| Titel: | Anwendung des Käsestoffs und des Klebers als Beizmittel zum Färben und Drucken der Baumwollenzeuge mit Anilin-Violett, Pikrinsäure etc.; von Walter Crum. | 
| Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. CXXVII., S. 445 | 
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                        CXXVII.
                        Anwendung des Käsestoffs und des Klebers als
                           Beizmittel zum Färben und Drucken der Baumwollenzeuge mit Anilin-Violett,
                           Pikrinsäure etc.; von Walter
                              Crum.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, März 1860,
                              S. 196.
                        Crum, Anwendung des Käsestoffs und des Klebers als Beizmittel für
                           Baumwollenzeuge.
                        
                     
                        
                           Anwendung des Käsestoffs als
                                 Beizmittel.
                           Meine Erfindung (patentirt in England am 28. Mai
                                 1859) besteht in der Anwendung des käsigen Theils der Milch mit Zusatz
                              von Aetznatron, als Beizmittel für Pikrinsäure, Anilin-Violett etc., auf
                              baumwollenen und leinenen Zeugen. Zu diesem Zweck mische ich den Käsestoff mit
                              Aetznatron, und nachdem der Zeug mit dieser Mischung bedruckt oder auf andere Weise
                              imprägnirt, dann getrocknet und gedämpft worden ist, färbe oder bedrucke ich ihn mit
                              dem Farbstoff.
                           
                           Ich verwende z.B. den aus frischer oder abgerahmter Süßmilch oder den aus Buttermilch
                              durch Gerinnung dargestellten Käsestoff; oder das Gerinnsel der Buttermilch, welches
                              im getrockneten und zerstoßenen Zustande im Handel unter dem Namen Lactarin
                              vorkommt. Wenn ich Lactarin anwende, mische ich 1 Pfd. desselben mit 2 1/2 Pfd.
                              Wasser und 1 1/2 Pfd. Aetznatronlösung von 1,080 spec. Gewicht. Wenn ich hingegen
                              den ungetrockneten Buttermilch-Käse, oder den ungetrockneten Käse von
                              Süßmilch, welche durch eine Säure zum Gerinnen gebracht wurde, anwende, so nehme ich
                              3 Pfd. desselben (statt 1 Pfd. Lactarin) und behandle ihn in ähnlicher Weise. Soll
                              endlich das Gerinnsel von Milch benutzt werden, welche durch Lab coagulirt wurde, so
                              nehme ich 2 Pfd. desselben (statt 1 Pfd. Lactarin) und setze ihm 18 Unzen obiger
                              Aetznatronlösung nebst der erforderlichen Menge Wasser zu. Ich ziehe jedoch den aus
                              Buttermilch dargestellten getrockneten oder ungetrockneten Käse dem aus Süßmilch
                              erhaltenen vor.
                           Nachdem der Zeug mit Käsestoff-Präparat getränkt, dann getrocknet und gedämpft
                              worden ist, spült man ihn in kaltem Wasser und färbt ihn hernach in einem
                              Orseille-PräparatNämlich in dem sogenannten französischen Purpur, man s. polytechn. Journal
                                    Bd. CLII S. 300., oder in Pikrinsäure, Binitrophenylsäure oder Anilin-Violett; oder
                              man druckt diese Farbstoffe auf und dämpft dann den Zeug nochmals.
                           Wenn man blassere Farben zu erhalten wünscht, kann man das Aetznatron mit Vortheil
                              durch kohlensaures Natron ersetzen.
                           Ueberhaupt empfehle ich, durch vorläufige Proben zu ermitteln, mit welchem Verhältniß
                              von Alkali ein anzuwendender Käse das beste Resultat gibt.
                           
                        
                           Anwendung des Klebers als
                                 Beizmittel.
                           Ich benutze jetzt den Kleber ohne Zusatz von Alkali als Reizmittel für die erwähnten
                              Farbstoffe.Im Gegensatz mit dem früheren Patent, S. 308 in diesem Bande des polytechn.
                                    Journals. Zur Darstellung des Klebers knete ich Weizenmehl, wie es zum Brodbacken
                              geschieht, und entferne dann aus dem Teig die Stärke durch Waschen mit Wasser in
                              bekannter Weise. Den nach diesem Waschen zurückbleibenden Kleber gebe ich in ein
                              Gefäß, worin ich ihn bei der Temperatur der Sommerwärme so lange stehen lasse, bis
                              er sich in eine halbflüssige gummige Substanz verwandelt hat, welche mit Wasser in
                              allen Verhältnissen gemischt werden kann. Nachdem dieser Kleber zur geeigneten Consistenz
                              verdünnt worden ist, klotzt man damit die Baumwollenzeuge, welche hernach gedämpft
                              und gerade so wie es oben für den Käsestoff angegeben wurde, gefärbt oder bedruckt
                              werden.