schlechte Röstung bedingt, denn je feinkörniger und gleichmäßiger die Masse
                                 während dieser Periode geblieben, desto vollständiger geht die Oxydation später
                                 vor, und um so weniger Rückstände bleiben bei dem Lösen mit Säure.
                              Sobald die Entwicklung der schwefligsauren Dämpfe abnimmt, so wird stärker
                                 gefeuert; es tritt die dritte Periode, die der Oxydation ein. Es ist zwar schon
                                 während der zweiten Periode die Oxydation vor sich gegangen, indem gleichzeitig
                                 mit dem Verflüchtigen des Schwefels die Verbindung der Metalle mit Sauerstoff
                                 stattfindet, es bilden sich aber vorzugsweise nur die niederen Oxydationsstufen
                                 der Metalle, Eisenoxydul und Kupferoxydul, während in der dritten Periode diese
                                 Metalle in Oxyde übergeführt werden und gleichzeitig zum Theil sich mit
                                 Schwefelsäure, die auch in dieser Periode gebildet wird, zu schwefelsauren
                                 Salzen verbinden. Eine Ausnahme macht das Nickeloxydul, das in der niedern
                                 Oxydationsstufe verbleibt.
                              Diese dritte Periode dauert 3–4 Stunden bei mäßig starkem Feuern, so daß
                                 die Masse schließlich stark rothglühend wird. Es tritt dann die vierte Periode,
                                 die der Reduction der schwefelsauren Salze ein. Da es vortheilhaft ist, möglichst
                                 wenig schwefelsaure Salze demnächst in Lösung zu haben, so wird diese letzte
                                 Periode etwas verlängert, zugleich auch deßhalb, um den letzten Antheil
                                 Eisenoxydul in Eisenoxyd zu verwandeln.
                              Die schwefelsauren Salze der drei Metalle, Eisen, Kupfer und Nickel zersetzen
                                 sich in verschiedenen Graden der Hitze; am ersten das schwefelsaure Eisenoxydul
                                 und Oxyd, dann das schwefelsaure Kupferoxyd, am schwierigsten das schwefelsaure
                                 Nickeloxydul. Es wird deßhalb in der letzten Stunde der Röstung die Hitze zu
                                 starker Rothgluth gesteigert und zur Beförderung des Processes auch wohl etwas
                                 Kohlenklein zugesetzt.
                              Ein Versuch, der angestellt wurde, um schwefelsaure Salze durch die Röstung zu
                                 bilden und diese auszulaugen, ergab, daß sich
                              
                                 
                                    7,6 Procent
                                    Nickel und
                                    
                                 
                                    2,9      „
                                    Kupfer
                                    
                                 
                              als schwefelsaure Salze gelöst hatten.
                              Da eine Bildung von Knoten durch Zusammensintern der leicht schmelzbaren
                                 Schwefelmetalle (des Eisens namentlich) nicht ganz zu vermeiden ist, so wird das
                                 Röstgut durch ein feines Sieb gesiebt, das Gesiebte zum Lösen gebracht, und die
                                 Rückstände wieder zerkleinert und geröstet.
                              Das Lösen geschieht in Salzsäure und zwar wird aus dieser salzsauren Lösung
                                 Kupfernickel dargestellt.
                              Es wird Wasser bis zu etwa 60 Grad erwärmt, gleiche Menge Salzsäure von
                                 22–23 Grad zugeschüttet und der geröstete Stein in kleinen Partien von
                                 100 Pfd. unter beständigem Umrühren eingebracht. Die auf etwa 10 Grad verdünnte
                                 Säure löst 60–65 Procent des Steins auf, jedoch nicht zum ersten Male,
                                 sondern bei 3maligem Lösen, indem die Rückstände, die sich auf den Böden der
                                 Fässer absetzen, wieder in verdünnte Säure eingebracht werden, nachdem sie
                                 vorher mit etwas Wasser zu Schlamm angerührt sind.
                              Die Lösung enthält nun hauptsächlich Kupferchlorid und Nickelchlorür, sodann
                                 etwas schwefelsaure Salze dieser Metalle; das Eisen wird fast gar nicht in der
                                 verdünnten Salzsäure aufgelöst, und bleibt selbst etwas Kupferoxyd und viel
                                 Nickeloxydul in den Rückständen. Am besten löst sich das Kupferoxyd, weniger das
                                 Nickeloxydul, im Verhältniß von etwa 7 Kupfer zu 3 Nickel, welches im
                                 Durchschnitt die Zusammensetzung des Kupfernickels ist. Die Ursache, daß sich
                                 die Oxyde des Kupfers und Nickels nicht vollständig lösen, ist wohl darin zu
                                 finden, das sich Metalloxyde, welche stark geglüht sind, sehr schwer in
                                 verdünnter Säure lösen, und ist dieser Uebelstand nicht zu vermeiden, da ein zu
                                 schwaches Rösten viel schwefelsaure Salze in dem Röstgut lassen würde, die aus
                                 später angeführten Gründen nachtheilig wirken.
                              
                              Uebrigens ist dieß kaum ein Uebelstand zu nennen, da aus den Rückständen, die,
                                 wie bemerkt, viel Eisenoxydul enthalten, vermittelst concentrirter Schwefelsäure
                                 Nickelmetall gewonnen wird.
                              Die salzsaure Lösung des Kupferoxyds und Nickeloxyduls wird mit Kalkmilch
                                 gefällt, und die gefällten Oxyde durch Filtrirapparate zu solcher Consistenz
                                 gebracht, daß sich dieselben in Leinwandsäcken unter einer Presse verdichten
                                 lassen, um demnächst leicht getrocknet werden zu können.
                              Die Rückstände von der salzsauren Lösung werden mit Wasser einige Male
                                 ausgewaschen, und, wie oben bemerkt, mit Schwefelsäure nochmals gelöst, um
                                 Nickelmetall daraus darzustellen. Sie eignen sich zu diesem Zwecke deßhalb, weil
                                 sie wenig Kupfer und viel Nickel enthalten, die Trennung beider Metalle also
                                 dadurch erleichtert ist. Sie werden in der Weise behandelt, daß man sie mit
                                 wenig Wasser zu einem Brei anrührt und dann Schwefelsäure von 66° B.
                                 zuschüttet. Die Masse kocht stark auf, indem die Schwefelsäure Wasser bindet und
                                 theilweise verdampft, sich dabei mit den Oxyden verbindend. Die so gebildeten
                                 schwefelsauren Salze werden in kochendem Wasser aufgelöst. Es bleiben dabei
                                 Rückstände, welche nochmals nach vorheriger Röstung aufgelöst und die Lösung auf
                                 Nickelmetall verarbeitet wird.
                              Die schwefelsaure Lösung enthält schwefelsaures Nickeloxydul (vorwiegend),
                                 schwefelsaures Kupferoxyd und Eisenoxyd. Die Trennung des letztern von dem
                                 erstern, dem Nickeloxydul, geschieht mittelst kohlensaurem Kalk, der zu dem
                                 Zwecke in feines Mehl gepocht wird. Ehe das Fällen beginnt, wird die etwa
                                 überschüssige Säure durch Kupfer- und Nickelniederschlag, der bei dem
                                 spätern Proceß des Reinigens der Oxyde erfällt, neutralisirt. Das Fällen des
                                 Eisens und Kupfers beginnt erst, wenn die Lösung auf etwa 55 Grad erwärmt
                                 ist.
                              Der kohlensaure Kalk wird dann löffelweise unter beständigem Umrühren der Lösung
                                 zugesetzt, so lange bis eine Probe mit Ferrocyankalium ergibt, daß das Eisenoxyd
                                 vollständig ausgefällt ist. Es wird dann mit Zusetzen des kohlensauren Kalks
                                 aufgehört und nun die Lösung bis 70 Grad erwärmt und umgerührt, wodurch dann der
                                 letzte Rest des Kupferoxyds vollständig ausfällt.
                              Ist dieß durch eine Probe mit Ferrocyankalium erwiesen, so wird sofort Lösung
                                 sammt Niederschlag in wasserdichte Kasten abgelassen, um sich daselbst zu
                                 klären.
                              Der Proceß des Fällens ist ganz ähnlich dem bei der Analyse nickelhaltiger
                                 Producte angewendeten vermittelst kohlensauren Baryts, nur mit dem Unterschiede,
                                 daß hier salzsaure Lösung vorhanden, während dort schwefelsaure, welche wegen
                                 der Unlöslichkeit oder Schwerlöslichkeit des kohlensauren Kalks die Trennung der Metalle
                                 erschwert. Der Niederschlag enthält daher außer Kupferoxyd und Eisenoxyd eine
                                 nicht unbedeutende Menge Nickeloxydul, welche bei dem Fällen mit
                                 niedergeschlagen worden ist.
                              Zur Erläuterung des Fällungsprocesses folgen hier einige Analysen, welche die
                                 Menge des gefällten Nickels in den verschiedenen Stadien des Processes
                                 ergeben:
                              1) Vor vollständiger Fällung des Eisens, nachdem dasselbe jedoch größtentheils
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                                      1,42 Procent
                                    Nickel,
                                    
                                 
                                    12,30      „
                                    Kupfer
                                    
                                 
                              2) Nach vollständiger Fällung des Eisens:
                              
                                 
                                      1,54 Procent
                                    Nickel,
                                    
                                 
                                    12,44      „
                                    Kupfer.
                                    
                                 
                              3) Nach vollständiger Fällung des Eisens und Kupfers:
                              
                                 
                                      3,67 Procent
                                    Nickel,
                                    
                                 
                                    13,44      „
                                    Kupfer.
                                    
                                 
                              Hierbei muß bemerkt werden, daß sofort nach Fällung des Kupfers Lösung und
                                 Niederschlag abgelassen wurde, um sich zu klären, wobei sie rasch erkaltete,
                                 während wenn
                              4) nach Fällung des Kupfers Lösung und Niederschlag im Fasse stehen blieb und
                                 langsam erkaltete, der Niederschlag enthielt:
                              
                                 
                                      3,86 Procent
                                    Nickel.
                                    
                                 
                                    13,44      
                                       „
                                    Kupfer.
                                    
                                 
                              Aus diesen Analysen gebt hervor, daß der größere Theil des Nickels im letzten
                                 Stadium des Processes wo das Kupfer vollständig ausgefällt wurde,
                                 niedergeschlagen wird, und folglich um so weniger Nickel mitgefällt wird, je
                                 weniger Kupfer in der Lösung vorhanden.
                              Es ist daher das möglichst vollständige Auflösen des Steins mit Salzsäure, wobei
                                 das meiste Kupfer aufgelöst wird, im Interesse des Fällungsprocesses, um den
                                 Verlust an Nickel dabei zu vermeiden. Indeß ist dieß nicht dahin zu verstehen,
                                 daß das Nickel, welches im Niederschlag enthalten, verloren wäre, sondern nur
                                 nochmals ein Lösungsproceß vorgenommen werden muß, um dasselbe zu gewinnen, der
                                 vermieden würde, wenn die Trennung des Eisens und Kupfers von dem Nickel eine
                                 vollständige wäre. Dieser Proceß ist nun folgender: Sobald der Niederschlag sich
                                 abgesetzt hat, und einige Male ausgewaschen worden, wird derselbe mit Wasser zu
                                 dünnem Brei angerührt und Salzsäure zugesetzt, wodurch eine Lösung des
                                 Kupferoxydes (zum Theil) und des Nickeloxyduls mit Kalk entsteht. Diese
                                 Lösung wird mit Kalkmilch gefällt und der erhaltene Kupfer- und
                                 Nickelniederschlag auf Kupfernickel bearbeitet, wie die aus der salzsauren
                                 Lösung des gerösteten Steins erfallene. Die Lösung enthält wenig oder gar kein
                                 Eisen, da das Eisenchlorid durch die Einwirkung des überschüssigen Kupferoxyds
                                 wieder ausgefällt wird. Es wird deßhalb der Niederschlag mehrmals umgerührt,
                                 sobald die Säure zugesetzt worden.
                              Die Nickeloxydullösung (schwefelsaure), die vom Fällungsproceß herrührt, wird,
                                 sobald sie sich geklärt hat, mit Kalkwasser gefällt, und das gefällte
                                 Nickeloxydulhydrat durch Filtriren und Pressen so verdichtet, daß dasselbe
                                 getrocknet werden kann.
                              
                           
                              2. Das Reinigen der
                                    Oxyde.
                              Das Trocknen der Oxyde geschieht in einem Trockenstammofen durch die abziehende
                                 Flamme des Verblaseofens. Das Kupferoxyd-Nickeloxydul enthält ebenso wie
                                 das reine Nickeloxydul eine nicht unbedeutende Menge Gyps, der sich bei dem
                                 Fällen mit Kalkmilch und Kalkwasser bildet. Man kann im Durchschnitt den Gehalt
                                 an Gyps im kupferigen Oxyd zu 8 Proc., im reinen Oxyd zu etwa 15 Procent
                                 annehmen. Der Proceß des Reinigens hat nun den Zweck, den Gyps vollständig oder
                                 soweit zu entfernen, daß der noch bleibende Rest dem darzustellenden Metall
                                 nicht schädlich ist. Das Kupferoxyd-Nickeloxydul wird, sobald es
                                 getrocknet ist, wodurch es in wasserfreies, schwarzes Oxyd verwandelt worden,
                                 mit Wasser gemahlen, durch ein feines Sieb durchgeschlagen und vermittelst
                                 Decantiren der Gyps ausgewaschen. Dem Auswaschwasser wird eine geringe Menge
                                 Salzsäure zugesetzt, um das Auswaschen zu beschleunigen.
                              Eine Bütte enthält 140 Pfd. gemahlenes Oxyd und wird pro Tag 4mal ausgewaschen, wobei jedesmal 4 Pfd. Salzsäure zugesetzt
                                 werden. Nach Verlauf von 4 Tagen ist dieses Oxyd mit einem Aufwand von
                                 60–70 Pfd. Säure so weit von Gyps gereinigt, daß in dem dargestellten
                                 Metall nur etwa noch 0,3 Procent Schwefel enthalten ist.
                              Da das reine Nickeloxydul in getrocknetem Zustande sehr hart ist, so wird es vor
                                 dem Mahlen einem mehrstündigen Glühen unterworfen, wodurch es die graue Farbe
                                 des Oxyduls annimmt, weich wird, und fast unlöslich in verdünnter Säure ist.
                              Bei dem Auswaschen, namentlich des kupferhaltigen Oxyds, löst sich eine geringe
                                 Menge der Oxyde; die Lösung und das Waschwasser wird deßhalb mit Kalkmilch
                                 gefällt und der Niederschlag zum Neutralisiren der sauren Lösung benutzt.
                              Früher wurden nun beide Arten von Oxyden, nachdem sie gypsfrei waren, zu Würfeln
                                 geformt und mit Kohlenstaub in Metalltiegeln zu Metall reducirt. Das so
                                 erhaltene reine Nickelmetall wird als Würfel verkauft, die Kupfernickelwürfel
                                 aber in einem Gaarheerde zusammengeschmolzen, und das Kupfernickel in Scheiben
                                 wie das Kupfer abgehoben und in dieser Form an die Neusilberfabriken
                                 verkauft.
                              Die Reduction des Kupfernickeloxyds erfolgt leicht und schnell, in etwa 1 1/2
                                 Stunden, während des Nickeloxydul zur vollständigen Reduction etwa 3 Stunden
                                 starke Weißglühhitze bedarf.
                              Das reine Nickelmetall (in Würfeln) hat folgende Zusammensetzung:
                              
                                 
                                    
                                    I.
                                    II.
                                    III.
                                    
                                 
                                    Nickel
                                    98,29
                                    96,29
                                    96,17
                                    
                                 
                                    Kupfer
                                      0,24
                                      0,41
                                      2,17
                                    
                                 
                                    Eisen
                                      0,81
                                      0,98
                                      0,45
                                    
                                 
                                    unlöslicher Rückstand und Verlust
                                      0,66
                                      1,40
                                      1,21
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                     100,00
                                     100,00
                                     100,00
                                    
                                 
                              Die Zusammensetzung des Kupfernickels ist verschieden, je nachdem mehr oder
                                 weniger Kupfer vorhanden. Die folgenden Analysen geben den durchschnittlichen
                                 Gehalt an.
                              
                                 
                                    
                                    I.
                                    II.
                                    
                                 
                                    Kupfer
                                    66,67
                                    68,25
                                    
                                 
                                    Nickel
                                    32,27
                                    29,83
                                    
                                 
                                    Eisen
                                      0,70
                                      1,41
                                    
                                 
                                    Schwefel
                                      0,32
                                      0,31
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                     100,00
                                     100,00
                                    
                                 
                              Die Reduction des reinen Nickeloxyduls geschieht noch jetzt, wie angegeben; die
                                 des kupferoxydhaltigen zu Kupfernickel ist in der letzten Zeit in folgender
                                 Weise abgeändert worden. Es wird jetzt das ausgewaschene und durch Abdampfen
                                 etwas consistent gemachte Oxyd in einem eigens construirten Herde mit 2 Formen
                                 direct zu Metall eingeschmolzen. Dabei verschlackt sich fast das sämmtliche
                                 Eisen und der Kalk, welche noch im Oxyd vorhanden waren, indem sich beide
                                 Substanzen mit der Kieselerde des Herdes zu Schlacke verbinden. Das Metall,
                                 welches auf diese Weise rascher und billiger dargestellt wird, enthält nur noch
                                 0,16 Proc. Eisen. Es wird in Scheiben gerissen, wie das Rosettenkupfer und so in
                                 den Handel gebracht. Ich habe auf diese Weise Metall von 73 Proc. Nickelgehalt
                                 dargestellt, was man früher für unmöglich gehalten hätte.
                              
                           
                        
                           III. Abtheilung. Die Darstellung von
                                 Gaarkupfer aus den ausgelaugten Niederschlägen.
                           Wie oben bemerkt, wird das Nickel und ein Theil des Kupfers aus den Niederschlägen
                              durch Auslaugen mit Salzsäure gewonnen. Die Rückstände, welche dabei bleiben, die Eisen,
                              Kupfer, Gyps und etwas Nickel enthalten, werden auf Gaarkupfer verschmolzen. Es
                              erfällt, da noch hinreichend Schwefel vorhanden, ein Kupferstein von circa 40 Proc. Kupfer. Derselbe wird mehrmals geröstet
                              und dann geschmolzen. Es erfällt ein Schwarzkupfer, das noch circa 5 Procent Nickel enthält. Es ist dieserhalb schwierig gaar zu
                              machen, und erst nach vielen Versuchen gelang es ein reines Gaarkupfer darzustellen.
                              Das erzielte Kupfer enthält:
                           
                              
                                 
                                 Von einer mittleren Scheibedes Herdes.
                                 Von der unteren Scheibedes Herdes
                                 
                              
                                 
                                 I.
                                 II.
                                 
                              
                                 Nickel
                                   0,99
                                   0,44
                                 
                              
                                 Eisen
                                   0,99
                                   0,50
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 98,82
                                 99,06
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                                 100,00
                                             
                                    100,00
                                 
                              
                           Bei dem Proceß des Gaarmachens dieses Nickelhaltigen Schwarzkupfers ist
                              eigenthümlich, daß sich das Nickel am Schlüsse des Gaarmachens größtentheils als
                              Nickeloxydul in die oberen Scheiben absetzt und zwar als schwarze kleine
                              Krystalle.
                           Diese Beobachtung ist zuerst von Dr.
                              Genth gemacht worden, der nachwies, daß diese Krystalle
                              Nickeloxydul seyen. Um die Oxydation des Nickels zu befördern, wird gegen Ende des
                              Processes etwas Blei zugesetzt, welches sich rasch oxydirt, seinen Sauerstoff an
                              Nickel abgibt, und so den Proceß der Abscheidung des Nickels befördert.