| Titel: | Locomobile mit variabler Expansion und entlastetem Vertheilungsschieber, von Maldant und Comp., Maschinenfabrikanten in Bordeaux. | 
| Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. CXIV., S. 401 | 
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                        CXIV.
                        Locomobile mit variabler Expansion und
                           entlastetem Vertheilungsschieber, von Maldant und Comp., Maschinenfabrikanten in Bordeaux.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Februar 1860, S.
                              57.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Maldant's Locomobile mit variabler Expansion und entlastetem
                           Vertheilungsschieber.
                        
                     
                        
                           Diese Locomobile war unter der interessanten Sammlung von Maschinen, welche die HHrn.
                              Maldant und Comp. zur Ausstellung von Bordeaux lieferten. Sie ist besonders durch die große Einfachheit ihrer Organe
                              bemerkenswerth, und durch einen neuen Dampfvertheilungsmechanismus, welcher den
                              Zweck hat, den Dampfdruck auf den gewöhnlich bei Dampfmaschinen angewandten
                              Vertheilungsschieber zu vermeiden. Hr. Maldant
                              beschäftigt sich seit längerer Zeit mit dieser wichtigen Frage, und er hatte bereits
                              auf der allgemeinen Pariser Industrieausstellung im Jahre 1855 eine horizontale
                              Maschine ausgestellt, welche mit entlasteten Schiebern versehen war.
                           Besondere Beachtung verdient außerdem noch der Umstand, daß der Kessel der Locomobile
                              mit einer Siederöhre versehen ist, durch welche eine große Heizfläche erzielt wird,
                              ohne daß Feuer- oder Rauchröhren angewendet werden, welche so häufig
                              derartige Apparate dienstuntauglich machen.
                           
                        
                           Beschreibung der Locomobile.
                           Fig. 7 ist
                              eine äußere, verticale Ansicht der ganzen Maschine. Fig. 8 ist ein
                              Längendurchschnitt mitten durch den Kessel, Fig. 9 ein verticaler
                              Querdurchschnitt nach der Linie 1 – 2 – 3 – 4, welcher
                              gleichzeitig durch den Vertheilungsmechanismus oder die Steuerung geht.
                           Fig. 10
                              stellt den Dampfcylinder im Detail dar, und zwar von der Seite angesehen, auf
                              welcher sich die Platte mit den Dampfcanälen befindet.
                           Fig. 11 ist
                              ein Durchschnitt des Cylinders mitten durch die Steuerung, und Fig. 12 eine Ansicht der
                              die Stelle des Dampfschiebers vertretenden neuen Vorrichtung.
                           
                           Die Maschine besteht, wie alle Apparate dieser Art, aus einem Kessel A, der mit einem innen liegenden Siederohr (bouilleur) B versehen ist,
                              welches mit dem cylindrischen Hauptkessel durch die Verbindungsröhre b in Verbindung steht. Eine Feuerungsröhre C umgibt das Siederohr und leitet die Flamme und den
                              Rauch in die Rauchkammer D. Diese ist unten mit einem
                              Behälter d versehen, in welchem sich das Speisewasser
                              befindet, damit es durch die abziehenden Verbrennungsproducte erwärmt wird. Die
                              Feuerung hat einen geneigten Rost c, welcher durch den
                              Aschenkasten d verschlossen ist. An letzterem befindet
                              sich eine Thür d', die man durch eine Kette d² (Fig. 7) nach Bedürfniß
                              offen erhalten kann.
                           Auf dem Kessel A sind die Lager p befestigt, in welchen die Schwungradwelle a
                              liegt, die mit einer Kurbel a' und einer als Schwungrad
                              dienenden Riemenscheibe V versehen ist. Auf den Kessel
                              A ist der Dampfdom H
                              aufgesetzt, welcher wie gewöhnlich mit einem Wasserstandsglas l, mit einem Manometer o und zwei
                              Sicherheitsventilen r versehen ist.
                           An die Ränder des Dampfcylinders E sind zwei Träger m angegossen, mittelst welcher der Cylinder auf den
                              Kessel befestigt ist.
                           Durch die gebogene gußeiserne Röhre I, welche mit einem
                              Hahnen I' versehen ist, gelangt der Dampf aus dem
                              Dampfdom H in die Vertheilungscanäle und den Cylinder.
                              Aus dem Cylinder entweicht der Dampf durch die Röhre K,
                              welche in den Kamin F mündet.
                           Die Zuführung des Dampfes bald auf die eine, bald auf die andere Seite des Kolbens
                              n (Fig. 11) geschieht durch
                              den Sector v (Fig. 12), welcher mit
                              vier Oeffnungen versehen ist, von denen zwei, y und y', mit den Zuführungscanälen correspondiren, während
                              die beiden anderen z und z'
                              die Verbindung mit der Dampfabzugsröhre herstellen.
                           In die Mitte des Sectors mündet von der einen Seite die Dampfzuführungsröhre, von der
                              andern die Abzugsröhre, und derselbe ist noch mit einer Verstärkung i versehen, welche als Stopfbüchse zur Verbindung mit
                              der Röhre I dient.
                           Die mit den Eintrittsöffnungen x und x' versehene Platte des Cylinders ist vollkommen eben
                              geschliffen, und hat in ihrer Mitte eine cylindrische Vertiefung, in welche ein an
                              dem Sector v angebrachter Ansatz von derselben Form
                              vollkommen genau paßt.
                           Eine eiserne Stange i', welche in den an die Röhre I angegossenen Träger eingeschraubt ist, dient dazu, die
                              eben geschliffenen Flächen der Cylinderplatte und des Sectors so dicht an einander
                              zu halten, daß kein Dampf entweichen kann.
                           Aus den Figuren
                                 10, 11 und 12 ist leicht der Weg zu erkennen, welchen der Dampf macht, wenn der
                              Sector v kreisförmig hin und zurück bewegt wird. Diese kreisförmig
                              abwechselnde Bewegung erhält der Sector v durch die
                              Zugstange e, welche durch ein auf die Schwungradwelle
                              a aufgekeiltes Excentricum bewegt wird. So wird
                              z.B., wenn die Oeffnung x des Cylinders in Verbindung
                              mit der Oeffnung z des Sectors ist, die Oeffnung x' mit der von y'
                              communiciren. Der Dampf gelangt dann auf die rechte Seite des Kolbens, und entweicht
                              von seiner linken Seite weg, wie dieß die Pfeile in Fig. 11 anzeigen.
                              Natürlich findet das Gegentheil statt, wenn die Oeffnungen z' und y in Verbindung mit denen des Cylinders
                              x und x' stehen.
                           Um die gewöhnlich als Kolbenstangenführung dienenden Schieber zu vermeiden, brachte
                              Hr. Maldant an dem Dampfkolben n zwei Röhrenstücke k an, welche sich in den
                              an beiden Cylinderenden angebrachten Stopfbüchsen bewegen. Der Kolben wirkt auf die
                              Zugstange X, welche ihrerseits die Bewegung auf die
                              Achse a mittelst der Kurbel a' überträgt.
                           Die Speisung des Kessels geschieht durch die Pumpe g,
                              welche mit einer Saugröhre h versehen ist, die in den
                              Recipienten d einmündet. In diesem Recipienten befindet
                              sich das durch die Verbrennungsproducte vorgewärmte Speisewasser. Von der Pumpe aus
                              geht letzteres durch die Steigröhre h' in den
                              Kessel.
                           Die Speisepumpe wird durch die Zugstange f in Bewegung
                              gesetzt, die an das Auge der Bleuelstange X angehängt
                              ist.
                           Der ganze Mechanismus ist durch die Träger u fest mit der
                              Achse M verbunden.
                           Die eisernen Räder N haben flache Felgen und Speichen mit
                              rechtwinkeligem Querschnitte. Sie sind, wie leicht ersichtlich, äußerst einfach
                              construirt, und zum Dienste der Maschine ganz geeignet.
                           Aus der allgemeinen Anordnung der Locomobile geht hervor, daß in Bezug auf große
                              Einfachheit die Erbauer alles Mögliche geleistet haben. Durch den neuen, äußerst
                              zweckmäßig angeordneten Steuerungsmechanismus wurde außerdem der den Nutzeffect der
                              gewöhnlichen Dampfmaschinen schmälernde Dampfdruck auf den Schieber vermieden.
                           Nach Mittheilungen des Hrn. Maldant geht aus den von Hrn.
                              Clamageran angestellten Versuchen hervor, daß eine
                              Locomobile dieses Systems bei einem Dampfdruck von 5 Atmosphären in 10 Stunden 125
                              Liter Newcastle-Kohlen, also stündlich 12,50 Liter verbraucht hat. Diese
                              Kohle ist sehr schwer, und der Hektoliter wiegt 88 Kilogr. Die Maschine verbrauchte
                              also 11 Kilogr. in einer Stunde, und da sie 5 Pferdekräfte hat, so wurden stündlich
                              für jede Pferdekraft 2,22 Kilogr. Steinkohlen verbraucht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
